Erinnerungen an einen vergangenen Ort. Die Siedlung am Krekel in Marburg.

Buch | Hardcover
336 Seiten
2023
Stadt Marburg - Stadtschriftenreihe (Verlag)
978-3-942487-21-4 (ISBN)
12,00 inkl. MwSt
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"Man sagte halt ‚Krekel‘. Und dann meinte man, man wüsste Bescheid. Aber eigentlich
wusste man nichts.“ (Walter Zühlke, in den 60er Jahren am Krekel engagiert)

Von 1930 bis zum Abriss 1973 existierte die Siedlung - ein fast vergessenes Stadtquartier - am Krekel in der Nähe des Südbahnhofs am Marburger Lahnufer. Die Unterkünfte in einfachsten Verhältnissen in den Baracken verlangten den dort untergebrachten Familien und jedem Einzelnen viel ab. Die Autor*innen werfen einen empathischen Blick auf das Leben in der einstigen Siedlung und sensibilisieren zugleich für die Frage der Teilhabe und der sozialen Gerechtigkeit. Illustriert wird dies durch die vielen historischen Bilder vom Leben am Krekel.

Eine besondere Qualität erhält diese Stadtschrift durch die Lebensgeschichten der ehemaligen Krekel-Bewohner*innen, von Kindern und Kindeskindern. Durch ihre Geschichten, die Recherche in Archiven und weiteren Quellen sowie das Gespräch mit Zeitzeug*innen wird ein Stück Stadtgeschichte vor dem Vergessen bewahrt.

Die Wohnungen, in denen Marburger*innen am Krekel einst untergebracht wurden, boten nicht
viel Platz, Wasser musste man sich an einer Pumpe im Hof holen. Angelegt als Übergang lebten
„Krekeljanerinnen“ und „Krekeljaner“ dort oft über viele Generationen und bekamen nur schwer
eine andere Wohnung.

Dieses Buch erzählt, wie die Krekel-Bewohner*innen lebten, wie
der Krekel entstand, von der Geschichte, von den Schwierigkeiten und Herausforderungen eines
Lebens, das Familien und den Einzelnen in einfachsten Verhältnissen viel abverlangte, von
Kindheit und Alltag, von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und vom Zusammenhalt
sowie dem Beginn der Gemeinwesenarbeit, die Marburg bis heute stark macht und einst am
Krekel begonnen hat.

Die Stadtschrift wird von der Stadt Marburg zusammen mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau herausgegeben und beschäftigt sich mit Blick auf Vergangenheit und Zukunft auch mit den Themen Wohnungsnot und
Perspektiven sowie als Ausblick mit neuen Modellen für obdachlose Menschen in Marburg. Denn
bezahlbarer Wohnraum bleibt die größte soziale Frage unserer Zeit.

Jg. 1954, für viele bleibt sie zu Recht die starke Stimme, eine Ideengeberin und der Inbegriff der Marburger Gemeinwesenarbeit – sozial engagiert auch im (Un)Ruhestand. Christina „Tina“ Hey will das Leben der Menschen im Quartier nicht nur für, sondern immer mit ihnen verbessern und gestalten, sie beteiligen. Dies ist ihr großes Anliegen auch als Autorin für dieses Buch. Bis 2000 arbeitete Hey als Referentin der Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen, einem Zusammenschluss von hessischen Gemeinwesenarbeitseinrichtungen und Quartiersinitiativen. Zum Krekel kam Hey durch ihre Arbeit beim Nachfolgeverein des Arbeitskreises Notunterkünfte, dem Arbeitskreis Soziale Brennpunkte Marburg (AKSB) im Waldtal. 20 Jahre lang war sie dessen Geschäftsführerin und Gesicht, lernte ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner vom Krekel kennen, aber auch Menschen, die dort in den 60er Jahren ehrenamtlich aktiv waren. Schon nach dem Studium der Germanistik und Politikwissenschaften mit Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien hatte Hey zu den Mitbegründerinnen der Bildungspolitischen Initiative in Marburg und der daraus entstandenen Initiative für Kinder-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit (IKJG, Stadtwald) gehört. In den 80er Jahren war die Stadtschriften-Autorin daran beteiligt, den „Treffpunkt Richtsberg“ auf den Weg zu bringen, der später in das heutige Bewohnernetzwerk Richtsberg (BSF) überging. Die Menschen vom Krekel sichtbar werden lassen – historisch und heute – das macht Christina Hey mit vielfältigen Beiträgen über Leben und Alltag am Krekel. Sie zeigt im Weiteren, wie von Wohnungsnot bedrohten Menschen heute geholfen wird. Und sie verrät, wie am Krekel einst überhaupt die Stadtteilarbeit in Marburg entstand.

