Das Vermächtnis der Anderen (eBook)

Die Kinder der dritten Mission
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
536 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-33799-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Vermächtnis der Anderen -  Michael Exner
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Seit Jahrhunderten sucht die Menschheit nach erdähnlichen Planeten, weil die Erde hoffnungslos überbevölkert und zersiedelt ist. Dann scheint ein jüngerer Schwesterplanet unserer Heimat gefunden zu sein. 148 Wissenschaftler fliegen zu diesem Planeten, um ihn zu erforschen. Schnell wird klar, dass sich die Tiere auf Nayola seltsam verhalten. Zudem scheint sich ihre Nähe auf die Psyche der Menschen auszuwirken. Kurze Zeit später verschwinden die Mitglieder der ersten bemannten Expedition spurlos. 600 Jahre später startet eine weitere Mission, um herauszufinden, was damals passiert ist. Am Anfang läuft alles reibungslos - bis die ersten Angriffe kommen ... Ein Teil der Tiere auf Nayola scheint nur ein Ziel zu kennen: Die Menschen von ihrem Planeten zu vertreiben. Und sie haben Möglichkeiten, die den hochentwickelten Waffen der Menschen überlegen sind. Und dann gibt es die anderen Tiere - die, die den Kontakt suchen. Schnell kommt der Verdacht auf, dass man es hier mit einer Intelligenz zu tun haben könnte, die niemand versteht.

Der Autor wurde in Luckau, einem kleinen Städtchen Ostdeutschlands geboren. Als typischer Quereinsteiger hat er einige Berufe ausgeübt. Vom Chemikant, Fachinformatiker und Lehrausbilder bis zum Möbelverkäufer reicht die Palette seiner Tätigkeiten. Auch privat ging einiges drunter und drüber. Der aktuelle Stand ist 'glücklich geschieden' mit zwei erwachsenen Söhnen und drei Enkelkindern.

Der Autor wurde in Luckau, einem kleinen Städtchen Ostdeutschlands geboren. Als typischer Quereinsteiger hat er einige Berufe ausgeübt. Vom Chemikant, Fachinformatiker und Lehrausbilder bis zum Möbelverkäufer reicht die Palette seiner Tätigkeiten. Auch privat ging einiges drunter und drüber. Der aktuelle Stand ist 'glücklich geschieden' mit zwei erwachsenen Söhnen und drei Enkelkindern.

Erstes Buch

Pangäa, Gondwana

Vierter Planet des Nayola-Systems
Gondwana, Südwestküste

Tarla gähnte, was unter der Maske gar nicht so einfach war. Dann setzte sie sich demonstrativ auf eine der Wurzeln, die hier in jeder denkbaren Größe wucherten. Sie hatte entschieden, das Gestolpere durch die Büsche zu beenden. Es war die dritte oder vierte kleine Lichtung, die sie durchquert hatten. Typisch für alte große Wälder, in denen ab und zu ein Baumriese umfiel und Platz machte für seine Nachkommen und die der Nachbarn. Anders als in Äquatornähe wurden die Bäume hier nur gute hundert Meter hoch. In den Sümpfen im Inneren des Kontinents gab es Exemplare, die deutlich über zweihundert Meter schafften, bevor sie dem Alter und den Stürmen erlagen. Die Wurzeln des Baumes, der diese Lichtung geschaffen hatte, ragten jetzt fünfzehn Meter vor ihnen auf. Sie hatten erst angefangen, zu verfaulen. Die Büsche und kleinen Bäumchen reckten ihre Äste dem Himmel und Licht entgegen im Wettkampf mit den anderen Pflanzen. Die Blätter hatten die hier vorherrschende hellolive Farbe. Aon hatte ihr erklärt, dass diese Färbung von der Substanz kam, die die Funktion des Chlorophylls auf der Erde hatte.

Tarla lehnte sich zurück und machte klar, dass sie keinen Sinn mehr darin sah, weiterzugehen. Aon wusste, was sie ihm sagen wollte, trotzdem fragte er.

»Was ist?«

»Das reicht, denke ich. Wir sind jetzt fast eine Stunde unterwegs und können nur bestätigen, was die automatischen Systeme gemeldet haben. Dschungel und Tiere, Tiere und Dschungel und das Ganze bei ständigem Wind und ab und zu Nieselregen.«

Die Pilotin zeigte mit einer vagen Geste nach oben und in die Runde. Wie zur Bestätigung rauschte eine Bö durch die Wipfel und schüttelte ein paar Tropfen auf sie herunter.

