Turn Over (eBook)
386 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-41018-0 (ISBN)
Sybille Frank, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im LOEWE-Schwerpunkt »Eigenlogik der Städte« an der TU Darmstadt. Jochen Schwenk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der TU Darmstadt.
Sybille Frank, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im LOEWE-Schwerpunkt »Eigenlogik der Städte« an der TU Darmstadt. Jochen Schwenk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der TU Darmstadt.
Inhalt 6
Einleitung – Sybille Frank und Jochen Schwenk 10
QUERWÄRTS – Eine Collage – Urs Jaeggi 22
Kultur – Soziologie – Mode und Methode? – Helmuth Berking 24
I. Rückblicke 44
Konjunkturen und Wandlungen des Kulturbegriffs in der deutschen Soziologie – Jochen Schwenk 46
Erinnerungen an meinen Cultural Turn – Wolfgang Eßbach 68
Tales of the City or Städte ohne Grenzen – Anthony D. King 76
II. Ausblicke 94
Jenseits des Cultural Turns – Die Renaissance der Gesellschaft – Hermann Schwengel 96
Die Kulturwissenschaften in der Krise – Lutz Musner 104
Abfall & Eleganz – Materialität vs. Kultur? – Lars Frers
III. Stadt 136
Schwarzsein als kollektive Praxis in Salvador de Bahia – Stadtsoziologie aus kulturtheoretischer Perspektive – Martina Löw 138
Wahrzeichen des Geschmacks – Anmerkungen zur Stadt als Geschmackslandschaft – Rolf Lindner 160
Der sinnhafte Aufbau der gebauten Welt – Eine architektursoziologische Skizze – Silke Steets 172
Knowledge Turn in der Stadtforschung – Begriffscocktail mit Rezeptur – Ulf Matthiesen 190
IV. Vergangenheit 214
Nostalgie – Kreative Effekte eines problematischen Gefühls – Erhard Stölting 216
Warten auf den Cultural Turn – Das Ende der Geschichte und das Schweigen der Soziologie – Sybille Frank 236
Wie viel Geschichte braucht das Ich? – Normative Implikationen der psychoanalytischen Auffassung von Lebensgeschichtlichkeit – Gunter Weidenhaus 264
V. Dezentrierung 288
Reinventing the Commons – Carlo Caduff and Shalini Randeria 290
Anpassung und Kreativität – Über afrikanische Variationen politischer Heterarchie – Trutz von Trotha und Mario Krämer 308
Wissenssoziologische Ursprünge der Ungleichheitstheorie: Das Tocqueville-Paradox – Sighard Neckel 334
VI. Event 342
Das Ereignis als Aufgabe – Zur Trajektstruktur der»Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010« – Ronald Hitzler und Arne Niederbacher 344
Basler und Mainzer Fas(t)nacht, Kölner Karneval und Münchner Fasching vor allem – Eine transdisziplinäre Tour d’Horizon – Richard Faber 362
Autorinnen und Autoren 384
Tabula Gratulatoria 386
Nostalgie (S. 215-216)
Kreative Effekte eines problematischen Gefühls
Erhard Stölting
»Nostalgie« verweist ähnlich wie »Kitsch« gemeinhin auf angeblich unauthentische, verlogene oder illusionäre Gefühle. Der Begriff enthält also eine kritische Intention und benennt die entsprechenden Objekte, Bilder, Gebäude oder Aufforderungen, von denen alle umstellt sind. Nostalgie auslösende Objekte sind auf den entsprechenden Märkten stark nachgefragt und damit wichtiger Teil des Wirtschaftslebens.
Für den Tourismus sind sie essenziell. Im politischen Leben sind offene und verdeckte Appelle an nostalgische Empfindungen besonders wichtig und präsent. Sie können sich in rational scheinende Argumente kleiden, wenn es um die Mobilisierung von Zustimmung geht. Sie können ebenso gut in Form von Symbolen wie von schönen Ensembles das Empfinden ansprechen.
Nostalgie ist – so die hier vorgeschlagene Bestimmung – die Sehnsucht nach etwas, das irgendwie erinnert wird und so nicht mehr existiert oder verborgen ist. Sie ist also eine Form emotional positiv besetzten historischen Bewusstseins. Ob das, was erinnert wird und Sehnsucht auslöst, tatsächlich so existiert hat, wie es ersehnt wird, oder ob es überhaupt existiert hat, ist dabei gleichgültig. Der erinnerte Zustand kann auch gänzlich fiktiv sein; die Nostalgie kann sich auf etwas beziehen, was es nie gegeben hat (vgl. Coontz 1992).
Oft wird zwar der nostalgisch erinnerte Gegenstand für eine vergangene Realität gehalten werden. Das muss aber nicht so sein, bereits hier ist eine Brechung möglich. Es ist denkbar, dass der Nostalgiker weiß, dass sich seine Gefühle auf eine Fiktion richten; er schaltet dieses Wissen aber für den Augenblick aus. Das allerdings setzt seine Distanzierung gegenüber den eigenen Gefühlen voraus, die sich als »ironisch« bezeichnen ließe. Der Nostalgiker würde sich in diesem Fall nur wohldosiert täuschen.
Die Möglichkeit eines ironischen Umgangs mit nostalgischen Gefühlen macht deutlich, wie problematisch es ist, von »unechten«, »verlogenen« oder »illusionären« Gefühlen zu reden. Gefühle haben keinen Wahrheitswert, sie sind in variabler Intensität da oder nicht. Sie können ambivalent sein, oder es können die Worte fehlen, sie hinreichend genau zu bezeichnen. Auch die Sehnsucht nach einem Trugbild ist echte Sehnsucht.
Erscheint lt. Verlag | 13.9.2010 |
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Co-Autor | Helmuth Berking, Carlo Caduff, Wolfgang Eßbach, Richard Faber, Sybille Frank, Lars Ferres, Ronald Hitzler, Urs Jaeggi, Anthony D. King, Mario Krämer, Rolf Lindner, Martina Löw, Ulf Matthiesen, Lutz Musner, Sighard Neckel, Arne Niederbacher, Shalina Randeria, Hermann Schwengel, Jochen Schwenk, Silke Steets, Erhard Stölting, Trutz Von Trotha, Gunter Weidenhaus |
Zusatzinfo | 19 Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie | |
Schlagworte | Cultural Turn • Kultursoziologie |
ISBN-10 | 3-593-41018-4 / 3593410184 |
ISBN-13 | 978-3-593-41018-0 / 9783593410180 |
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Größe: 5,1 MB
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