Gemüse-Glück (eBook)
192 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-8707-9 (ISBN)
Tini Vogt begann 2004 als Autodidaktin mit dem Gemüseanbau und kann ihre Familie nun fast ausschließlich davon ernähren. Sie entwickelte eigene Methoden, das ganze Jahr hindurch Gemüse anzubauen und zu ernten. Die Selbstversorgerin gibt ihr Wissen in Workshops und auf ihrer Webseite (www.kassiolino.de) weiter. Sie liebt es, Menschen zum Gärtnern zu inspirieren und sie zu ermutigen, auch mit wenig Platz und Zeit ein paar Gemüsepflanzen anzubauen.
Tini Vogt begann 2004 als Autodidaktin mit dem Gemüseanbau und kann ihre Familie nun fast ausschließlich davon ernähren. Sie entwickelte eigene Methoden, das ganze Jahr hindurch Gemüse anzubauen und zu ernten. Die Selbstversorgerin gibt ihr Wissen in Workshops und auf ihrer Webseite (www.kassiolino.de) weiter. Sie liebt es, Menschen zum Gärtnern zu inspirieren und sie zu ermutigen, auch mit wenig Platz und Zeit ein paar Gemüsepflanzen anzubauen.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
So fing alles an
So klappt der Einstieg in die Selbstversorgung
Gummistiefel an!
Lieblingsgemüse und Herzensobst
Konservierungsmethoden und Familienrezepte
Bezugsquellen & Bücher
Dank
Autorin
SO FING ALLES AN
Ich habe in den letzten Jahren viel im Garten gelernt, das meiste durch gnadenloses Ausprobieren und auch durch Misserfolge. Jedes Jahr wurde ich besser und meine Ernten wurden immer größer.
Ich wollte wirklich nie einen Garten und das Thema Selbstversorgung war mir absolut fremd. Kann man doch alles, was das Herz begehrt, jederzeit wunderbar einfach im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt kaufen! Man muss sich nicht die Arbeit machen und bei Wind und Wetter im Garten rumkriechen, tagelang in der Küche stehen und die Ernten verarbeiten. Doch wie so oft im Leben kam alles anders.
Wir sind Anfang 2000 in unser jetziges Haus eingezogen und ich hatte plötzlich einen relativ großen und total verwilderten Garten. Am Anfang habe ich ihn einfach nach der Vogel-Strauß-Taktik ignoriert. Wenn ich nicht rausgehe, dachte ich, sehe ich ihn nicht und muss auch nichts machen. Allerdings hatte ich vorher auf unserem Balkon einen Blumenkasten mit Erdbeeren und sowohl einen Stachelbeer- als auch einen Johannisbeerstrauch im Topf. Die mussten ausgepflanzt werden. Also habe ich für sie ein Stück Garten umgegraben. Ein paar Tage später kam meine Mutter mit ein paar Buschbohnensamen um die Ecke, die sie noch übrig hatte. Die kamen notgedrungen auch noch in die Erde – und damit nahm alles seinen Lauf.
Im Juli konnte ich dann plötzlich feinste Bohnen ernten und musste sogar welche einfrieren, weil wir nicht alle essen konnten. Ich war angenehm überrascht, dass ich meine Haushaltskasse, die nach dem Hauskauf doch etwas in Mitleidenschaft gezogen war, entlasten konnte.
Im Winter darauf fing ich an nachzudenken. Ich hatte den Platz und die Möglichkeit (also Zeit) und wollte beides nutzen, um etwas Geld zu sparen und den Platz sinnvoll einzusetzen (es war mir schon immer ein Graus, vorhandene Möglichkeiten nicht zu nutzen). Und außerdem hatte es mit „Vogel Strauß“ auch nicht so recht funktioniert: Ein bereits verwilderter Garten kann in einer Saison nämlich noch mehr verwildern.
So las ich den Winter über ein Gartenbuch nach dem nächsten, um überhaupt erst einmal eine Idee vom Gärtnern zu bekommen. Im Frühjahr haben wir dann ein weiteres Stück vom Garten umgegraben und mein großes Abenteuer fing an. Jedes Jahr kam ein kleines Stückchen Beet dazu, ich las mehr Bücher und probierte alles aus. Ehrlich gesagt ging am Anfang noch viel daneben, doch nach und nach hatte ich immer mehr Erfolg, der mich anspornte und mir Kraft gab weiterzumachen.
