Du wirst diesen Tag überstehen. Und morgen auch. (eBook)
416 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-29425-0 (ISBN)
• Heute - wie man akute Krisen übersteht;
• Morgen - kleine Änderungen im Denken und Verhalten mit großer Wirkung;
• Die Tage danach - langfristige Maßnahmen, um gesund zu bleiben und das Leben genießen zu können.
Du wirst lachen und lernen, aber dieses praktische Handbuch zeigt vor allem eins: Du wirst diesen Tag überstehen. Und morgen auch.
Daniel Howell, geboren 1991, ist ein britischer Comedian, YouTube-Star und Bestsellerautor. Seit 2009 schreibt und produziert er Comedy-Videos für YouTube, moderierte 2013 eine preisgekrönte BBC Radio 1-Sendung und trat in Bühnenshows mit ausverkaufter weltweiter Tournee unter anderem in London, Los Angeles, Perth, Stockholm und Berlin auf. Dan ist für seinen selbstironischen schwarzen Humor bekannt, spricht allerdings auch offen über ernste Themen wie seine Depression und Diskriminierungserfahrungen. Die Mischung aus leichter Unterhaltung mit Tiefgreifendem und Persönlichem hat Dan eine treue Fangemeinde von über 6 Millionen Followern eingebracht. Sein neues Buch belegte in Großbritannien direkt Platz 1 bei den Sunday Times Sachbuch Charts.
KEINE / PANIK
In Momenten überwältigender Angst kann die Reaktion unseres Körpers sich zu einer Panikattacke steigern. Panikattacken kommen oft scheinbar grundlos aus dem Nichts, was sie noch alarmierender macht. Sie können aber auch durch bestimmte Situationen ausgelöst werden, wenn man zum Beispiel an einer Phobie leidet. Befindet sich jemand unter extrem starkem Druck, können sie einmalig oder auch häufiger auftreten. Dann kann die Angst vor weiteren Attacken das Selbstvertrauen so weit schmälern, dass man sich nicht mehr traut, aus dem Haus zu gehen oder sich einer ähnlichen Situation auszusetzen. Man spricht dann von einer Panikstörung, die auch in eine Agoraphobie (Platzangst) münden kann.
Verständlicherweise sind Panikattacken eine extrem starke Belastung. Wenn man plötzlich das Gefühl hat, nicht atmen zu können oder gleich einen Herzanfall zu bekommen, führt das zu noch mehr Angst, was wiederum die körperlichen Symptome verstärkt und einen »Panik-Kreislauf« in Gang setzt, der sich ungeheuer gefährlich anfühlt. Der natürliche Instinkt ist, nach Luft zu schnappen, was unseren Körper in einen noch größeren Alarmzustand versetzt, es noch schwieriger macht zu atmen und Schwindel hervorruft, der uns nicht mehr klar denken lässt. Dieses stereotype Bild von jemandem auf dem Boden, der in eine Papiertüte atmet? Eine absolut schreckliche Vorstellung. Du solltest ganz langsam atmen, nicht mit scharfem Inhalieren den Zucker vom Boden einer Popcorntüte aufsaugen.
Während einer Panikattacke hat man oft das plötzliche Bedürfnis nach einem sicheren Ort oder Angst, von anderen verurteilt zu werden, sodass man weglaufen und sich verstecken möchte. Der angstauslösenden Situation zu entfliehen kann einem für den Moment Erleichterung verschaffen, aber langfristig kann es die Angst sogar verstärken, wenn der Auslöser keine körperliche Bedrohung war, sich künftig dann aber bedrohlich anfühlt.
Panikattacken gehen ziemlich schnell vorbei. Normalerweise sind sie nach fünf bis zehn Minuten am intensivsten und hören dann innerhalb von zwanzig Minuten auf. Zugegeben, zwanzig Minuten Panik, in denen man das Schlimmste befürchtet, können sich sehr viel länger anfühlen, aber sie halten nicht ewig an. Übliche Methoden, um sich selbst wieder zu erden, sind zum Beispiel das Aufstampfen auf den Boden oder das Gefühl von laufendem Wasser, um sich abzulenken. Bei einer Panik sollte man sich danach Zeit zum Erholen geben, denn auch wenn man mit dem Kopf meint, dass es einem wieder gut geht, muss der Körper sich nach einem Alarmzustand erst wieder beruhigen; auch die aufgewühlten Emotionen verdienen eine Pause. Wichtig ist zu wissen, dass Panikattacken nichts Krankhaftes und nicht krankmachend sind. Sie sind eine völlig vernünftige Reaktion auf die Botschaft, die der Körper dem Gehirn sendet.
