Wie alles gut wird ... wenn wir nicht mehr besser werden (eBook)

Eine Geschichte vom Älterwerden als Sportler
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3862-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie alles gut wird ... wenn wir nicht mehr besser werden -  Axel Rabenstein
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Der Journalist und ambitionierte Freizeitsportler Axel Rabenstein qualifiziert sich unverhofft für die Ironman® 70.3 WM 2023 in Lahti, Finnland. In dem nun vor ihm liegenden Jahr möchte er sich bestmöglich darauf vorbereiten. Seit einiger Zeit musste er jedoch feststellen, dass er nicht mehr die Leistung erbringen kann, die er immer erbracht hat und auch weiterhin erbringen möchte. Er wird von Verletzungen und Unsicherheiten geplagt. Er ist körperlich und mental erschöpft. Sehr ehrlich und mit viel Humor geht der Autor mit seinen bisherigen Verhaltensweisen und seinem sportlichen Ehrgeiz ins Gericht und fragt sich, wie man als ambitionierter Sportler mit dem Leistungsverlust im Alter umgehen kann. Auf seiner Reise durch Seele und Körper trifft er Wissenschaftler und ehemalige Leistungssportler und fragt diese um Rat.

Nach einem Volontariat an der Axel Springer Journalistenschule berichtete der Autor als Parlamentskorrespondent für Außen- und Sicherheitspolitik aus Berlin und weltweiten Krisengebieten. Seit 2004 ist er als freier Journalist und Textdesigner tätig. Mit dem Sportlesebuch HELDENSTOFF hat er 2021 sein erstes Buch veröffentlicht. Axel Rabenstein ist begeisterter Hobbysportler - betreibt Windsurfen, Wellenreiten, Snowboarden und mehrere Kampfsportarten. Als Triathlet hat er sich in der Altersklasse M45 für die Ironman 70.3 WM in Lahti 2023 qualifiziert.

Nach einem Volontariat an der Axel Springer Journalistenschule berichtete der Autor als Parlamentskorrespondent für Außen- und Sicherheitspolitik aus Berlin und weltweiten Krisengebieten. Seit 2004 ist er als freier Journalist und Textdesigner tätig. Mit dem Sportlesebuch HELDENSTOFF hat er 2021 sein erstes Buch veröffentlicht. Axel Rabenstein ist begeisterter Hobbysportler – betreibt Windsurfen, Wellenreiten, Snowboarden und mehrere Kampfsportarten. Als Triathlet hat er sich in der Altersklasse M45 für die Ironman 70.3 WM in Lahti 2023 qualifiziert.

1 LAND DER TAUSEND HÜGEL

Wir strengen uns an. Wir setzen uns Ziele, die wir verfolgen, wie ein Raubtier seine Beute. Wir haben Träume und rennen ihnen hinterher. Manche entwischen uns, andere erwischen wir, aber das Glück währt nur kurz, denn die Zufriedenheit ist flüchtig. Dann geht es weiter. Wir geben unser Bestes, wieder und immer wieder, auf der ewigen Hetzjagd nach mehr.

Warum ist es dort, wo wir sind, nicht gut genug?

Die Propellermaschine beschleunigt. Es drückt mich in den Sitz. Ein Moment der Leichtigkeit, dann erheben wir uns vibrierend in die Luft.

Häuser und Hütten werden kleiner und kleiner. Leuchtend grüne Vegetation und fruchtbare, rote Erde. Schon überfliegen wir die Ufer des Victoriasees, der sich graublau unter uns ausbreitet und bis zum Horizont reicht.

Flug Nummer WB 435 mit RwandAir, von Entebbe nach Kigali.

Da wir unterwegs die Zeitzone wechseln, ergibt sich die kleine Kuriosität, dass wir um 12:00 Uhr in Entebbe starten und nach 55 Minuten Flugzeit um 11:55 Uhr in Kigali ankommen.

Losgeflogen und fünf Minuten jünger gelandet. Das nehme ich gerne mit.

Es hätte Möglichkeiten für eine direktere Anreise gegeben, aber ich hatte diese hier gewählt, weil ich gerne unterwegs bin und noch ein wenig mehr von der Region sehen wollte.

Der Anlass für meine Reise war allerdings nicht das Unterwegssein, sondern die Teilnahme an einem Triathlon. Ich wollte für einige Tage nach Rwanda reisen, dort mein Bestes geben und wieder nach Hause fliegen.

Was ich nicht ahnte: Mein Kurztrip nach Afrika sollte mich nicht nur in das Ziel eines Triathlons führen – sondern gleichzeitig an den Start einer längeren und viel größeren Reise bringen.

Eine Reise, die mich vieles hinterfragen ließ.