Hinzu kam: Ein paar Jahre später fing meine Haut plötzlich an, auf Pflanzenschutzmittel zu reagieren. Ich konnte auf einmal nur noch Obst und Gemüse aus dem Bioladen essen. Da das auf Dauer doch recht ins Geld ging und meine Haut wirklich böse aussah, habe ich mich noch intensiver mit meinem „Hobby“ beschäftigt.
GÄRTNERN RUND UMS JAHR
Ungefähr 2010 habe ich dann schließlich auch mit dem Gärtnern im Winter angefangen, da wir endlich ein Gewächshaus bekommen haben. Ich fand es schade, die Beete in den langen, oft noch recht warmen Herbstmonaten nicht zu nutzen und den Garten bereits Ende September in die Winterruhe zu schicken. Plötzlich änderten sich meine Gartenerlebnisse: Schon ab der zweiten Wintersaison konnte ich mich durchgängig das ganze Jahr über mit frischem Salat versorgen. Das war damals nämlich der Grund, warum ich überhaupt mit dem Gärtnern im Winter angefangen habe. Welch ein Genuss, wenn man an einem kalten Februartag in den Garten oder ins Gewächshaus gehen und frischen Salat zum Mittagessen ernten kann.
DER GARTEN WIRD GRÖSSER UND GRÖSSER ...
Vor einiger Zeit hatten wir eine zusätzliche Wiese gepachtet – ebenfalls für den Gemüseanbau. Denn der Platz im Garten genügte selbst bei äußerst geschickter Planung einfach nicht mehr. Mein selbst angebautes Gartengemüse reichte uns damals, mit Ausnahme des Salates, für 8–9 Monate, aber mein Ziel war, uns 12 Monate des Jahres versorgen zu können. Unser Widerwille, gekauftes Gemüse zu essen, wurde immer größer. Wir waren einfach zu sehr verwöhnt von dem Geschmack und der Frische des eigenen Gemüses. Das ist in meinen Augen das größte „Problem“ der Selbstversorgung: Je mehr eigenes Gemüse man isst, desto weniger ist man bereit, gekauftes zu essen (welches auch plötzlich gar nicht mehr so gut schmeckt, auch wenn es von noch so guter Qualität ist). Das eigene Gemüse ist einfach immer besser!
Die gepachtete Wiese hatten wir kurzerhand „Paradies“ genannt, ein passender Name, wenn man sich die Ernten anschaut, wenn wir sie auch gezwungenermaßen mit einem ganzen Rudel Wühlmäuse teilen mussten.
Mittlerweile gärtnere ich leider nicht mehr im Paradies, da der Besitzer Eigenbedarf angemeldet hat. Wir haben unsere Gartenfläche nun auf einen weiteren Garten ausgedehnt, den ich nach und nach in ein neues Paradies umwandeln möchte. Zusätzlich habe ich noch ein paar Palettenrahmen im Garten einer lieben Nachbarin angelegt, um dort – von Wühlmäusen und Wildkaninchen ungestört – einen Teil unseres Wurzelgemüses anzubauen.
Halb Spanien ist mittlerweile mit Gewächshäusern für die Obst- und Gemüseproduktion überdacht.
VON DER SCHÖNWETTERGÄRTNERIN ZUR KRITISCHEN SELBSTVERSORGERIN
Ich fing die Gartenarbeit also erst mit großem Widerwillen an, dann wurde ich zur Schönwettergärtnerin und irgendwann hatte mich das Gartenvirus derart gepackt, dass ich gar nicht mehr damit aufhören konnte und letztendlich zur Selbstversorgerin mit Obst und Gemüse wurde.
