Kapitel 1

Magie & Manifestation

Magie. Schon allein das Wort regt die Sinne an, und es schwingt eine geheimnisvolle Energie darin mit. Dieses Wort ist im Lauf der Jahrhunderte von vielen verschiedenen Menschen auf verschiedenste Arten definiert worden. Magie ist aber nicht nur ein Wort, sondern auch ein Zauber, ein Geschenk und ein uralter Geist, den es schon seit grauer Vorzeit gibt. In diesem Buch erfährst du, wie du eine Beziehung zu Manifestation und Magie aufbauen kannst – zwei geheimnisumwobenen Konzepten, von denen du schon sehr bald lernen wirst, wie du sie zu deinem eigenen Vorteil nutzen kannst.

Was ist Magie? Was ist Manifestation? Und welche Rolle spielen diese Dinge für deine Praxis als Hexe*r und für die Erfüllung deiner Wünsche? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir Jahrtausende in die Vergangenheit zurückgehen – bis zu der Zeit, als Menschen, Gottheiten und die Natur ihren ersten Pakt miteinander schlossen. In diesem Kapitel erfährst du nicht nur, wie man Magie definiert, sondern ich werde dir auch ihre Geschichte erzählen und erklären, was Magie und Manifestation miteinander zu tun haben.

Was ist Magie?

Einfach ausgedrückt, ist Magie eine Kraft im Universum, mit der man Energie und Natur manipulieren kann. Die Magie selbst kommt aus der Natur, und genau wie die Natur ist sie weder »gut«≪ noch »böse« Magie (und unser typisch menschlicher Drang, Dinge zu beeinflussen und zu manipulieren) existiert schon seit Anbeginn der Schöpfung. Richtig eingesetzt, kann Magie dir helfen, deine Ziele zu erreichen. Sie kann Hindernisse aus dem Weg räumen, dir zu der ersehnten Beförderung verhelfen, die Beziehung zu deiner Partnerin oder deinem Partner stärken und neue Freund*innen oder finanzielle Chancen anziehen. Du kannst mithilfe magischer Praktiken nicht in der Luft schweben, Tote wieder zum Leben erwecken oder jemanden dazu zwingen, dich zu lieben. Und Magie ist auch nicht dafür gedacht, physische und weltliche Arbeit zu ersetzen, sondern kann zusätzlich eingesetzt werden. Wenn du beispielsweise mithilfe von Magie einen ganz bestimmten Job ergattern möchtest, musst du dich zusätzlich auch bemühen, diesen Job zu bekommen, indem du dich darum bewirbst. Magie führt nicht dazu, dass dir die ersehnte Stellung aus heiterem Himmel in den Schoß fällt.

»Und was ist Hexerei?«, wirst du dich jetzt vielleicht fragen. Hexerei ist die Ausübung und Anwendung von Magie. Das ist alles. Obwohl viele Leute das glauben, ist Hexerei keine Religion, sondern eine Praxis, die zum spirituellen oder religiösen Glauben eines Menschen dazugehören kann, aber nicht unbedingt muss.

Heutzutage wird der Begriff »Hexerei« oft mit »Wicca« verwechselt – einer neuheidnischen Religion, die im 20. Jahrhundert in England entstanden ist und im Jahr 1954 von Gerald Gardner einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Doch nicht alle Hexen und Hexer sind Wiccas. Die Hexerei, die ich praktiziere und um die es in diesem Buch geht, ist etwas ganz anderes als Wicca; sie hat eher Ähnlichkeit mit der traditionellen Hexerei und Volksmagie.

Hexerei ist der Einsatz von Magie mit dem Ziel, ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Magie ist eine neutrale Kraft, und Hexerei ist eine neutrale Praxis. Das bedeutet, dass Hexerei – ebenso wie Magie – weder »gut« noch »böse« ist. Wie jedes andere Werkzeug kann Hexerei in böser Absicht, aber auch zu Heilungszwecken eingesetzt werden. Das Wesen der Hexerei hängt ganz von den Motiven der Person ab, die sie praktiziert. Deshalb ist es wichtig, dir genau über deine Absichten im Klaren zu sein, wenn du einen Zauber wirkst. Genau wie das Konzept von »Gut und Böse« solltest du auch die Begriffe »schwarze und weiße Magie« aus deinem Wortschatz streichen, wenn es um die Hexerei geht. Denn diese Begriffe haben rassistische Untertöne, sind mit einem Stigma behaftet und haben nichts mit der wahren Praxis der Hexerei zu tun.

Jeder Mensch kann Hexerei und Magie praktizieren. Du brauchst dazu keiner bestimmten Blutlinie anzugehören, aber wenn man weit genug in die Vergangenheit zurückgeht, haben alle Menschen heidnische Vorfahren, die irgendeine Form von Volksmagie praktiziert haben. Das Hexenhandwerk steht jedem offen – unabhängig von Herkunft, Religion, ethnischer Zugehörigkeit, Fähigkeiten, sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität. In diesem Handwerk ist kein Platz für Rassismus, patriarchalische Vorstellungen, Homophobie, Transphobie, Fremdenfeindlichkeit, Behindertendiskriminierung und Ähnliches, denn diese Ansichten und Denkweisen widersprechen der natürlichen Ordnung der Einheit und Gleichheit, an der die Hexerei und die Magie sich orientieren.

