Thalkirchen-Report (eBook)

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2021 | 1. Auflage
hansanord Verlag
978-3-940873-73-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Thalkirchen-Report - Jörg Eschenbach
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Jörg Eschenbach, seit 1995 Vorstand in der deutschen Bauindustrie, muss umziehen, von Stuttgart nach München. Doch es gibt Probleme. Die Wohnung in Stuttgart ist schon vermietet, die Wohnung in München noch nicht bezugsfertig.
Eine schnelle Lösung muss her. Und da beschließt Jörg Eschenbach, zum Entsetzen seiner Frau und zur Verblüffung seiner Freunde und Geschäftspartner, die wohnungslose Zeit auf einem Campingplatz zu verbringen, im Münchner Stadtteil Thalkirchen.
Er mietet sich einen Wohnanhänger und richtet sich ein für sein neues Übergangsleben. Vom Campingplatz aus startet er zu seinen Terminen, Geschäftsreisen und Meetings. Was er in dieser Zeit erlebt, erzählt er mit launigem Humor und viel Spaß an Selbstironie.

Jörg Eschenbach, Jahrgang 1954, international aktiver Manager und Vorstand in der Bauindustrie. Stauexperte und Pionier bei der Entwicklung und Einführung von Lean-Methoden am Bau. Lebt in München und Wien, auf der Straße und auf Flughäfen.

Impressum 5
Inhaltsverzeichnis 6
Du brauchst viel Humor für dieses Leben 7
Das ist doch Irrsinn 8
Arbeitsplatzwechsel heisst Wohnungswechsel 11
Die Luxus-Lösung 14
Die Abenteuer-Lösung 14
Die Jesolo-Lösung 16
Besichtigungstour 18
Campingplatz Thalkirchen 21
Juni 2009 24
Hausrat verlassen 28
Vom Glück verlassen 30
Vorzelt verlassen 35
Touring 37
Im Grossglockner der Bank 41
Durchstartmanöver 43
Die Kiwis warten 45
Im Hackengang 53
Im Flieger 54
Im Hochwasser 56
Am Parkautomaten 58
Morgens fröhlich in Deutschland 63
Frische Quelle 67
Wildsaugeschichte, die Erste 70
Mein Tinnitus 74
Training isaraufwärts 78
Juli 2009 82
Besuchstag 83
Schwedische Nacht 87
Stammtischtag 91
Olympisches Wettessen 99
Keine bayerische Milch 100
Schlafsack im Besprechungszimmer 105
Nasse Nadelstreifen 109
Interview im Wort-Stau 113
Interview im Fahrzeug-Stau 120
Im Butterstau 126
Männer auf den Berg 128
Outsourcing 129
Sommersound 143
Meine Mutter 144
Sackerl- Tee 148
Schnee von heute 149
Almfahrt mit Ehrgeiz 150
Hühner-Rolle 155
Prince Suite 158
Beim Verkehrsminister 163
Geschichten sind zollfrei 167
Frau Holle 175
Currywurst- Tag 178
Countdown 179
Wallradfahrt, Teil 1 181
Wallradfahrt, Teil 2 197
August 2009 203
Frühstück unter Patronat des Vorsitzenden 208
Italienisch spülen 209
Der letzte Lauf 215
Der letzte Regen 218
Epilog 221

Kapitel 1 - Du brauchst viel Humor für dieses Leben




Das ist doch Irrsinn



Du willst tatsächlich in einen Wohnwagen ziehen? Das ist nicht dein Ernst. Du machst Witze, Das tust du nicht!

Doch, Doro. Genau das tue ich , ob dus nun glaubst oder nicht. Ich miete mir für acht Wochen einen Wohnanhänger und beziehe Quartier in München auf dem Campingplatz Thalkirchen.

Jörg, das ist doch Irrsinn. Du kannst doch nicht während deiner Tätigkeit als Vorsitzender des Vorstands einer deutschen Aktiengesellschaft auf einen Campingplatz ziehen.

Wieso denn nicht? Die Zeiten ändern sich. Ich habe auch schon von Frankfurter Bankern gehört, die während der Arbeitswoche in ihrem Wohnmobil nächtigen. Außerdem ist unser Unternehmen nicht im DAX notiert; vor ein paar Jahren als Vorstand der Philipp Holzmann AG stand ich wesentlich mehr in der Öffentlichkeit.

So ein Quatsch! Da prallen doch unterschiedlichste Welten aufeinander. Wenn du da mal nichts durcheinanderbringst. Wie willst du denn das Freizeit-Ambiente eines Campingplatzes mit dem Ambiente einer Vorstandsetage verbinden. Deine Anzüge werden feucht und knittrig, das finden deine Geschäftspartner wahrscheinlich nicht so witzig.