Jg.1951, im Beruf war sie immer bei den Menschen vor Ort, unterstützt und strukturiert, auch wenn es schwierig wird. Als Ursula „Uschi“ Mannschitz 1983 aus familiären Gründen nach Marburg zieht, ist für sie klar, sich beim Arbeitskreis Soziale Brennpunkte, der Marburger Gemeinwesenarbeit im Waldtal, zu bewerben. Sie arbeitet dort von 1984 bis 1991 als Familienberaterin, ist später ehrenamtlich im Vereinsvorstand engagiert. Studiert hat Mannschitz in Darmstadt, Mannheim und Kassel Sozialpädagogik, Psychologie und Soziale Therapie. Ihre erste Stelle tritt sie in der städtischen Erziehungsberatungsstelle Mannheim Waldhof-Ost, an. Als Kinder-, Sucht- und Familientherapeutin gehört es zu ihren Aufgaben festzustellen, ob bei Einschulungskindern ein Besuch der Hilfsschule auszuschließen ist. Aber sie lernt auch die „aufsuchende Familienarbeit“ kennen, die Familien in ihrem Alltag anspricht und auf Netzwerke setzt. In der Bibliothek der Beratungsstelle stehen schon damals Bücher von Prof. Dr. Gerd Iben, der engagierte Studierende bei ihrer Arbeit am Krekel begleitet. Somit schließt sich mit der Arbeit als Autorin für die Stadtschrift und ihren Interviews mit Menschen vom Krekel für die schreibbegeisterte Mannschitz auf wunderbare Weise ein beruflicher Kreis. Nach der Tätigkeit beim AKSB hat sie den Enthospitalisierungsbereich der Vitos-Klinik Herborn geleitet. Bis zu ihrem Ruhestand arbeitete Mannschitz im Zentrum für Psychose und Sucht der Sozialen Hilfe Marburg, das sie aufgebaut und geführt hat. Derzeit ist sie als Coach und Supervisorin tätig.

Jg. 1952, ging mit Kindern vom Krekel zur Schule und lebt auch heute in Marburg, hier ist der Stadtschriften-Autor geboren, aufgewachsen und gerne geblieben. Nach dem Studium der Geographie und Sportwissenschaften für das Lehramt an Gymnasien arbeitete Möller an der Edertalschule in Frankenberg. Immer wieder hat er Neues entdeckt und junge Menschen begleitet, sich für soziale Fragen eingesetzt. Als Autor für dieses Buch befasste sich Möller insbesondere mit der Schul- und Wohnungsgeschichte sowie mit der Verfolgung von Menschen am Krekel im Nationalsozialismus. Nach einer Zusatzausbildung zum Rehabilitationslehrer war Möller über 20 Jahre an der Deutschen Blindenstudienanstalt, dann an der Daniel-Cederberg-Schule in Marburg tätig. Nach einem weiteren Studium zum Sonderschullehrer unterrichtete er bis zum Ruhestand an einer Förderschule für Lern- und Erziehungshilfe in Stadtallendorf (Landgräfin-Elisabeth-Schule). Für viele Kinder und Jugendliche musste Hartmut Möller dort selbst sonderpädagogische Gutachten“ erstellen und eine Empfehlung für deren weitere Laufbahn abgeben. Zur Vita von Hartmut „Jockel“ Möller gehört außerdem das gesellschaftliche Engagement: im Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer beim Staatlichen Schulamt, 40 Jahre in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), als Marburger Stadtverordneter oder bis heute für gemeinnützige Vereine aus Marburg vom Alten Botanischen Garten bis zum Naturschutzbund (NABU)

Die Universitätsstadt Marburg ermöglicht mit der Reihe der Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur, in der dieses Buch als Band 118 erscheint, die kulturelle Teilhabe und Publikationen zur lokalen Geschichte. Ganz bewusst setzt sie dabei auch auf den Aspekt: Von wem wird unsere Geschichte eigentlich erzählt. Verbunden wird der Rückblick auf die Historie der Siedlung deshalb mit den Erinnerungen von ehemaligen "Krekeljaner*innen" selbst. Zudem verknüpft das Buch die Erinnerungskultur zum Krekel mit Fragen der Wohnungsnot, dem Thema bezahlbarer Wohnraum sowie mit dem Ausblick und Perspektiven für die Zukunft sowie mit neuen Modellen für obdachlose Menschen in Marburg.

Die GeWoBau ist die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Marburg, die für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum tätig ist und sich derzeit auch um die Verwirklichung eines innovativen Vinzi-Dorfes für obdachlose Männer in Marburg kümmert.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur ; 118
Zusatzinfo Historische Fotografien und Dokumente
Verlagsort Marburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Geschichte
Sozialwissenschaften
Schlagworte Barackensiedlung • Krekel • Lebensgeschichten • Marburg • Obdachlosigkeit • Siedlung • Stadtgeschichte • Wohnungsnot
ISBN-10 3-942487-21-7 / 3942487217
ISBN-13 978-3-942487-21-4 / 9783942487214
Zustand Neuware
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