Der Gepäckträger

Eine Erzählung über die Kunst unbeschwert zu leben

****

(Autor)

Buch | Softcover
171 Seiten
2020 | 1. Auflage
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-150-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Gepäckträger - David Rawlings
12,95 inkl. MwSt
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Drei Menschen nehmen denselben Flug - und den falschen Koffer vom Gepäckband!
Der dreifachen Mutter Gillian Short graut es vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky.
Dem ehrgeizigen Geschäftsmann David Byrne droht der Verlust seines Jobs - und seiner Frau.
Der talentierte Michael Downer erhofft sich ein Sportstipendium, obwohl er eigentlich von einem Leben als Künstler träumt.
Drei verwechselte Koffer, die vollgepackter sind, als ihre Besitzer glauben. Drei Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen. Und ein junger Mann vom Gepäckdienst, der schon auf sie wartet.

Kapitel 1 Die Angst, die schon beim Lesen von Beckys E-Mail in ihr aufgekeimt war, drückte Gillian Short tief in ihren Sitz, während die anderen Passagiere sich durch den Mittelgang an ihr vorbeischoben, eine Schlange aus Gähnen, Augenreiben und wachsender Ungeduld. Gillian öffnete die Schnalle ihres Gurts. Eigentlich waren die nächsten Schritte ziemlich einfach: aufstehen, das Handgepäck aus dem Fach herunterheben, aussteigen. Allen um sie herum schien das entsprechend leichtzufallen. Aber von denen musste ja auch niemand fünf Tage mit ihrer Schwester verbringen. »Alles in Ordnung?«, fragte eine junge Mutter, die gerade dabei war, ihr schlafendes Baby in ein Tragetuch zu setzen, von der anderen Seite des Gangs. Gillian schob ihre Brille zurecht und gähnte. Die Antwort schlug Purzelbäume in ihrem Kopf. Nein. Ich wäre gern woanders, ganz egal wo, nur nicht hier. Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Welcher Mensch ging nicht gern auf die Hochzeit eines Familienmitglieds? Sie. Die junge Mutter hängte sich noch eine Tasche um und nahm ihr geduldig wartendes Kleinkind an die Hand. Gillian ging auf, dass ihr Schweigen langsam unhöflich wurde. Sie lenkte die Aufmerksamkeit von sich weg – ein bewährter Reflex: »Ihre Kleinen sind ja süß! Brauchen Sie Hilfe?« »Nein, aber vielen Dank«, sagte die Frau lächelnd. »Schönen Tag noch.« Sie griff mit ihrer freien Hand nach einem kleinen Rucksack und reihte sich mit ihren Kindern in der Schlange ein, die sich inzwischen einigermaßen flüssig vorwärtsbewegte. Gillian schüttelte verblüfft den Kopf. Ich wünschte, ich wäre so eine Mutter. Als ihre Jungs noch klein gewesen waren, hatte es militärische Präzision und gefühlt eine Woche Planung gebraucht, um sie auch nur in den Hochstuhl zu befördern. Mit ihnen irgendwohin zu fliegen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Vielleicht wäre es das sogar noch heute. Ja, sie waren älter, aber allein der Gedanke an das Chaos, das sie anrichten könnten, versetzte Gillian in Panik. Der Knoten in ihrem Magen zog sich noch fester zu. Gillian warf einen Blick auf ihr Handy. Becky hatte nichts geschrieben – noch nicht. Sie konnte der Verlockung, kurz zu checken, was es Neues auf Facebook gab, nicht widerstehen. Eine Flut von schillernden Eindrücken wischte unter ihrem Daumen vorbei: Urlaubsfotos aus der Ferne, Zitate, die sie zu Großem ins- pirieren sollten, ironische Hashtags und politische Einsichten, wie man die kaputte Welt reparieren konnte, dazu Fotos von lachenden Familien im Alltagsgeschehen. Von allen nur das Beste. Facebook wollte wissen, was sie gerade machte, eine Frage, die sie nie hundertprozentig wahrheitsgemäß beantwortete. Gerade gelandet – und jetzt auf zur Hochzeit! Das wird ein Wahnsinnsevent! Kaum hatte ihr Finger diesen künstlichen Gedanken in die Welt geschickt, überkam sie die Selbstverachtung. Die Kabine war leer und die Luft muffig. Gillian trödelte schon wieder. Sie seufzte und stand auf. Also dann. Sie hatte gar keine andere Wahl gehabt, als der Aufforderung ihrer Schwester zu folgen. Du musst einfach bei Jessicas Hochzeit dabei sein! Deine Nichte ist die erste Enkelin, die heiratet, alle aus der Familie werden da sein, und außerdem hast du die meisten davon schon viel zu lange nicht mehr gesehen. Die letzten Tage waren vollgestopft gewesen. Sie hatte ihren Mann auf alle möglichen Fälle vorbereitet, damit die Jungs drei Tage ohne ihre Mutter auskamen, und die Kühltruhe war gut gefüllt, damit sie nicht verhungerten. Gillian holte ihre große, mit floralem Muster bedruckte Reisetasche aus dem Gepäckfach. Erneut verkrampfte sich ihr Magen. Je näher sie ihrer alten Heimat kam, desto schlimmer wurde es und die Turbulenzen während des Fluges hatten nicht gerade geholfen. Eigentlich müsste der Tapetenwechsel ihr guttun. Endlich eine Gelegenheit, dem unerbittlichen Terminkalender zu entfliehen. Endlich einmal durchatmen. Eine schöne Feier und die Zusammenkunft der ganzen Familie genießen. Aber da war dieses Flüstern in ihrem Kopf. Es hatte nach Beckys Mail angefangen und nicht wieder aufgehört. Also schön. Augen zu und durch.

