Basare, Sand und Kardamom
Weiss, Hildegard (Verlag)
978-3-00-032385-0 (ISBN)
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Nordafrikas. Sie liebt die Begegnungen mit den Menschen im Trubel der Basare, in der Stille der Wüste und entlegenen Hochebenen, blickt hinter die Lehmmauern und in die Kochtöpfe. In ihre Geschichten lässt sie viel Hintergrundwissen einfließen über geschichtliche und ethnologische Zusammenhänge, Denkweisen und Traditionen.
Ein vergnügliches Buch, geschrieben mit einer großen Portion Humor in einer bildhaften
Sprache.
Mit integriert: ARABISCH-SPRACHKURS -einfache Umgangssprache-
Zu Fuß, zu Kamel, mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln - viele Male bereiste
die Autorin die Länder Nordafrikas. Sie liebt die Begegnungen mit den Menschen im Trubel
der Basare, in der Stille der Wüste und entlegenen Hochebenen. „Al Meskina“, „Die arme,
schutzlose Frau“, schließt interessante Kontakte, blickt hinter die Lehmmauern und in die
Kochtöpfe und lässt in ihre Geschichten viel Hintergrundwissen einfließen über geschichtliche
und ethnologische Zusammenhänge, über Denkweisen, Sitten und Traditionen.
Das Glück des Reisens, die Freude am Dasein sind allgegenwärtig und
der Duft nach Kardamom und Zimt steckt zwischen den Zeilen.
Wer jemals in Marokko war, in Ägypten oder anderen arabischen Ländern, wird glücklich in
eigene Erinnerungen eintauchen. Wem diese Länder bisher fremd sind, bekommt Lust, dorthin
zu reisen. Ein vergnügliches Buch, geschrieben mit einer großen Portion Humor in einer bildhaften
Sprache.
INTEGRIERTER SPRACHKURS: UMGANGS-ARABISCH in 20 Lektionen – Extra-Heft zum Herausnehmen für Unterwegs
Hildegard Weiss, 1943 geboren (1964 Heirat und Geburt einer Tochter, 1967 Scheidung), begann bereits als junge Frau, neben ihrem Beruf als Lehrerin, die nordafrikanischen Länder zu bereisen. 1974 durchquerte sie zum ersten Mal die Sahara mit einer „Ente“ 2CV. Wenig später gab sie ihre feste Anstellung auf und gründete in Rosenheim zuerst ein Pub und dann eine Galerie für moderne Kunst. Gleichzeitig beschäftigte sie sich intensiv mit arabischer Musik und orientalischen Tänzen. Zahlreiche Reisen führten sie für ihre tänzerische Fortbildung nach Ägypten. Als in Deutschland das „Bauchtanzfi eber“ ausbrach, eröffnete sie 1986 ihr „Studio für orientalischen Tanz“ in Rosenheim. Es folgten viele große Bühnen-Shows und Tanzprojekte. Im Jahre 2000 Bau und Eröffnung eines Seminarhauses in Ungarn für Dozenten aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, Malerei, Gesundheitswesen, Management. www.seminarhaus-himmelreich.com Seit 1994 organisiert die Autorin regelmäßig Frauenreisen in arabische Länder (Kultur- und Wanderreisen, Trekkingtouren mit Kamel und Jeep, Feluka-Segeln auf dem Nil, Folklore-Festivals,Tanzreisen).
