Die Suche nach Sicherheit
Siedler, W J (Verlag)
978-3-88680-919-6 (ISBN)
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Am Anfang war nicht Adenauer, am Anfang war nicht der 8. Mai 1945, und am Anfang war auch nicht die Teilung der Nation. Am Anfang von Eckart Conzes Geschichte der Bundesrepublik Deutschland steht der deutsche Staat im Jahr 2009, seine Politik, seine Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur sechzig Jahre nach seiner Gründung. Conzes Darstellung ist konsequent von der Gegenwart her konzipiert und in besonderem Maße vom Anspruch des Zeithistorikers getragen, durch seine Analyse auch zur Erklärung unserer heutigen Zeit beizutragen.
Im Kern erzählt das Buch dabei von der Suche der Deutschen nach Sicherheit angesichts ihrer katastrophalen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch angesichts sozialer, ökonomischer und außenpolitischer Herausforderungen, die sich immer wieder neu stellten. Mittlerweile stehen die grundgesetzlich verankerten Sicherungssysteme in vielen Bereichen einer dringend notwendigen Modernisierung entgegen. Eine reine Erfolgsgeschichte ergibt sich daraus nicht, vielmehr eine differenzierte Bilanz. Conze trägt mit seiner historisch fundierten Analyse entscheidend zum Verständnis derjenigen Probleme und Schwierigkeiten bei, mit denen die Bundesrepublik heute zu kämpfen hat.
• Standardwerk: die umfassende Gesamtdarstellung der Bundesrepublik Deutschland
• Das wichtigste Buch zum 60. Gründungsjubiläum der Bundesrepublik
• Der Autor ist ein renommierter Zeithistoriker
Eckart Conze, geboren 1963, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Marburg. Bei DVA erschien der von ihm mitherausgegebene Band Fünfzig Jahre Bundesrepublik Deutschland und die vielbeachtete Monographie Von deutschem Adel.
Geschichte ist immer Gegenwart. In jeder Gegenwart ver?ert sich die Geschichte, weil jede Zeit neue Fragen an die Vergangenheit stellt. Grunds?lich gilt das f?r alle historischen Epochen, ganz besonders aber f?r die Zeitgeschichte, die wir als unmittelbare Vorgeschichte unserer Gegenwart verstehen k?nnen. Hans Rothfels, einer der Begr?nder der deutschen Zeitgeschichtsforschung, hat sie die "Epoche der Mitlebenden" genannt. Zeitgeschichte ist Gegenwartsgeschichte. Der Impuls der Gegenwart wirkt sich daher in besonderem Ma? auf die Zeitgeschichtsschreibung aus. Sie ist gepr? vom Anspruch des Zeithistorikers, durch seine Analyse zur Erkl?ng der Gegenwart beizutragen, indem er ihr die historische Gewordenheit seines Gegenstandes - im vorliegenden Fall die Bundesrepublik Deutschland - darstellt. Deshalb steht am Anfang dieser Geschichte nicht Konrad Adenauer, nicht der 8. Mai 1945 und auch nicht die Teilung der Nation. Am Anfang steht die Bundesrepublik Deutschland an der Schwelle zum siebten Jahrzehnt ihres Bestehens. Damit ?bertrifft sie an Jahren jede deutsche staatliche Ordnung des 19. und 20. Jahrhunderts, auch das Kaiserreich und sogar den Deutschen Bund, von der Weimarer Republik und dem "Dritten Reich" gar nicht zu reden. Erfolgsgeschichten Bereits die schiere Lebensdauer der Bundesrepublik l?t ihre Geschichte als Erfolgsgeschichte erscheinen, und in der Tat: Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte des 19., vor allem aber des 20. Jahrhunderts ist der sechzigste Jahrestag ihrer Gr?ndung ein au?rgew?hnliches Ereignis. Mit dieser Stabilisierung, die sich bereits in den ersten Nachkriegsjahrzehnten abzeichnete, haben sich schon viele Historiker ausgiebig besch?igt und in vielf?iger Variation die Geschichte einer Normalisierung als Stabilisierung erz?t. Ausgangs- und Referenzpunkt der Darstellungen waren immer wieder das Jahr 1945 und die Fragen: Wie konnte eine Gesellschaft im Schatten des Nationalsozialismus, im Schatten des Zweiten Weltkriegs und der mit ihm untrennbar verbundenen Menschheitsverbrechen Normalit?entwickeln? Wie konnte angesichts der deutschen Teilung eine stabile staatliche Ordnung entstehen? Noch lange nach ihrer Gr?ndung, ja bis in die 1970er Jahre hinein, galt den Zeitgenossen der "Erfolg" der