Ernsthaft, ich kann da kein Problem erkennen. Meine Anzüge werden sicher nicht anfangen zu müffeln. Mir gefällt der Gegensatz, das finde ich spannend. Morgens klassisch-fein ins Büro und abends sportlich-lässig vorm Camper oder gemütlich im Biergarten. Das habe ich mir vorgenommen, und das werde ich durchziehen. Ich freue mich auch schon drauf.

Du spinnst. Du bist verrückt. Wirklich, wir sollten deinen Geisteszustand mal analysieren. Bist du dabei auszusteigen? Bereitest du deinen inneren Rückzug vor?

Wieso denn? Jetzt übertreib mal nicht. Okay, ich gebe zu, ein Wohnanhänger ist nicht gerade die übliche Lösung zur Überbrückung eines Wohnungsproblems. Aber das ist auch schon alles. Ich habe einfach keine Lust mehr auf Hotels oder auf Wohnungen, die von anderen Leuten möbliert wurden. Das zumindest könntest du doch verstehen. Diese Art von Luxus habe ich schon zu oft genießen müssen. Jetzt will ich mal was anderes. Thalkirchen ist außerdem ein wunderbarer Stadtteil an der Isar. Dort bieten sich jede Menge sportlicher Möglichkeiten, direkt vor der Campertür.

Und Andrea? Wo bleibt denn deine Frau?

Andrea zieht so lange in unser Haus in den Berchtesgadener Bergen. An den Wochenenden bin ich dann auch dort und werde bestimmt verwöhnt.

Und wer verwöhnt Andrea? Das ist wirklich eine schräge Idee. Hoffentlich bleiben dir wenigstens größere Wetterkatastrophen erspart. Ich sehe dich schon morgens mit deinen lederbesohlten Büroschuhen über die Pfützen hüpfen. Vielleicht sollte ich dir vorsorglich schon mal ein Paar Gummistiefel leihen.

Sie lacht. Ich auch.

Ich werde dir berichten, und ich nehme dich auf in meinen Fanklub. Ja, den gibt es inzwischen wirklich schon. Ich habe allen meinen Freunden versprochen, per Internet von meinen Erlebnissen auf dem Thalkirchner Campingplatz zu berichten. Ich halte dich auf dem Laufenden. So bist du fast immer live dabei.

Da bin ich echt gespannt. Und wann zieht ihr in München ein?

Ich hoffe, dass unsere neue Wohnung in Altperlach tatsächlich zum 1. September bezugsfertig ist. Ansonsten verlängert sich meine Wohnanhänger-Existenz. Das ist aber nicht geplant.

Wenigstens das. Ich besuch dich mal in Thalkirchen. Das ‚Elend’ will ich mir ansehen. Ich kann’s immer noch nicht glauben. Wir könnten dann miteinander essen gehen, natürlich nur, falls du überhaupt ein Date für mich freihast. Bestimmt kriegst du einen Haufen Einladungen. Männer werden immer eingeladen.

Das ist doch okay, ich lasse mich gern einladen. Wir werden schon ein Date finden. Und natürlich gehen wir dann essen. Kochen werde ich in meinem Camper bestimmt nicht, auch nicht für dich, meine Liebe.

Okay, erst besuch ich dich, dann gehen wir essen. Machs gut, bis bald. Liebe Grüße an Andrea.

Tschüüüss und vergiss nicht, mich einzuladen.

Tschüss.

Doro ist Diplom-Psychologin und lebt in München. Sie hat sich darauf spezialisiert, das Intelligenzpotenzial anderer Leute zu testen und zu analysieren. Außerdem sammelt sie Sarotti-Mohren, weil sie so gern Schokolade isst. Was ihre Hautfarbe angeht, gibt es da gewisse Ähnlichkeiten. Doro ist hochintelligent, immer unter Strom, immer auf Achse, scharfzüngig und unempfindlich gegen Kritik und gegen Scherze. Gute Stimmung garantiert. Ob sie mich wirklich besuchen wird?



Arbeitsplatzwechsel heißt Wohnungswechsel



Stuttgart, November 2008 – Die Entscheidung über meine berufliche Zukunft ist herbeigeführt, mein künftiger Arbeitsplatz wird nicht mehr in Stuttgart sein, sondern in München. Die von der STRABAG getätigte mehrheitliche Übernahme der Gesellschaftsanteile der F. Kirchhoff AG, die ich während der letzten Jahre als Vorstandsvorsitzender führte, hat umfangreiche organisatorische Veränderungen zur Folge. Das betrifft auch die sogenannte Führungsebene. Nichts Außergewöhnliches, nichts Unerwartetes. Anders als viele Manager in vergleichbaren Situationen habe ich zwar nicht meinen Arbeitsplatz verloren; Aufgaben, Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse haben sich jedoch entscheidend verändert. Bedingt durch die Abgabe der Verantwortung für wesentliche Unternehmensteile von Kirchhoff und durch die Übernahme übergeordneter Aufgaben innerhalb des STRABAG-Konzerns, in dem tatsächlich keine mir entsprechende Position zu vergeben ist, macht die Aufrechterhaltung des Arbeitsortes in Stuttgart keinen Sinn mehr. Der künftige Arbeitsplatz wird in München sein. Wenigstens das. In München fühle ich mich zu Hause, schließlich habe ich dort studiert und weitere zwanzig Jahre gearbeitet. Der Termin für den Wechsel ist noch nicht genau festgelegt, ich gehe vom nächsten Frühjahr aus.

