KRISEN, JUGEND UND DIE KRITIK AM ERWACHSENSEIN | CRISI, GIOVINEZZA E CRITICA DELL’ADULTITÀ - Roberto Interdonato

KRISEN, JUGEND UND DIE KRITIK AM ERWACHSENSEIN | CRISI, GIOVINEZZA E CRITICA DELL’ADULTITÀ

Florian H. Geidner (Herausgeber)

(Autor)

Buch | Softcover
304 Seiten
2024 | 1. Erstauflage
Nova MD (Verlag)
978-3-98595-458-2 (ISBN)
25,00 inkl. MwSt
Krisen sind ein globales Phänomen und gehören zu den Konstanten der Geschichte. Sie prägen den Blick auf die Welt und bestimmen den Alltag von Individuen und Gesellschaften. In verschiedenen Epochen und geographischen Kontexten verbindet sich das Gefühl der Jugend, in einer krisenhaften Ära zu leben, mit einer Kritik am Erwachsensein. Der imaginierten Erwachsenen-Welt, mit ihren Werten und Handlungsmustern, wird hierbei die Verantwortung für die Krisenhaftigkeit der Gegenwart zugesprochen. Dieser Band versammelt die Beiträge der Tagung vom 12.-15. Dezember 2022 an der Villa Vigoni, die sich interdisziplinär mit dem Oberthema «Krisen, Jugend und die Kritik am Erwachsensein» befassten.

Florian H. Geidner: Studium der Geschichte und Katholischen Theologie in Würzburg, Wien und Bologna. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Dissertationsprojekt zum Reichsrat des Kaisertums Österreich im Neoabsolutismus (1851-1861).

Roberto Interdonato: Studi in Lingue e Letterature Straniere a Messina, Tubinga, Venezia Ca’ Foscari e Graz. Dottorando di ricerca in Lingue Medievali e Moderne presso l’Università di Oxford. Progetto di dissertazione sull’opera di Anna Maria Ortese (1914-1998) e Ingeborg Bachmann (1926-1973).

