Friedrich Eberts Regierungstruppen nach der Novemberrevolution. Die Geschichte des Freikorps Aulock, der 3. Marine-Brigade Loewenfeld und des Freikorps Epp

Beiträge zum Ursprung des deutschen Faschismus

(Autor)

Buch
496 Seiten
2023
trafo Wissenschaftsverlag
978-3-86464-248-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friedrich Eberts Regierungstruppen nach der Novemberrevolution. Die Geschichte des Freikorps Aulock, der 3. Marine-Brigade Loewenfeld und des Freikorps Epp - Norbert Kozicki
36,80 inkl. MwSt
Als Definition für den sich nach 1918 entwickelnden deutschen Faschismus bietet dieses Buch an: „Der deutsche Faschismus war eine gegenrevolutionäre Bewegung der herrschenden Klassen, Mittelschichten und von Teilen des Proletariats, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland und darüber hinaus gegen die sozialen Massenaufstände der Arbeiter und einfachen Soldaten gerichtet war und eine radikale wie gewalttätige ‚Neugründung‘ eines Großdeutschen Reiches vorantrieb. Zentral waren ein eliminatorischer Antisemitismus und Rassismus, der den Verschwörungsmythose des ‚jüdischen Bolschewismus‘ konstruierte.“ 
Diese Definition des deutschen Faschismus nach 1918 bezieht sich auf die historischen Vorgänge in jenen Tagen der Weimarer Republik und ist insofern eine historisch bedingte. Aktuelle Kritiker dieser angeblich „falschen marxistischen Theorie des Faschismus“ wie Paul Mason u.a. erkennen nicht die historische Bedingtheit dieser Analyse.
Zu den häufig nicht näher dargestellten politischen Rahmenbedingungen gehörten die vom Reichspräsidenten Ebert verhängten Belagerungszustände nach einem preußischen Gesetz von 1851 bzw. nach der Verabschiedung der Weimarer Verfassung am 11. August 1919 die verhängten Ausnahmezustände nach dem Artikel 48. Im Rahmen seiner Amtszeit verordnete Ebert einhundertsechsunddreißig Mal den Belagerungs- bzw. Ausnahmezustand mit der Aufhebung demokratischer Grundrechte. Die vollziehende Gewalt ging dann zunächst auf den Reichswehrminister über, der je nach Situation die vollziehende Gewalt auf den jeweiligen militärischen Befehlshaber übertrug.
Zusammenfassend stellt der Autor fest, dass zum Beginn der Weimarer Republik unter dem sozialdemokratischen Reichspräsidenten Ebert die Gesellschaft in weiten Bereichen den Charakter einer Militärdiktatur annahm, mit den Freikorps als den militärischen Ausführungsorganen im Kampf gegen die politische Linke und gegen die Arbeiterbewegung. Unter diesen Bedingungen verfügte der sich entwickelnde deutsche Faschismus über gute Voraussetzungen für seine Durchdringung der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung im Jahr 1933.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Klaus Gietinger 9