Bundesrepublik keineswegs als sicher. Die Erfolgsgeschichte war letztlich eine Geschichte der ausgebliebenen, ja der vermiedenen Katastrophe - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es h?e durchaus anders kommen k?nnen bei dieser "Vergangenheitshypothek" und der Belastung durch die Spaltung Deutschlands. Wann die Bundesrepublik zur Normalit?zur?ckgekehrt sei beziehungsweise eine neue, eigene Normalit?gefunden habe, dazu vertraten die Historiker ganz unterschiedliche Ansichten. Waren Entstehung und Anerkennung eines postnationalen Staates das zentrale Merkmal der Normalisierung, oder brachte erst die Wiedervereinigung von 1990 die lang ersehnte Normalit? Ein Zeichen von Normalisierung stellte auf jeden Fall das bis in die 1980er Jahre hinein keineswegs selbstverst?liche Eingest?nis dar, dass "die Bundesrepublik Deutschland. eine Geschichte hat". Es besiegelte historiographisch das Ende der Bundesrepublik als Provisorium. Nicht zuf?ig wurde in der zweiten H?te der 1970er Jahre, als durch die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel die deutsche Teilung und die Eigen- und Einzelstaatlichkeit der westdeutschen Republik best?gt schienen, eine gro? und repr?ntative f?nfb?ige Darstellung der Geschichte der Bundesrepublik konzipiert. Freilich fehlte dem gro?n Werk, das bis ins Jahr 1982 f?hrte, der darstellerische und analytische Fluchtpunkt der Jahre 1989/90. "Was derzeit m?glich ist, sind lediglich Ausblicke und Suchbilder. Niemand wei? welchen Gang die Geschichte nehmen wird, und die konzeptionelle Ratlosigkeit ist hier wie dort gro?, schrieb Joachim Fest 1987 in seinem die Buchreihe abschlie?nden Essay mit sp?rbarem Unbehagen. Zwei Jahre sp?r er?ffneten die friedliche Revolution in der DDR, der Fall der Mauer, die Wiedervereinigung und das Ende des Kalten Krieges ungeahnte Spielr?e, und die von Fest beklagte "konzeptionelle Ratlosigkeit" wich einer Vielzahl zum Teil widerstreitender Konzeptionen. Sie alle verband die Tendenz, die vierzigj?ige Geschichte der Bundesrepublik - wie auch der DDR - als Vorgeschichte zu deuten und auf 1989/90 auszurichten. Die genetische Perspektive, die von 1945 her dachte, wurde abgel?st durch eine teleologische, die auf 1990 zulief. Das erinnerte an Jacob Burckhardts Diktum von 1872, also kurz nach der Reichsgr?ndung, dass nun binnen weniger Jahre "die ganze Weltgeschichte von Adam an siegesdeutsch Erfolgsgeschichten 11 angestrichen und auf 1870 bis 71 orientiert sein wird". Andreas Wirsching hat am Ende des von ihm verfassten, erst 2006 erschienenen sechsten Bandes der von Bracher, Eschenburg, Fest und J?el herausgegebenen Geschichte der Bundesrepublik auf die Versuchung hingewiesen - zu der eine gewisse Bequemlichkeit hinzukommt -, "die Geschichte der Bundesrepublik durch die Brille einer >Whig interpretation of historyaltenAnkunft im Westen< wird auch durch das Ende der DDR und die Wiederherstellung der nationalen Einheit nicht r?ckg?ig gemacht werden." Dieses Voranschreiten auf dem Weg nach Westen, die Prozesse der "Westernisierung", der Liberalisierung oder der Zivilisierung sind in den letzten Jahren vielfach dargestellt und analysiert worden, und nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit der Meistererz?ung des deutschen Sonderwegs ist daraus eine neue, eine bundesrepublikanische Meistererz?ung entstanden, die nicht nur in der deutschen Zeitgeschichtsforschung, sondern auch in der deutschen ?fentlichkeit erhebliche Wirkung entfaltet hat.
Erscheint lt. Verlag | 11.5.2009 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 150 x 227 mm |
Gewicht | 1216 g |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Zeitgeschichte ab 1945 |
Schlagworte | Bundesrepublik Deutschland (1949-1990); Politik/Zeitgeschichte • Deutsche Geschichte • Deutsche Geschichte, Deutschland • Deutschland • Deutschland; Politik/Zeitgeschichte • Sicherheit (polit./militär.) |
ISBN-10 | 3-88680-919-6 / 3886809196 |
ISBN-13 | 978-3-88680-919-6 / 9783886809196 |
Zustand | Neuware |
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