Willenskraft - Mindset und Motivation im Alltag (eBook)

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DIE MODERNE BEDROHUNG UNSERER GESUNDHEIT: EMOTIONEN, STRESS, ZIVILISATIONSKRANKHEITEN

In unserer digitalisierten Welt, in der das tägliche körperliche Anforderungsprofil nicht unserem natürlichen Bewegungsdrang und der damit verbundenen Naturnähe entspricht, stehen oft wirtschaftliche Interessen über dem Wohl des Menschen. Während wir uns technologisch Lichtjahre von unseren Vorfahren entfernt haben, hat auf körperlicher Ebene kaum eine Veränderung stattgefunden.

Während bis vor ein paar hundert Jahren die Beschaffung von Essen überwiegend mit körperlicher Aktivität einherging, reicht heute der Griff zum Telefon, um sich die Pizza liefern zu lassen. Während früher Nahrung einen natürlichen Ursprung hatte, überfluten heute industriell gefertigte Waren die Supermärkte und sind immer und überall zugänglich.

Unterschiedliche Medien beeinflussen und lenken unsere Gedanken, Emotionen und indirekt unsere nächsten Handlungen bzw. unser Verhalten. Der auf Netflix® im Jahr 2020 veröffentlichte Dokumentarfilm Social Dilemma, in welchem ehemalige Mitarbeiter von Facebook®, Twitter®, Instagram® & Co. aus dem Nähkästchen plaudern, zeigt deutlich auf, dass diese Firmen in der Regel mehr über uns, unsere Interessen, Bedürfnisse und Wünsche wissen, als uns bewusst ist.

Es macht die Sache, sich selbst näherzukommen, nicht gerade einfacher, wenn wir „unbewusst“ permanent externer Manipulation ausgesetzt sind. Anstatt innezuhalten, zu entspannen und die Nahrungsaufnahme bewusst zu zelebrieren, sitzen wir während des Essens am Handy und scrollen die Instagram®-Pinnwand runter. Bewusstheit sieht anders aus.

Dysregulation des Vegetativums ist die logische Konsequenz. Sich selbst zu verstehen, seine Schattenseiten sowie seine Stärken zu erkennen und ihnen das Recht zu geben, präsent zu sein, ist absolut notwendig, um geistig und körperlich gesund zu sein und zu bleiben. Und obwohl wir oft genug die Möglichkeit haben, uns näherzukommen und auf die in uns aufkommenden Stimmen zu achten, macht es uns Angst und es fallen uns häufig in Momenten der Ruhe immer wieder Dinge ein, die gerade wichtiger sein könnten – meistens sind es die Pinnwände der unterschiedlichen Social-Media-Kanäle.

Sich über das Leid oder das Glück der anderen Gedanken zu machen, fühlt sich oft besser an, als sich seiner selbst bewusst zu werden. Sich selbst zu sehen, mit allem, was dazugehört, bringt nun mal das Risiko mit sich, loslassen zu dürfen. Es kann sich wie ein Abschied oder ein Sterbevorgang anfühlen. Auch wenn dieser Versuch das Zulassen unserer tiefsten Gefühle und der damit einhergehenden Ehrlichkeit uns selbst gegenüber bedeutet, fürchten wir uns und versuchen, vor dem Gedanken, dass der Tod zum Leben gehört, die Augen zu verschließen.

Wir entwickeln im Laufe unseres Lebens unsere Persönlichkeit. Unsere Erziehung, die sozialen Kontakte, die Erfahrungen und Erlebnisse prägen, programmieren und steuern uns. Verhaltensmuster werden aufgebaut und verfolgen immer die Absicht, ein gesundes Gleichgewicht zu erzeugen.

Wenn wir unbewusst leben, verfolgen uns bestimmte, sich immer wiederholende Szenarien jahrzehntelang und kehren in unterschiedlichsten Situationen zurück, um uns daran zu erinnern, dass emotionale Themen bestehen, die noch nicht bewusst durchlebt wurden. Erst die Erkenntnis dessen ermöglicht das Loslassen – sofern es förderlich für unseren weiteren Entwicklungsprozess ist.

In den letzten acht Jahren begegneten mir im Coaching immer wieder Menschen, die auf körperlicher Ebene Themen hatten und gemeinsam mit mir lösen wollten. Mein Ansatz ist, auch wenn sich Probleme auf der körperlichen Ebene zeigen, kann der Ursprung ein völlig anderer sein. Und genauso auch andersherum. Beispielsweise kann eine Depression aus einer schlechten Darmflora oder körperlicher Inaktivität rühren. Bluthochdruck, ein Herzinfarkt oder auch Diabetes mellitus Typ 2 können Resultate von jahrelangem, emotionalem Stress sein.

Ohne sich über eine Verhaltensänderung Gedanken zu machen, verlassen sich die meisten Menschen auf Medikation. Sie erscheint als bequemere und schnellere Lösung und erfordert nicht viel Selbstverantwortung. Den Lebensstil zu verändern, wäre unbequem. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Medikamente in den seltensten Fällen die Ursache, sondern viel mehr das Symptom behandeln. Dennoch werden jährlich in Deutschland rund 730 Millionen Rezepte ausgestellt.