Einleitung 11

Die Geschichte des Freikorps Aulock 17
1. Zur Geschichte des Freikorps Aulock nach der Novemberrevolution.
Auf dem Weg vom Kaiserreich in den Faschismus 17
1.1 Gründung des Freikorps Aulock in Westfalen 17
1.2 Militärischer Einsatz in Schlesien 34
1.2.1 Transport nach Schlesien 34
1.2.2 Beginn des Terrors: Das Massaker von Königshütte 39
1.2.3 Verhängung des Belagerungszustandes in Schlesien 46
1.2.4 Hauptaufgabe des Freikorps Aulock: Bekämpfung der Streiks
der Berg- und Hüttenarbeiter 47
1.2.5 Das Massaker vom Februar in Breslau 49
2 Freikorps Aulock in Gleiwitz 53
2.1 Die Aufrüstung des Freikorps Aulock in Gleiwitz 53
2.2 Bürgertum und Unternehmer finanzieren Freikorps 54
2.3 Universitäten als Rekrutierungsfeld für die Freikorps 56
2.4 Arbeitsplatzgarantie für Freikorpssöldner 59
2.5 Der militärische Einsatz während der Streiks im März 1919 61
2.6 Das Massaker in Gleiwitz im April 1919 68
2.7 Provokation der Söldner gegen die Gleiwitzer Betriebsräte 75
3. Generalkommando Breslau mit neuem Auftrag gegen das
Volkswehr-Bataillon in Lamsdorf 79
4. Werbung in der SPD-Presse für Freikorps und Veröffentlichung
einer Kampfanweisung für die Freiwilligen-Verbände 83
5. Das kriegsgerichtliche Nachspiel zum April-Massaker von Gleiwitz 85
6. Das Freikorps Aulock in Breslau 87
7. Quartier in Carlowitz 98
8. Einjähriges Bestehen des Freikorps Aulock 99
9. Sozialdemokraten und Freikorpsführer bei der Abschiedsfeier des
Staatskommissars Hörsing (SPD) 102
10. Der „Noskeschrecken“ in Oberschlesien 111
11. Der Aulock-Prozess in Breslau März 1921 – Ein Ausnahmefall
der politischen Justiz 114
12. Der Einsatz der Putschtruppe im Ruhrgebiet nach dem Kapp-
Lüttwitz-Ludendorff-Putsch 144
12.1 Die Befehlslage des Generals Freiherr von Watter 144
12.2 Der Einmarsch ins Revier 148
12.3 Die Besetzung der Stadt Datteln 151
12.4 Der weitere Vormarsch ins Ruhrgebiet 155
12.5 Einmarsch in Herne und Gelsenkirchen 158
12.6 Kooperation des Freikorps Aulock mit der Spitzelorganisation
„Büro Kölpin“ des Wehrkreiskommandos Münster 163
13. Der Dank des Vaterlandes – das Besoldungsgesetz vom 28. April 1920 173
14. Die Auflösung des Freikorps Aulock und der Umgang der Justiz
mit dem Putschisten Aulock 174
15. Schlesien 1921 189
16. Hubertus von Aulock im deutschen Faschismus 191

Das Freikorps 3. Marine-Brigade Loewenfeld. Ein
Produkt von Gustav Noske (SPD)
1. Eine parlamentarische Anfrage 195
1.1 Die Gründung des Freikorps in Kiel 198
1.2 Die Ziele des Freikorpsführers Loewenfeld 200
1.3 Die Entstehung des präfaschistischen Netzwerkes um Loewenfeld 203
1.4 Noskes Ermächtigung für Loewenfeld 205
1.5 Die heimliche Vereidigung auf den Kaiser 210
2. Freikorps Loewenfeld in Berlin 212
2.1 Einsatz als Anti-Streik-Truppe 212
2.2 Der Kampf gegen den „Schmachfrieden von Versailles“ 220
2.3 Kriegsrat im Juni 1919: Noskes Ablehnung seiner Militärdiktatur 222
2.4 Marine-Brigade gegen Eisenbahner und ihren Streik 226
3. Sommer 1919 in Schlesien 233
3.1 Mit Maschinengewehren gegen Streikende 233
3.2 Verbot der Vereidigung auf die Weimarer Verfassung 240
3.3 Antisemitismus, Freikorpswerbung und die Grenzen bei der
Streikbekämpfung 241
3.4 Am Vorabend des Kapp-Putsches 243
3.5 Gründung der „Organisation Heinz“ 249
4. Der Putsch 251
4.1 In den Planungen für den Kapp-Putsch 251
4.2 Putschtruppe in Breslau 257
4.3 Aus dem Putsch-Tagebuch 262
4.4 Die Sprengung der „Volkswacht“-Druckerei (SPD) 264
4.5 Der Abmarsch der Putschtruppen aus Breslau 269
4.6 Besatzungsmacht vor den Toren von Breslau 271
5. 3. Marine-Brigade im Ruhrgebiet 274
5.1 Ein sozialdemokratischer Befehl für den militärischen Kampf
gegen die Rote Ruhrarmee 274
5.2 Das erste Massaker in Raesfeld 279
5.3 Der Einmarsch der Löwenfelder ins Ruhrgebiet 282
5.4 Der Terror der „Regierungstruppe“ in Bottrop 287
5.5 Sergeant Adler – ein Vergewaltiger der „Regierungstruppe“ 302
5.6 Die Standgerichte des Freikorps Loewenfeld im Ausnahmezustand 306
5.7 Der praktizierte Antisemitismus: Tod den Juden 315
6. Die offizielle Auflösung des Freikorps Loewenfeld 317
7. „Loewenfelder“ im Wahlkampf zur Reichstagswahl am 6. Juni 1920 323
8. „Loewenfelder“ als neue Marine-Garnison Stralsund 328
9. Marineschule Mürwik: ein Ort der Konterrevolution 333
10. Zur weiteren Biografie von Wilfried von Loewenfeld 337
10.1 Beförderungen in der Reichsmarine 337
10.2 Verwicklung in den Hitler-Putsch 1923 343
11. Zur Statistik der „Regierungstruppen“ 348
12. „Karrieren von Loewenfeldern“ während des deutschen Faschismus 350

