Die Welt von oben (eBook)

3 Kontinente, 7 Monate und jede Menge Abenteuer – in Schuhgröße 52
eBook Download: EPUB
2018
Goldmann Verlag
978-3-641-21904-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Welt von oben - Torsten Johannknecht
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Bevor Bärbel und ich aufgebrochen sind, haben wir uns Gedanken gemacht, was denn das 'Besondere' an unserem Trip rund um die Welt sei. So nach dem Motto: Wir essen nur aus mundgeblasenen Tellern. Nehmen überall Bernd, das Nilpferd, mit hin. Machen von jedem Klo, auf dem wir sitzen, Vorher-Nachher-Fotos. Aber das ist Quatsch. Wir wollten auf keinen Selbstfindungstrip gehen, es sollte auch kein Ausstieg werden. Wir wollten eine ganz normale Weltreise machen. Eigentlich. Aber dafür bin ich einfach zu groß. Mit 205 Zentimetern Körperlänge habe ich in manchen Teilen der Welt ordentlich Aufsehen erregt - und bin mehrfach an meine Grenzen gestoßen. Auch im wahrsten und schmerzhaften Sinne. Denn die Welt ist einfach nicht gemacht für Riesen auf Reisen. Oder doch? Die verrückten Reiseabenteuer eines Riesen - und wie er die Welt sieht.

Als Torsten Johannknecht 1978 geboren wurde, war er 52 cm groß. Mittlerweile sind es 205. Das war früher nicht immer leicht - und ist es heute auch nicht immer. Aufgewachsen im wunderschönen Wiedenbrück bei Bielefeld in Ost-Westfalen. Deutsche Sporthochschule Köln. Reiten, Schwimmen, Lesen. Nach der Uni kam dann auch noch Schreiben dazu, u.a. bei Eurosport, RTL, lange bei der Bild und Travelbook, für die er aktuell in Berlin arbeitet. Bei Torsten Johannknecht dreht sich also alles ums Reisen.

Niederknien vor Jesus und Maria
(San Andres, Kolumbien)

Unbeschwertes Reisen – nee, das wäre zu einfach. Wer mag schon einfach? Deshalb ist Reisen für Riesen wie mich mit meinen 205 Zentimetern Körpergröße, 105 Kilogramm und Schuhgröße 52 auch immer etwas Besonderes. Da wäre zum Beispiel der chronische Platzmangel. Fahrrad, Auto, Bahn, Flieger – sind mir meistens zu klein. Oder zu eng. So schön der Amazonas oder die Karibik ja auch sein mögen, sie sind verdammt weit weg. Und zehn oder mehr Stunden im Flugzeug oder Bus – das will bei meiner Körperlänge gut organisiert sein. Die normale Sitzplatzauswahl »am Gang oder lieber am Fenster« kann ich nur belächeln, ist für mich keine Option. In Tokio habe ich während der Rushhour mehr Platz in der U-Bahn als im Flieger am Fenster. Daher kann ich mich meistens erst vor Ort wirklich für das Urlaubsziel begeistern, denn meine Vorfreude ist gern getrübt von der Ungewissheit der Anreise. Na, dann mal herzlichen Glückwunsch zu der Entscheidung, eine Weltreise zu machen.

Flughafen Frankfurt. Der Start in das größte Abenteuer, das ich mir selbst bislang eingebrockt habe. Ich stehe am Check-in-Schalter. Der Ort, an dem ich versuche, das Schicksal meiner drei direkt vor mir liegenden Flüge zu beeinflussen. Denn ich möchte natürlich auf keinen Fall in einer der bei mir eher unbeliebten Sitzplatz-Pressen landen. Deswegen habe ich extra Notausgangsplätze gebucht. Für alle drei Flüge, bis zur Ankunft in Bogotá. So ein Platz kostet zwar einen Aufpreis, ist aber schlicht unabdingbar. Die Reservierung im Vorfeld inklusive Bezahlung heißt aber noch lange nicht, dass ich auch wirklich an einem der Notausgangsplätze sitze. Sogar, wenn ich beim Einchecken am Flughafen dem netten, hin und wieder gerne mal inkompetenten Bodenpersonal freundlich mitteile, dass ich bitte am Notausgang sitzen möchte, zum einen, weil ich muss, zum anderen, weil ich dafür bezahlt habe, ja sogar dann ist es schon vorgekommen, dass ich im Flieger in der mittleren Viererreihe den zweiten Sitz von rechts bekomme. Oder von links. Ein tolles Gefühl, wenn meine Nachbarn mich mitleidig angrinsen. Nicht! Es tut mir dann immer leid für das Bordpersonal, wenn ich denen mitteile, dass ich leider nicht die nächsten Stunden da sitzen bleiben kann, wo ich gerade hingepfercht wurde. Die müssen den Bockmist ausbaden, den ihnen die Bodencrew eingebrockt hat.

