Die Corona-Chance: Durch sieben Schritte zur »Resilienten Schule« -  Olaf-Axel Burow

Die Corona-Chance: Durch sieben Schritte zur »Resilienten Schule« (eBook)

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2021 | 1. Auflage
123 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-63235-7 (ISBN)
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Wie kann es sein, dass ein Virus genügt, um unser Schulsystem weitgehend außer Gefecht zu setzen? Dabei war schon vor Corona klar, dass eine umfassende Modernisierung ansteht. Jetzt kommt es darauf an, die Corona-Chance zu ergreifen, um die »Resiliente Schule« zu schaffen - eine Schule, die die Möglichkeiten der digitalen Medien nutzt und durch eine neue Kombination von analog und digital krisensicher wird. Wie der Autor zeigt, ist fast alles, was wir dafür benötigen bereits vorhanden. Anknüpfend an die Erfahrungen aus Pionierschulen, denen es gelang, die Krise zu bewältigen, beschreibt er sieben Schritte, die den Übergang zur »Resilienten Schule« ermöglichen.

Prof. Dr. Olaf-Axel Burow lehrte Allgemeine Pädagogik an der Universität Kassel und ist Autor zahlreicher Fachbücher zu Pädagogik, Organisationsentwicklung und Kreativitätsforschung. Er berät Bildungseinrichtungen im In- und Ausland, aber auch DAX-Unternehmen in Change-Prozessen (www.olaf-axel-burow.de).

3. Die Corona-Chance: Durch sieben Schritte zur »Resilienten Schule«


Wenn in unübersichtlichen Lagen schnelles Handeln gefordert ist, dann kommt es zunächst darauf an, die Komplexität soweit zu verringern, so dass alle Beteiligten nicht überfordert sind, sondern handlungsfähig werden. Hier ist »Simplexity« gefordert, die Handhabbarmachung von Komplexität durch die Fokussierung auf die wichtigsten Kernelemente. Simplexity erreicht man durch gemeinsam entwickelte Kernwerte, ein gemeinsam entwickeltes, inspirierendes Leitbild und einfache Richtlinien sowie Instrumente, die dem Handeln in komplexen Situationen klare Orientierungen geben. Sie sorgen bei den Beteiligten für Verhaltenssicherheit, auch wenn die gewohnten Abläufe durch überraschende Ereignisse außer Kraft gesetzt werden.

Im Sinne von Simplexity beschreibe ich in den nachfolgenden Kapiteln sieben Schritte, deren konsequente Umsetzung der Reduzierung von Komplexität dient und damit die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Krisenbewältigung erhöht. Dabei ist klar, dass die Entwicklung der »Resilienten Schule« nicht kurzfristig realisierbar ist, sondern eines kurz-, mittel- und langfristig konzipierten Umsetzungsplans bedarf – wie auch die Erfahrungen der von mir erwähnten Schulen zeigen, die – wie die Alemannenschule – einige Jahre mit Versuch und Irrtum benötigten, um die für ihr Kollegium, ihre Schülerschaft und die besondere regionale Situation passenden Lösungen zu finden. Doch ihr durch die Nominierung für den Deutschen Schulpreis gekröntes Beispiel ist ermutigend, zeigt sie doch, dass Wandel nicht nur möglich und erfolgreich sein kann, sondern zugleich das Wohlbefinden ebenso wie die Leistungsergebnisse steigert und – wie sich bei der Bewältigung der Pandemie gezeigt hat – Schule darüber hinaus krisensicherer macht.

Die Analyse des praxisbewährten Konzepts der Alemannenschule – in Verbindung mit bewährten pädagogischen Konzepten und meinen langjährigen Erfahrungen in der Schul- und Organisationsentwicklung – münden, orientiert an den Konzepten von Simplexity und Resilienz, in sieben erfolgversprechende Schritte. Sie lauten:

Schritt 1:

Stärken und Schwächen analysieren –
Zukunftscode und Leitbild bestimmen

Schritt 2:

Digitale Infrastruktur sichern

Schritt 3:

Lehrer und Schüler zu selbstgesteuertem,
digital unterstütztem Lehren und Lernen fortbilden

Schritt 4:

Den gesamten Unterrichtsstoff digital verfügbar machen

Schritt 5:

Aufbau einer digitalen Lernplattform mit
schülergerechten Formaten

Schritt 6:

Fortbildung der Lehrkräfte in analogem und
digitalem Coaching

Schritt 7:

