Wie wir unsere Wirtschaft retten (eBook)

Der Weg aus der Corona-Krise
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1667-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie wir unsere Wirtschaft retten -  Clemens Fuest
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Deutschlands führender Ökonom zu den Auswirkungen der Pandemie. Die Corona-Krise hat gravierende wirtschaftliche Folgen: Wie schafft es der Sozialstaat, neue Ungleichheiten zu bekämpfen? Welche Gefahr droht durch die immensen Schulden? Bleibt die Eurozone stabil? Was wird aus dem Klimaschutz? Und wie nutzen wir die Chancen, die diese Krise auch eröffnet? In seinem grundlegenden Buch, das Wirtschafts- und Gesundheitspolitik erstmals konsequent zusammendenkt, weist uns Deutschlands führender Ökonom Clemens Fuest den Weg aus der Krise.

Clemens Fuest, geboren 1968 in Münster, ist seit April 2016 Präsident des ifo Instituts. Er war von 2007 bis 2010 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen und von 2013 bis 2016 Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Vorher war er Professor an den Universitäten Köln und Oxford. 2017 erschien sein zusammen mit Johannes Becker verfasstes Buch 'Der Odysseus-Komplex. Ein pragmatischer Vorschlag zur Lösung der Eurokrise'.

Einleitung


Der Ausbruch


Die Coronakrise nimmt ihren Anfang im November des Jahres 2019, in Wuhan, der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hubei. Ein Virus, zunächst als 2019nCoV und seit Februar 2020 als SARS-CoV-2 bezeichnet, ist offenbar von Fledermäusen auf Menschen übertragen worden, vermutlich über den Umweg anderer Tiere. SARS steht für »Schweres Akutes Atemwegssyndrom« (Severe Acute Respiratory Syndrome). Bei Menschen löst das Virus die Krankheit COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) aus. Bei vielen Infizierten führt die Infektion zu kaum wahrnehmbaren oder grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Husten und Kopfschmerzen. Bei anderen kommt es jedoch zu schweren, teils tödlichen Verläufen. Davon sind vor allem ältere Menschen oder Infizierte mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes betroffen. Vor allem die Lunge wird angegriffen, aber auch andere Organe wie etwa das Herz und das Nervensystem.

Als Quelle der Übertragung des Coronavirus auf den Menschen wird immer wieder der Fischmarkt von Wuhan genannt. Auf diesem Markt werden vielfältige exotische Tiere zum Verzehr angeboten. Mensch und Tier kommen dort auf engem Raum zusammen.1* Der erste bestätigte COVID-19-Patient in Wuhan ist ein 55-jähriger Mann, der seit dem 1. Dezember 2019 Symptome zeigt. Anders als spätere Infizierte hat er allerdings keine Verbindung zum Fischmarkt.

Ab dem 20. Dezember 2019 berichten Virologen und Ärzte aus Wuhan über immer mehr Patienten, die mit schweren Lungenentzündungen auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Diese Patienten standen mit dem Fischmarkt von Wuhan in Verbindung. Ergebnisse von Laboruntersuchungen zeigen am 27. Dezember 2019, dass die Krankheit durch ein Virus aus der Gruppe der Coronaviren verursacht wird. Es hat auffällige Ähnlichkeit mit dem gefährlichen SARS-Virus, das im Jahr 2003 in China ausgebrochen war. Das SARS-Virus führte bei rund 10 Prozent der Infizierten zum Tod. Es war aber nicht sehr ansteckend, so dass seine Verbreitung letztlich auf Ostasien und dort auf rund 8000 nachgewiesene Fälle begrenzt blieb. Das SARS-CoV-2-Virus ist anders. Die Anzahl derer unter den Infizierten, die sterben, ist geringer, aber die Krankheit ist hochansteckend.

Am 31. Dezember 2019 informiert die Gesundheitsbehörde der Stadt Wuhan die Weltgesundheitsorganisation WHO über den Ausbruch einer bislang unbekannten Lungenkrankheit.

