Sichtbeton
DVA (Verlag)
978-3-421-03585-1 (ISBN)
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Sichtbeton wird immer beliebter, bei der architektonischen Inszenierung von öffentlichen Gebäuden genauso wie für Wohnhäuser. Der Baustoff bietet mehr gestalterische und technische Möglichkeiten als je zuvor: Sichtbeton kann mit Pigmenten eingefärbt werden, seine Oberfläche glatt geschliffen oder poliert sein oder aber unterschiedliche Texturen und Ornamente aufweisen. Das Buch vermittelt die Grundlagen materialgerechter Planung und Ausführung und geht ein auf wichtige Themen wie Schalungstechnik, Fertigteilbauweise sowie die Bewertung von Sichtbetonqualitäten. Darüber hinaus wird eine Auswahl von etwa vierzig aktuellen, hinsichtlich Konstruktion und Gestaltung vorbildlichen Gebäuden ausführlich mit allen konstruktiven Details vorgestellt.
• Entwürfe jenseits bekannter Standardlösungen
• Details für den Planer und Gestalter
• Vorbildliche Beispiele aus der Praxis
Ursula Baus studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Saarbrücken, Architektur in Stuttgart und Paris. Sie war Architekturredakteurin bei der „db deutsche bauzeitung“ und arbeitet seit 2004 als freie Kritikerin und Buchautorin. Sie ist Mitbegründerin der Partnerschaftsgesellschaft frei04-publizistik, Stuttgart, und hat Lehraufträge an der Universität Stuttgart.
Zu diesem Buch Der erste Band der neuen DVA-Buchreihe über Baumaterialien erschien 2006 und war dem beliebten, Herzen erwärmenden, manchmal aber auch lichterloh brennenden Holz gewidmet, genauer gesagt: großen Holztragwerken. Das Buch passte sich dem konstruktiven Schwerpunkt des Themas mit grundlegenden Informationen zur Wechselwirkung zwischen Werkstoff, Konstruktion und Raum, mit der Auswahl der Projekte und in den Planaussagen ideal an. Beim Baumaterial Sichtbeton geht es um eine ganz andere Intention: Er brennt zwar nicht, genießt aber wahrlich noch nicht die Zuneigung der Massen. Nur Architekten können daran etwas ändern – und das möge der zweite Baumaterialband deutlich machen. Wissen über die aktuelle Werkstoffentwicklung, konstruktive Raffinessen und die leidigen Konsequenzen ausufernder Normierung, Richtlinien oder Merkblätter wird in den zahlreichen Publikationen der Beton- und Zementverbände bereits gut dokumentiert. Es empfiehlt sich auch, die thematisch vielfältigen Seminare dieser Institutionen zu besuchen. Aus unserer Sicht fehlt aber bislang der Versuch, die Vielfalt und die Schönheit des Sichtbetons in ganz normalen Häusern oder in viel besuchten Kulturbauten vor Augen zu führen und Gestaltungsansätze jenseits dessen, was vermeintliche Stars als individuelles Credo von sich geben, miteinander zu vergleichen. Deshalb ist für dieses Buch auch ein großer Teil der Projekte gezielt im Hinblick auf den Sichtbeton neu fotografiert worden. Es sollte bis zur Abbildung eins zu eins deutlich werden, welche Erscheinungsvielfalt mit verschiedenen Zuschlagstoffen, Schalungsverfahren und Nachbearbeitungsmöglichkeiten inzwischen erreicht worden ist – und von einer jüngeren Architektengeneration spielerisch ausgeweitet wird. Der konstruktive Aspekt des Bauens mit Sichtbeton kommt nicht zu kurz. Wie üblich in den Buchreihen Baumaterialien und Baudetail, sind vorbildliche Planungen bis zum Maßstab 1:10 oder 1:5 dargestellt, denn es darf eines nicht verschwiegen werden: Bauen mit Sichtbeton erfordert ein sehr hohes Maß an planerischer Vorbereitung. Wo weder Schäume noch Putz und Tapeten die Planungslücken oder Ausführungsfehler galant überdecken können, muss vom Entwurf bis zur Schlüsselübergabe alles berücksichtigt werden, was nicht mehr rückgängig zu machen ist. Und das ist quasi alles. Warum sich Architekten heute für Sichtbeton entscheiden, gab die Gliederung des Buches vor. Ein überzeugender Grund ist nach wie vor, Baukörper nach Herzenslust gestalten zu können – und Sichtbeton entspricht dem Ansinnen, einem Baukörperkult zu frönen, in herausragender Weise. Weil diese formale Freiheit mit zweischaligen, dem Wärmeschutz geschuldeten Wandkonstruktionen ziemlich aufwändig ist, tüftelt eine technologische Avantgarde daneben am wärmedämmenden Leichtbeton, der in einer aufregenden, experimentellen Phase steckt. Derweil schrumpft die Gemeinde derer keineswegs, die dem Sichtbeton am liebsten mit glatter Oberfläche huldigen – Ziegenleder oder feine Seide im Kopf. Sie bekommt jedoch Konkurrenz von Freigeistern, die mit dem Purismus als solchem wenig anfangen können und deswegen das Ornament liebevoll und materialgerecht zum Schmucke der Betonhäuser entwerfen. Zugleich bewähren sich die gewaltigen Vorteile einer Vorfabrikation von Sichtbetonelementen unter Laborbedingungen, so dass Bauen mit Fertigteilen immer delikater