Aufbau eines digital gestützten Evaluations-
und Feedbacksystems

Schritt 1: Stärken und Schwächen analysieren – Zukunftscode und Leitbild bestimmen


Erfolgreiche Schulentwicklungsprozesse beginnen in der Regel mit einer Analyse von Stärken und Schwächen im Hinblick auf die absehbaren Zukunftsherausforderungen und das angestrebte Zukunftskonzept. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten auf diese Zukunftsreise mitgenommen und angemessen beteiligt werden. Zwar sind inzwischen eine Vielzahl von mehr oder weniger differenzierten Systemen der Selbstevaluation entwickelt worden, die insbesondere von Vertretern einer »evidenzbasierten« Pädagogik vertreten werden. Diese Instrumente können in der Tat aufschlussreiche Erkenntnisse liefern und ihr Einsatz kann durchaus sinnvoll sein.

Aufgrund meiner jahrzehntelangen Schul- und Organisationsentwicklungsarbeit mit unterschiedlichen Bildungseinrichtungen und Unternehmen bin ich jedoch skeptisch geworden bezüglich Handhabbarkeit und Wirksamkeit solcher komplexen Instrumente, die z.T. einen so hohen Aufwand erfordern, dass sie die Kapazitäten von mit bescheidenen Ressourcen und Mitteln ausgestatteten Standardschulen häufig übersteigen.

Aus der wissenschaftlichen Literatur zur Wirksamkeit von Change-Prozessen wissen wir zudem, dass bis zu 70% aller Veränderungsprojekte in den Mühen des Alltags versanden, weil sie zu aufwändig sind, nicht auf die entsprechende Akzeptanz der Beteiligten stoßen und nicht selten sogar Widerstände hervorrufen. Aus diesem Grunde favorisiere ich relativ einfach umzusetzende Schul- bzw. Organisationsentwicklungsverfahren wie z.B. die dreiphasige Zukunftswerkstatt. Wie meine langjährigen Erfahrungen zeigen, ist sie nicht nur geeignet, das Wissen aller Beteiligten zu vernetzen und gemeinsam getragene Zukunftsvisionen hervorzubringen, sondern unterstützt auch den Aufbau der für einen erfolgreichen Wandel nötigen Motivation.

Da ich zu diesem Verfahren ausführlich publiziert habe (Infos: www.if-future-design.de) beschränke ich mich hier auf eine praxisnahe Anleitung. Sie können diese – unterstützt durch Links, Literaturverweise und Web-Ressourcen – als Anleitung für die eigene Gestaltung von Pädagogischen Tagen, insbesondere als Startpunkt für die Entwicklung einer »Resilienten Schule« nutzen.

Wählen und vernetzen Sie die Schlüsselpersonen!


Ihr Start zur Entwicklung einer Resilienten Schule könnte mit einem Pädagogischen Tag im Format der Zukunftswerkstatt beginnen. Hierzu sollten Sie die Schlüsselpersonen Ihrer Schule an ein bis zwei Tagen versammeln, um zunächst gemeinsam Stärken und Schwächen zu analysieren, dann Zukunftsherausforderungen und Zukunftswünsche zu bestimmen, schließlich ein Zukunftskonzept zu entwickeln, einen Umsetzungsplan zu entwerfen sowie erste Umsetzungsschritte zu bestimmen.

»Schlüsselpersonen« sind die Personen, die die wesentlichen Bereiche ihrer Schule repräsentieren, also:

  • Lehrkräfte

  • SchülerInnen

  • Elternvertreter

  • anderes Personal

  • Schulträger

  • Schulpartner

  • VertreterInnen relevanter Interessengruppen

  • Ggf. Schulentwicklungsexperten

  • Kurz: Alle Personen, die wichtig und hilfreich für die Umsetzung Ihres Schulentwicklungsziels sind.

Die Auswahl der »Schlüsselpersonen« richtet sich nach dem thematischen Schwerpunkt, den Sie für Ihre Zukunftswerkstatt setzen und den Sie mit Ihrer Steuergruppe bzw. Ihrer Schulgemeinde vereinbaren. Dafür benötigen Sie diejenigen Personen, die über das nötige Wissen, aber auch den entsprechenden Einfluss verfügen.

Die Teilnehmerzahl unserer Zukunftswerkstätten reicht von 20-120 TN. Unter Corona-Bedingungen kann es sinnvoll sein, diese aus Infektionsschutzgründen zu begrenzen,...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-407-63235-5 / 3407632355
ISBN-13 978-3-407-63235-7 / 9783407632357
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