Fortan sollte es nicht mehr darum gehen, was ich mir abzuverlangen in der Lage bin. Sondern darum, was ich mir abverlangen möchte. Es sollte darum gehen, zu verstehen, was mich antreibt. Und welchen Weg ich für mich und meine Zukunft einschlagen wollte.

Als Sportler. Und als Mensch.

Der Ironman® 70.3 Rwanda findet in Gisenyi statt. Ich erreiche das Städtchen nach einer vierstündigen Anreise mit einem Sammeltaxi aus Kigali, in dem es unter den Mitreisenden ausgesprochen heiter zuging. Leider verstand ich kein Wort.

Gisenyi liegt am Kivusee, in der Provinz Rubavu, an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Das Klima ist mild, am frühen Abend hat es angenehme 20 Grad.

Auf der glatten Oberfläche des Sees spiegeln sich die Lichter der kongolesischen Millionenstadt Goma, deren Häuser einen guten Kilometer weiter am Ufer zu sehen sind.

Es ist ein Ort im Spannungsfeld der Natur.

In den tief hängenden Wolken ist die Silhouette des 3.470 Meter hohen Nyiragongo zu erahnen, der sich 20 Kilometer nördlich von Goma erhebt und als einer der bedrohlichsten Vulkane der Erde gilt. Im Jahr 2002 brach der Vulkan aus, die Lava floss mitten durch die Großstadt in den Kivusee. Eine halbe Million Menschen wurde evakuiert.

Ein erneuter Ausbruch im Mai 2021 führte zu einer Massenflucht, die das benachbarte Rwanda veranlasste, vorübergehend seine Grenzen für fliehende Menschen zu öffnen.

Hier am Ostafrikanischen Graben ist die Erde besonders aktiv. Im Tiefenwasser des Kivusees befindet sich eine aus dem Erdreich gespeiste, hohe Konzentration an Methangas, das aufgrund des Wasserdrucks in einer Tiefe von mehr als 250 Metern festgehalten wird, ohne von dort zu entweichen.

In den vergangenen Jahren wurde ein signifikanter Anstieg der Methangaskonzentration festgestellt. Sollte es so weitergehen, ist damit zu rechnen, dass der See gegen Ende des 21. Jahrhunderts infolge einer Gasexplosion komplett in die Luft fliegt.

Es ist ein Ort im Spannungsfeld des Menschen.

Von April bis Juli 1994 gehen Angehörige der Hutu-Mehrheit auf die Minderheit der Tutsi los. Es sind Hassgefühle, die über Hunderte von Jahren zwischen der Tutsi-Eilte und der Arbeiterklasse der Hutu entstanden, die von der Kolonialmacht Belgien gezielt angeheizt und instrumentalisiert wurden und sich schlussendlich entluden.

Hundert Tage dauerte der Völkermord. Er forderte 800.000 Todesopfer.

Rwanda hat inzwischen zur Ruhe gefunden. Seit dem Jahr 2000 wird das Land von Präsident Paul Kagame regiert. Sein Führungsstil wird international als »autokratisch« kritisiert, freie Wahlen und Pressefreiheit sind nicht garantiert, unliebsame Oppositionelle können schon mal spurlos verschwinden; aber Kagame hat Rwanda nach dem Genozid geeint und zu einem der sichersten Länder Afrikas gemacht.

Auf der anderen Seite der Grenze, drüben in Goma, ist es noch immer alles andere als sicher, hier tobt die Fehde zwischen Hutu und Tutsi weiter.

Mehr als 100 Gruppierungen und Milizen streiten sich in blutigen Auseinandersetzungen um Macht und Kontrolle und erhalten dabei, der UN zufolge, heimliche Unterstützung aus den Nachbarländern Uganda und Rwanda.

Warum? – Weil unter der rote Erde Nord-Kivus Bodenschätze im Wert von 20 Billionen US-Dollar liegen. Neben Gold und Diamanten sind auf kongolesischer Seite 80 Prozent des weltweit bekannten Vorkommens an Coltan zu finden. Das enthaltene Tantal benötigt der Mensch zur Herstellung von Elektrolytkondensatoren, als essenziellen Bestandteil von Laptops, Smartphones, Elektroautos und Spielekonsolen. Der Aufschwung Rwandas hat auch mit den Einkünften aus dem Coltanexport zu tun. In den vergangenen Jahren hat man sich zum größten Coltanexporteur der Welt gemausert. Obwohl man selbst über keine nennenswerten Vorkommen an Coltan verfügt.

Der Fortschritt bahnt sich seinen Weg. Im Land der tausend Hügel geht es bergauf. Und so hat die World Triathlon Corporation das kleine Rwanda im Jahr 2022 als erst viertes afrikanisches Land nach Südafrika, Ägypten und Marokko zum Austragungsort eines Rennens ihrer weltweiten Ironman®-Serie gemacht.

