Everyone a Leader (eBook)
112 Seiten
AV Buch (Verlag)
978-3-8404-6755-4 (ISBN)
Christoph Moser war Offizier bei den Spezialeinsatzkräften des österreichischen Bundesheeres, wo er an zahlreichen Auslandseinsätzen teilnahm und agile Teams in einem dynamischen Krisenumfeld führte. Er ist Group Chief Security Officer bei der Telekom Austria Group und war davor als Resilienz-Manager bei einer internationalen Bankengruppe tätig. Er arbeitet als Führungskräftetrainer und Coach und hält Vorträge zum Thema Leadership an diversen Hochschulen, in der österreichischen Militärakademie und in diversen internationalen Unternehmen.
Christoph Moser war Offizier bei den Spezialeinsatzkräften des österreichischen Bundesheeres, wo er an zahlreichen Auslandseinsätzen teilnahm und agile Teams in einem dynamischen Krisenumfeld führte. Er ist Group Chief Security Officer bei der Telekom Austria Group und war davor als Resilienz-Manager bei einer internationalen Bankengruppe tätig. Er arbeitet als Führungskräftetrainer und Coach und hält Vorträge zum Thema Leadership an diversen Hochschulen, in der österreichischen Militärakademie und in diversen internationalen Unternehmen.
• Bewährte Führungsphilosophie am Puls der Zeit
• Sofort im eigenen Führungsalltag umsetzbar
• Arbeitsbuch mit praktischen Beispielen und Übungen
• Kompatibel mit allen gängigen Führungsansätzen (z. B. Agile, Adaptive oder Responsible Leadership)
3 WAS KÖNNEN WIR VON FÜHRUNG IM MILITÄR LERNEN?
Das österreichische Bundesheer definiert Führung als ein „allgemeines, richtungweisendes, steuerndes und motivierendes Einwirken auf Personen oder Organisationselemente, um eine Zielvorstellung zu verwirklichen und die Organisation zu optimieren“. Führung ist gerade dann wichtig, wenn nicht alles nach Plan verläuft, wenn das Risiko groß ist und wenn es kritische Entscheidungen zu treffen gilt. Führen bedeutet also Entscheidungen zu treffen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Versuchen wir in diesem Kapitel zu verstehen, wie die Auftragstaktik, als ausgewählter militärischer Führungsansatz, funktioniert.
3.1 Vom Befehl zum Auftrag
Betrachten wir zunächst den für die damalige Zeit visionären Führungsansatz von Moltkes, um in den folgenden Kapiteln Ableitungen für uns als Führungskraft treffen zu können. Der Begriff „Auftragstaktik“ beruht auf dem Unterschied zwischen einem Befehl7 und einem Auftrag8. Während ein Befehl der militärische Oberbegriff für eine Anordnung ist, ist ein Auftrag ein Befehl mit zusätzlichem Handlungsspielraum in der Umsetzung. 9 Den Wechsel zum vorwiegenden Führen mittels Auftrag und damit der Gewährung von Handlungsspielraum wurde im Militär als Wechsel von der „Befehlstaktik“ zur „Auftragstaktik“ bezeichnet.
Ein Auftrag gibt vor, WAS getan werden muss, lässt beim WIE aber grundsätzlich Handlungsspielraum.
Auftrag = Aufgabe + Purpose
Um diesen Handlungsspielraum im Sinne des Auftraggebers zu ermöglichen, besteht der Auftrag selbst aus zwei Elementen – aus der eigentlichen Aufgabe (WAS?) und dem Purpose/Zweck (WARUM?). Die Aufgabe gibt ein klares und konkretes Ziel vor, während der Purpose die wesentliche Leistung, d. h. die Absicht der direkten Führungskraft ausdrückt. Schauen wir uns anhand eines klassischen militärischen Beispiels an, was das Formulieren des Purpose für einen Vorteil hat.