Kapitel 1
Die Angst, die schon beim Lesen von Beckys E-Mail in ihr aufgekeimt war, drückte Gillian Short tief in ihren Sitz, während die anderen Passagiere sich durch den Mittelgang an ihr vorbeischoben, eine Schlange aus Gähnen, Augenreiben und wachsender Ungeduld.
Gillian öffnete die Schnalle ihres Gurts. Eigentlich waren die nächsten Schritte ziemlich einfach: aufstehen, das Handgepäck aus dem Fach herunterheben, aussteigen. Allen um sie herum schien das entsprechend leichtzufallen.
Aber von denen musste ja auch niemand fünf Tage mit ihrer Schwester verbringen.
"Alles in Ordnung?", fragte eine junge Mutter, die gerade dabei war, ihr schlafendes Baby in ein Tragetuch zu setzen, von der anderen Seite des Gangs.
Gillian schob ihre Brille zurecht und gähnte. Die Antwort schlug Purzelbäume in ihrem Kopf. Nein. Ich wäre gern woanders, ganz egal wo, nur nicht hier. Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Welcher Mensch ging nicht gern auf die Hochzeit eines Familienmitglieds?
Sie.
Die junge Mutter hängte sich noch eine Tasche um und nahm ihr geduldig wartendes Kleinkind an die Hand.
Gillian ging auf, dass ihr Schweigen langsam unhöflich wurde. Sie lenkte die Aufmerksamkeit von sich weg - ein bewährter Reflex: "Ihre Kleinen sind ja süß! Brauchen Sie Hilfe?"
"Nein, aber vielen Dank", sagte die Frau lächelnd. "Schönen Tag noch." Sie griff mit ihrer freien Hand nach einem kleinen Rucksack und reihte sich mit ihren Kindern in der Schlange ein, die sich inzwischen einigermaßen flüssig vorwärtsbewegte.
Gillian schüttelte verblüfft den Kopf. Ich wünschte, ich wäre so eine Mutter. Als ihre Jungs noch klein gewesen waren, hatte es militärische Präzision und gefühlt eine Woche Planung gebraucht, um sie auch nur in den Hochstuhl zu befördern. Mit ihnen irgendwohin zu fliegen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Vielleicht wäre es das sogar noch heute. Ja, sie waren älter, aber allein der Gedanke an das Chaos, das sie anrichten könnten, versetzte Gillian in Panik.
Der Knoten in ihrem Magen zog sich noch fester zu.
Gillian warf einen Blick auf ihr Handy. Becky hatte nichts geschrieben - noch nicht. Sie konnte der Verlockung, kurz zu checken, was es Neues auf Facebook gab, nicht widerstehen. Eine Flut von schillernden Eindrücken wischte unter ihrem Daumen vorbei: Urlaubsfotos aus der Ferne, Zitate, die sie zu Großem ins- pirieren sollten, ironische Hashtags und politische Einsichten, wie man die kaputte Welt reparieren konnte, dazu Fotos von lachenden Familien im Alltagsgeschehen. Von allen nur das Beste. Facebook wollte wissen, was sie gerade machte, eine Frage, die sie nie hundertprozentig wahrheitsgemäß beantwortete. Gerade gelandet - und jetzt auf zur Hochzeit! Das wird ein Wahnsinnsevent! Kaum hatte ihr Finger diesen künstlichen Gedanken in die Welt geschickt, überkam sie die Selbstverachtung.
Die Kabine war leer und die Luft muffig. Gillian trödelte schon wieder. Sie seufzte und stand auf.
Also dann.
Sie hatte gar keine andere Wahl gehabt, als der Aufforderung ihrer Schwester zu folgen. Du musst einfach bei Jessicas Hochzeit dabei sein! Deine Nichte ist die erste Enkelin, die heiratet, alle aus der Familie werden da sein, und außerdem hast du die meisten davon schon viel zu lange nicht mehr gesehen.
Die letzten Tage waren vollgestopft gewesen. Sie hatte ihren Mann auf alle möglichen Fälle vorbereitet, damit die Jungs drei Tage ohne ihre Mutter auskamen, und die Kühltruhe war gut gefüllt, damit sie nicht verhungerten.
Gillian holte ihre große, mit floralem Muster bedruckte Reisetasche aus dem Gepäckfach. Erneut verkrampfte sich ihr Magen. Je näher sie ihrer alten Heimat kam, desto schlimmer wurde es und die Turbulenzen während des Fluges hatten nicht gerade geholfen. Eigentlich müsste der Tapetenwechsel ihr guttun. Endlich eine Gelegenheit, dem unerbittlichen Terminkalender zu entfliehen. Endlich einmal durchatmen. Eine schöne Feier und die Zusammenkunft der

Erscheinungsdatum
Übersetzer Julian Müller
Sprache deutsch
Original-Titel The baggage Handler
Maße 135 x 205 mm
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber
Kinder- / Jugendbuch Bilderbücher Religiöse Bilderbücher
Schlagworte Babys • Eifersucht • Erzählung • Gepäck • Gott • Lebenslasten • Lebensträume • Parabel • Perfektionswahn • Schöpfung • Selbstreflektion • Sinne • Spiegel • Tiere • Vergebung • Welt
ISBN-10 3-96362-150-8 / 3963621508
ISBN-13 978-3-96362-150-5 / 9783963621505
Zustand Neuware
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