Zu den am häufigsten verordneten Medikamenten gehören Schmerzmittel, Schilddrüsenhormone, Blutdrucksenker und Magensäurehemmer. Nicht selten verlangt bereits die Behandlung der Nebenwirkungen ein weiteres Medikament. Das allein ist für mich Grund genug, für die Behandlung körperlicher Beschwerden auch andere Wege zu suchen.

Die dramatische Zunahme von Zivilisations- und Autoimmunerkrankungen sollte viele Trainer, Therapeuten, Ärzte, Psychologen und auch Patienten zum Umdenken bewegen. Im besten Fall werden verschiedene Ansätze miteinander kombiniert. Ganzheitlichkeit muss die Devise unserer Zeit sein.

Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht und möchte in meiner täglichen Arbeit und in diesem Buch den Lesern Wege und Möglichkeiten aufzeigen, die unsere Gesundheit erhalten oder in Zeiten der Krankheit unsere Selbstheilungskräfte aktivieren und Heilungsprozesse anregen. Ich bin überzeugt davon, dass wir alles in uns tragen, was wir für ein zufriedenes und gesundes Leben benötigen. Ich vertraue auf meine körpereigenen und seelischen Ressourcen.

Meine Übungen sollen auch dir dabei helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Sie sollen dir dabei helfen, die Momente der Ruhe für dich zu nutzen und dich nicht von äußeren Stimmen ablenken zu lassen. Sie sollen dir auch dabei helfen, deine Wut zu spüren und ihr Raum zu geben. Sie richten dich aus und führen dich wieder zu deinen Wurzeln zurück, sodass du deinem inneren Navigationssystem endlich wieder Gehör schenken kannst.

Durch das aktive Handeln übernimmst du selbst Verantwortung für dein Leben, anstatt nur zu reagieren und permanent als Marionette zu leben. Warte bitte nicht, bis das Leben dich dazu bringt, hinzuhören, sondern fasse deinen Mut zusammen und nimm dir die Zeit – es gibt nichts Wichtigeres als dich in deinem Leben. Ich bin mir sicher, dass sich jahrelang unterdrückte emotionale Themen häufig auf der körperlichen Ebene oder in unbewussten Verhaltensmustern zum Ausdruck bringen.

Gefühle und die daraus entstehenden Emotionen haben eine weitaus relevantere Rolle für unsere Gesundheit, als in der westlichen Welt bisher angenommen. Hinzu kommt, dass Emotionen biochemische Prozesse in unserem Körper auslösen und dadurch ebenfalls unser Verhalten beeinflussen.

Eine Emotion, die nie bewusst gefühlt und zugelassen wurde, findet ihren Weg.

2.1ABER WIE ENTSTEHEN UNSERE EMOTIONEN?

Eine Emotion ist ein Produkt unseres Fühlens, welches durch Bedürfnisse, Wünsche, Vorstellungen oder Absichten entsteht. Es gibt allerdings auch angeborene Basisemotionen, die mit bestimmter Mimik und körperlicher Veränderung einhergehen.

Nach Paul Ekman3 dem US-amerikanischen Psychologen, gehören Angst (Furcht), Glück (Freude), Wut, Traurigkeit, Neugier (Überraschung), Ekel und Verachtung dazu. Sie gehören quasi zu unserer emotionalen Grundausstattung. Ab dem Tag unserer Geburt lernen wir aus der Interaktion mit unserer Umwelt heraus, wie wir Situationen und Geschehnisse wahrnehmen und zu bewerten haben.

Diesen Bewertungen liegen seelische Grundbedürfnisse zugrunde, die genauso befriedigt werden müssen, wie die körperlichen Bedürfnisse Hunger, Durst und Schlaf. Es geht um die Bedürfnisse nach Bindung, Kontrolle, Selbstwert, Lust und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit.

Das Abenteuer unseres Lebens besteht darin, alles ins richtige Gleichgewicht zu bringen. Der Kompass ist unser Gefühl. Und abhängig davon, ob oder wie gut wir es schaffen, diese Grundbedürfnisse zu befriedigen, formen sich in uns verschiedene sekundäre Emotionen oder Haltungen. Diese Haltungen beeinflussen unser Verhalten und unser Leben.

Sind diese Emotionen positiv, geben sie uns Energie und stärken erlernte Gefühle, wie beispielsweise Dankbarkeit, Zuversicht, Begeisterung oder Mitgefühl. Sind sie eher negativ und damit oftmals auch hinderlich wie Schuldgefühle, Hass, Gier, Neid oder Trotz – so wie anfangs in meinem Fall.

Das menschliche Bewusstsein ist Fluch und Segen zugleich. Der Mensch ist in der Lage, im Gegensatz zu anderen Lebewesen, sich selbst zu reflektieren. Auch wenn wir den Vorteil haben, unsere Emotionen bewusst wahrnehmen zu können, unterdrücken wir diese nicht selten, um zu gefallen oder im schlimmsten Fall unser...