Auftrag: „Die zweite Gruppe nimmt den Hügel XY und überwacht das Tal Z.“
Die Aufgabe der zweiten Gruppe ist es, den Hügel XY einzunehmen, um das Tal Z zu beobachten und somit überwachen zu können. Wie sie das macht - den konkreten Weg, das benutzte Transportmittel, den genauen Ort, welche Personen, die Beobachtungsmittel... - kann die Gruppe selbst entscheiden. Gelingt es ihr, den Hügel XY zu erklimmen, ohne jedoch das Tal überwachen zu können, so hat sie zwar grundsätzlich ihre Aufgabe erfüllt, aber die wesentliche Leistung nicht erbracht. Das mag in unserem Beispiel trivial klingen: Die Personen der Gruppe könnten ja erfragen, ob sie sich anders positionieren oder für bestimmte Sichtfelder Drohnen zur Überwachung einsetzen sollen. Wenn dies aber unter dynamischen Bedingungen geschieht (z. B. im Gefecht, nachts, bei schlechtem Wetter, ...) und keine Möglichkeit zur Rücksprache mit der Führungskraft besteht, muss die Gruppe in der Lage sein, eigenständig zu handeln. Da die eigentliche Absicht des Kommandanten bekannt ist, nämlich die Überwachung des Tals Z, kann die Gruppe die richtigen Maßnahmen im Sinne der Organisation ergreifen.
Die Formulierung dieser Kernleistung, des Purpose, ermöglicht somit ein autonomes Handeln im Sinne der Führung und schafft damit eine gewisse Stabilität. In militärischen Einsätzen ist die Kernleistung oft Kraft, Raum, Zeit oder Information. Das heißt, es geht meist um gegnerische Kräfte, um bestimmte Räume (wie in unserem Beispiel das Überwachen eines Gebietes), um das Wirksamwerden zu einem bestimmten Zeitpunkt oder für eine bestimmte Dauer oder um das Beschaffen einer bestimmten Information.
Wichtig ist hier das Highlander-Prinzip - es kann nur eine wesentliche Leistung (Purpose) geben und diese muss klar definiert und gut durchdacht sein! Eine ähnliche Situation finden wir z. B. im Projektmanagement. Hier spricht man vom „magischen Dreieck“ der drei sich gegenseitig beeinflussenden Parameter Zeit, Aufwand und Qualität, die gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Ein Projekt ist nur dann erfolgreich, wenn alle drei Parameter erfüllt sind. Sobald man einen der Parameter priorisiert, muss man bei den anderen Abstriche machen.
3.2 Vom Auftrag zur Auftragstaktik
Um im Rahmen der Auftragstaktik das eigene Handeln im Sinne der Gesamtorganisation zu ermöglichen, wird der eigene Auftrag immer in Bezug zum Auftrag der nächsthöheren Führungsebene gesetzt, also der Purpose zweier Führungsebenen dargestellt. Aufträge im militärischen Bereich weisen daher immer eine bestimmte Struktur auf, die Lage, Auftrag und Ausführung umfasst. Dies hilft einerseits den Führungskräften, Ziele und eigene Absichten zu formulieren und zu strukturieren. Andererseits erleichtert es dem Team, die Gesamtaufgabe und die Rahmenbedingungen zu erfassen.
Auftragstaktik = (Lage + Auftrag) x Durchführung
Will man es auf eine Formel bringen, so ist die Summe aus Lage und Auftrag relativ starr und bildet den Ist-Zustand und das Ziel ab. Der Handlungsspielraum in der Umsetzung hat als Multiplikator den größten Hebel, je nachdem, ob man viel Kreativität in der Umsetzung zulässt oder diese durch notwendige Vorgaben stark einschränkt.
1. Punkt: Lage = WARUM machen wir das?
Im ersten Punkt werden die aktuelle Situation und die Absichten der übergeordneten Ebene (ihr Auftrag und wie sie ihn umsetzen will) dargestellt. Die visuelle Darstellung zeigt, dass hier der größte Handlungsspielraum und der längste Zeithorizont besteht. Die Kenntnis und Berücksichtigung des WARUM sorgt für Stabilität im Sinne der Organisation und stellt den Purpose der übergeordneten Führungsebene dar.