Hexen und Hexer beziehen ihre Energien aus der Natur. Einige von uns arbeiten vielleicht mit Gottheiten zusammen, andere nicht. Die Hexerei ist eine weltliche Praxis, also nicht an bestimmte religiöse oder dogmatische Prinzipien gebunden. Magie und Hexerei werden schon seit Jahrtausenden weltweit praktiziert, und nicht alle Hexen oder Hexer orientieren sich an einer bestimmten Denkschule. Die verschiedenen Aspekte des Hexenhandwerks sind von der Kultur und geografischen Region, der Geschichte und den Vorlieben der Menschen geprägt, die sie praktizieren. Wenn du zum Beispiel eine starke Beziehung zu Pflanzen hast, wirst du dich vielleicht besonders stark zur Kräuter- und Naturmagie hingezogen fühlen.

Geschichte & Praxis der magischen Manifestation

Die Magie ist entstanden, als der Mensch den ersten Funken entzündete, aus dem eine Flamme emporzüngelte. Als die alten Ägypter um das Jahr 1500 vor Christus erstmals Weidenrinde als Schmerzmittel verwendeten, war ebenfalls Magie im Spiel. Und Magie ist auch präsent, wenn ein Kind sicher und wohlbehalten auf die Welt kommt.

Der Begriff »Magie« ist fast schon so etwas wie ein Synonym für Manifestation. Denn die Idee der Magie und der Manifestation ist aus der Kraft der menschlichen Wünsche und der scheinbar »wundersamen« Fähigkeit hervorgegangen, diese Wünsche zu verwirklichen. Inzwischen ist uns dafür vielleicht der Begriff »Gesetz der Anziehung« geläufiger, doch diese Ideologie hat sich erst im 19. Jahrhundert in ihrer heutigen Form entwickelt. Manifestation ist ein Bestandteil vieler uralter Praktiken und fernöstlicher Philosophien. Man hat diese Praxis zwar früher nicht als »Manifestation« bezeichnet, doch in buddhistischen Handschriften und frühchristlichen Texten wird sie häufig erwähnt.

Der moderne Glaube an die Magie und die heutige Praxis der Magie in unserer westlichen Kultur gehen in erster Linie auf den kemetischen (altägyptischen), griechisch-römischen, keltischen und jüdisch-christlichen Glauben und die dazugehörigen Religionen zurück.

Das Wort »Magie« (griechisch: mageia; lateinisch: magia) leitet sich von dem altgriechischen Wort magoi her, das sich auf einen medischen Volksstamm in Persien und dessen Religion (den Zoroastrismus) bezog. In der griechisch-römischen Antike schrieb man Magiern geheimes Wissen und die Fähigkeit zu, bestimmte Kräfte von oder durch Gottheiten, Geistwesen oder Ahn*innen des antiken Götterhimmels zu channeln – eine Vorstellung und Vorgehensweise, die in neuheidnischen, wiccanischen und traditionellen Praktiken der Hexerei auch heute noch weiterlebt. Viele Traditionen, die man in unserer heutigen Welt mit Magie in Verbindung bringt, verdanken ihre Bedeutung der Tatsache, dass viele moderne Menschen sich sehr stark zu uralten Bräuchen und Glaubensvorstellungen hingezogen fühlen, wobei sicherlich auch ein gewisses Bedürfnis nach Gegenzaubern gegen Magie, Geister, Feen oder Hexer und Hexen eine Rolle spielt. Aus dem Bedürfnis, Zauber schriftlich festzuhalten und Zaubersprüche laut vor sich hin zu sagen oder in Sprechgesänge zu kleiden, ist dann schließlich das Konzept der Manifestation – die Vorstellung, dass »Worte Macht haben« – entstanden.

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Manifestation dank dem Einfluss verschiedener viktorianischer Autor*innen, Gelehrter und Philosoph*innen zu einer Art Pseudowissenschaft. Helena Blavatsky – eine russische Philosophin und Schriftstellerin, die sich in der spiritistischen Bewegung engagierte und sich sehr für den Okkultismus interessierte – hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Idee der Manifestation zum Mainstream geworden ist.

Blavatsky bereiste die ganze Welt, um verschiedene metaphysische Lehren zu studieren, und erwarb sich den Ruf, eine außergewöhnliche spirituelle Begabung zu besitzen. In ihrem Buch Die Geheimlehre griff sie auf uralte religiöse Zeremonien, Rituale und Traditionen zurück. Viele ihrer Vorstellungen decken sich mit dem, was wir heute als »Gesetz der Anziehung« bezeichnen. Ihrer Meinung nach hängt es von unserer Vorstellung von uns selbst und unserer Identität ab, wer wir sind und was für Fähigkeiten wir besitzen. Thomas Troward – ebenfalls ein Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert, von dem man annimmt, dass er viele moderne Werke über das Gesetz der Anziehung, beispielsweise The Secret – Das Geheimnis, beeinflusst hat – wird von vielen heutigen Gelehrten als »mystischer Christ« bezeichnet. In den darauffolgenden Jahrzehnten veröffentlichten viele Autor*innen und Spiritist*innen aus dem 20. Jahrhundert ihre eigenen Vorstellungen vom Konzept der Manifestation und veranschaulichten ihre Überzeugungen meist auch mit Beispielen von Erfolgen, die sie damit in ihrem persönlichen Leben erzielt hatten.

Heute wissen die meisten Menschen, was Manifestation und Magie ist. Bei der Manifestation geht es letztendlich darum, Energie zu manipulieren, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen;...