Leben wie Musik -  Christian Salvesen

Leben wie Musik (eBook)

Band 1: Rhythmus - Körper - Erde
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
208 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-1565-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das Buch inspiriert zu einer offenen und kooperativen Grundeinstellung dem Leben gegenüber. Der erste Band der dreiteiligen Reihe befasst sich mit der Erdung, dem Rhythmus, unserer Verbindung zur Natur und Ursprünglichkeit. Musik von Schamanen, verschiedenen Kulturen, Weltmusik, spirituellen Strömungen und Naturgeräuschen können uns anleiten auf dem Weg zu uns selbst.

Christian Salvesen, 22. 2. 1951 in Celle geboren, hat den Magister der Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft 1976 in Hamburg gemacht. Er arbeitet seit 1980 als freier Journalist und Redakteur, war Autor und Moderator von erfolgreichen, 90-minütigen, meditativen Rundfunksendungen beim NDR und WDR. Bisher wurden von ihm 12 Sachbücher, 2 Romane und 2 Bände mit Zeichnungen in verschiedenen Verlagen veröffentlicht. Als Musiker improvisierte er in den 80er und 90er Jahren mit vielen anderen Musikern aus aller Welt. Der Autor leitet Workshops und Musik-Meditationen, bei auch die hier vorgestellten CDs eingesetzt werden.

TEIL 2: HEILENDES TANZEN – TRANCE UND EKSTASE


Shivas Tanz

Im Tanz verbindet sich der ganze Körper mit dem Rhythmus, der ihn erfasst. Alle Sinne sind aktiv: Bewegung im Takt der Musik, Gleichgewicht, Berührung. All das spielt ineinander.

Tanz ist Leben, das Leben ist ein Tanz. Dafür steht in der indischen Mythologie Gott Shiva, der Bewahrer und zugleich Zerstörer. Wörtlich bedeutet Shiva der Gnädige, Gütige oder der Freund. Er wird unter verschiedenen Aspekten verehrt, aber ein sehr wichtiger ist Nataraj, König (raja) des Tanzes (nata). Shiva Nataraj wird oft mit vier, acht oder mehr Armen dargestellt. Es sieht fast so aus, als sollte damit ein Bewegungsablauf wie in Zeitlupe gezeigt werden. Doch es handelt sich wohl eher um eine Repräsentation von Eigenschaften des Gottes. Denn in jeder Hand hält Shiva einen charakteristischen Gegenstand, zum Beispiel den Dreizack Trishul und die Trommel Damaru. Er gilt als Schöpfer des Wortes und der heiligen Silbe OM (bzw. A-U-M). Vor allem aber steht er für den ewigen Kreislauf des Lebens.

In unserer abendländisch-christlichen Tradition gibt es keinen tanzenden Gott. Falls Jesus je getanzt haben sollte, in der Bibel wird davon jedenfalls nichts berichtet. Nur der Tod tanzt, und spielt dazu – in mittelalterlichen Darstellungen – Geige. Was sagt uns das? Macht sich der Tod über uns lustig? Vielleicht ein Hinweis darauf, dass der Tod uns alle gleich macht?

Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten tanzen. Kinder, Teenager, Berufstätige und Rentner. Tanzen verbindet. In fast allen Kulturen hatte Tanzen ursprünglich die Bedeutung der Verbindung und Bindung. In einigen Gemeinschaften wird heute noch über den Tanz entschieden, wer zukünftig als Paar fürs Leben zusammenpasst.

