Massenmedien als politische Akteure (eBook)

Konzepte und Analysen

Barbara Pfetsch, Silke Adam (Herausgeber)

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2008 | 2008
288 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90843-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Massenmedien als politische Akteure -
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Massenmedien nehmen im politischen Prozess zwei Rollen wahr. Sie vermitteln die Anliegen und Meinungen politischer und gesellschaftlicher Akteure. Darüber hinaus werden sie selbst zu politischen Akteuren, wenn sie durch ihre Berichterstattung und Kommentierung den politischen Prozess beeinflussen. Ziel dieses Bandes ist es, diese duale Rolle zu analysieren. Die Beiträge diskutieren die Frage, unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen Massenmedien zu politischen Akteuren werden.

Dr. Barbara Pfetsch ist Professorin für Kommunikationswissenschaft, insbesondere Medienpolitik an der Universität Hohenheim.
Dr. Silke Adam ist Akademische Rätin am Fachgebiet Kommunikationswissenschaft/Medienpolitik der Universität Hohenheim.

Dr. Barbara Pfetsch ist Professorin für Kommunikationswissenschaft, insbesondere Medienpolitik an der Universität Hohenheim. Dr. Silke Adam ist Akademische Rätin am Fachgebiet Kommunikationswissenschaft/Medienpolitik der Universität Hohenheim.