1. GRUNDAUSSTATTUNG
Pfefferminztee, Fladenbrot. Seite 11
2. ARABISCHE HÖFLICHKEITEN
Falafel. Seite 23
3. HOTEL
Gefüllte Aprikosen. Seite 35
4. BASAR / Einkaufen
Schisch Kebab. Seite 49
5. CAFÉ
Sahlab, Karkade. Seite 61
6. RESTAURANT
Humus, Tabouleh, Babaghanusch, Ful,
arabischer Kaffee, Kardamom. Seite 73
7. SPEISEKARTE
Eingelegte Salzzitronen. Seite 85
8. UNTERWEGS / Bahn, Bus, Taxi
Briks. Seite 103
9. KSAR / Verteidigung. Seite 119
10. SOUND & LIGHT / Die Zahlen. Seite 129
11. MARRAKESCH / Uhrzeit
Harira. Seite 143
12. EINLADUNG / Verabredung
Gazellenhörnchen, Zimt. Seite 157
13. HOHER ATLAS / Besuch
Sammn, Chlia. Seite 169
14. WESTBANK / Konversation
Gefüllte Datteln, Orangensalat. Seite 183
15. SHOW-TAXI / Veranstaltung, Besichtigung. Seite 195
16. TUTANCHAMUN / Weg, verlaufen. Seite 207
17. MOUSSEM / vergessen, verloren, gestohlen, suchen. Seite 221
18. TROMMEL / Reparatur, kaputt. Seite 237
19. SAIDIS / Arzt, Unfall, krank. Seite 247
20. HARATIN, RELIGIÖSE TÄNZE / Redewendungen
Pastilla. Seite 259
Gewidmet meinen Enkeln Marius, Luis und Jonas Als Vierjährige lief ich, wann immer ich entwischen konnte, zur asphaltierten Landstraße, um den riesigen Omnibus zu bestaunen, der zweimal am Tag vorbeifuhr und in eine Ferne entschwand, deren Ziel man sich nicht ausmalen konnte. Meine Mutter ist nie mit mir Bus gefahren. Unsere Reiselust erschöpfte sich in dem Radius, den man mit dem Fahrrad erstrampeln oder mit der Kleinbahn erreichen konnte. Und wie gerne wäre diese duftige Seele ab und zu auf einen fahrenden Wagen aufgesprungen, aus reiner Neugierde auf die Welt da draußen - so, wie ich es später tat. Ich danke meiner Tochter Martina, dass sie mich so oft hat ziehen lassen. Und ich danke meinem Schicksal für das Glück, zur rechten Zeit am richtigen Ort zur Welt gekommen zu sein. Im Gegensatz zu den unzähligen Frauengenerationen vor mir durfte ich ungehindert „lösen mein Haar und lassen es fl attern im Winde“ – halleluja und al hamdulillah! Hildegard Weiss
Aus Versehen war ich in dem kleinen Ort in eine „Kunst-Ausstellung“ geraten. Chaotisch angeordnet hingen auf Keilrahmen aufgezogene Leinwände an den Nägeln – ungerahmt und grauenhaft schlecht gemalt. Um nicht unhöfl ich zu erscheinen, ließ ich meinen Blick kurz über die Exponate gleiten. Inzwischen hatte ich aber erfahren, dass er, der Galerist selbst, auch der Künstler war, was mich nötigte, Bewunderung heuchelnd, ein gemäßigtes „oh“ auszustoßen und anerkennend mit dem Kopf zu nicken. Gleichzeitig strebte ich unauffällig dem Ausgang zu, argwöhnisch beäugt wie ein Dompteur in einer kritischen Phase, vom lauernden Blick des Raubtiers. Zu spät! Ich war bereits in die Mühle des Kunstbetriebes geraten und als Beute auserkoren. Gewitzt riss der Geschäftsmann ein Bild von der Wand – eines, auf dem mein Auge aus Versehen ein Quäntchen länger verweilt haben musste - und warf es, sunnyside up, draußen auf die Straße. Plitschplatsch goss er einen Eimer Wasser darüber und fegte mit einem Besen wie wild geworden auf dem Acrylgemälde herum, so, wie Wirtinnen wütend den Tanzboden schrubben nach den Auswüchsen eines bierseligen Kirchweihfestes. Die Demonstration war überzeugend und der Beweis unschlagbar erbracht, dass das Gemälde farbecht und zu 100 Prozent waschbar war. Trotz dieser Vorzüge konnte ich mich nicht entschließen, es zu erwerben. Eigentlich wollte ich in Ruhe gelassen werden auf meinem