In Teil 1 dieses Buches stelle ich Techniken vor, mit Ängsten umzugehen und im Moment zu bleiben, die helfen können, wenn du dich in dieser Situation befindest.
AUSSERKÖRPERLICHE / ERFAHRUNG
Eine andere häufige, aber sehr beunruhigende Reaktion auf Ängste ist die Dissoziation, die verschiedene Formen annehmen kann – manchmal ist es nur das Gefühl, außerhalb der Realität zu stehen. Derealisation ist ein Abgelöstsein von seiner Umgebung, als wären die Dinge um einen herum im Nebel oder irreal. Es kann sich anfühlen wie in einem undeutlichen Traum, aus dem man nicht aufwachen kann. Depersonalisation ist ein Zustand, in dem man das Gefühl hat, sich außerhalb seines Körpers zu befinden und diesen zu beobachten. Der Eindruck, die Verbindung zur Realität zu verlieren, ist verständlicherweise sehr erschreckend, vor allem, wenn man dies zum ersten Mal erlebt. Oft ist es aber ein an sich harmloses Symptom von Angst, das viele irgendwann zumindest in schwacher Form erleben und das meist schnell vorübergeht.
Während einer Episode der Derealisation geraten Menschen oft in Panik, weil sie fürchten, eine Psychose zu entwickeln oder ernsthaft und für immer die Kontrolle über ihr Gehirn zu verlieren – das ist aber nicht der Fall. Es ist natürlich, in solch einem Moment nach einer Erklärung zu suchen – keine zu finden kann zu noch mehr Angst führen und das Erlebnis noch übermächtiger machen. Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass kurze Episoden nichts Ungewöhnliches und nichts Schlimmes sind.
Eine Dissoziation kann auch infolge eines Traumas auftreten. Dann will unser Gehirn als Schutzmechanismus die Verbindung zu etwas Verstörendem kappen. Wenn du damit häufiger zu kämpfen hast, ist es sinnvoll, mit einem Spezialisten darüber zu sprechen, um den Hintergrund zu erkunden.
Ich hatte als Teenager vor extrem stressigen Prüfungen Momente der Dissoziation, und manchmal auch, wenn ich in den Ferien bei einem besonders chaotischen und streitlustigen Familienessen saß. Manchmal hatte ich solche Momente sogar nach positiven, aber überwältigenden Momenten auf der Bühne. Viele Ereignisse im Leben können zu derart chaotischen Gedankenströmen führen, dass unser Gehirn sie nicht mehr fassen kann. Aber wenn wir verstehen, warum das passiert und was es bedeutet, können wir in dem Zustand hoffentlich anstatt eines verwirrenden mentalen Mysteriums eine ziemlich langweilige biologische Reaktion erkennen.
NERVIGE / GEDANKENBLITZE
In jeder Sekunde poppen in unserem Gehirn irgendwelche Gedanken auf. Einige davon sind relevant, zum Beispiel »Denk dran, Klopapier zu kaufen«, manche sind vollkommen nutzlos, zum Beispiel »Erinnerst du dich, wie du gegen den Busen gestolpert bist?«. Manchmal tauchen anscheinend aus dem Nichts gewalttätige, sexuelle oder andere Gedanken auf, die uns selbst schockieren. Eine besonders gottesfürchtige Kindheitsfreundin von mir aus dem Jugendtheater der Gemeinde (die armen Eltern!) erzählte mir, dass sie nicht aufhören konnte, blasphemische Sätze zu denken. Mitten in einer Improvisation, als sie gerade einen Löffel darstellte, sagte ihr Gehirn: »VERDAMMT, TEUFELNOCHMAL, VERFLUCHT, GOTT, JESUS, TITTEN« – wie schrecklich. Direkt in die Hölle mit dir, Jess!
