polar 21: Gegen die Angst
Campus (Verlag)
978-3-593-50654-8 (ISBN)
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In Deutschland geht die Angst um. Obwohl es den Menschen hier vergleichsweise gut geht, scheint sie sich immer weiter auszubreiten: Angst vor dem Abstieg, Angst vor den Flüchtlingen, Angst vor dem Terrorismus. Sicherlich hat die wachsende Angst auch etwas mit den Ohnmachtsgefühlen in einer entgrenzten Welt zu tun, der man sich ausgeliefert fühlt. So neigen viele Menschen dazu, sich abzuschotten. Selbst die gut abgesicherte Mittelschicht entdeckt eine Sorge nach der anderen. Doch welche Angst bleibt eigentlich denjenigen, die am unteren Rand der Gesellschaft gefangen sind? Das neue Heft von "polar" fragt, woher die Angst kommt und wie wir ihr begegnen sollen. Ein Fortschrittsoptimismus, der nach wie vor gute Gründe auf seiner Seite hat, kann uns helfen.
Inhalt
Zorn
Woher der Zorn? 9
Die "Abgehängten" und "Verbitterten" in der Gegenwartsgesellschaft
Heinz Bude
Unter Stress 15
Die Bildungspanik der Mittelschichten
Fabian Gülzau
Identitäre Bezüge 20
Dugin, Evola und immer wieder Heidegger
Micha Brumlik
Angst der/vor dem Bürger 31
Eine kritische Bilanz der Bürgerbeteiligung für die repräsentative Demokratie
Karsten Rudolph
Rechtsrisiko Angst 34
Gefahr, Risiko und Restrisiko als hochpolitische Kategorien
Julian Krüper
Desiring Walls 39
Über das kollektive Imaginäre einer Architektur der Angst
Lars Koch
Ist es links?: >Glück< 46
Stefan Huster/Arnd Pollmann/Ulrike Meyer/Peter Siller
Wie lang sind die Schatten? 49
Was Generationen erben können
Sabine Bode
Wie German ist die Angst? 56
Entstehungsgründe einer schillernden Redewendung
Maja Bächler
Der wahre Text: >Angst vor< 60
Neue Berliner Sprachkritik
Hallo Karthago/Hallo Rom: >In erschöpfter Umarmung< 62
Susann Neuenfeldt/Simon Strick
Zuversicht
Gegen eine Politik der Angst 73
20 Thesen zu einer menschenrechtsorientierten Sicherheitspolitik
Roland Schaeffer
Links liegen gelassen 81
Die stille Wut der Wendegenaration
Sabine Rennefanz
Eine gesellige Gesellschaft 91
Für eine neue Politik der Konvivialität
Frank Adloff, Sérgio Costa, Ina Kerner und Andrea Vetter
Innere Sicherheit? 99
Das Recht im Griff der Angstpolitik
Christian Bommarius
Backlash 111
Trump und das Lachen der Angst
Simon Strick
Zum Beispiel Freundschaft 115
Zur Stärkung unserer Widerstandskräfte
Isabella Helmreich
Der Fremde in mir 120
Von der postkonventionellen Abspaltung der eigenen Ängste
Deniz Sertcan
Mein halbes Jahr
>Literatur< · Lars Bullmann 124
>Musik< · Johannes von Weizsäcker 126
>Film< · Matthias Dell 128
>Comic< · Peter Siller 130
Zombie
Untote Tropen 145
Die Zombieapokalypse im öffentlichen Diskurs der USA
Daniel W. Drezner
Den Verstand fest verschlossen 162
Kunst im Zeitalter der Angst
Hito Steyerl
Leben im Kapitalismus: >Gartenstadt im Krisengebiet< 170
Ina Kerner
Bildpolitik: >Viraler Ausnahmezustand< 172
Martin Saar
Schönheiten
Innen vor Außen 177
Stefan Zweigs Novelle Angst
Luisa Banki
Beschwörungsformeln 178
Aufgeklebt: Show you are not afraid
Ann-Charlotte Günzel
Schädelbohrungen 179
Die Serien Sense8 und Wayward Pines
Birte Mühlhoff
Be Prepared 180
Jeff Nichols Take Shelter
Franziska Humphreys
Was heißt eigentlich Fliegen? 181
Herzogs Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner
Johannes Kleinbeck
Schmetterling, Bär und Känguruh 182
Blumfelds Testament der Angst
Elias Kreuzmair
Vorstadthölle 183
Philip K. Dicks The Man in the High Castle
Christian Meskó
(Un-)Tiefen der Angst 184
Falk Richters FEAR an der Schaubühne Berlin
Ulrike Meyer
Bis hierher 185
Mathieu Kassovitz' Meisterwerk La Haine
Christoph Raiser
Vor der Weltverschwörung 186
Christian Krachts und Ingo Niermanns Metan
Patrick Thor
Roundtable 188
Autorinnen und Autoren 190
Impressum 192
Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Angst grassiert momentan in den liberalen Gesellschaften. Angst vor den Geflüchteten. Angst vor dem Abstieg. Angst vor dem Terrorismus. Angst vor dem Kollaps. Aber welche Ängste sind eigentlich begründet? Und gegen welche Ängste müssen wir arbeiten, um andere nicht zu ihrem Opfer zu machen - und auch nicht uns selbst. Gegen die Angst.