Mein Blick auf die Welt hat sich durch die immer intensivere Beschäftigung mit meinem Garten stark verändert. Ich kann einfach nicht mehr konsumieren, ohne zu hinterfragen, da ich den Dingen nun kritischer gegenüberstehe. Ich kaufe keine Tomaten oder Erdbeeren im Januar (sonst allerdings auch nicht), es ist einfach nicht die richtige Zeit dafür. Und ich weiß, wie die eigenen Früchte aus dem Garten schmecken, da kann keine gekaufte Ware mithalten. Wenn ich Berge von gleichförmigem Gemüse sehe, werde ich nachdenklich, weil ich weiß, wie viel Gemüse auf dem Feld liegen bleibt, weil es die Normen des Handels nicht erfüllt. Ein Salat aus dem Supermarkt kann mich nicht mehr begeistern, da ich das Gefühl habe, dass er eigentlich nur nach Plastik schmeckt, und ich weiß, dass er durch halb Europa gefahren worden ist. Das kann doch nicht Sinn des Lebens sein, dass wir hier in Deutschland ganzjährig Produkte aus Südeuropa kaufen können, nur damit wir sie nicht selber anbauen müssen oder weil sie billiger sind. Aber warum sind sie billiger? Weil in Spanien, Griechenland oder der Türkei Arbeiter aus Afrika und anderen Teilen der Welt zu absoluten Niedriglöhnen unseren Salat produzieren müssen. Ganz abgesehen davon, dass der südliche Teil Spaniens inzwischen fast komplett unter einem Gewächshausdach verschwunden ist und vor Ort ein immer schlimmer werdendes Wasserproblem herrscht. Dieses System möchte ich einfach nicht länger unterstützen. Und auch wenn ich nur ein ganz kleiner Teil des Ganzen bin, der sich dagegen wehrt, so gibt es mir doch zumindest das Gefühl, diesem System etwas entgegenzusetzen und für mich selber zu sorgen. Ich habe die Hoffnung, dass ich nicht die Einzige bin, die sich darüber Gedanken macht und versucht etwas dagegen zu tun.
Ich liebe es, mein eigenes Gemüse in schmackhaftes Essen zu verwandeln.
UNABHÄNGIG DURCH EIGENES OBST UND GEMÜSE
Die leeren Supermarktregale am Anfang der Corona-Pandemie haben mir auch gezeigt, wie wichtig und beruhigend es sein kann, wenn man sein eigenes Gemüse anbaut. Man ist viel autarker und kann etwaige Notzeiten relativ unbeschadet überstehen. Selbst im Spätfrühling, wenn es noch gar nicht so viel Frisches zu ernten gibt, müssten wir nicht ernsthaft hungern, könnten wir mal ein paar Wochen nicht einkaufen gehen – es gibt ja immer noch die Schätze in der Vorratskammer! Außerdem habe ich inzwischen festgestellt, dass es ganz angenehm sein kann, wenn man nicht ständig einkaufen gehen muss. Grundnahrungsmittel kann man ohne Probleme auf Vorrat kaufen und alles andere mache ich selber oder baue ich an. Das ist nicht nur ein sehr luxuriöses Gefühl, sondern auch ein Gefühl von Fülle und Selbstbestimmung.
Meine Art zu kochen hat sich im Laufe der Jahre ebenfalls sehr verändert. Habe ich mich früher an Rezepten und an der Auswahl im Supermarkt oder Wochenmarkt orientiert, richte ich mich nun danach, was es gerade zu verwerten gibt, oder auch danach, was am ehesten gegessen werden muss. Ich ersetze „frei fliegend“ Dinge in Rezepten und werde bei der Verwendung der Vorräte äußerst kreativ. Meine Alltagsküche steht mit Sicherheit so in keinem Kochbuch, doch hat sie bisher noch immer uns und jedem unserer zahlreichen Besucher geschmeckt. Denn sie ist voller Liebe und mit den besten und regionalsten Zutaten, die man sich vorstellen kann, zubereitet.
SELBSTVERSORGUNG – EIN REBELLISCHER AKT?
Dies sind alles Veränderungen, die durch die intensive Beschäftigung mit meinem Garten und mit meinem Essen kommen. Sie machen mein Leben nicht unbedingt einfacher, aber schöner, bewusster und mit Sicherheit auch gesünder. Außerdem ist es in meinen Augen ein rebellischer Akt, sein Gemüse selber anzubauen und nicht einfach nur das zu essen, was uns angepriesen und vorgesetzt wird.
Inzwischen bin ich bei fast 100 % Selbstversorgung angekommen, was unser Obst und Gemüse betrifft. Natürlich kaufe ich auch mal etwas hinzu: Bananen und Ingwer, ab und zu eine Wassermelone und gegen Ende des Frühjahrs auch mal Kartoffeln, wenn die Wühlmäuse wieder...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2023 |
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Reihe/Serie | GU Selbstversorgung | GU Selbstversorgung |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Garten |
Schlagworte | Anbauplanung • Einkochen • Einmachen • Ernte • Garten Anbauplanung • Gärtnern • Gemüse • Gemüseanbau • Haltbarmachen • Konservieren • Obst • Rezepte • saisonal kochen • Selbstversorgung • Verwertung • Vorratshaltung |
ISBN-10 | 3-8338-8707-9 / 3833887079 |
ISBN-13 | 978-3-8338-8707-9 / 9783833887079 |
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Größe: 29,6 MB
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