Rhythmus, Metrum, Takt und Tempo

Wir fühlen, spüren den Rhythmus bei jedem Musikstück. Doch wenn wir sagen sollten, was denn genau Rhythmus ist, etwa im Unterschied zu Metrum, Takt und Tempo, das ist nicht so einfach. Metrum ist der gleichmäßige Grundschlag, auch Puls oder Beat genannt. Durch die Einteilung dieses Grundschlags in betonte und unbetonte Schläge entsteht der Takt. Stellen wir uns ein gleichmäßig tickendes Metronom vor. Betonen wir 1, 2, 3, 4, 5 6, 7, 8, 9 haben wir einen Dreiviertel (Walzertakt). Betonen wir 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, dann ergibt das einen Viervierteltakt, zum Beispiel einen Marsch oder einen Foxtrott. Im Rahmen der „Dreier“- und „Vierer“-Takte gibt es Variationen: 6/8, 9/8, 2/4, 2/2 Takte. Außerdem gibt es komplizierte Takte wie 5/4 (jeder fünfte Schlag wird betont. Beispiel: das berühmte Jazzstück „Take Five“) oder 7/8 (jeder 7. Schlag wird betont, häufig in indischen Ragas).

Der Rhythmus legt eigentlich nur fest, wie lange ein Ton im Verhältnis zum nächsten dauert: Halb so lang, doppelt so lang? In der abendländischen Notation wäre ein Rhythmus bereits definiert durch die Abfolge: Halbe, zwei Viertel, Halbe, zwei Viertel. Das wird in der Regel ein Viervierteltakt sein, muss aber nicht. Und wie schnell das abläuft, wissen wir auch nicht. Das sagt uns die Tempobezeichnung.

Johann Sebastian Bach (1685-1750) gab wie die Komponisten seiner Zeit nur knapp das Tempo in Italienisch an:

„Largo“, (breit), „Adagio“, (langsam), „Andante“, (gehend), „Moderato“, (mäßig bewegt), „Allegro“ (schnell), Presto (Sehr schnell). Oder er überschrieb ein Stück mit „Air“, „Sarabande“, „Gigue“, Bezeichnungen für Tänze, bei denen jeder Musiker seiner Zeit wusste, welches Tempo gemeint war. Bei den Präludien und Fugen muss der Interpret das Tempo aus der Struktur der Komposition erfassen.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) differenzierte stärker, ebenfalls in der damals gebräuchlichen italienischen Sprache: „Allegro ma non troppo“ (schnell, aber nicht zu sehr). Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Metronom auf. Damit konnte - durch Verschiebung eines Gewichts an einem hin und her schwingenden Zeiger - genau eingestellt werden, wie viele Schläge pro Minute gezählt werden sollten. Dann konnte man entscheiden: Eine Viertel = 60, und das Metronom tickte genau 60 Mal pro Minute. Der Pianovirtuose, Komponist und Lehrer Carl Czerny (1791-1857) benutzte in seinen berühmten Etüden Metronomangaben.

Robert Schumann (1810-1856) dagegen überschrieb seine Kompositionen mit deutschen Tempo- und Vortragsangaben wie „sehr innig, nicht zu schnell“. Oder ein Stück („Kreisleriana“, op. 16) soll „so schnell wie möglich“ begonnen werden, doch bald heißt es dann „noch schneller“ und noch einmal „noch schneller“.

In den vergangenen Jahren entfachte die Kölner Musikwissenschaftlerin und Pianistin Grete Wehmeyer eine erregte Diskussion mit ihrer Behauptung, klassische Musik würde seit 100 Jahren zu schnell gespielt. Eine Sinfonie von Beethoven etwa sei zu seiner Zeit etwa um ein Drittel langsamer gespielt worden als heute. 19

Was wir beim Tanzen als Rhythmus empfinden, ist jedenfalls ein Zusammenspiel aus verschiedenen musikalischen „Parametern“: Metrum (Beat), Takt (Betonung), Rhythmus (Verhältnis von längeren und kürzeren Notenwerten/Tönen) und Tempo. Der berühmte Rhythmus am Anfang von Beethovens 5. Sinfonie (auch „Schicksalssinfonie“ genannt) – da, da, da, daaa, (Pause) da, da, da, daaa (Pause) - kann ganz unterschiedlich auf uns wirken, je nachdem, welches Tempo der Dirigent wählt. Beethovens Vorschrift „Allegro con brio“ (schnell, mit Glanz) lässt da viel Spielraum. Klopft das Schicksal drängend, fordernd an die Tür unseres Herzens, oder ganz cool, lässig?