Diese Gedanken werden intrusive Gedanken genannt. Wir alle haben sie. Nur weil du dir aus irgendeinem Grund während des Essens plötzlich vorstellst, wie deine Großeltern Sex haben, heißt das nicht, dass du das wolltest. Im Gegenteil, das wolltest du wirklich, wirklich, wirklich nicht … und deswegen denkt dein Gehirn es. Problematisch wird es, wenn wir uns zu sehr damit beschäftigen oder unser Gehirn zwingen wollen, nicht noch mehr dunkle, beunruhigende Gedanken zu denken. Natürlich fragt man sich, ob man pervers ist oder gar ein zukünftiger Mörder, wenn ein intrusiver Gedanke auftaucht – aber sei beruhigt, das bist du nicht. Hoffentlich. Jede Anstrengung, lauter als dein eigenes Gehirn zu schreien oder etwas zu denken, das beweist, dass du nichts mit diesem Gedanken zu tun hast, ist eine Überkompensation. Das Beste ist zu akzeptieren, dass unsere merkwürdigen Gehirne eben so sind: Lass die intrusiven Gedanken kommen, lass sie weiterziehen, verurteile dich nicht und schenke ihnen keine Aufmerksamkeit, die sie nur stärker macht. Nimm sie wie Wespen. Wespen des Gehirns, die Bilder erzeugen, auf denen ältere Leute sich umbringen. Lass sie herumsummen, und irgendwann wird ihnen langweilig, und sie verschwinden.
DAS / GROSSE D
Nein, nicht »Dan«, danke sehr. Depression. Ein Wort, von dem ich sehr gut weiß, dass es eine Million verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem, wen man fragt. Sich depressiv zu fühlen ist mehr, als traurig zu sein. Traurigkeit ist das Gegenteil von Glücklichsein, eine Emotion, deren Grund wir normalerweise kennen und die unsere Funktionsfähigkeit nicht extrem beeinflusst. Meistens ist Traurigkeit die Reaktion auf einen Verlust – oder auf diesen Animationsfilm, der angeblich für Kinder gemacht wurde und unsere Emotionen so manipuliert, dass jeder über dreizehn Jahren einen ganzen See weint. Depression ist kein Gefühl, das man versteht, sondern ein körperlicher Zustand ohne erkennbaren Grund. Man fühlt sich, als würde ein Gewicht auf einem lasten und alle Energie aus einem herausdrücken.
Eine Depression kann viele verschiedene Formen annehmen, von mild bis ernsthaft, und jede betroffene Person erlebt sie auf ihre eigene Art. Sich »depressiv zu fühlen« heißt, sich fast emotionslos zu fühlen, und manchmal muss man darum kämpfen, seine einfachsten alltäglichen Aufgaben überhaupt ausführen zu können. Eine Depression kann dazu führen, dass man keinen Appetit mehr hat und schlecht schläft. Man möchte nicht unbedingt weinen, wahrscheinlich möchte man überhaupt nichts tun. Die Welt erscheint einem sinnlos. Eine Depression macht es für die betroffene Person schwierig, den eigenen Zustand zu durchschauen, und die negativen Gedanken werden mehr und mehr und verstärken sich gegenseitig. Man denkt: »Ich bin wertlos«, »Alles, was ich mache, wird schiefgehen«, »Das Leben ist sinnlos«. Manchmal kann eine Depression einen glauben lassen, dass das eigene Leben nicht mehr lebenswert ist, dass es keinen Weg gibt, aus diesem tiefen Loch wieder herauszukommen. Das kann dazu führen, dass man in Gefahr ist, sich selbst Schaden zuzufügen.
Lange Zeit dachte ich, das sei mein Normalzustand, und habe nichts hinterfragt. Als eine...
Erscheint lt. Verlag | 19.10.2022 |
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Übersetzer | Gabriele Lichtner |
Zusatzinfo | ca. 16 s/w-Illustrationen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | You Will Get Through This Night |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 2022 • Achtsamkeit • angststörungen buch • angststörungen und panikattacken dauerhaft überwinden • Atemübung • comedian buch • Depression • depression angehörige • Depressionen Selbsthilfe • Depressionen überwinden • Depression Jugendliche • Depression lustig • depression und burnout loswerden • eBooks • Emotionale Intelligenz • Existenzkrise • Gedankenspirale • Gesundheit • Komiker Buch • mentale Gesundheit • mentaler Stress • Mentale Stärke Buch • Mental Health • Neuerscheinung • overthinking • Psychische Gesundheit • Psychische Probleme • Ratgeber • Resilienz • Selbstliebe • Selbstoptimierung • Selbstzweifel • Selfcare • Stress • Suizid Hilfe |
ISBN-10 | 3-641-29425-8 / 3641294258 |
ISBN-13 | 978-3-641-29425-0 / 9783641294250 |
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Größe: 8,7 MB
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