Unangenehm ist es mir schon, wenn dann ein Paar, das es sich gerade am Notausgang gemütlich gemacht hat, auseinandergerissen wird, weil einer von beiden in den rechten Mittelsitz der Viererreihe muss. Oder den linken. Geht aber nicht anders. Schöner wäre es natürlich, wenn ich einfach direkt in die First Class gesetzt werde. Ist aber noch nie passiert. Komisch. Nur bis in die Upper Economy Class hab ich es einmal geschafft. Das ist noch keine Business Class, aber immerhin Beinfreiheit und Porzellangeschirr beim Essen. Für mich die gefühlte First Class.

Kein Wunder also, dass ich mir hier beim Check-in in Frankfurt den einen oder anderen Gedanken mache, ob und wie ich wohl in Bogotá ankommen werde. Denn ich gebe der Fluggesellschaft in London und Sao Paulo zwei Mal beim Umsteigen die Möglichkeit, mich wieder auf einen der Foltersitze zu klemmen. Trotz Notausgangsreservierung. Jedes Mal Unbehagen beim Betreten des Fliegers: Welcher Platz ist es dieses Mal? Nervt.

Die Dame am Check-in hat aber gecheckt, dass ich auf einen Notausgangsplatz gehöre. Mein persönlicher Jackpot. Frankfurt – London, London – Sao Paulo, Sao Paulo – Bogotá. Ein einziger Notausgangstraum. Also lande ich – Überraschung – halbwegs entspannt in Kolumbien. Allein, wohlgemerkt, Bärbel kommt erst in sechs Wochen nach. Sie muss noch ein bisschen arbeiten. Sechs Wochen. Für uns beide ein kleiner Albtraum. Denn sie hat sich nicht nur intensiv auf diese Reise gefreut, sie ist auch sonst so voller Energie, dass sie kaum weiß, wohin damit. Auf dieser Reise hat sie sich vorgenommen, mal richtig Gas zu geben. Sie will alles machen, erleben, unternehmen, sehen, bereisen, kennenlernen, probieren – dass sie sechs Wochen länger warten muss als ich ist nicht einfach für sie. Und ihre Energie. Hilft aber nix, sie muss arbeiten. Somit bin ich jetzt erst mal alleine unterwegs. Bin ich ja nicht so Fan von.

Allein-Reisen. Was soll das? Macht doch keinen Spaß. Was sollen da die anderen Leute denken? Dass der Riese keine Freunde hat? Ein Alleinreisender ist doch ständig einsam – und mit wem bitte teilt er tolle Momente oder macht Sightseeing? Neee, das ist nix für mich. Das zumindest glaubte ich zu Beginn der Reise – und sollte sich ändern. So weit, so uninteressant. Jetzt geht der Spaß aber mal los:

Am Flughafen von Bogotá gibt’s für mich einen traumhaften Start in die Weltreise. Dort wartet ein stark befreundetes Pärchen aus Deutschland auf mich. Sharon und Georg – genannt Schorsch – verbringen ihren Jahresurlaub rein zufällig in Kolumbien. Trifft sich gut. So bin ich zumindest die ersten Tage nicht einsam. Ich freu mich riesig, dass Sharon und Schorsch mich abholen und mir somit den Start in die Reise vereinfachen. Schon von Weitem erblicke ich die beiden – und weil sie bereits ein paar Tage hier sind, haben sie diesen leichten Urlaubsteint im Gesicht. Herrlich. Aber warum tragen beide so dicke Jacken? Ist wohl was frisch hier im September in Bogotá. Viel wichtiger: Schorsch hat ein paar Getränke im Arm.

»Ist das toll, dass ihr da seid!«, begrüße ich überschwänglich die Bierdosen.

»Spacko!« Schorsch grinst, nimmt mich einarmig in den Arm, Sharon umschlingt uns beide. Berauschende Begrüßung in Bogotá. Bravo!

»Man, seht ihr schon erholt aus. Wie gefällt euch Bogotá?«, will ich von ihnen wissen.

»Na ja, das Wetter spielt halt nicht immer mit. Ist manchmal ganz schön kalt. Wenn die Sonne scheint, geht’s. Ansonsten aber ist die Stadt recht trist, irgendwie komisch. Die Leute auch, so unpersönlich. Aber jetzt bist du ja da«, sagt Sharon. Genau. Jetzt ändert sich alles. Aber Moment mal, das hier ist eine Weltreise für mich – sollte da nicht alles immer abgefahren krass sein? Die Schilderung klingt jetzt eher durchschnittlich.