Das Freikorps Epp oder die Bayerische Schützenbrigade
1. Annäherung an die Person Epp 355
1.1 Die Gründung des Freikorps Epp 358
1.2 Präfaschisten, Antisemiten und Noske gemeinsam für Epp 362
1.3 Führer Epp und sein soldatisches Ideal 370
2. „Reichsexekution“ gegen Bayerische Räterepublik 374
3. Am Vorabend des Kapp-Lüttwitz-Putsches 383
3.1 Epp, einer der führenden Offiziere in Bayern 383
3.2 Unterstellung des Freikorps Oberland 385
3.3 Epp als Kommandeur in der Reichswehr 387
4. Epp und der Faschismus 390
4.1 Ein Freund von Epp: der antisemitisch-völkische Verlagsbuch-
händler Lehmann 390
4.2 Zur Rolle von Epp beim Aufbau der NSDAP 394
4.3 Die Faschisten bekommen ihren „Völkischen Beobachter“ 399
4.4 Epp und der Kapp-Putsch: „Der Bolschewismus erhebt wieder
sein Haupt…“ 404
5. Der Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920 407
5.1 Der Generalstreik gegen Kapp 408
5.2 Die Rote Ruhrarmee 412
5.3 Epp gegen die Arbeiterwehr im Ruhrgebiet 416
5.4 Epp stoppt einen Nachtschnellzug 421
5.5 Das Massaker von Pelkum 423
5.6 Der Fall des Sozialdemokraten Strelinsky vor dem Kriegsgericht
Münster 433
5.7 Vormarsch auf Dortmund 435
5.8 Besetzung von Dortmund 439
5.9 Verbreitung des Antisemitismus im Ruhrgebiet 443
5.10 Reaktion in der Bevölkerung auf den Terror der „Regierungstruppen“ 446
5.11 Die Gründung der NSDAP in Dortmund 447
5.12 Eine Kompanie des Antisemitismus unter dem Kommando von Epp 451
6. Besetzung von Bochum mit 3.000 Mann 455
7. Epps politische Bewertung der Zerschlagung der Roten Ruhrarmee 461
8. Rückkehr nach Bayern in das neue Zentrum des deutschen Faschismus 465
9. Faschisten und NS-Funktionsträger aus dem Freikorps Epp 472
10. Faschisten und NS-Funktionsträger aus dem Freikorps Oberland 474

Nachworte 477
Ein parlamentarisches Nachwort 477
Ein wissenschaftliches Nachwort von Hans Mommsen 478
Ein militärisches Nachwort eines Mitglieds der „Interalliierten
Kontrollkommission“ 479
Ein publizistisches Nachwort aus der internationalen Presse 479
Friedrich-Ebert-Stiftung zum 150. Geburtstag von Ebert 481

Quellen- und Literaturverzeichnis 483
Archivalische Quellen 483
Zeitungen 483
Literatur 484
Personenregister 491
Über den Autor 495
Danksagung 495

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Hochschulschriften ; 64
Vorwort Klaus Gietinger
Zusatzinfo zahlr. Fotos u. Abb.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 720 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte 3. Marine-Brigade Loewenfeld • Arbeiteraufstände • Aufhebung demokratischer Grundrechte • Ausrufung von der 3. Marine-Brigade • Belagerungs- bzw. Ausnahmezustand • Deutschland 1919 bis 1922 • Ebert, Friedrich (Reichspräsident) • Freikorps Aulock • Freikorps Epp • Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch • Kriegsverbrechen • Massaker von Gleiwitz • Novemberrevolution • NSDAP-Gründung • Rote Ruhrarmee • Volkswehr-Bataillon in Lamsdorf
ISBN-10 3-86464-248-5 / 3864642485
ISBN-13 978-3-86464-248-7 / 9783864642487
Zustand Neuware
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