1    Die Nikon Z 5 konfigurieren

Nach dem Neuerwerb der Kamera steht das Menü der Nikon Z 5 in der Werkseinstellung. Diese ist bei einigen Menüpunkten aber nicht immer optimal. In diesem Kapitel erhalten Sie daher Vorschläge für die Anpassung einiger Funktionen aus den jeweiligen Menüs, damit Sie schnell zu optimalen Ergebnissen kommen. Als Umsteiger von einer anderen Nikon-Kamera sind Ihnen einige Funktionen sicher bekannt. Es gibt bei der Nikon Z 5 aber auch einiges Neues zu entdecken.

1.1    Die Nikon Z 5: Features und Highlights

Ziemlich genau zwei Jahre, nachdem Nikon den Markt der spiegellosen Systemkameras mit der Nikon Z 6 und Z 7 betreten hat, erscheint mit der Nikon Z 5 das dritte Vollformatmodell der Z‐Serie. Während das im Jahr 2019 eingeführte Modell Z 50 eher einer kompakteren Version der Z 6 mit kleinerem Sensor und den damit verbunden Nach- aber auch Vorteilen entspricht, beginnt mit der Z 5 eine eigene Kameraklasse. Wie sich an der aufsteigenden Nummerierung bereits erahnen lässt, bildet die Z 5 den Einstieg in die Vollformatfotografie, gefolgt von den höheren Modellen Z 6 und Z 7. In diesem Buch erfahren Sie, was die neue Nikon Z 5 alles zu bieten hat und mit welchen Funktionen sie durchaus mit den höheren, aber auch teureren Modellen mithalten kann.

Abbildung 1.1    Die Fortsetzung der Z‐Serie: die Nikon Z 5 (Bild: Nikon)

1.1.1    Einordnung in das Nikon-Programm

Hinsichtlich Sensorauflösung und Autofokussystem ist die Z 5 äquivalent zur Z 6. Während die Z 6 ein Featureset hat, das für Einsteiger vielleicht etwas zu viel bietet, ist die Z 5 darauf ausgelegt, den Vorteil des Vollformates zu nutzen, ohne mit Funktionen überladen zu sein. Das Gehäuse ist minimal breiter gegenüber der Z 6, jedoch mit 590 g (ohne Akku) ebenso schwer wie die Z 6 beziehungsweise die Z 7 mit 585 g. Lediglich die Z 50 ist leichter und kleiner mit 395 g, sie hat aber auch einen kleineren Bildsensor und nur ein Speicherkartenfach. Die zwei Speicherkartenslots der Z 5 werden vielen Fotografen sicherlich gefallen. Zudem setzen sie nicht auf die etwas exotischen CFexpress- oder XQD-Karten, sondern auf die kostengünstigeren und gängigeren SD-Speicherkarten (sogar mit UHS-II-Geschwindigkeit).

Die Z 5 zeichnet sich durch eine für ihre Größe außergewöhnlich gute Ergonomie aus. Das Gehäuse liegt angenehm in der Hand, die Bedienelemente sind an vertrauter Position, auch wenn das Funktionswählrad anders als bei der Z 6 und Z 7 rechts vom Sucher positioniert ist.

Der elektronische Sucher ist identisch mit dem von der Z 6, und das ist eine gute Nachricht. Mit einer Auflösung von 3,69 Megapixeln hat er die beste Leistung in dieser Preisklasse und zudem eine sehr gute Optik. Auch als Brillenträger ist hervorragende Sicht garantiert, was bei Suchern in dieser Kameraklasse leider nicht immer der Fall ist. Der Monitor ist allerdings etwas abgespeckter. Wie bei der Z 50 hat er nur eine Auflösung von 1,04 Megapixeln gegenüber 2,1 Megapixeln der größeren Geschwister.

Abbildung 1.2    Die Nikon Z 5 ist die ideale Reisekamera (aufgenommen mit dem Sigma A Art 14–24 mm ƒ2,8 DG DN).

24 mm | ƒ10 | 1/200 s | ISO 100 | S | Matrix | AF-S | Einzelfeld

Abbildung 1.3    Die Nikon Z 5 im Einsatz

1.1.2    Das Innenleben der Nikon Z 5

Mit effektiven 24,2 Megapixeln Auflösung ist der Sensor gleichauf mit dem der Nikon Z 6. Allerdings besitzt die Z 5 einen sogenannten FSI-Sensor (Front-Side Illumination), der anders als der BSI-Sensor (Back-Side Illumination) der Z 6 und Z 7 die Verdrahtung vor der lichtempfindlichen Schicht hat. Theoretisch hat sie damit gerade in dunkleren Situationen und bei hohen ISO-Werten eine etwas geringe Ausbeute.

Das Autofokussystem mit 273 Messfeldern und Phasendetektionsmessung deckt etwa 90 % des gesamten Sensors ab. Dieser Wert ist identisch mit dem der Z 6. Die Verteilung der AF-Felder über fast die gesamte Fläche ist ein großer Pluspunkt spiegelloser Systeme gegenüber Spiegelreflexkameras. Es erfordert jedoch gleichzeitig eine andere Arbeitsweise, als man sie von Nikon-Spiegelreflexkameras gewohnt ist.