»Großstadt eben«, haut Schorsch noch raus, öffnet mit einem zischenden »Tschschschipp« das erste Bier und sagt: »Aaahhh. Musik in meinen Ohren.« Na dann – mögen die Abenteuer beginnen!

Bogotá, Playa Blanca, Salzkathedrale in Zipaquirá, Cartagena im Norden Kolumbiens. Alles nett. Alles gut. Tut keinem was. Besonders die wirklich beeindruckende Altstadt von Cartagena nicht. Sharon, Schorsch und ich machen Kolumbien unsicher. Ok, das haben schon genug Leute vor uns gemacht. Wir reisen einfach ein bisschen – aber so richtig aufgetaut sind die Kolumbianer wirklich nicht. Vielleicht auch, weil wir zu dritt nicht den besten persönlichen Kontakt zu ihnen aufbauen. Besonders in den Städten sind die Menschen manchmal sehr direkt. Mitten auf der Straße in Bogotá spricht mich eine Horde von Schulkindern an, erst auf Spanisch, dann wegen meiner Unkenntnisse in Zeichensprache. Sie fragen, ob sie ein Foto mit mir machen können. Aha. Wollen die mich verscheißern? Ich gucke ein bisschen sparsam aus der Wäsche, bin mir nicht sicher, ob ich die Jungs und Mädels richtig verstanden habe. Sharon und Schorsch stehen abseits, grinsen hämisch. Die Kinderhorde nimmt schließlich den Riesen mit dem Fragezeichen auf der Stirn einfach in ihre Mitte und lächelt in die Kamera. Anschließend fragen sie mich nach »Basket«. Immerhin: Das verstehe ich. Ich nicke freundlich und strecke meinen Daumen in die Luft. Ja, ich spiele Basketball, zwar nicht so gut, wie alle immer meinen, aber ich überweise den Vereinsbeitrag. Die Blagen lachen sich einen ab, sagen freundlich »Danke« und verschwinden. Das ist mir so auch noch nicht passiert.

Die meisten Einheimischen kennen in solchen Situationen offensichtlich keine Scheu. Fünf, sechs Mal muss ich allen Ernstes wegen meiner Größe für Fotos posieren, einmal sogar ein Autogramm geben. Stets waren die Leute freundlich und höflich, trotzdem finde ich es etwas kurios. Solche Sachen passieren mir in den größeren Städten; außerhalb, aufm Land, sind die Kolumbianer anders drauf. Ihr Hobby dort: Fleisch. Da wird gerne mal der Grill angeworfen, und die Menschen versammeln sich dann um die zum Teil riesigen Spieße, um sie mit allen zu teilen. Sie wirken nicht so befremdlich wie in der Stadt. Hier will auch keiner Fotos mit dem komischen Schlaks.

So, jetzt aber mal genug von Metropolen und Landidylle. Sharon, Schorsch und ich wollen uns ein paar schöne Tage am Strand machen. Haben wir uns schließlich mehr als verdient. Stellt sich raus: Ist gar nicht so einfach. Die Karibik hier auf dem Festland haben wir uns anders vorgestellt. Da geht mehr. Logische Konsequenz: Wir müssen auf eine Insel. Gemeinsam fliegen wir nach San Andres – mitten hinein in die Karibik. Her mit dem Sonnenmilch-Salz-Sand-Mix auf der Haut.

Unser Appartement (»San Luis Village«) liegt direkt am Meer. Wo auch sonst? Der gesamte Komplex ist nicht sonderlich groß, aber die weißen Gebäude zusammen mit dem netten, grünen Garten und dem kleinen Pool, das macht schon Bock. Ein bisschen eben so, wie man sich das zu Hause in Deutschland vorgestellt hat, dieses »Karibik«.

Sonnenbrille, eincremen, Liegestuhl, Füße hoch, Hände hinterm Kopf verschränken. Jepp, das ist für mich jetzt erst mal mehr Urlaub als reisen. Fehlt eigentlich nur noch das Abenteuer. Aber das lässt nicht lange auf sich warten.

Sharons Plan: mal die Lage checken. Straße und...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2018
Zusatzinfo mit 16 S. farb. Bildteil
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
Reisen Reiseberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abenteuer • eBooks • Jan Kowalsky • Journeyman • lustig • Outdoor • Reise • Reisen • Riese • Sport • Urlaub • Urlaubslektüre • Weltreise
ISBN-10 3-641-21904-3 / 3641219043
ISBN-13 978-3-641-21904-8 / 9783641219048
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