»Du hast recht, obwohl wir erst seit 35 Minuten auf dem Planeten sind. Trotzdem sollten wir uns hier eine Weile hinsetzen, vielleicht trauen sich ein paar der Bewohner etwas näher heran.«

Da Tarla schon saß, sagte sie nichts.

Einige der Tiere kamen etwas näher, zeigten aber sonst keine Verhaltensänderung. Die Geflügelten schnatterten etwas leiser. Mäßiges Interesse, keine Aggressionen.

Nach einer Weile fragte Aon: »Fällt dir etwas auf?«

»Was meinst du?«, nuschelte Tarla, die es irgendwie geschafft hatte, einen Kaugummi unter die Maske zu schieben. Sie wirkte völlig entspannt. Aon war nicht sicher, ob das echt war. Sie kannten sich noch nicht lange genug.

»Die Tiere verhalten sich ungewöhnlich. Irgendwie seltsam.«

»Wie willst du wissen, was hier gewöhnlich oder ungewöhnlich ist?«, fragte sie erstaunt. »Wir sind die Ersten, die gelandet sind und du kannst schon erkennen, dass sich die Tiere nicht normal verhalten? Du bist hier zwar der Biologe, aber dass du Hellsehen kannst …«

Aon war froh, ein Thema gefunden zu haben, mit dem man die Wartezeit überbrücken konnte. Bis heute hatte noch nichts die automatischen Landeeinheiten angegriffen, trotzdem hatte er ein mulmiges Gefühl. Hier gingen Dinge vor, für die es bis jetzt keine rationale Erklärung gab.

»Sieh dich um.« Er machte eine weite Bewegung. »Dieser Planet ist der erdähnlichste, den wir je gefunden haben. Man könnte meinen, so oder ähnlich hat es vor einigen Dutzend oder hundert Millionen Jahren bei uns auf der Erde ausgesehen. Diese Unmenge von Tieren verschiedenster Arten. Ein fast undurchdringlicher Dschungel. Auch wenn es so aussieht, dass die Ressourcen hier praktisch unendlich sind - es muss Konkurrenzverhalten geben, Konkurrenz um Nahrung, Lebensraum, Geschlechtspartner. Abgesehen davon, dass die Zahl der Pflanzenfresser durch Raubtiere reguliert werden muss. Trotzdem zeigen die Tiere keine Furcht oder Angriffslust, weder uns gegenüber noch untereinander.«

»Stimmt«, kaute Tarla. »Allerdings sind hier nur die kleinen. Die großen, die wir auf der Satellitenüberwachung gesehen haben, sind vielleicht die Räuber.«

»Es muss auch kleine Raubtiere geben.« Aon schüttelte den Kopf. »Und wenn die richtig großen Viecher die Fleischfresser sind, bekommen wir noch massive Probleme.«

»Wir sind jetzt lange genug hier. Lass uns gehen.«

»Es sind zwei Stunden ausgemacht. Solange bleiben wir auch.« Aon ließ sich nicht erweichen.

»Dann erkläre einer dummen Soldatin mal, was ihr erwartet. Ich meine, ich weiß ja, dass hier hundertfünfzig Leute verschwunden sind, aber das ist sechshundert Jahre her. Wir haben Waffen und Technik, die alles Bisherige in den Schatten stellen. Was soll also passieren?«

Aon lächelte. Natürlich war Tarla alles andere als dumm oder eine einfache Soldatin, aber manchmal gefiel sie sich in der Rolle als Scout und Personenschützer. Ganz nebenbei war sie aber noch eine ausgezeichnete Pilotin und Elektronik-Expertin und in erster Linie hergekommen, um herauszufinden, warum hier sensible Technik nie länger als ein paar Monate funktionierte.

»Wir wissen es nicht.« Der Biologe wollte wohl nicht darüber sprechen.

