Leo Frobenius als Kunst- und Literaturvermittler
Seiten
2006
|
1., Aufl.
dissertation.de (Verlag)
978-3-86624-163-3 (ISBN)
dissertation.de (Verlag)
978-3-86624-163-3 (ISBN)
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In diesem hervorragenden Buch über die kunst- und literaturwissenschaftlichen Aspekte des Werkes von Leo Frobenius untersucht Maurice Nguepe die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, geistesgeschichtlichen und politischen Hintergründe, welche die Persönlichkeit des berühmtesten deutschen Ethnologen als Institution gestaltet haben. Er kommt zur Feststellung, dass zwischen 1904 und 1934 ein Schüler- und Forscherkreis von ca. hundert Personen um den Frankfurter Ethnologen entstand so, dass der Name Frobenius nur der Baum war, der einen ganzen Wald versteckte. Maurice Nguepe zeigt deutlich, dass in diesem intellektuellen Kontext, in dem die Kulturmorphologie entstand, die Epistemologie Immanuel Kants, die Frobenius an mehreren Stellen seiner Bücher für tote Wissenschaft hielt, den sich als Wissenschaft der lebendigen Organismen definierenden Morphologien von Goethe, von Hegel und von Spengler entgegengesetzt wurde. So machte sich Frobenius von Goethe die Pflanzenlehre und die Tierkunde zu eigen, von Hegel die Idee des Weltgeistes und von Spengler die der Geschichtlichkeit. Mit der Pflanzen- und Tierlehre kategorisierte Frobenius dann die in Schwarzafrika herrschende Kulturform als eine von der Pflanze und die Kultur nördlich der Saharawüste als eine vom Tier bedingte Kultur. Dieser epistemologische Ansatz, den Maurice Nguepe der Kritik unterzieht, macht Sinn, wenn man die Oberkategorien der Äthiopik und der Hamitik, mit denen Frobenius die zwei grossen Kulturtypen analysiert hat, berücksichtigt. Es handelt sich um Kategorien, die sich auf Rassen (Hamite bzw. Chamite bedeutet anfänglich „schwarz“) beziehen und mit einer geopolitischen Klassifikation auf afrikanischem Boden einhergehen. Die geopolitische Klassifikation läßt sich dadurch verstehen, dass Frobenius die sog. Äthiopische Kultur in der deutschen Mystik und die sog. hamitische Kultur im französischen Rationalismus zuordnete, eine Zuordnung, deren logische Folge doch die Marokko-Krise war. Während dieser in der Kolonialzeit entstandene politische Krise übernahm das rationalistische Frankreich das hamitische Marokko, während das mystische Deutschland sein Kolonialreich in Mittelafrika (Kamerun), im sogenannten äthiopischen Kulturkreis, vergrösserte. Maurice Nguepe kann also behaupten, dass die Teilung Afrikas in der Kolonialzeit Frobenius´ Unterscheidung von zwei Kulturtypen auf afrikanischem Boden entsprach. Auf der Ebene der wissenschaftlichen Untersuchung der Kunst und der Literatur reflektierte sich diese politische Variante der Frobenius´schen Kulturtheorie eben in der Dichotomie der zahlreichen Kategorien, die er neben der kartographischen Methode, der Paideumalehre und der Tiefenschautheorie erarbeitet hat: Die Felsbilder analysierte der Frankfurter Ethnologe mit den Kategorien des „Matriarchats“ (Hamitik) und des „Patriarchats“ (Äthiopik), die architektonischen Bauformen mit den Kategorien der „Tellurik“ (Äthiopik) und der „Chthonik“ (Hamitik). Der „Tatsachensinn“ wurde zur Kategorie der Analyse der Erzählgüter der sog. Hamiten, während die Märchen der sog. Äthiopen mit der Kategorie des „Wirklichkeitssinns“ beschrieben wurde. Damit stand Frobenius´ Werk im Mittelpunkt eines kontrastiven Ansatzes, der doch dessen Reichtung ausmachte. Im Ausland empfing dieses Werk ein lebhaftes Echo, z.B. in Afrika, wo die literarische Bewegung der Négritude entstand, während in Deutschland Frobenius selbst die Romantik und den Expressionismus mit kulturmorphologischen Ansätzen bereicherte. Dass Maurice Nguepe Frobenius´ Historisierung und Politisierung der Wissenschaft in Frage stellt, bedeutet aber keinesfalls die Verwerfung seiner kulturmorphologischen Theorie. Der Autor rekonstruiert sie erneut, ersetzt die sich auf die Rassen beziehenden Kategorien der „Äthiopik“ und der „Hamitik“ durch die des „sesshaften Landwirtes“ und des „nomadischen Jägers“ und betrachtet die neue rekonstruierte Kulturtheorie als das, was übrig bleibt. Dieses Buch, welches als Dissertation aus der Perspektive eines Afrikaners der sogenannten Äthiopischen Kultur entstanden ist, stellt eine neue Dimension der Frobenius-Rezeption dar, in der die kritische Wissenschaft eine erstrangige Rolle spielt.
Reihe/Serie | Dissertation Premium ; 1263 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 150 x 210 mm |
Gewicht | 331 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Ethnologie ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | Ethnologie • Frobenius • HC/Ethnologie/Allgemeines, Lexika • Kulturmorphologie • Kunst • Literatur |
ISBN-10 | 3-86624-163-1 / 3866241631 |
ISBN-13 | 978-3-86624-163-3 / 9783866241633 |
Zustand | Neuware |
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