Inhalt 5
I. MASSENMEDIEN ALS POLITISCHE AKTEURE –Theoretische Annäherung 8
Die Akteursperspektive in der politischen Kommunikationsforschung – Fragestellungen, Forschungsparadigmen und Problemlagen 9
1 Einleitung 9
2 Paradigmen der Forschung über Medien als politische Akteure 11
3 Welche Probleme moderner demokratischer Gesellschaften sind mit der aktiven Rolle der Medien verbunden? 17
4 Ausblick und Forschungsdesiderate 20
Literaturverzeichnis 24
Massenmedien als Produzenten öffentlicher Meinungen – Pressekommentare als Manifestation der politischen Akteursrolle 27
1 Einleitung 27
2 Zum Status von Kommentaren 29
3 Öffentlichkeit als Kommunikationssystem 32
4 Spezifika der Kommentaröffentlichkeit 37
5 Inhalt und Struktur von Kommentaröffentlichkeit 40
6 Fazit 46
Literaturverzeichnis 48
Medien als Schnittstelle zwischen politischen und ökonomischen Strukturen – Politische Kommunikation in der Perspektive der Institutionenökonomie 52
1 Einleitung 52
2 Politischer und ökonomischer Wettbewerb im Zeichen der Massenmedien 53
3 Politische Kommunikation und Medienleistung 55
4 Schluss 67
Literaturverzeichnis 68
II. MASSENMEDIEN ZWISCHEN AUTONOMIE UND ABHÄNGIGKEIT – Untersuchungen in der Perspektive des Neo-Institutionalismus 72
Einflussfaktoren auf die Handlungsautonomie der Medien im politischen Prozess westlicher Demokratien – Eine theoretische Analyse 73
1 Einleitung 73
2 Die Implikationen sozio-politischer Modernisierungsprozesse: Dealignment und Wertewandel 75
3 Strukturelle Einflussfaktoren im Medien- und politischen System 80
4 Politische Kommunikationskultur 85
5 Schlussfolgerungen 88
Literaturverzeichnis 89
„Vierte Gewalt” im Schatten der Vergangenheit – Die Transformation der Massenmedien in neuen Demokratien 92
1 Einleitung 92
2 Von Instrumenten der Macht zu Kontrolleuren der Macht? 93
3 Die Pfadabhängigkeit demokratischer Transformation 96
4 Schlussbetrachtung 109
Literaturverzeichnis 112
Massenmedien als Herausforderer oder Agenturen nationaler Eliten? Eine Analyse der deutschen und französischen EU- Erweiterungsdebatte 116
1 Medien als Akteure in Europa 116
2 Symbolische Netzwerke als Analysekonzept 119
3 Hypothesen über Agendasetting und Framing in der EU- Erweiterungsdebatte 122
4 Die Stimme politischer und medialer Sprecher im Vergleich am Beispiel der deutschen und französischen Erweiterungsdebatten 125
5 Medien als Akteure in Europa – Herausforderer oder Agenturen der nationalen politischen Akteure? 137
Aktive oder passive Berichterstatter? Die Rolle der Massenmedien während des Kosovo-, Afghanistan- und Irakkriegs 144
1 Problemstellung 144
2 „Tendenziöse Kriegsberichterstattung“ - Begriffsdiskussion und Operationalisierung 146
3 Die deutsche Fernsehberichterstattung über den Irak-Krieg 2003 149
4 Im Vergleich: Drei Kriege im deutschen Fernsehen 154
5 Kontrollstudie: Drei Kriege in der Tagespresse 158
6 „Indexing“ als Leitlinie der Kriegsberichterstattung deutscher Medien 161
Literaturverzeichnis 166
III. INSTRUMENTE UND STRATEGIEN POLITISCHEN MEDIENHANDELNS – 169
Gatekeeper, Diskursproduzenten und Agenda-Setter – Akteursrollen von Massenmedien in Innovationsprozessen 171
1 Einleitung 171
2 Medien als Akteure – konzeptuelle Überlegungen 173
3 Medien als Akteure in Innovationsdiskursen 178
4 Medien als Akteure in der Gen- und Biotechnologiedebatte? 181
5 Schlussfolgerungen 189
Literaturverzeichnis 193
„Guter Boulevard ist immer auch außerparlamentarische Opposition” – Das Handeln von Bild am Beispiel der Berichterstattung über Hartz IV 196
1 Medien als politische Akteure 196
2 Theoretischer Hintergrund: Der strukturell- individualistische Ansatz 198
3 Die Handlungslogik journalistischer Akteure: Hartz IV und 202
4 Forschungsfragen und -methode 208
5 Ergebnisse 209
6 Zusammenfassung und Diskussion 219
Literaturverzeichnis 223
„And the winner should be…” Explizite und implizite Wahlempfehlungen in der Bild-Zeitung und der Sun 225
1 Explizite und implizite Wahlempfehlungen: Werden die Massenmedien vom Beobachter zum Akteur? 225
2 Forschungsfragen und Datengrundlage 228
3 Implizite Wahlempfehlungen 230
4 Zusammenfassung und Diskussion 240
Literaturverzeichnis 243
Politischer Parallelismus in Sachen Europa – Zur Synchronisierung der Meinungen der europäischen Presse im Haider- Konflikt 245
1 Einleitung 245
2 Zur Rolle der Presse in medienvermittelten Konflikten 246
3 Politischer Hintergrund des Haider-Konflikts 249
4 Design und Methode 250
5 Ergebnisse 252
6 Zusammenfassung und Diskussion 260
Literaturverzeichnis 262
„Der Tod braucht keine Papiere” – Die Rolle der Printmedien bei den Protesten illegaler Einwanderer in Spanien 266
1 Einleitung 266
2 Medien und soziale Bewegungen: eine unterschätzte Beziehung 267
4 Die spanischen Printmedien vor den Protesten: negative Prominenz illegaler Immigration 271
5 Die spanischen Printmedien während der Proteste: Prominenzsteigerung und Reframing illegaler Immigration 273
6 Die Rolle der Medien: Akteure und Unterstützer der Pro- Regularisierungsbewegung 281
Literaturverzeichnis 283
Autoren 285

1 Einleitung (S. 52)

Die Relevanz öffentlicher und insbesondere massenmedialer Kommunikation ergibt sich bereits aus der Frage, wie ermittelt wird, welches dringliche gesellschaftliche Problemlagen und Themen sind, die in der politischen Öffentlichkeit diskutiert werden (sollen). Gesellschaften – so die These – können ohne effiziente Strukturen und Mechanismen zur Ermittlung der Relevanz von Issues nicht längerfristig existieren. In den modernen Demokratien haben die Massenmedien diese Vermittlungsrolle übernommen, the mass media produce products that somehow influence the public’s notion about which issues are more important than others (Lasorsa 1997: 156).

