Konfliktmanagement (eBook)

Strategien für Wissenschaft und Hochschule
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
358 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44551-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Konfliktmanagement -  Monika Klinkhammer,  Neela Enke
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Wissenschaftliche Institutionen sind Konfliktherde - wie andere Organisationen auch. Doch das Arbeiten an Hochschulen und Universitäten ist in besonderem Maße von Kooperation einerseits und von Konkurrenz andererseits geprägt. In Lehre, Forschung und Verwaltung treffen Menschen mit vielfältigen, widersprüchlichen Rollen und Aufgaben aufeinander, die in komplexen Situationen gemanagt werden müssen. Hoher Leistungs- und Performancedruck, widerstreitende Anforderungen, schwierige Arbeitsbedingungen sowie befristete Verträge für Promovierende und Postdocs in den Qualifizierungsphasen sind die Regel. Dieses Buch bietet Beschäftigten aller Statusgruppen Methoden und Werkzeuge zur Wahrnehmung, Diagnose und Bearbeitung von Konflikten an, die beispielsweise in Arbeitsbeziehungen, in Betreuungsverhältnissen, in Forschungsgruppen, an Lehrstühlen oder in Instituten entstehen: Worum geht es bei Konflikten wirklich? Was ist hilfreich? Und wie führt man ein Konfliktgespräch? Zahlreiche Beispiele und Fälle aus der Praxis verleihen dem Ratgeber eine besondere Anschaulichkeit und bieten eine Handlungsorientierung.

Dr. Monika Klinkhammer ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren in freier Praxis als Coach, Lehrcoach, Supervisorin (DGSv, DVG), zertifizierte Gestalttherapeutin (DVG, BAPt) und Trainerin insbesondere mit und für Führungskräften, Professor:innen und Wissenschaftler:innen aller Statusgruppen. Themenschwerpunkte im Coaching in Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen sind u.a. Führung, Karriere- und Profilierungsstrategien und Konfliktmanagement. Sie leitete über zehn Jahre lang eine Supervisions- und Coachingweiterbildung an der ASH Berlin, ist Gutachterin der Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv), Autorin zahlreicher Fachpublikationen und Gründungsmitglied im Coachingnetz Wissenschaft. Kontakt: www.MonikaKlinkhammer.de

Dr. Monika Klinkhammer ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren in freier Praxis als Coach, Lehrcoach, Supervisorin (DGSv, DVG), zertifizierte Gestalttherapeutin (DVG, BAPt) und Trainerin insbesondere mit und für Führungskräften, Professor:innen und Wissenschaftler:innen aller Statusgruppen. Themenschwerpunkte im Coaching in Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen sind u.a. Führung, Karriere- und Profilierungsstrategien und Konfliktmanagement. Sie leitete über zehn Jahre lang eine Supervisions- und Coachingweiterbildung an der ASH Berlin, ist Gutachterin der Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv), Autorin zahlreicher Fachpublikationen und Gründungsmitglied im Coachingnetz Wissenschaft. Kontakt: www.MonikaKlinkhammer.de Dr. Neela Enke hat Biologie studiert und ist ausgebildete Mediatorin, Coach und Organisationsberaterin. Sie berät Menschen aus Hochschulen und Forschungsinstitutionen zu den Themen Konfliktmanagement, Führung, Gender_Diversity und Karriereentwicklung und führt Workshops sowie Moderationen durch.

1.Konfliktfelder in Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen


In diesem Kapitel geben wir einen Überblick über die wichtigsten Eckpunkte im Bereich Hochschule und Wissenschaft, damit Sie sich in diesen mitunter recht komplexen Konfliktlandschaften orientieren können. Konflikte finden niemals im »luftleeren« Raum statt, sondern sind immer verknüpft mit den spezifischen Rahmenbedingungen der Umgebung, in der sie auftreten. Diese Rahmenbedingungen können einerseits Faktoren der Konfliktentstehung und -dynamik sein und andererseits inhaltlich als Streitthemen auftauchen. Zunächst werfen wir einen Blick auf strukturelle Aspekte, von zentralen Entwicklungslinien in der Hochschulpolitik über organisationsspezifische Eigenheiten bis hin zu den zentralen Aufgabenbereichen Forschung, Lehre und Verwaltung: immer unter dem Blickwinkel, wie sich diese in »kleinen« und »großen« Konflikten im Wissenschaftsalltag widerspiegeln. Dann werden aktuelle Querschnittsthemen wie Gleichstellung, Internationalisierung und VUCA beleuchtet, da sie auf vielfache Weise im Arbeitsalltag und damit auch in den dort entstehenden Konflikten auftauchen. Diese Querschnittsthemen sind aktuelle globale und gesellschaftliche Themen, die mit den strukturellen Aspekten interagieren. Zuletzt blicken wir auf das Thema Führung in der Wissenschaft als Konfliktfeld.