»Nee, jetzt kneife mal nicht. Ich kenne natürlich die Fakten. Aber es ist ein Unterschied, ob man etwas aus langweiligen Missionsberichten vermittelt bekommt, oder ob man auch mal Hintergründe und Vermutungen hört.«

Aon Belter nickte. Sie hatte recht. Außerdem hatten sie noch eine Stunde Zeit, in der ihre Aufgabe nur darin bestand, sich hier aufzuhalten und unbeschadet zurückzukehren. Nicht einmal Proben brauchten sie nehmen, denn das hatten die Sonden und automatischen Landemodule schon zur Genüge getan.

Er sah sie an, um zu einer Erklärung anzusetzen. Tarla hatte aufgehört zu kauen. Ihr Mund war halb offen, mitten in der Bewegung stehengeblieben. Sie hatte ihre Körperhaltung nicht verändert, trotzdem spürte man eine gewisse Anspannung, selbst durch den Schutzanzug. Er folgte ihrem Blick, konnte aber nichts erkennen.

»Was ist los, Tarla?«

»Da ist was Größeres, nichts Riesiges, aber deutlich größer als die anderen Viecher.« Inzwischen kaute sie wieder.

Aon sah es jetzt auch. Etwa fünfundzwanzig Meter entfernt lag unter einem Busch ein Tier und starrte herüber. In dem ständigen Zwielicht hatten sie es übersehen oder es hatte sich gerade angeschlichen. Anders als die anderen Tiere, die sie bisher gesehen hatten, war es etwa so groß wie ein kräftiger Hund. Dank der großen Zähne, die es deutlich zeigte, schien es ein gefährlicher Gegner zu sein. Dazu kam das Unbehagen, das jeden befiel, wenn man einem hiesigen Lebewesen in die Augen sah. Das lag wohl zum einen daran, dass die Augen der Tiere hier anders aufgebaut waren als die irdischer Lebewesen. Zum anderen haben die Tiere hier fast alle ein drittes Auge mitten auf der Stirn, das einem ›bis in die Eingeweide starrt‹, wie es Tarla mal formuliert hatte. Dieses Gefühl hatte man schon, wenn man die verschwommenen Fotos anschaute, die die Landemodule mitgebracht hatten. Jetzt waren sie als Erste dieser Expedition den einheimischen Wesen außerhalb der Landefähre nahegekommen und diese Begegnung löste eine irrationale Angst in ihnen aus.

»Da hätten wir wohl einen Räuber.« Aon schüttelte das Unbehagen ab. »Wenn das kein Raubtiergebiss ist, dann gebe ich meinen Doktortitel zurück. Übrigens, siehst du dieses zusammengerollte Etwas drei Meter neben ihm? Sieht fast wie eine Schlange aus.«

Tarla hatte jetzt doch ihre Körperhaltung verändert und ihre Hand lag dicht neben der Waffe an ihrem Oberschenkel. Sie starrte immer noch das Raubtier an. »Wir sollten ihn Säbelzahn nennen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist wohl nicht zu verkennen.«

»Der Kopf mit den überlangen Reißzähnen erinnert tatsächlich an einen prähistorischen Säbelzahntiger. Sein mittleres Beinpaar ist weit nach hinten verschoben. Er scheint ein Sprinter zu sein.« Aon nahm die Kamera herunter. »Wieder ein neuer Eintrag im Katalog der auf Nayola-4 lebenden Tiere. Hier werden noch Generationen von Biologen Arbeit haben.«

»Falls wir es jemals schaffen, uns länger als ein paar Wochen hier aufzuhalten.«

»Deshalb beginnen wir ja auch in den gemäßigten Breiten in der Nähe der Pole. In Äquatornähe hat es noch keine automatische Sonde geschafft, länger als zwei Stunden zu funktionieren.«

»Wobei wir wieder da sind, wo du mir mal erklären wolltest, was du darüber denkst.«

Tarla erinnerte sich an die undeutlichen Bilder aus den Urwäldern vom Pangäa-Kontinent. Die Landemodule waren in den riesigen Senken im Landesinneren innerhalb kürzester Zeit angegriffen und zerstört worden.

Nachdem man in den Sümpfen ein paar Module eingebüßt hatte, wollte...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte außerirdisches Leben • Entstehung des Lebens • Erdgeschichte • Geologie • Panspermie • Planeten • Raumfahrt • Sonnensystem • Telepathie
ISBN-10 3-384-33799-9 / 3384337999
ISBN-13 978-3-384-33799-3 / 9783384337993
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