Am heutigen Tag liegt eine magische Ruhe über diesem Ort in Afrika. Kleine Wellen gleiten sanft auf den Sandstrand. Hier im Kivusee kann herrlich gebadet und geschwommen werden.

Nein, keine Krokodile.

So einfach das Schwimmen in Gisenyi zu realisieren ist, so anspruchsvoll gerät die Aufgabe, eine geeignete Radstrecke festzulegen. Geplant war eine Runde in den Volcanoe Nationalpark.

»Wir hatten vor, den Kurs über die RN4 zu führen«, sagt der Renndirektor, ein Südafrikaner, nur wenige Tage vor dem Wettkampf. »Es kamen allerdings Bedenken auf, diese Straße für die Dauer des Wettkampfs zu sperren, die RN4 verbindet die Demokratische Republik Kongo mit Rwanda und Kigali.«

Zu unkalkulierbar erschienen die Auswirkungen, eine Millionenstadt wie Goma einen halben Tag oder länger von ihrer Pulsader abzuschneiden.

Zudem wäre es wohl ein unerwünschtes Sicherheitsrisiko für Polizei und Militär, sich über Stunden auf der wichtigsten Straße der Region nicht frei bewegen zu können (ohne dabei den einen oder anderen Triathleten aus dem Weg zu räumen) – während auf der anderen Seite der Grenze ein Konflikt vor sich hin brodelt, der so unberechenbar ist wie der Nyiragongo im Hintergrund.

Es habe den Vorschlag gegeben, die Straße einspurig zu nutzen und dies mit Hunderten von Polizisten abzusichern, die auf dem Mittelstreifen stehen. Das war aber kein guter Vorschlag.

Die RN4 führt von der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo über einen Berg mit Steigungen von mehr als zehn Prozent in die grünen Hügel des Nationalparks.

Malerische Strecke. Der Verkehr setzt sich allerdings aus schnaufenden Lastwagen, couragierten Pkw-Lenkern und Fahrradfahrern zusammen, die schon mal, mit zwei Kartoffelsäcken beladen, den Berg hinabbrausen und – weil sie keine Bremse am Rad haben – ihre Fahrgeschwindigkeit mit am Vorderreifen aufgesetztem Flip-Flop drosseln.

Am Straßenrand Frauen mit meterlangen Bambusstäben auf dem Kopf, spielende Kinder, kauende Ziegen, staunende Senioren. Und dann stelle man sich eine Hundertschaft ambitionierter Triathleten vor, die auf einer freigeblockten Fahrspur den Sekunden hinterherjagt.

Am Ende ist man sich einig, die Radstrecke auf die Uferstraße des Kivusees zu verlegen: mit vier Runden über 90 Kilometer und kumulierten 1.200 Höhenmetern.

Ich habe mich nicht im weitläufigen Luxushotel Serena einquartiert, dem Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung, sondern etwas außerhalb in einer kleinen Pension mit einem gepflegten Garten, die ein US-Amerikaner betreibt, der sich hier niedergelassen hat.

In der Nacht vor dem Rennen wache ich auf. Regen trommelt auf das Dach, es schüttet unnachgiebig. Bis zum Morgen klart es auf, aber die Erde ist nass.

Es wird ein schwülwarmer Tag werden.

Am Morgen des 14. August steht ein bunt gemischtes Teilnehmerfeld aus 37 Nationen bereit: der beeindruckend austrainierte Italiener Filippo, der darauf abzielt, sich hier in Afrika einen von 45 Slots für die WM 2023 im finnischen Lahti zu sichern; der radbegeisterte Belgier Thibault, der im Jahr 2010 in Rwanda die Brauerei Skol gegründet hat und beim ersten Ironman® in seiner Wahlheimat selbstredend am Start ist; der deutsche Globetrotter Fritz, der seit 8.000 Kilometern von Kapstadt bis Kivu im Sattel sitzt und mit Tourenbike an den...

Erscheint lt. Verlag 19.2.2024
Mitarbeit Interviewte Person: Ingo Froböse, Felix Gottwald, Mark Allen, Timothy Olson, Hanspeter Eisendle, Sebastian Copeland, Robby Naish, Asker Jeukendrup, Ivica Kostelic
Verlagsort Aachen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Achtsamkeit • Älterwerden • ambitioniert • Entschleunigung • Entspannung • Gesund altern • Ironman • Leistungsdruck • Leistungssport • Sport im Alter • Training • Zukunft
ISBN-10 3-8403-3862-X / 384033862X
ISBN-13 978-3-8403-3862-5 / 9783840338625
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