Das Coronavirus verbreitet sich jetzt schnell. Im Laufe des Januar 2020 steigt die Zahl der Infizierten sprunghaft an. Am 23. Januar verhängt die chinesische Regierung eine Quarantäne über Wuhan – die Stadt wird abgeschottet. Fünf Tage später wird die Quarantäne auf einen Großteil der Provinz Hubei ausgeweitet. Immer mehr Staaten verhängen Reisebeschränkungen gegenüber China. Trotzdem greifen die Infektionen schnell auf andere Länder über. Südkorea, Japan, Thailand und andere Länder in Ostasien melden steigende Fallzahlen.

In Europa trifft es zuerst Italien. Zwischen Norditalien und China gibt es engen wirtschaftlichen Austausch. Gegenseitige Besuche von Wirtschaftsdelegationen und Geschäftspartnern sind an der Tagesordnung. Deshalb ist es nicht überraschend, dass das Virus in Italien zuerst Verbreitung findet – auch wenn bis heute unklar ist, ob es wirklich die wirtschaftlichen Verbindungen sind, die das Virus in die Lombardei gebracht haben.1 Am 30. Januar setzt Italien alle Flüge von und nach China aus. Gleichzeitig bricht die Krankheit auf einem italienischen Kreuzfahrtschiff mit 6000 Passagieren aus. Am 31. Januar verhängt Italien den Notstand. Wie sich später herausstellen wird, hat das Virus sich zu diesem Zeitpunkt im Land schon stark verbreitet.

Auch Deutschland ist früh betroffen. Im Kreis Starnberg bei München wird am 27. Januar 2020 die erste Ansteckung bestätigt, verursacht durch Besucher aus China bei einem örtlichen Unternehmen aus der Automobilzuliefer-Industrie. Die Infizierten werden isoliert, und sie haben Glück: Bei ihnen verläuft die Krankheit milde.

Im Laufe des Februars 2020 nähert sich die Epidemie in China ihrem Höhepunkt. Am 1. März 2020 meldet China fast 80.000 Infizierte. 2870 Menschen sind an der Krankheit gestorben. Die Regierung setzt darauf, dass die drastischen Reisebeschränkungen und Ausgangssperren es erlauben, die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

In Europa verbreitet die Krankheit sich indessen weiter. Vor allem Italien ist betroffen, aber bald melden auch Frankreich, Spanien und Deutschland steigende Infektionszahlen.

Wie die Coronakrise die Weltwirtschaft überrollt


Unternehmen und Finanzmärkte reagieren erstaunlich langsam. Dort wird die Ausbreitung des Coronavirus im Januar 2020 und selbst im Februar noch als ein Risikofaktor unter mehreren gesehen. Viele Marktakteure gehen davon aus, dass dieses Virus sich ähnlich verhalten wird wie das SARS-Virus aus dem Jahr 2003 und seine Ausbreitung auf China beschränkt bleibt. Noch am 12. Februar 2020 erreicht der amerikanische Aktienindex Dow Jones mit 29 551 Punkten einen historischen Rekordstand. An diesem Tag sind in den Vereinigten Staaten 14 Coronafälle bestätigt. Eine Woche später, am 19. Februar 2020, einem Mittwoch, klettert der europäische Aktienindex Euro Stoxx mit 3866 Punkten auf den höchsten Wert seit der Finanzkrise des Jahres 2008. In Deutschland steigt der Dax auf das Allzeithoch von 13 789 Punkten. Bis zum Ende der Woche bröckeln die Kurse, und die Nervosität steigt. In China zeichnet sich ab, dass die Wirtschaft im ersten Quartal 2020 einbrechen wird.

