Kaula - Der königliche Weg der Shakti -  Daniel Odier

Kaula - Der königliche Weg der Shakti (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
160 Seiten
Aquamarin Verlag
978-3-96861-294-2 (ISBN)
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Die geheimen Lehren von Devi, jener großen tantrischen Meisterin, die durch Daniel Odier ihr Wissen dem Westen schenkte!
Daniel Odier hatte das Glück, über längere Zeit der persönliche Schüler einer erleuchteten Tantra-Meisterin sein zu dürfen. Sie lehrte ihn das verborgene Wissen einer uralten heiligen Tradition. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung erhielt er die Erlaubnis, über seine Schulung und über seine Meisterin zu schreiben.
Die faszinierende Lehrzeit in Indien beschrieb Daniel Odier in seinem ersten Buch „Tantra – Eine Einweihung im Himalaya“. Das Buch wurde ein weltweiter Bestseller.
Was er darin allerdings nicht schilderte, waren die „geheimen Lehren“, die er so lange für sich behalten sollte, bis er sie in seinem eigenen Leben verwirklicht hatte. Dies ist der Grund, warum dieses außergewöhnliche Buch erst nach so langer Zeit das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

In einem Wort, der Weg der Befreiung

gründet sich im Kula Dharma,

dem königlichen Weg der Shakti.

 

Kularnava-Tantra

 

Vorwort


 

Das Kaulajnananirnaya-Tantra des Mahasiddha Matsyendranath kennzeichnet den Übergang von einer magischen und erotischen Tradition aus dem Assam zu einer verfeinerten und philosophischen Tradition der großen kaschmirischen Meister des 9. und 10. Jahrhunderts: Somananda, Abhinavagupta, Kallata, Utpaladeva, bis zur poetischen Entfaltung von Lalla im 14. Jahrhundert.

 

Die Ankunft von Matsyendranath in Kaschmir und Nepal sowie die Übertragung des Kaula-Pfads – des Shaktipfads – werden von Abh­inavagupta als grundlegend betrachtet. Im ersten Kapitel seines monumentalen Tantraloka1 huldigt er dem Mahasiddha: »Auf dass Matsyen­dranath mir wohlgesonnen sei, er, der das Netz ausgeworfen hat, das rot gefärbte Netz, ausgeschmückt mit Knoten und Löchern, [] das sich allerorts entfaltet und ausdehnt.«2

 

Bemerkenswert beim Kaulajnananirnaya-Tantra ist, dass es eine Verbindung zum frühen Shivaismus im Hindustal, ja sogar dessen Fortbestand erkennen lässt: die Vorrangstellung der Yoginis, die Achtung vor dem Weiblichen in all seinen Formen, seien diese im Wunsch nach Einheit mit der Ganzheit menschlich, pflanzlich oder animalisch. Eine Antwort auf das Geheimnis von der Überlieferung der Unterweisungen zwischen dem Verschwinden der Zivilisation des Hindustals 1700 Jahre vor unserer Zeitrechnung und ihrem Wiederauftauchen in Kaschmir zu Beginn unserer Zeitrechnung könnte Matsyendranath sein.

Im Kaulajnana stehen alle magischen Praktiken, welche die Siddhi beziehungsweise die magischen Zauberkräfte betreffen: wie die Fähigkeit, in weite Ferne zu hören, sich an mehreren Orten gleichzeitig zu manifestieren, große Entfernungen in wenigen Augenblicken zurückzulegen, die Materie zu durchdringen, aber auch sich seiner Feinde zu erwehren. Praktiken aus der schwarzen Magie wie in den Bann schlagen, vernichten oder lähmen. Erstaunlicher und bei den Siddhi in anderen Quellen selten erwähnt – die Erlangung der dichterischen Gabe und die befreiende Kraft des Wortes.