wird. Zum guten Schluss zeigt eine Sanierung, was den wahren Freund des Sichtbetons auszeichnet. Doch anfangen möchten wir mit aktuellen Bildern von zwei Sichtbetonikonen der Moderne aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Ursula Baus Im Juli 1953 hatte Bruder Couturier, der als Bauherrenvertreter den Bau des Klosters La Tourette in Eveux, zwanzig Kilometer westlich von Lyon, begleitete, in einem Brief geschrieben, er wisse im vorhinein, dass das Kloster in seiner Armut eines der reinsten und bedeutendsten Bauwerke seiner Zeit werden würde. Gewiss, Le Corbusier hatte ein Jahrzehnt vorher schon die Kapelle von Ronchamp gebaut – übrigens von Bruder Couturier vermittelt – und war ein berühmter Architekt, an dessen Bedeutung Zweifel kaum angebracht waren. Mit La Tourette baute Le Corbusier aber eine einzige Kältebrücke; um im Kloster leben zu können, heizten die Mönche, die bis 1970 hier lebten und lehrten, im Winter vierundzwanzig Stunden lang, im Sommer konnten sie sich in den Räumen auf der Westseite wegen der Hitze kaum aufhalten. Wasser dringt in den Beton und ins Haus, das unbewohnbar wurde. Was tun? Den Verfall beobachten und den Atem des Authentischen spüren, solange es ihn gibt? 1979 wurde La Tourette zum »monument historique«. Architekturdozenten und -studenten der University of Dundee besuchten La Tourette kurz bevor es geschlossen wurde. »We felt that we were witness of a crucial moment in the building's life. We became aware that it might never again be exactely the same as it was at that moment« (AJ 12.07.07). Im August 2006 schloss La Tourette seine Pforten für Übernachtungsgäste. Unter der Leitung von Didier Repellin, dem Chefarchitekten der Monuments Historiques in Lyon, wird gegenwärtig der Westflügel saniert, die anderen Trakte können im Rahmen von Führungen noch besichtigt werden. Aus dem Kloster soll eine Art Kultur- und Konferenzzentrum werden, was radikale Konsequenzen für die Architektur des Hauses haben wird – angefangen vom Brandschutz über Doppelverglasungen statt der einfachen, im Beton eingelassenen Scheiben des Refektoriums, der rhythmisierten ondulatoires, bis zur Sanierung des Sichtbetons. Der Beton überdeckte die Bewehrung nicht in gebotener Dicke, und nun liegen viele Eisen blank, rosten, bis der Charakter einer Ruine nicht mehr geleugnet werden kann. 2008 soll die Grundsicherung des Westflügels von La Tourette abgeschlossen sein. Die Stuttgarter Liederhalle – Sichtbeton, der mit den Jahren gewann Als am 29. Juli 1956 die Liederhalle von Rolf Gutbrod und Adolf Abel eingeweiht wurde, war die Fachwelt mit dem ersten asymmetrischen Konzertsaal der Welt konfrontiert, das Publikum mit einem Sichtbetonbau – beides Provokationen, die in ihrer Bedeutung nicht sofort erkannt wurden. Am Wettbewerb hatte sich unter anderem Hans Scharoun beteiligt. Rolf Gutbrod war es, der seinen eigenen, relativ konventionellen Siegerentwurf zu einem Kulturbau überarbeitete, der, je älter er wird, um so mehr Anerkennung findet. Rolf Gutbrod sagte Rudolf Steiners anthroposophische Lehre zu, er wusste aber auch um den Sichtbeton, mit dem Le Corbusier Furore machte, und um die Schlüssigkeit jenes organischen Bauens, wie es Hugo Häring entwickelte. In der Stuttgarter Liederhalle fügen sich diese Einflüsse auch dank der künstlerischen Beratung durch Blasius Spreng zu einem einzigartigen, bis heute überzeugenden Ganzen. Erst 1987 wurde die Liederhalle, die seit einem halben Jahrhundert intensiv genutzt und heute als Kultur- und Kongresszentrum geführt wird, unter Denkmalschutz gestellt. Bei der Renovierung zu Beginn der neunziger Jahre ging es nur darum, die Bausubstanz an gestiegene kulturtechnische Ansprüche anzupassen. Der Sichtbeton war in Ordnung. Und präsentiert sich so, wie er die Zuneigung der Bevölkerung bereits rasch nach der Fertigstellung gewonnen hatte. Die Liederhalle reift, je älter sie wird, zu einer Ikone, die sich auch von dezidierten Gegnern der Moderne nicht als Feindbild stilisieren lässt. Als Ikone der Moderne wurde sie vergleichsweise spät erkannt – aber nicht zu spät. Man wird darauf achten müssen, dass unter dem kommerziellen Druck, der heute auf allem und jedem lastet, dem Bauwerk nicht zu viel zugemutet wird.
Reihe/Serie | baumaterialien |
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Zusatzinfo | Mit ca. 200 Fotos, davon 80 in Farbe, und 50 Detailzeichnungen |
Sprache | deutsch |
Maße | 215 x 280 mm |
Gewicht | 1165 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Freizeit / Hobby ► Hausbau / Einrichten / Renovieren |
Schlagworte | Sichtbeton |
ISBN-10 | 3-421-03585-7 / 3421035857 |
ISBN-13 | 978-3-421-03585-1 / 9783421035851 |
Zustand | Neuware |
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