1.1Strukturelle Besonderheiten wissenschaftlicher Organisationen


Damit Sie Konflikte in Hochschule und Wissenschaft einsortieren und so zu neuen Lösungsansätzen kommen können, bietet es sich an, sich zuerst mit den Rahmenbedingungen dieses sehr speziellen Arbeitsfeldes auseinanderzusetzen.

Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen verfügen zwar über gewisse strukturelle Gemeinsamkeiten und Besonderheiten, befinden sich aber gleichzeitig in einem komplexen Spannungsfeld unterschiedlicher gesellschaftlicher, (hochschul)politischer Ansprüche und regionaler Rahmenbedingungen – so sind Organisationskultur und -struktur von Institution zu Institution sehr unterschiedlich. Wollen Sie bestimmte Konfliktlagen verstehen, ist es essenziell, sich mit diesen Gemeinsamkeiten und Unterschieden auseinanderzusetzen und sie in die Analyse und Konfliktlösung miteinzubeziehen.

Da Bildung Sache der Bundesländer ist, unterliegen Universitäten und Forschungsinstitutionen den Logiken des Föderalismus und werden auch vom jeweiligen Bundesland geprägt: ein weiterer Grund dafür, dass Strukturen, Verfahren, Arbeitsbedingungen und Bezahlung stark variieren. Zugleich werden hochschulpolitische Programme (z. B. die Exzellenzinitiative sowie die Exzellenzstrategie, der Qualitätspakt Lehre, Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken, das Professorinnenprogramm, die Digitalisierung) zumindest teilweise aus Bundesmitteln finanziert und so Normen, Entwicklungsziele, Qualitätsansprüche und Strukturen zentral vorgegeben. Darüber hinaus spielen zunehmend Entwicklungen im Rahmen europäischer Programme und Wissenschaftspolitik eine Rolle sowie die Auseinandersetzung mit globalen Politik- und Themenfeldern.

1.1.1Entwicklungslinien der Hochschulpolitik


In Deutschland hat lange das humboldtsche Bildungsideal das Selbstverständnis wissenschaftlicher Institutionen geprägt. Es umfasst verschiedene Aspekte, die Ihnen sicher auch heute noch vertraut vorkommen: Der Fokus der Universitäten liegt auf der Bildung und nicht auf der Ausbildung zu einem Beruf. Damit sind sie auf die Bildung autonomer Individuen ausgerichtet, die Mündigkeit durch den Gebrauch ihrer Vernunft erlangen. Dazu gehören auch die grundgesetzlich verankerte Freiheit (und Einheit) von Lehre und Forschung sowie die akademische Freiheit. Letztere ist nach außen gerichtet und beschreibt die Unabhängigkeit der Universitäten von Politik und Wirtschaft. Die nach innen gerichtete Forschungs- und Lehrfreiheit meint die Freiheit der einzelnen Akteur:innen, Lehrpositionen zu vertreten und Forschungsfelder frei zu bestimmen sowie die freie Wahl und freie Organisation der Studienfächer. Zudem sollen Universitäten die Breite aller Wissenschaften anbieten und so Austausch unter den verschiedenen Wissenschaften ermöglichen.

Das humboldtsche Ideal der akademischen Freiheit konnte in der Praxis niemals vollständig realisiert werden, aber es prägt immer noch die Werte und berufliche Identität von Wissenschaftler:innen und entwickelt somit bis heute eine Wirkmacht.