Wie das in der Praxis funktioniert, lässt sich am besten an einem Beispiel verdeutlichen. Nachfolgend ein nach militärischem Schema aufgebauter Auftrag, wie ihn eine Führungskraft einer Transportkompanie10 im Rahmen eines Assistenzeinsatzes erteilen könnte (in sinngemäß gekürzter Form).
Struktur des Bataillons, in das die Transportkompanie integriert ist
Beispiel
1. Lage = WARUM machen wir das?
Ausgangssituation
Aufgrund eines anhaltenden regionalen Stromausfalls ist die lokale Lebensmittelversorgung im Bundesland XY unterbrochen. Die lokalen Behörden sind überlastet und erste Plünderungen von Lebensmittelgeschäften sind bereits im Gange.
Absicht der übergeordneten Führungsebene
Das Bundesheer wurde zur Assistenzleistung angefordert und unterstützt mit zwei Bataillonen die Einsatzkräfte vor Ort.
Das 2. Bataillon unterstützt die lokalen Sicherheitskräfte und Hilfsorganisationen in den Bezirken Ost und Süd durch den Einsatz von
• der 1. Kompanie zum Schutz von Verteilzentren
• der 2. Kompanie zum Schutz von Transporten der Hilfsorganisationen
• der 3. Kompanie mit mobilen Streifen und der
• Transportkompanie zur Erhöhung der Transportkapazität, um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen..
Erläuterung
Punkt 1a: Beschreibt die Ausgangssituation und schafft damit den Zusammenhang mit der externen Umwelt.
Punkt 1b: Beschreibt die Absicht der übergeordneten Ebene, nämlich wie sie mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen (in unserem Fall 3 Kompanien und 1 Transportkompanie) ihren Purpose erreichen will, nämlich die „Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen“. Wir erkennen gleich, was die Aufgabe der Transportkompanie im Rahmen des Bataillons ist.
2. Punkt: Auftrag = WAS müssen wir WOZU erreichen?
Im zweiten Punkt wird der aus der Absicht der übergeordneten Ebene abgeleitete eigene Auftrag dargestellt, der ja ein Teil der langfristigen Zielerreichung sein soll. Dieser wird beim Militär durch die übergeordnete Führungsebene definiert. Es wird eine konkrete Aufgabe in Verbindung mit der wesentlichen Leistung (Purpose) dargestellt. Der Auftrag ist zeitlich unmittelbarer als Punkt 1 (Lage), und auch der Handlungsspielraum ist bereits enger als in der darüber liegenden Ebene, wie die Pfeile in der Darstellung zeigen.
Beispiel
2. Auftrag = WAS müssen wir WOZU erreichen?
Die Transportkompanie führt Lebensmitteltransporte im Auftrag des Roten Kreuzes durch (Aufgabe) und erhöht damit die Transportkapazität für Hilfsleistungen in den Bezirken Ost und Süd (Purpose).
Erläuterung
Punkt 2: Beschreibt den von der übergeordneten Führungsebene erhaltenen oder abgeleiteten Auftrag. Er beschreibt, was die Transportkompanie tun soll (Ziel = Lebensmitteltransporte) und die wesentliche Leistung/Purpose (Erhöhung der Hilfskapazität). Hier wird bereits die erste Vorgabe sichtbar, nämlich dass es sich nicht um eigenständige Lebensmitteltransporte handelt, sondern um Transporte im Auftrag und unter Verantwortung des Roten Kreuzes.
3. Punkt: Durchführung = WIE wollen wir das erreichen?
Im dritten Punkt wird die eigene Absicht der Führungskraft dargestellt. Hier geht es also darum, wie die Führungskraft ihre Ressourcen einsetzen will, um den Auftrag zu erfüllen. Während der Auftrag in Punkt 2 direkt vorgegeben wird, ist die eigene Absicht Ausdruck der Entscheidung der Führungskraft, wie sie ihren Auftrag mit den ihr zur Verfügung stehenden...
Erscheint lt. Verlag | 16.10.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Kommunikation |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien |
Schlagworte | Christoph Moser • Führen im Unternehmen • Führungskräfte • Management |
ISBN-10 | 3-8404-6755-1 / 3840467551 |
ISBN-13 | 978-3-8404-6755-4 / 9783840467554 |
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