Immer mehr Länder berichten von Infektionsfällen. Die Zahlen sind außerhalb Chinas noch gering, aber die Sorgen über die Ausbreitung des Virus wachsen. Am 22. Februar verweist OECD-Generalsekretär Ángel Gurría beim G20-Gipfel in Riad in Saudi-Arabien auf die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Ausbruchs in China, setzt aber noch darauf, dass eine Ausbreitung auf andere Länder verhindert werden kann:

»Unser Hauptszenario ist das einer V-förmigen Erholung: ein kurzfristiger Einbruch im ersten Quartal, gefolgt von einem starken Aufschwung in China und der Weltwirtschaft im zweiten und dritten Quartal 2020. Sollte das Virus jedoch beginnen, sich auf andere Länder auszubreiten, würde sich die Wirtschaftstätigkeit ausgehend von einem bereits sehr bescheidenen Ausgangswert vor dem Virus von etwa 3 Prozent erheblich abschwächen. Hier kann die G20 durch die Vereinbarung geeigneter Eindämmungs- und Politikmaßnahmen dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, das Vertrauen zu stärken und die Wirtschaftstätigkeit zu unterstützen.«2

Doch es ist bereits zu spät. In vielen Ländern der Welt ist das Virus schon angekommen. Eine globale Pandemie ist nicht mehr zu verhindern. Diese Einsicht erreicht am darauffolgenden Montag, dem 24. Februar 2020, die globalen Finanzmärkte. Der japanische Nikkei-Index fällt um 3,3 Prozent, die europäischen Aktien um vier Prozent und der amerikanische Dow Jones ebenfalls um 3,3 Prozent. In den folgenden Tagen beschleunigt sich der Abwärtstrend und mündet in einen Absturz der Börsen. Bis zum Ende der Woche fällt der Dow Jones auf 25 409 Punkte, zwei Wochen später, am 12. März, erreicht er 21 200 Punkte. Bis zum 23. März sinkt der Index auf einen vorläufigen Tiefpunkt von 18 592 Punkten. Innerhalb von vier Wochen hat der wichtigste Aktienmarkt der Welt 36 Prozent seines Wertes verloren. Der Euro Stoxx erreicht bereits am 18. März seinen Tiefststand und erleidet damit einen Verlust von 37 Prozent, der Dax sogar von 38 Prozent. In den Wochen nach dem Einbruch öffnen die Zentralbanken ihre Geldschleusen und kaufen in großem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen. Diese Liquidität stabilisiert vorerst auch die Aktienkurse. Abbildung 0.1 illustriert die Entwicklung an den Börsen.

Abb. 0.1

Der dramatische Verfall an den Finanzmärkten geht einher mit der verstärkten Ausbreitung des Virus in Europa. Im Laufe des März ergreifen immer mehr europäische Staaten Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Es wird deutlich, dass Teile der Wirtschaft stillgelegt werden müssen. Die Welt steht nicht nur vor einer bedrohlichen Pandemie, sondern auch vor einer tiefen Wirtschaftskrise.

Während des Monats März hat die Krise sich in den verfügbaren Zahlen zur Entwicklung von Wachstum und Beschäftigung in Europa noch nicht niedergeschlagen. Die Informationen über die Wirtschaftsleistung stehen in der Regel mit einigen Wochen Verzögerung zur Verfügung. Dennoch ist klar, über den europäischen Volkswirtschaften braut sich ein Sturm zusammen.

Sichtbar ist die Krise im März bereits in den Konjunkturfrühindikatoren, die auf Umfragen bei Unternehmen beruhen. Aus aktuellem Anlass veröffentlicht das ifo Institut am 19. März 2020 erstmals in seiner Geschichte einen Zwischenstand des ifo Geschäftsklimaindexes für den Monat März.3 Obwohl nur Antworten der Unternehmen bis zum 18. März vorliegen, fällt der Index von 96 auf 87,7 Punkte. Das ifo Institut fragt...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2020
Zusatzinfo mit Infografiken
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Arbeitsplätze • Christian Drosten • corona krise • Corona-Virus • Digitalisierung • Gesundheit • Globalisierung • ifo Institut • Klimaschutz • lockdown • Pandemie • Rezession • RKI • Schulden • Teilzeit • Wirtschaftskrise • Wirtschaftt
ISBN-10 3-8412-1667-6 / 3841216676
ISBN-13 978-3-8412-1667-0 / 9783841216670
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