Die Annahme dabei ist, dass das, was die Bürger über Politik wissen, fast ausschließlich aus den Massenmedien erfahren. Dazu stellen sich weitere Fragen nach den Vermittlungskanälen von relevanten Themen zwischen Bürgern und politischen Entscheidungszentren, also nach der Responsivität politischer Systeme. Die politische Ökonomie schenkt der Funktion der Massenmedien in der öffentlichen Kommunikation wenig Beachtung, Medien werden als reine Mittler von Informationen ohne Einfluss auf Inhalte bestimmt. Dazu fragen wir, wer denn die Relevanz bzw. Bedeutung von gesellschaftlichen Themen bestimmt und nach welchen Kriterien dies geschieht. Unsere These dazu ist, dass die Massenmedien eben nicht als reine Mittler von Informationen dienen, sondern durch die Berichterstattung bzw. die Nicht-Berichterstattung mitbestimmen, welche Issues in der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungszentren diskutiert werden. Dies geschieht über mediale Regelwerke der Selektion (vgl. Rhomberg 2006).

Die Medien befinden sich dadurch in einer nicht unerheblichen Machtposition gegenüber den politischen Akteuren und der öffentlichen Diskussion. Der Versuch, den Begriff der politischen Kommunikation in einen größeren Theoriekontext einzubetten, wollte bisher nicht recht gelingen. Wir wollen politische Kommunikation – besonders in Anbetracht der oben zur Diskussion gestellten Thesen – in einem Gesamtmodell, vor allem unter Einbeziehung neuerer ökonomischer Theorien, erklären.

2 Politischer und ökonomischer Wettbewerb im Zeichen der Massenmedien

Ökonomischer Wettbewerb wird in der klassischen Theorie über Produktqualitäten und -preise geführt. Erfolgsbestimmend ist der effektive und effiziente Wettbewerb als Entdeckungsverfahren von neuem Wissen. Daraus ergeben sich zwei Arten von Innovation: Produkt- und Prozessinnovation. Die Wettbewerber müssen dabei über i) Produktion oder Zukauf von Wissen und ii) die Selektion des einzusetzenden Wissens entscheiden. Wettbewerb in der Medienökonomie läuft über die kommunikative Wertbelegung des Produkts. Es geht darum, Aufmerksamkeit und Interpretation des Konsumenten für das Produkt zu beeinflussen.

Breite Aufmerksamkeit wird über die Publikations- und Verstärkerfunktion der Medien erreicht. Der Schwerpunkt verlagert sich von der Bedienung nachfrageseitig qualitativ vorgegebener Bedürfnisse auf die aktive Bearbeitung der Inhalte der Nachfrage. Politischer Wettbewerb wird klassisch über Qualität und Kosten alternativer kollektiv bindender Entscheidungsmöglichkeiten geführt. Dazu gehören Entscheidungen über Institutionen und über öffentliche Güter. Die Qualität von Politik misst sich – ökonomisch gesprochen – an individuellen Wählerpräferenzen. Die Kosten der Politik, die die Wähler zu tragen haben, umfassen auch die bürokratische Dimension der Umsetzung von Entscheidungen. Sind die Wähler nicht vollkommen informiert, können sie diese Kosten nicht exakt abschätzen.

Dann bleibt der Politik ein gewisser Spielraum, mit Scheinkosten und Scheinnutzen zu argumentieren. Politische Innovationen zielen entsprechend auf Inhalte von Entscheidungen und auf die Kosten von deren Umsetzung zuzüglich besserer Begründungsweisen vertretener Meinungen. Entscheidend sind hierbei wieder Generation und Selektion von Wissen (vgl. Nullmeier 1993, Priddat 2004b, Wohlgemuth 1999, 2003). ,

Erscheint lt. Verlag 9.5.2008
Zusatzinfo 288 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Kommunikationswissenschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Allgemeines / Lexika
Schlagworte Berichterstattung • Massenmedien • Medien • Öffentlichkeit • Parteien • Politiker • Politische Kommunikation
ISBN-10 3-531-90843-X / 353190843X
ISBN-13 978-3-531-90843-4 / 9783531908434
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