Darüber hinaus ist genau hinzuschauen, wo Angst nur behauptet wird, um die Ansprüche anderer abzuwehren und die eigene "Identität" aggressiv zu behaupten. Wer sich auf "Angst" beruft, beruft sich auf ein subjektives Gefühl, nicht auf eine äußere Tatsache. Gefühle aber sind nicht kritisierbar, und gerade deshalb sollten wir die Angshypothese nicht ungeprüft lassen. Gerade in Zeiten einer neuen "identitären" Bewegung und zunehmender gesellschaftlichen Polarisierung ist es zudem eine politische Notwendigkeit deutlich zu machen: Man kann Ängsten begegnen, sie sichtbar machen, bearbeiten und auch überwinden. Wer Angst hat, ist nicht per se im Recht. Die Angst darf nicht das letzte Wort haben.
Angst steht in einem Zusammenhang mit dem "Unbeeinflussbaren" und auch "Unsichtbaren". Und so hat die wachsende Angst wohl auch etwas mit den Ohnmachtsgefühlen in einer entgrenzten Welt zu tun. Affekte der Abschottung und Restauration sind die Konsequenz. Diese Ausgabe sucht deshalb auch nach der Verteidigung der Demokratie und nach einer Zuversicht des Fortschritts, der trotz allem nach wie vor gute Gründe auf seiner Seite hat.
In seinem Eröffnungstext beschreibt Heinz Bude, an welchen sozialen Stellen sich in unserer Gesellschaft ein diffuses Systemmisstrauen breit macht und proträtiert dafür Prototypen der neuen Verunsicherten (S.?9). Was passiert, wenn sich verunsicherte Mittelschichten in einen Bildungswettlauf begeben, um durch maximale Investitionen die höchste Förderrendite aus ihren Kindern heraus zu bekommen, beschreibt im Anschluss Florian Gülzau (S.?15). Micha Brumlik ergründet in seinem Beitrag das theoretische Fundament der radikalen Rechten und stößt auf "identitäre" Bezüge insbesondere bei Dugin, Evola und auch Heidegger (S.?20). Karsten Rudolph hinterfragt den Nutzen von mehr Bürgerbeteiligung für die repräsentative Demokratie und setzt sich dabei kritisch mit der Idee einer "Konsultative" (Leggewie/Nanz) auseinander (S.?31). Julian Krüper seziert in seinem Beitrag die schwierige Causa der Vorsorge, die in der Theorie Ratio und Emotio zugleich befriedigen soll - in der Praxis aber gerade die Juristen vor große Herausforderungen stellt (S.?34). Um Vorsorge geht es auch im Text von Lars Koch (S.?39), nämlich um die neue Sehnsucht nach Mauern als Schutz vor dem Fremden oder Anderen - in der Politik wie in der Popkultur. Sabine Bode begibt sich auf die Spuren der Kinder des 2. Weltkriegs und fragt sich, welche Schatten die frühen Gewalterfahrungen dieser Generation bis heute auf unsere Gesellschaft werfen (S.?49). Maja Bächler nimmt diesen Ball auf und untersucht in ihrem Beitrag den Kampfbegriff der "German Angst" (S.?56).
Roland Schaeffer (S.?73) plädiert in zwanzig Thesen dafür, den alten Gegensatz von Sicherheit und Freiheit aus menschenrechtlicher Sicht zu überwinden und die Gesellschaft an der Herstellung ihrer Sicherheit zu beteiligen. Auch Christian Bommarius (S.?99) setzt sich in seinem Aufsatz mit dem Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit auseinander und warnt vor einseitiger Kriminalisierung und einer Fixierung auf Strafgesetzgebung. Sabine Rennefanz erzählt in ihrem sehr persönlichen Text zur "Wendegeneration" davon, wie es sich anfühlt, wenn Biografien durch historische Ereignisse durcheinander geschüttelt, Erfahrungen entwertet und Orientierungen genommen werden (S.?81). Um Ohnmachtsgefühle und enttäuschte Hoffnungen geht es auch bei Ina Kerner u. a., die gemeinsam mit ihren MitautorInnen für die Zuversicht einer "geselligen Gesellschaft" plädiert, für eine neue Kunst des Zusammenlebens (S.?91). Simon Strick besch
Erscheinungsdatum | 02.09.2016 |
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Reihe/Serie | polar - Magazin ; 21 |
Verlagsort | Frankfurt |
Sprache | deutsch |
Maße | 160 x 230 mm |
Gewicht | 385 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Allgemeines / Lexika |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Politische Theorie | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Angst / Angstbewältigung • Deutschland; Berichte/Erinnerungen • Europa • Finanzen • Finanzkrise • Flucht / Flüchtling • Flüchtling • Gaben • Inflation • Kaufen • Kollektivschuld • leihen • Moral • Ökonomie • Rechte • Schenken • Schuld • Schulden • Schuldenkrise • Terrorismus • verschiedene Politikfelder • Wirtschaftskrise • Zeitschrift/Magazin |
ISBN-10 | 3-593-50654-8 / 3593506548 |
ISBN-13 | 978-3-593-50654-8 / 9783593506548 |
Zustand | Neuware |
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