FREISEIN: Kapverden (eBook)

Reisen bedeutet Freisein

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
268 Seiten
Freisein (Verlag)
978-3-9825501-3-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

FREISEIN: Kapverden -  Miriam Veith
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Es ist ein typischer Herbsttag. Die Globetrotterin Miriam sitzt auf ihrem gemütlichen Schaukelstuhl und wärmt sich die Füße am Ofen, während engagierte Menschen auf einem anderen Kontinent dafür kämpfen, Straßenhunde und -katzen medizinisch versorgen zu können. Es vergehen einige Wochen, in denen sich Miriam auf einem Gnadenhof in Deutschland für den Tierschutz einsetzt, dann steigt sie in ein Flugzeug, und reist auf die Inselgruppe der Kapverden. Dort trifft sie auf die Organisation Simabo (Kreol für: »wie du«). Sie kommt nicht nur mit der kapverdischen Kultur in Kontakt, sondern schließt auch Freundschaften mit Vier- und Dreibeinern. Die Stadt Mindelo ist für Hunde und Katzen ein hartes Pflaster. Schon am ersten Tag stößt Miriam an ihre emotionalen Grenzen. Der Gedanke kommt auf, die Sache abzubrechen, sich dem Leid der Tiere zu entziehen, doch sie lässt sich nicht unterkriegen, und schon bald erfährt sie von ergreifenden Geschichten, die jedes Tierfreundeherz höherschlagen lassen. Von Machtlosigkeit über Gelingen lernt sie am Ende ihrer Mission eine Hündin namens Super Lucky kennen. Diese soll schon bald die Chance bekommen, adoptiert zu werden und in ein schönes Leben zu starten. Doch es kommt zu Hürden. Muss Super Lucky zurückbleiben?

Ich heiße Miriam und bin passionierte Weltenbummlerin. Wenn ich nicht gerade auf Reisen bin, findet man mich in Deutschland. Mein Heimatland ist meine Base, aber mein Zuhause ist die Welt. Von dieser versuche ich so viel wie möglich kennenzulernen. Sie ist so voller Geschichten und Abenteuer, dass ich gar nicht genug bekommen kann!

Ich heiße Miriam und bin passionierte Weltenbummlerin. Wenn ich nicht gerade auf Reisen bin, findet man mich in Deutschland. Mein Heimatland ist meine Base, aber mein Zuhause ist die Welt. Von dieser versuche ich so viel wie möglich kennenzulernen. Sie ist so voller Geschichten und Abenteuer, dass ich gar nicht genug bekommen kann!

Meine Zeit auf dem Gnadenhof »Animal hope«


 

 

Es war Oktober – noch immer.

Die Gnadenhofgründerin Felicia war mit ihrem kleinen Team schon seit vielen Wochen bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen, um einen Umzug vorzubereiten, der ihren Schützlingen ein neues Leben ermöglichen sollte. Für all die Tiere, die sie in der Vergangenheit gerettet hatte, war schon längst nicht mehr genug Platz. Nicht gerade das, was sich Felicia für ihre lieben Schätze gedacht hatte, schließlich war ihr Gnadenhof »Animal Hope«5 ein Versprechen an die Tiere, dort ein schönes Leben zu haben. Sie sollten nachts in ihren Ställen Luft zum Atmen haben und ihren Platz nicht mit zahlreichen anderen teilen müssen.

Um einen Umzug zu verwirklichen, hatte es all die Jahre an den finanziellen Mitteln gemangelt. Dann aber kam es völlig unerwartet zu einer Erbschaft. Felicia kaufte von dem Geld einen neuen Hof, einen sehr viel größeren. Andere Menschen hätten sich an ihrer Stelle vielleicht materielle Dinge für den Eigengebrauch angeschafft. Für Felicia aber waren ihre Tiere das Wichtigste auf Erden. Die vielen Hunde, Pferde, Schweine, Esel, Kühe, Ziegen und Katzen Tag für Tag zu versorgen, war bereits ein Vollzeitjob, da blieb kaum ein Puffer, um einen Umzug zu bewerkstelligen. Demzufolge waren so viele helfende Hände wie nur möglich nötig. Als ich dabei ins Spiel kam, war ich mir nicht sicher, ob ich emotional in der Lage sein würde, den Anblick so vieler vom Leben schwer geprägter Geschöpfe zu verkraften. Welch ein Glück, dass all ihre Geschichten ein Happy End hatten!

 

Ein glückliches gerettetes Schwein namens Rügenwald

 

Schon an meinem allerersten Tag als Helferin stellte ich fest, dass ich nicht nur mit Tieren in Kontakt kommen würde, die von Schicksalen geprägt waren, sondern auch mit Menschen, die es in ihrem Leben nicht leicht hatten. Der erste Mann, der mir bei meinem Betreten des Hofes ins Auge (und Gehör) stach, zeigte ein auffälliges Verhalten. Er führte laute Selbstgespräche, schimpfte unwillkürlich vor sich hin und bewegte sich unkoordiniert. Man hätte annehmen können, er sei über etwas wütend, doch sein Verhalten schien eher krankheitsbedingt.