Der 5-Achsen-Bildstabilisator ist direkt in der Kamera verbaut. Die Stabilisierung erfolgt über fünf Achsen, während das optische System in den Spiegelreflex-Objektiven lediglich über zwei Achsen ausgleichen kann. Dies führt zu einer besseren Stabilisierung, die nicht nur den neuen Z-Nikkoren, sondern auch den über Adapter verbundenen Objektiven mit F-Bajonett zugutekommt.

Mit einer Serienbildrate von maximal 4,5 Bildern pro Sekunde ist die sicher keine »Sportkamera«. Auf den ersten Blick mag die Bildrate ziemlich gering wirken, jedoch habe ich schnell festgestellt, dass sie in den meisten Alltagssituationen ausreichend ist. Sie kann sowohl in 12 als auch 14 Bit (verlustfrei komprimiert oder komprimiert) bis zu 100 RAW-Aufnahmen in Folge aufnehmen, wenn der Pufferspeicher es hergibt. Sie hat allerdings keine unterschiedlichen RAW-Größen und auch kein TIFF-Format, was aber nicht wirklich fehlt. Die typische Menüstruktur macht es treuen Nikon-Anwendern leicht, sich schnell zurechtzufinden.

Mit einem ISO-Empfindlichkeitsbereich von 100 bis 51.200 (plus Low- und High-Bereiche) ist sie gut ausgestattet, um sowohl Aufnahmen bei intensivem Sonnenschein als auch Nachtaufnahmen zu meistern. Die in der Kamera integrierte HDR-Funktion erlaubt zudem, Motive mit extremen Unterschieden zwischen Licht- und Schattenbereichen in eine Aufnahme zu bannen.

Abbildung 1.4    Die fünf Achsen beziehungsweise Richtungen, in denen der Bildstabilisator arbeitet, hier am Beispiel der Z 7 (Bild: Nikon)

Eine der Stärken gegenüber anderen Systemen liegt im Nikon Z-Mount. Mit einem Durchmesser von 55 mm ist der Anschluss einen Zentimeter größer als der alternative F-Mount und bietet in Kombination mit einem sehr viel kürzeren Abstand zum Sensor von gerade einmal 16 mm viele Möglichkeiten zur Neuentwicklung von Objektiven. Die Z-Nikkore bieten dadurch nachgewiesenermaßen eine optisch höhere Qualität als die bisherigen F-Nikkore. Selbst das recht günstige Kit-Objektiv der Z 5, das Nikkor Z 24–50 mm, bietet trotz seiner Blendenöffnung von ƒ3,5–6,3 eine erstaunlich gute optische Leistung, die man in der Preisklasse ansonsten vergeblich sucht. Das macht es zu einem idealen Reisebegleiter. Zudem ist es kompakt und unauffällig, was auch für die Streetfotografie ein Plus ist.

Da der komplette Neukauf von Objektiven ohne Frage eine teure Angelegenheit ist, hat Nikon es glücklicherweise durch den FTZ-Adapter möglich gemacht, die meisten der bisherigen Nikon-Objektive und die Objektive einiger Fremdhersteller wie Sigma oder Tamron ohne Probleme an der Z 5 nutzen zu können. Einige Objektive von Sigma und Tamron habe ich auch im Rahmen dieses Buches ausprobieren dürfen. Generell erleichtert das den Wechsel in das neue Z-System, zumal das bisherige Systemzubehör, wie die Blitzgeräte, Fernauslöser und sogar Akkus der EN-EL15-Reihe, kompatibel sind.

Abbildung 1.5    Die Z 5 im Einsatz bei Dämmerung, aufgenommen mit dem Nikkor Z 24–200 mm ƒ4–6,3. Eine gute ISO-Empfindlichkeit und ein hoher Dynamikumfang zeichnen die Kamera aus.

24 mm | ƒ6,3 | 1/125 s | ISO 400 | S | Matrix | AF-S | Großes Messfeld (gr.) | –2/3 LW

1.1.3    Die Videofunktion der Nikon Z 5

Trotz umfangreichem Funktionszuwachs bei den Videofunktionen der Spiegelreflexkameras in den vergangenen Jahren bleiben spiegellose Systeme diesbezüglich in vielerlei Hinsicht überlegen. Die Nikon Z 5 ist da keine Ausnahme, auch wenn sie nicht in allen Punkten mit den anderen Modellen mithalten kann. Anders als die anderen spiegellosen Vollformatmodelle von Nikon nutzt die Z 5 nicht die volle Sensorbreite für 4K-Videos aus, sondern lediglich den mittleren Bereich. Der wahrnehmbare Nachteil liegt meines Erachtens in der Verkleinerung des Bildausschnitts durch den Cropfaktor von 1,7. Der Bildwinkel eines 50-mm-Objektivs hat dann den eines 80-mm-Objektivs. Per se ist das nicht dramatisch, jedoch für Videoaufnahmen im Weitwinkelbereich durchaus ein Hindernis, da selbst das Nikkor Z 14–30 mm f/4 S so zu einem gemäßigten Weitwinkel wird, das mit einem Bildwinkel von circa 24 mm beginnt.

Die 4K/UHD-Videoauflösung bei 30 Bildern pro Sekunde (fps) gehört seit Längerem zum Standard, und die Unterstützung durch den Hybrid-Autofokus bringt gegenüber der herkömmlichen Kontrastmessung der Nikon-Spiegelreflexkameras zudem einen gewaltigen Leistungsvorteil bei der Scharfstellung. Gerade in Kombination mit dem klappbaren Touch-Monitor macht dies die Handhabung oft einfacher.