Krisen sind ein globales Phänomen und gehören zu den Konstanten der Geschichte. Sie prägen den Blick auf die Welt und bestimmen den Alltag von Individuen und Gesellschaften. Dabei haftet Krisen etwas Janusköpfiges an: Sie stellen sowohl eine Bedrohung als auch ein Potential dar. Sie haben Ursachen in der Vergangenheit, bedrohen die aus ihr erwachsene Gegenwart und machen eine erhoffte Zukunft zweifelhaft. Gleichzeitig bergen sie das Potential, auf Basis ihrer Wahrnehmung Strategien und Utopien für eine bessere Zukunft zu entwickeln. Die Wahrnehmung einer Zeit als krisenhaft geht oft mit einer Kritik an den herrschenden Strukturen, Gepflogenheiten und Verhältnissen einher. So verbindet sich in verschiedenen Epochen und geographischen Kontexten das Gefühl der Jugend, in einer krisenhaften Ära zu leben, mit einer Kritik am Erwachsensein. Der imaginierten Erwachsenen-Welt, mit ihren Werten und Handlungsmustern, wird hierbei die Verantwortung für die Krisenhaftigkeit der Gegenwart zugesprochen. In den hier versammelten Beiträgen der Tagung vom 12.-15. Dezember 2022 an der Villa Vigoni diente das Oberthema als Anstoß, teilweise Altbekanntes unter neuem Blickwinkel zu betrachten. Die Auseinandersetzung mit dem Leitthema «Krisen, Jugend und die Kritik am Erwachsensein» erwies sich als gleichermaßen anregend wie herausfordernd. Die Ursache hierfür liegt in den Sachen selbst begründet. So ließ sich bereits während der Tagung in den Diskussionen keine Einigkeit darüber herstellen, was unter den Leitbegriffen konkret zu verstehen sei. Bezeichnet etwa ‹Krise› zeitlich etwas Dauerhaftes, Latentes, Wiederkehrendes, Immerwährendes oder etwas Kurzfristiges, Vorrübergehendes, einen Scheidepunkt? Wo liegt ihr Anfang und wann endet sie? Ist sie objektiv oder relativ, kann es Krisen geben, die gar nicht wahrgenommen werden und wahrgenommene Krisen, die keine sind? Und was soll man dann unter ‹Jugend› verstehen? Wie lange bleibt man jung? Ist die Jugend nur eine Lebensphase, ein biologisches Stadium, oder ist sie ein viel weiter gefasster Begriff, der nicht einmal an ein Alter gebunden ist? Und schließlich: Ist die so genannte ‹Kritik am Erwachsensein› eine Kritik an der Existenz von Erwachsenen und damit an Individuen, die als anders als man selbst wahrgenommen werden, oder ist sie auch eine Kritik junger Menschen an sich selbst, in der Befürchtung, erwachsen zu werden und die gleichen Verhaltensweisen an den Tag zu legen wie diejenigen, die schon erwachsen sind? Die hier versammelten Beiträge diskutieren diese und weitere Fragen in unterschiedlichen historischen, kulturellen und literarischen Kontexten. ‹Krisen›, ‹Jugend› und ‹Kritik am Erwachsensein› werden als Konzepte vorgestellt, die weitreichende Untersuchungen und Überlegungen zulassen. Zuweilen ergeben sich zwischen den unterschiedlichen Konzepten Verbindungen. Manchmal werden sie aber auch unabhängig für sich behandelt. Die Vielfalt der behandelten Themen, der versammelten Disziplinen und der unterschiedlichen theoretischen Grundlagen und Methoden ist nicht als Manko zu verstehen, sondern vielmehr als Symptom des spekulativen Reichtums, den das Deutsch-Italienische Zentrum für den Europäischen Dialog in seinem jüngsten Doktorandenkolloquium zu fördern versucht hat. Das Kolloquium war in zwei verschiedene Panels unterteilt, die jeweils Beiträge in italienischer und deutscher Sprache enthielten. Der vorliegende Band, der Beiträge beteiligter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versammelt, folgt dieser Gliederung. Der erste Teil des Bandes enthält Beiträge des ersten Panels, das von Florian H. Geidner geleitet wurde und den Titel «Krisen und Krisenbewältigung in Vergangenheit und Gegenwart» trug. Die Beiträge Niklas Bends und Stefanie Archuts widmen sich aus althistorischer und archäologischer Perspektive der Frage, welche Bedeutung spezifische Krisen für die Architektur- und Religionsgeschichte des Altertums besaßen. Robin Moens wendet sich der Rolle einer jüngeren Klerikergeneration in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen des Hochmittelalters zu. Florian H. Geidner sucht nach den Ursachen der Systemkrise in der Habsburgermonarchie Mitte des 19. Jahrhunderts. Joachim Bürkle nimmt das Agieren katholischer Theologen im zeitlichen Kontext des Zweiten Vatikanischen Konzils in den Blick. Einen Fokus auf aktuelle Entwicklungen im Rechtswesen legt abschließend Francesco Ribezzo. Der zweite Teil dieses Bandes enthält Beiträge, die im Rahmen des zweiten, von Roberto Interdonato geleiteten Panels mit dem Titel «Jugend und die Kritik am Erwachsensein in italianistischer, germanistischer und komparatistischer Perspektive» präsentiert wurden. Das letztgenannte Panel konzentriert sich also auf den Vergleich der Begriffe ‹Jugend› und ‹Kritik am Erwachsensein› und dabei insbesondere auf die Dialektik zwischen der italienischen und der deutschen Kultur, die für die Villa Vigoni im Mittelpunkt steht. Christian Kotorri schlägt zunächst eine Analyse des Romans La vita bugiarda degli adulti (2019) von Elena Ferrante vor, in dem er dem Familienthema und dem Motiv der Lüge nachspürt. Riccardo Schöfberger vergleicht den deutschen Roman Don Juan de la Mancha (2007) von Robert Menasse mit dem italienischen Roman Atti osceni in luogo privato (2015) von Marco Missiroli und untersucht die Vater-Sohn-Beziehung. Pavlos Dimitriadis untersucht anschließend die Figur des Waisenkindes und die Typologie der Beziehungen in bürgerlichen Familien ausgehend von der Novelle Der Findling (1811) von Heinrich von Kleist, wobei er sie jedoch mit dem Roman François le Champi (1847/48) von George Sand vergleicht. Mit einem Blick auf die Kunstgeschichte konzentriert sich Caterina Furlan auf die Darstellung der Jugend in dem bisher wenig beachteten malerischen Werk des Dresdner Künstlers Oskar Zwintscher. Marja Kersten und Lucia Alice Thiede befassen sich mit der deutschen Nachkriegskultur und untersuchen insbesondere die Praxis des Vorlesens und die Rollendarstellung in den Medien der deutschen Jugendbewegung zwischen 1945 und 1949. Zuletzt schließt Sabrina Canestrella den zweiten Teil des Bandes mit einer Überlegung zur Darstellung der Jugend in der sozialistischen Literatur der DDR und der UdSSR ab, wobei sie sich mit den Romanen Fahrkarte zu den Sternen (1961) von Wassili Pawlowitsch Aksjonow und Die neuen Leiden des jungen W (1972) von Ulrich Plenzdorf beschäftigt. Die hier versammelten Beiträge stellen das Ergebnis individueller, unabhängiger Forschungen der Konferenzteilnehmer dar, die damit auch ausschließlich für die hier präsentierten Inhalte verantwortlich sind.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Deutschland
Sprache deutsch; italienisch
Maße 160 x 235 mm
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften
Schlagworte Epochenübergreifend • Erwachsensein • Gegenwart • Germanistisk • Italianistik • Jugend • Komparatistik • Krisen • Krisenbewältigung • Kritik • Vergangenheit
ISBN-10 3-98595-458-5 / 3985954585
ISBN-13 978-3-98595-458-2 / 9783985954582
Zustand Neuware
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