Als ich auf ihn zuging, um mich vorzustellen – ich konnte außer ihm niemanden sonst auf dem Hof sehen –, erweckte seine Begrüßung den Eindruck, dass er über mein Kommen nicht sonderlich erfreut war. Ziemlich schnell wandte er sich ab und widmete sich wieder seiner Arbeit. Ich stand an diesem ersten Morgen also erst mal wie bestellt und nicht abgeholt herum, während der Mann in den Gummistiefeln die Futtertröge für die bereits ungeduldig schreienden Esel vorbereitete.

»Scheiß Viecher!«, gab er dabei zuckend von sich und gleich darauf folgte ein liebevolles: »Hier kommt euer Futter.« Auch eine Taube wollte gerne etwas abhaben, woraufhin sie von dem Mann als »blöder Geier« bezeichnet wurde. Gleich danach wiederholte er in einer Dauerschleife das Wort »Hopp!« und begab sich dann in den hinteren Teil des Hofs. Zu stören schien die Tiere die viele Schimpferei nicht. Sie reagierten noch nicht einmal darauf. Das war merkwürdig, denn Tiere sind sensible Lebewesen, die negative Auren spüren. Was auch immer diesen Mann so aufgewühlt hatte, es schien nicht böser Natur zu sein.

Der indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi sagte einmal: »Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt.«

Nun würde ich zwar bestreiten, dass es auf dieser Welt auch nur eine einzige Nation gibt, die »ihre« Tiere rundum gut behandelt, aber es gibt unbestritten ein paar tolle Menschen, die das tun.

Der hitzköpfige Mann auf dem Gnadenhof steckte offensichtlich bis zum Hals in der Arbeit und so fackelte ich nicht lang herum. Ich sagte ihm kurz und knapp, dass ich hier sei, um mit anzupacken, und kaum eine Minute später hatte ich eine Mistgabel in der Hand. Fast zur gleichen Zeit kam Felicia zum Hoftor herein. Bislang kannte ich sie nur von dem Telefonat. Als ich sie schließlich sah, wirkte sie von der ersten Sekunde an wie eine starke Persönlichkeit auf mich, geprägt von so einigen Erlebnissen.

Die Mistgabel nahm sie mir sofort wieder weg und hieß mich freundlich willkommen. Bevor es an die Ställe gehen sollte, bat sie mich, erst einmal mit ein paar Hunden Gassi zu gehen. Dabei stellte sie mich einem jungen Kerl vor, der gerade eine Kippe rauchte und von oben bis unten schwarz gekleidet war. Auch er begrüßte mich freundlich und nahm mich – den Zigarettenstummel mit seinen geschnürten Boots austretend – mit zu den Hundezwingern.

Warte mal! Zwinger? Das hatte ich auf einem Gnadenhof nicht erwartet! Ich dachte vielmehr, dass es dort alle Tiere kuschelig haben! So trottete ich dem schwarz gekleideten Marvin etwas zaghaft hinterher, woraufhin er mir zurief: »Nicht traurig sein, auf dem neuen Hof wird es so etwas nicht mehr geben!«

Marvin konnte offenbar Gedanken lesen. »Der neue Hof ist so groß, dass kein Tier je wieder Gitter sehen muss! Das hier ist nur vorübergehend, weil Felicia kurzfristig noch ein paar Notfälle aufnehmen musste.«

Ich war von dem Anblick dieser Notfellchen in der Tat etwas angeschlagen, begriff aber schnell, dass eine räumliche Abtrennung der verschiedenen Hunderassen nötig war, um Kämpfe untereinander zu vermeiden. Es handelte sich bei jenen Hunden um »schwierige Fälle«; zumindest würde man das so in dem Titel eines Zeitungsberichts lesen. »Kampfhunde«, um es auf den Punkt zu bringen.