Eine zentrale Veränderung der Organisationsstruktur deutscher Universitäten, die Einfluss auf die organisationsinterne akademische Freiheit hatte, erfolgte als Reaktion auf die Studierendenbewegung der 1960er-Jahre. Bis dahin gab es die Ordinarienuniversität, in der alle Macht bei den Ordinarien – nämlich den Lehrstuhlinhaber:innen – lag, der Mittelbau hatte keine Stimme. Lehrstuhlinhaber:innen vertraten ihre jeweilige Teildisziplin, die sie nach eigenem Gutdünken beforschten, Dekan:innen und Rektor:innen repräsentierten und koordinierten lediglich. Als Gegenentwurf dazu wurde die Gruppenuniversität eingeführt, bei der alle Statusgruppen paritätisch an der Führung der Hochschule beteiligt werden sollten, um so diesbezüglich die Hochschulen stärker zu demokratisieren.3

In den 1970er-Jahren wurden die Fachhochschulen etabliert, die auf eine anwendungsorientierte Wissenschaft sowie wissenschaftliche Ausbildung fokussiert sind. Sie besitzen traditionell kein Promotionsrecht. Doch wird das Promotionsprivileg der Universitäten zusehends infrage gestellt. In einigen Bundesländern besitzen Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, wie die meisten sich mittlerweile bezeichnen, in forschungsstarken Feldern bereits das Promotionsrecht.

Die außeruniversitäre Forschungsorganisation Max-Planck-Gesellschaft wurde bereits 1948 als Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gegründet. Die bis zu 70 Prozent aus der Industrie finanzierte Fraunhofer-Gesellschaft gibt es seit 1949. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren sowie die Leibniz-Gemeinschaft wurden in ihrer heutigen Form in den 1990er-Jahren gegründet, gehen aber beide auf ältere Verbünde zurück.

Egal in welchem Bereich einer Forschungsinstitution Sie arbeiten: Heute wird Ihr Alltag auch von der einschneidenden Veränderung geprägt, die die deutsche Hochschullandschaft um die Jahrtausendwende mit einer Abkehr vom Selbstverständnis als demokratische Institution hin zur konkurrenzfähigen, an Wirtschaftlichkeit und dem Ökonomisierungsprinzip orientierten Akteurin auf dem (inter)nationalen Bildungsmarkt durchlaufen hat. Hiermit ging und geht intern der Verlust des Einflusses der Gremien akademischer Selbstverwaltung zugunsten machtvollerer Präsidien und Dekanate einher.

Auch das Verhältnis zwischen Hochschulen und Ministerien wurde neu geregelt, zum Beispiel durch das 2007 in Nordrhein-Westfalen in Kraft getretene Hochschulfreiheitsgesetz. Die Hochschulen bekamen dadurch mehr Autonomie, indem sie nicht wie bisher eine Doppelnatur als eigenständige Körperschaft sowie als staatliche Einrichtung hatten, sondern gänzlich zu Selbstverwaltungskörperschaften umgewandelt wurden: Das Personal ist seither der Hochschule zugeordnet und nicht mehr dem Land, was auch heißt, dass die Berufungen nicht mehr von den zuständigen Ministerien genehmigt werden müssen. Gleichzeitig wurde ein extern besetzter Hochschulrat als Steuerungsinstrument eingesetzt. Neben Nordrhein-Westfalen haben auch andere Bundesländer ähnliche Änderungen durchlaufen und stärkten die Präsidien oder setzten Hochschulräte ein. Auch wenn die Hochschulen dadurch mehr Unabhängigkeit vom Staat bekamen, nehmen Bund und Länder weiterhin unter anderem über das Hochschulrahmengesetz des Bundes und die Landeshochschulgesetze Einfluss.

Verfechter:innen dieses Wandels begrüßen die Freiheit der Hochschulen, ihre Organisationsform und ihr Profil selbst zu gestalten. Auch...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2022
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Schlagworte Arbeiten • Arbeitsbeziehung • Befristete Verträge • Betreuungsverhältnis • Forschung • Forschungsgruppe • Hochschule • Institut • Konflikt • Konfliktgespräch • Lehre • Lehrstuhl • Leistungsdruck • lösen • Universität • Verwaltung • Wissenschaft
ISBN-10 3-593-44551-4 / 3593445514
ISBN-13 978-3-593-44551-9 / 9783593445519
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