Stuttgart, März 2009 – Rückgabe der renovierten Wohnung zum 30. Juni steht fest. Aber eine Entscheidung über die Münchner Wohnung noch nicht. Mieten oder Kaufen? Reihenhaus oder Etagenwohnung? Kein Erdgeschoss (zu einfach ist der Einstieg für Unerwünschte), kein Dachgeschoss (das hatten wir jetzt zehn Jahre lang und stießen uns bestimmt einmal pro Woche den Kopf an. Macht pro Kopf 520 Anstöße. Das halten selbst unsere stabilen Köpfe auf Dauer nicht aus). Westen oder Osten oder Süden? Solln oder Bogenhausen, Schwabing oder Lehel, Pasing, Laim oder Harlaching? Überall gibt es natürlich Vorteile und Nachteile, oft überwiegen die Nachteile.

Ohne Wohnung kein Einzug. Wo sollen wir bleiben, wenn ich in München arbeite? Für Andrea ist die Lösung schnell gefunden: unser Domizil in Oberbayern. Für mich ist das definitiv zu weit, ich will und kann nicht jeden Tag an- und abreisen. Wo werde ich wohnen? Möblierte oder unmöblierte Interims-Wohnung, Unterschlupf bei Freunden, Hotel oder Boarding House?

Ich bin mir sicher: diesmal keine möblierte Wohnung, kein Hotel. Diesmal eine andere, eine besondere Lösung. Ich werde auf einen Campingplatz ziehen. Andrea hält meine Campingplatz-Idee für einen blöden Aprilscherz. Als ich ihr glaubhaft versichere, dass ich es ernst meine, versucht sie mich zunächst wieder von meiner Idee abzubringen. „Du bist doch verrückt. Willst du tatsächlich morgens um sechs mit Anzug und Krawatte zwischen Zelten und Wohnwagen voller Urlauber über einen Campingplatz spazieren. Du machst dich ja lächerlich.“

Ich bleibe standhaft. Sie kann dieser Entscheidung absolut nichts Positives abgewinnen und droht mit Besuchsverweigerung, was ich nicht so ernst nehme, ich glaube schon, dass Andrea mich mal besuchen kommt.

Während einige unserer Freunde mit Andrea ins selbe Horn stoßen und meine Idee, auf einen Campingplatz zu ziehen, nach anfänglicher Ungläubigkeit für völlig absurd halten, sind andere total begeistert. Die Geschmäcker sind eben verschieden, das gilt wohl auch für Unterkünfte. In beiden „Lagern“ entsteht jedoch eine nicht unbedeutende Neugier.

„Hast du ein Wohnmobil oder ziehst du ins Zelt? Wo ist in München ein Campingplatz? Wird Andrea auch mit einziehen? Hast du schon die passende Campingplatz-Bekleidung? Hast du Adiletten? Hat dein Camper eine eigene Sanitärzelle? Wirst du kochen oder grillen? Was machst du, wenn es ständig regnet? Wirst du uns berichten?“

Und dann die imperative Steigerung: „Du musst uns unbedingt berichten! Wir wollen wissen wie‘s dir geht. Am besten täglich.“

Bei so viel freundschaftlichem Interesse antworte ich spontan: „Na klar, ich berichte euch. Ich schreibe ein Tagebuch. Dann kann ich euch vorlesen. Oder besser noch, ich halte euch via Internet auf dem Laufenden. Gebt mir eure E-Mail-Adresse, das ist am einfachsten.“

So habe ich binnen kürzester Zeit eine große Anzahl von Adressen, die ich unter der Datei „Rivercamp-Fanklub“ zusammenfasse. Das kann ja spaßig werden, und arbeitsintensiv. Aber versprochen ist versprochen. Plötzlich überfällt mich die Idee, aus dem Tagebuch ein Buch...

Erscheint lt. Verlag 8.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Reisen Reiseführer Europa
Reisen Sport- / Aktivreisen Europa
Kinder- / Jugendbuch
Wirtschaft
Schlagworte Bauindustrie • business • Camping • Geschäft • Geschäftsreisen • Humor • Lösung • München • Termine • Thalkirchen • Wohnung
ISBN-10 3-940873-73-X / 394087373X
ISBN-13 978-3-940873-73-6 / 9783940873736
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