Wer mit Hunden im Alltag nicht viel zu tun hat, hätte sich bei dem Anblick des Zwingerbereichs wahrscheinlich vor Angst in die Hose gemacht. Der Lärm dieser Kraftpakete, die mit all ihrer Masse gegen die Gitter sprangen und wie verrückt bellten, war akustisch kaum auszuhalten. Bevor ich mir jedoch die Ohren zuhalten konnte, hatte mir Marvin schon eine Leine in die Hand gedrückt und sich unterdessen – die Tür nur einen Spalt öffnend – in einen Zwinger mit zwei Bullmastiffs gequetscht. Während er unter großer Kraftanstrengung versuchte, einen der beiden Riesen anzuleinen, sah ich in die Augen eines American Staffordshire, eines Rottweilers, eines Pit Bulls, Kangals und Dobermanns. Allesamt verausgabten sich laut bellend damit, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Ich bin mit Hunden aufgewachsen und wusste, dass dieses vermeintlich »aggressive« Verhalten nur ein Hilferuf war. Die armen Wesen wollten raus aus ihren Zwingern. Sie wollten im Gras schnuppern und für eine kurze Zeit einfach nur ein Hund sein. Obwohl mir das bewusst war, hatte ich Respekt vor ihnen; ich konnte ihnen ja nicht in ihre Seelen blicken. Ich wusste nicht, was sie schon alles erlebt hatten. Es ist nun mal ein Unterschied, ob ein Hundebesitzer einen Mops gequält hat oder einen Muskelprotz wie jene hinter diesen Gittern. Böse Absichten bekommen kräftige Hunde nicht in die Wiege gelegt, aber das ist bei Haien auch nicht der Fall und trotzdem würde ich lieber von einer Flunder gebissen werden.

Meine Freude, gleich einen der beiden Bullmastiffs kennenzulernen, war trotz alldem riesengroß! Ich würde sagen, ich hatte Herzrasen, welches sich zu zwanzig Prozent aus Respekt und achtzig Prozent Begeisterung zusammensetzte. Ich weiß, dass einige Menschen dieses Gefühl mit mir teilen würden, weitaus mehr bei dem Gedanken an solche Hunde hingegen eine Gänsehaut bekämen.

 

Wer den Umgang mit Hunden nicht gewohnt ist und vielleicht sogar Angst vor ihnen hat, dem möchte ich an dieser Stelle ein paar Tipps geben. Zu wissen, wie man sich zu verhalten hat, hilft ungemein, mit bestimmten Situationen besser umgehen zu können. Vorweg ist allerdings zu sagen – und das ist möglicherweise etwas ernüchternd –, dass sich die Angst gegenüber einem Hund nicht vor ihm verbergen lässt. Mit seiner feinen Nase kann ein Hund die Ausschüttung von Angsthormonen bei einem Menschen riechen. Diese Reaktion des eigenen Körpers lässt sich nicht unterdrücken. Eine »korrekte« Verhaltensweise ist deshalb umso wichtiger. Verhält man sich »falsch«, kann sich die eigene innere Unruhe schnell auf den Hund übertragen.

Zunächst sollte man bei einer Begegnung mit einem Hund nicht hektisch sein und schon gar nicht wegrennen oder gar anfangen, hysterisch zu schreien. Eine gerade Körperhaltung, keine hastigen Bewegungen und das Vermeiden von (starrendem) Blickkontakt tun schon das meiste zur Sache. Die Hände lässt man einfach locker nach unten hängen oder bildet – wenn man sich dadurch sicherer fühlt – eine Faust. Da Hunde meist neugierige Wesen sind und wissen möchten, mit wem sie es zu tun haben, kommen sie in aller Regel her und schnuppern. Dabei sollte man dem Tier Zeit lassen, es geht dann oft von ganz allein wieder weg.

Hat man das Bedürfnis, den Hund zu streicheln, sollte man das erst tun, wenn er zu Ende geschnuppert hat, denn erst dann hat er alle Informationen gesammelt. Wir Menschen wollen ja auch nicht, dass uns bei den Acht-Uhr-Nachrichten mittendrin jemand vor den Bildschirm läuft – auch wenn das vielleicht manchmal besser wäre.

 

Mir persönlich fiel es bei dem Anblick der beiden Bullmastiffs unfassbar schwer, ruhig da zu stehen, denn ich konnte es kaum erwarten, sie zu knuddeln. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre wieder ein Kind, um jeden Besitzer auf der Straße fragen zu können, ob ich ihn streicheln dürfe (also den Hund).

Doch nicht nur ich schien mich auf die Bullmastiffs gefreut zu haben, auch sie waren von meiner Präsenz überaus angetan, ja regelrecht außer sich. Da war nichts mit langsamem Annähern und erst mal schnuppern! Die beiden waren so voller Energie, dass sie mich fast umwarfen. Trotzdem...

Erscheint lt. Verlag 25.5.2023
Verlagsort Durmersheim
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer Afrika
Schlagworte Abenteuer • Cabo Verde • Ehrenamt • Freiheit • Freisein • Freiwilligenarbeit • Hilfsprojekt • Hund • Hunde • Kapverden • Kap Verden • Kapverdische Inseln • Katze • Katzen • Reisen • Simabo • Tiere • Tierhilfsprojekt • Tierschutz • Wanderlust
ISBN-10 3-9825501-3-0 / 3982550130
ISBN-13 978-3-9825501-3-8 / 9783982550138
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