Und vergessen wir nicht: Auch die Pause gehört zum Rhythmus. Nicht selten ist sie wichtiger als der erklingende Ton. Der Anfang von Beethovens „Schicksalssinfonie“ ist dafür ein gutes Beispiel. Wird die Pause nach den vier ersten Tönen ein wenig länger als „vorgeschrieben“ gehalten, kann das die psychologische Wirkung auf den Hörer verändern, und zwar in ganz unterschiedliche Richtungen: Abnahme oder Erhöhung der Spannung. In welche Richtung das geht, hängt wiederum von weiteren objektiven musikalischen Qualitäten ab (ganz abgesehen von der subjektiven Seite, der Stimmung und Aufnahmefähigkeit). 20

Die Trommel spricht … und heilt

Am deutlichsten erkennen wir einen musikalischen Rhythmus bei Schlaginstrumenten. Deshalb wollen wir uns in diesem Teil vor allem mit der Trommel befassen, die zudem eine lange und interessante Geschichte hat. Ursprünglich hatten große Trommeln aus Baumstämmen Signalfunktion und sollten Botschaften über weite Entfernungen transportieren. Im Unterschied zum Handytalk schwingt dabei etwas Unheimliches mit. Am Anfang des dreiteiligen CD-Sets ‘In the Beginning was the Drum’ 21 schlagen wilde Schimpansen mit Knüppeln auf hohle Baumstämme und lösen damit bei allen anderen Tieren des Waldes stummes Entsetzen aus. Da ist - anders als beim Hämmern eines Spechtes, Magie am Werk.

War am Anfang die Trommel? Sie ist zweifellos das wichtigste Instrument der Schamanen, nachweislich seit über 30.000 Jahren rund um den Globus. Im Schlag der Trommel erleben wir Rhythmus pur, noch ohne die Verbindung mit den beiden anderen Hauptparametern oder Qualitäten in der Musik: Melodie und Harmonie. Unterschiedliche Arten von Trommeln und diverse andere Schlaginstrumente wurden und werden zu ganz verschiedenen Anlässen und Zwecken eingesetzt.

  1. (a) Trance: Der gleichmäßige, monotone Schlag der Schamanentrommel verlangsamt die Schwingungen im Gehirn und regt zu einer „schamanischen Reise“ an.
  2. (b) Kommunikation und Gemeinschaft: Bestimmte Trommelrhythmen beschwören Geister, andere verbinden die Mitglieder einer Gemeinschaft bei Ritualen und Feiern.
  3. (c) Ekstase. Im Trancetanz werden emotionale Blockaden durchbrochen und Lebendigkeit durchströmt Körper, Geist und Seele.

Die Schamanische Reise

Während der Ethnologe Carlos Castaneda seine schamanischen Don-Juan-Abenteuer weltweit über Bücher verbreitete, begründete Prof. Michael Harner 1971 die ‘Foundation of Shamanistic Studies’. Er rekonstruierte eine uralte, wirksame Methode, Castanedas vielbeschworene ‘nichtalltägliche Wirklichkeit’ - das ‘Nagual’ - kennenzulernen, ohne nachts im Meskalinrausch durch mexikanische Wüstenlandschaft rennen zu müssen. Harners Schüler, Paul Uccusic aus Wien, machte die Methode der ‘schamanischen Reise’ in Europa sogar über die Volkshochschule bekannt.

Die schamanische Reise wird nach einfachsten Vorkehrungen angetreten und von über 80% der Seminarteilnehmer mit konkreten Ergebnissen abgeschlossen. Die Reisenden liegen still auf einer Decke, die Augen sind geschlossen und mit einem Tuch abgedeckt. In seiner Vorstellung sucht sich...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-7526-1565-6 / 3752615656
ISBN-13 978-3-7526-1565-4 / 9783752615654
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 309 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychosomatische Beschwerden: Was mir die Signale meines Körpers …

von Hans Lieb; Andreas von Pein

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99
Stress & Spannungen lösen. Das Original-TRE-Übungsprogramm

von Hildegard Nibel; Kathrin Fischer

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99