 

Matsyendranath lebte mit seiner Gefährtin Konkanamba, der Mutter von Konka, in Kamarupa, einem heiligen Ort. Dort, so sagt uns die Mythologie, ist die Yoni der von Vishnu zerstückelten Shakti niedergefallen. Konkanamba wurde als Mahasiddha wahrgenommen. Sie und Matsyendranath verkörperten das magische Paar Shiva Shakti und lehrten gemeinsam die Praktiken des Kaula-Pfads. Diese wären sicherlich verloren gegangen, wären sie nicht von der Linie Lalita Devis übertragen worden, denn der Text an sich streift das Thema nur, ohne in die Übertragung der Praktiken hineinzugehen. Matsyendranath und Konkanamba wurden als Kulesvara und Kulesvari verehrt. Sie begaben sich nach Kaschmir und folgten dabei der nepalesischen Route. Sie führten die Tradition ein, indem sie zwischen Assam und Kaschmir mehrere Stätten für die Praxis gründeten. Matsyendranath starb auf einer dieser Reisen in Patan, wo er in einem Tempel lebte, der heute noch existiert, ebenso wie eine zu seinem Gedächtnis errichtete Säule. Er und seine Begleiterin lebten vier Generationen vor Abhinavagupta (950 - 1020), dieser verweist auf seine Übertragungslinie: Matsyendranath und Konkanamba gaben mehreren Schülern die Übertragung, darunter waren neun ihrer Kinder. Einer von ihnen übermittelte sie an Sumati, der sie wiederum an Somadeva überlieferte, dann ging sie an Ambunatha, den Meister von Abhinavagupta.

 

Auch im Sahasranamam, das die 1000 Namen von Sri Lalita Devi, einer Manifestation von Durga, enthält, findet man eine Verbindung mit dem Kaula-Pfad. »Oh, Du, die Gottheit in der Sphäre des Kula, ich huldige Dir. Oh, Du, die die Jünger der Kaula-Tradition verehren, ich huldige Dir.« (Verse 440 - 441)

 

Im Kaulajnana gibt es einen kurzen autobiographischen Hinweis, von legendärer Magie geprägt:

»Als Ihr und Ich (Devi) uns nach Candradvipa begaben, der Insel des Mondes, schloss sich uns Vatuka Karttikeya an. Obwohl er unwissend war, vertraute ich ihm dieses Shastra an. Oh, Devi! Die an Skanda erteilte Unterweisung war vergebens, und er entwendete das Wissen. Er warf es ins Meer. Bhadre! Also ging ich bis zum Ozean. Nachdem ich den Fisch gefangen hatte, der das Shastra geschluckt hat, machte ich einen Schnitt, um seinen Bauch zu öffnen. Nachdem ich mir die Bücher des Wissens aus dem Magen des Fisches zurückgeholt hatte, versteckte ich sie an einem geheimen Ort. Ein weiteres Mal nahm Krudda das Aussehen einer Maus an und entwendete die Bücher, um sie in den Ozean zu werfen. Erneut wurden sie von einem unermesslich großen Fisch verschlungen! Wütend habe ich ein Shakti-Netz angefertigt. Ich fing den Fisch, der in die sieben Meere eingetaucht war. Aber dieser Fisch war mir an Stärke gleich. Aufgrund seiner spirituellen Stärke war er schwierig zu besiegen, sogar für die dreiunddreißig Götter. Nachdem ich meinen Brahmanen-Stand aufgegeben hatte, wurde ich Fischer und fing den Fisch mit meinem Shakti-Netz. Ich brachte ihm eine tiefe Schnittwunde bei, um ihn öffnen, und so wurde das Kulagama erneut zurückgeholt. Obwohl ich Brahmane war, oh, Höchste, handelte ich als Fischer. Als der Brahmane das Wissen aus dem Magen eines Fisches rettete, indem er ihn tötete, wurde er als Matsyaghna bekannt. Weil der Herr der Brahmanen wie ein Fischer gehandelt hatte, wurde er Kaivarta (der Fischer).«

 

Die vierundzwanzig Kapitel des Kaulajnana behandeln folgende Themen:

  1. Von den Spitzen der großen Zehen strömen die Tattvas aus.
  2. Das Feuer entfacht die Auflösung.
  3. Die Eigenschaften des Kaula: Die Sinne, die Objekte der Sinne sowie der Körper sind die Shakti.
  4. Intensive Praxis und die Öffnung der Nadis.
  5. Das alchimistische Wissen, das Mondlicht.
  6. Die Wohnstätte von Shiva im Körper, die Amrta oder die sublime Essenz.
  7. Die Chakras werden durch das Mondlicht benetzt.
  8. Die Sadhana der 64 Yoginis.
  9. Die Siddha, die Mantras, das geschmolzene Gold, das in den Chakras fließt.
  10. Der Reigen der Sanskrit-Buchstaben im Körper.
  11. Die Ernährung, die heiligen Substanzen der Shakti.
  12. Nach seinem eigenen Willen zu handeln ist der Weg.
  13. Die innere Wiederholung des Mantras Hamsa.
  14. Die acht Siddhi, das Herz-Zentrum, die schöne Transpiration des Mondlichtes, Shakti.
  15. Das Sahaja-Chakra.
  16. Die Siddhi Yoginis, die sexuelle Vereinigung. Autobiographische Fragmente, Vatuka.
  17. Der Lebensatem, der zentrale Kanal, die Einheit Shiva/Shakti. Weder Meditation noch Nicht-Meditation.
  18. Die Verehrung der Siddhas, der Yoginis und des Guru.
  19. Die Verehrung der schwarzen Yoginis und der Siddhi Yoginis.
  20. Der Pfad der sexuellen Liebe. Der Vira (Held) und seine Shakti
  21. Die verschiedenen Kaula-Pfade.
  22. Das verborgene Lingam und die Verehrung des Guru.
  23. Die tierischen, pflanzlichen und menschlichen Formen der Kaula-Yoginis.
  24. Die roten Yoginis.

 

Das Kaulajnana-Tantra ist vor allem ein Text für die Praxis. Wie viele Tantras ist er in der »Sprache der Dämmerung« geschrieben, das heißt, es ist ein Text, der auf die Praxis verweist, ohne ihre geheimen Abläufe zu offenbaren, denn es wird vorausgesetzt, dass wir deren Übertragung durch unseren Meister erhalten haben. Lalita Devi war sorgfältig darauf bedacht, mir jede Praxis zu erklären, mich alles entdecken zu lassen, was nicht im Text gesagt worden ist. Das Kaulajnana ist eher eine Art Gedächtnisstütze, die die Praxis benennt, ohne zu sagen, wie sie beginnt noch wie sie endet. Ohne Kommentar ist es also unmöglich, diese Praktiken durchzuführen. Deshalb habe ich mich entschieden, sie zu isolieren und detailliert zu beschreiben, bevor ich den vollständigen Text in der großartigen Arbeit von Dominique Boubouleix vorlege. Meines Wissens ist es die erste direkt aus dem Sanskrit übersetzte französische Version dieses Textes. Dieses Buch ist auch der dritte Band der Unterweisungen von Lalita Devi, nach »Tantra – Eintauchen in die absolute Liebe«3 und »Die verrückte Weisheit der Yoginis«4.

 

Ohne Einstimmung und Ausklang werden die textlichen Praktiken nicht auf dieselbe Weise genossen. Es fehlt der nachtblaue Raum, das Zeichen für den Anfang, die Art, wie sich die Visualisierung manifestiert, und der Abschluss, meist eine Rückkehr zum Körper. Dieser hat eine alchimistische Umwandlung erfahren, die ihm die Erinnerung an den unbegrenzten Raum wieder zurückgibt. Hier ein Beispiel:

 

»Lass uns auf das Bild eines Chakras mit acht Blütenblättern von weißer, mit dem Mond identischer Farbe meditieren. Es befindet sich an der Verbindung zwischen Wirbelsäule und Schädel, das heißt, am Haaransatz. Dank dieses Lichtes können wir unseren Körper zufriedenstellen.«

 

Und nun die vollständige, von Lalita gelehrte Praxis:

 

»Du schwebst nackt im nachtblauen Raum. Deine Atmung wird immer feiner, sie verwandelt sich in einen Atem, der eine Energieschleife bildet. Diese geht über Deinen Gaumen, läuft den zentralen Kanal hinunter, dreht sich auf dem Damm, steigt vor der Wirbelsäule wieder nach oben. Hinter dir erscheint ein prachtvoller Vollmond. Du spürst sein Strahlen auf der Haut, du kannst ihn aber nicht sehen. Dein Verlangen, ihn zu betrachten, ist so groß, dass du dir vorstellst, dass sich deine Augen...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Hinduismus
ISBN-10 3-96861-294-9 / 3968612949
ISBN-13 978-3-96861-294-2 / 9783968612942
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