Systemisch-tiergestützte Intervention bei Familientrauer. Wie Tiere Familien bei einem Verlust unterstützen können
Diplomica Verlag
978-3-96146-950-5 (ISBN)
Anna Carina Rosenberger stammt gebürtig aus dem Herzen des Ruhrgebiets. Als Aushilfskraft im elterlichen ambulanten Pflegedient kam es schon zur Jugendzeit zu beruflichen Berührungspunkten mit der Materie von Tod und Sterben. Im darauffolgenden Studium der Rehabilitationspädagogik erwachte bereits das große Interesse für tiergestützte Intervention, welches sich damals schon in der Wahl von eigenen Forschungshypothesen äußerte. Durch mehrere Verluste im nahen Umfeld setzte sich die Autorin auch auf persönlicher Ebene mit Trauer und ihren Prozessen auseinander. Im eigenen Trauerprozess konnte die Autorin durch verschiedene Begegnungssituationen mit Tieren eine starke positive Wirkung auf sich selbst erleben. In der anschließenden Weiterbildung zur Fachkraft für systemische und tiergestützte Intervention lernte die Autorin systemisch-tiergestützte Trauerverarbeitung praxisnah kennen. Das Erleben dieser heilsamen Wirkung durch Tiere, insbesondere Hunde, veranlasste die Autorin zu diesem Buch.
Textprobe:Kapitel 2, Trauerarbeit als systemische Intervention:Warum liegt der Fokus auf dem System Familie? Warum sollte sich die Trauerarbeit nicht nur auf eine Person und ihre Probleme konzentrieren? Die Antwort auf diese Frage ist gut wissenschaftlich begründet: Soziale Beziehungen helfen Menschen in Krisen, diese besser zu überwinden. Die Unterstützung innerhalb eines sozialen Systems, wie ein Familienverbund, helfen einerseits das Stresshormon Kortisol zu regulieren und fördern andererseits die Resilienz. Die systemische Therapie arbeitet daher vornehmlich mit den Beziehungen, die in einem System wie einer Familie, vorhanden sind. Diese Beziehungen bieten eine große Quelle an Ressourcen, welche genutzt werden können, um Krisen zu überwinden (vgl. Schwing und Fryszer, 2016:21ff.). In der Theorie bedeutet dies, dass die systemische Intervention die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern miteinbezieht, diese in ihrer Komplexität erfasst und gleichzeitig die einzelnen Mitglieder als Individuum erkennt. Weiter wird das Individuum als AkteurIn in seinem/ihrem System wahrgenommen, welches auf die inneren und äußeren Reize reagiert. Die Förderung und Vermittlung der Wahrnehmung der beteiligten Individuen, ist ein weiterer essentieller Bestandteil der systemischen Intervention. Das bedeutet, dass der Austausch über die persönlichen Perspektiven der einzelnen Mitglieder dazu beiträgt, das gegenseitige Verständnis zu fördern und Anreize bietet, Situationen neu einzuordnen. In der systemischen Intervention stehen dabei die Ressourcen der Familie sowie der Individuen im Vordergrund. Ebenso erfolgen die möglichen Lösungsstrategien nicht Problem-, sondern Ressourcenorientiert. Dies wirkt sich ebenfalls auf die Bewertung der Handlungsmöglichkeiten aus, welche statt in richtig oder falsch, nach ihrer Wirksamkeit beurteilt werden. Handlungsstrategien der Familie und der Individuen können daher als wirksam oder als unwirksam eingestuft werden. Zeitgleich ermöglicht dies die Koexistenz von verschiedenen Handlungsmöglichkeiten, da dies keinen kategorischen Ausschluss von Handlungsalternativen erfordert. Stattdessen bietet diese Herangehensweise die Möglichkeit, verschiedene Optionen in ihrer Wirkung und Dynamik zu sehen. Für die Familie und ihre Mitglieder stellt dies eine Erweiterung ihres Handlungsspektrums dar (vgl. Rechenberg-Winter, 2017: 14).Für die Trauerarbeit als systemische Intervention bedeutet dies, dass der/die SystemikerIn diese persönlichen sowie sozialen Ressourcen herausstellt und für die KlientInnen als nutzbares Handwerkzeug zur Verfügung stellt. Ebenso können auf diesem Weg Ventile gefunden werden, um die Übermacht der Emotionen, welche durch den Verlust ausgelöst wurden, herauszulassen. Der/die SystermikerIn kann ebenfalls als VermittlerIn zwischen den einzelnen Familienmitgliedern fungieren (vgl. Rechenberg-Winter, 2017:33ff).Die Psychologin Froma Walsh und die Familientherapeutin Monica McGoldrick (1991) erfassten vier Aufgaben, die Familien nach einem Verlust zu bewältigen haben: Das Erkennen des Todes als Realität; Das Teilen der eigenen Emotionen und Trauer; Die Reorganisation des Familiensystems;Die Reinvestierung in das Familiensystem.Die einzelnen Mitglieder müssen den Tod des Familienmitglieds realisieren und dabei ihre Gefühle und ihre Trauer teilen. Das gegenseitige Zeigen und das Akzeptieren der Gefühle der Anderen steht einer Isolation durch Trauer entgegen. Das durch den Verlust beschädigte Familiensystem, muss durch eine neue Definition von Rollenbildern und Werten wieder in ein Gleichgewicht gebracht werden. Dafür müssen die Familienmitglieder ihre Vorstellungen darüber neu konstruieren und gemeinsam eine Neuverteilung von Aufgaben organisieren. Dabei sollte der Fokus auf die Ressourcen der einzelnen Mitglieder gelegt werden. Um wieder zu einem funktionalen Familiensystem zu werden, gilt es in Bezug auf den Verlust des Mitglieds, eine Balance zwischen Loslassen und Festhalte
Erscheinungsdatum | 04.06.2023 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 152 x 218 mm |
Gewicht | 123 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Schlagworte | phasen des trauerns • Salutogenese • Systemische Intervention • Therapietiere • Tiergestützte Intervention • Trauer |
ISBN-10 | 3-96146-950-4 / 3961469504 |
ISBN-13 | 978-3-96146-950-5 / 9783961469505 |
Zustand | Neuware |
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