Protokolle aus der Prärie

Der Autor Ralf Barfknecht (geb. 1955) studierte an der Universität zu Köln Biologie und Chemie. Im Jahre 1986 promovierte er im Fach Biologie über ein ornitholgisches Thema. Er arbeitet seit vielen Jahren in der landwirtschaftlichen Sparte eines internationalen Chemieunternehmens. Zahlreiche Forschungsreisen, auf denen er die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf wildlebende Vögel und Säuger untersuchte, führten ihn unter anderem nach Griechenland, Frankreich und Italien. Längere Zeit verbrachte er auch im Mittelwesten der Vereinigten Staaten. Über seine Erfahrungen in diesem Teil der Welt berichtet er in dem vorliegenden Buch.

1. Reise in den Wilden Westen
2. Missouri - Abenteuerreise in die Ozarks
3. Reise in das Herz des Roten Amerika (Nebraska und Kansas)
4. Geschichtlicher Überblick
5. Artenlisten
6. Literatur

„Kansas, das ist offener Strafvollzug. Man kann sich zwar frei bewegen, aber nichts machen.“ Das war meine Meinung, als ich zu meiner ersten Dienstreise nach Kansas aufbrach. Natürlich lag ich falsch. Man kann sich keineswegs überall frei bewegen, da der Zugang auf Privatland in der Regel nicht gestattet ist. Anderseits gibt es erstaunlich viel zu sehen und zu erleben – angefangen von der großartigen Landschaft mit der Möglichkeit guter Tierbeobachtungen und den Resten der ursprünglichen Prärievegetation, die erahnen lassen, wie dieses Land einmal aussah, als die ersten Weißen eintrafen. Überall werden Erinnerungen an geschichtliche Ereignisse geweckt, die oftmals erstaunlich eng mit unserer mitteleuropäischen Kultur zusammenhängen. Kurzum, ich wurde von einem Kansas-Skeptiker zu einem Kansas-Enthusiasten, so dass ich später meinen europäischen und sogar meinen amerikanischen Kollegen Führungen und Empfehlungen anbieten konnte. Daraus entstand die Lust, über diesen Teil der Welt, der den Europäern so fremd ist, ein Buch zu schreiben. Reiseführer gibt es bisher nicht, weil die Präriestaaten des Mittleren Westens zu selten als Reiseziel gewählt werden. Für eine Zusammenstellung der besten Unterkünfte und Fast-Food-Restaurants oder für besondere Einkaufstipps ist die Zeit daher noch nicht reif. Ich wähle deshalb einen anderen Weg. Aus den Tagebuchaufzeichnungen dreier Reisen, die ich in den Westen unternahm, stellte ich diese „Protokolle aus der Prärie“ zusammen. Darin erzähle ich von dem weiten Land, das die Amerikaner ihr Heartland nennen. Wie die klassischen Forschungsreisenden früherer Jahrhunderte habe ich auf der Reise alles notiert, was mir als bemerkenswert aufgefallen ist und diese Notizen dann zu einer Reisebeschreibung ausgearbeitet. Das Buch erhebt keinen journalistischen Anspruch. Es will Amerika nicht erklären, nicht das „eigentliche“ Amerika hinter seiner Fassade aufdecken. Es liefert keine politischen oder sozialen Analysen, oder wenn, dann nur ein wenig. Solche Bücher gibt es zur Genüge, und oft sind sie erstaunlich einheitlich. Auch ist kein Abenteuerbuch entstanden, in dem der Verfasser Extremleistungen vollbringt, dabei seine physischen Grenzen erfährt, über seine mentalen Grenzen hinausgeht und dadurch zu einer Bewusstseinserweiterung kommt – also keine romantische Reisebeschreibung im Zeitalter der Extremsportarten. Nein, mein Vorbild sind eher die Plaudereien, wie sie in früheren Zeiten üblich waren, wenn Weltreisende eine interessierte Zuhörerschaft auf möglichst intelligente und abwechslungsreiche Weise fesseln und unterhalten.