kleinen Spaziergang durch die Gassen. In meiner Rocktasche knisterte der Spickzettel mit meiner neuen Kollektion an Fertigsätzen in arabischer Sprache, die ich zu Hause mit meiner Lehrerin Soumia für die speziellen Bedürfnisse dieser Reise und für alle denkbaren Eventualitäten vorbereitet hatte. Diesem Wortschatz wollte ich mich jetzt noch einmal zuwenden während meines Bummels und in ständigem inneren Monolog meine Lektion wiederholen. Morgen würde ich – inshallah, so Gott will – mit meiner Frauengruppe aufbrechen zu einer mehrtägigen Trekking-Tour zu Fuß und Kamel. Dort im Hinterland würde ich angewiesen sein auf meine arabischen Sprachkenntnisse. In den entlegenen Gebieten, die wir durchstreifen würden, musste ich mich verständlich machen können bei den Bewohnern und Beduinen, die oft nur die Landessprache beherrschten. Mit meiner Ausrüstung an Sätzen in Fertigbauweise war ich auf meinen bisherigen Touren immergut über die Runden gekommen. Diesen Sprachschatz galt es aber, mir so gut einzuprägen, dass ich bei Bedarf blitzartig parieren und den passenden Satz sofort aus der Westentasche meines Erinnerungsvermögens ziehen konnte wie eine gute Spielkarte beim Poker. Dem Kunsthändler jedoch waren meine Bedürfnisse egal. Die Frage, ob mir sein Werk gefi ele, erhob sich erst gar nicht. In seinen Augen schien der Preis die letzte Barriere zu sein, die mich vom Erwerb zurückhielt. „Kam thaman, kam?“ „Wie viel willst du zahlen?“, bedrängte er mich. Ich wollte überhaupt nichts zahlen. Ich wollte nur ein bisschen Luft schnappen, in Ruhe gelassen werden und ungestört meine neue Lektion vor mich hinleiern. Die Klette aber verfolgte mich beharrlich mit dem grässlichen Gemälde. Warum eigentlich meine Übungen imaginär in mich hinein psalmodieren? Hier war ein Mensch, dessen Muttersprache ich zu lernen bemüht war und der sich erlaubte, Dinge an mich hinzulabern, deren Sinngehalt absolut nicht in meine Seelenlandschaft passen wollte. Wie Heißhunger stieg in mir das Verlangen auf, das neu Erlernte am lebenden Objekt anzuwenden, jetzt und sofort. Tief atmete ich ein, ließ behutsam die Luft aus der Lunge gleiten und begann sogleich mit der Praxis. Langsam und deutlich akzentuiert übte ich meinem Gegenüber mitten ins Gesicht: „Mumkin an tatbuch chobs tarii kulli yum lana?“ „Ist es möglich, dass du jeden Tag frisches Brot bäckst für uns?“ Der Angesprochene klappte den Mund zu und starrte mich an. Ich aber setzte noch eins drauf: „Nahnu mumkin nanäm alal ard, läkin nahtasch chaima, ya imma chaima kabira li kullina au ketira saghira.“ „Wir können auch auf dem Boden schlafen, aber wir brauchen ein Zelt, entweder ein großes für uns alle, oder mehrere kleine.“ Er sah mich an, als hätte ich mich in ein Monster aus Hyronimus Boschs Gemälden verwandelt. Eindeutig, sie spinnt! Langsam wich die Erstarrung und seine Fassungslosigkeit prasselte in einem wilden Palaver aus ihm heraus, als hätte ein Dschinn1 seine Sinne verwirrt. Schnell bildete sich ein Grüppchen aus benachbarten Händlern und Passanten, auf die er wie ein Betrunkener ohne Punkt und Komma einquasselte. Die harmlos aussehende Touristin jammerte den braven Kunsthändler vielleicht ein bisschen, aber mehr noch jammerte es ihn wohl um den bombensicheren Umsatz, der ihm so knapp entgangen war, wäre sie nur noch eine kleine Weile bei Vernunft geblieben. Die Gasse hatte ihre Sensation und mich vergaß man über der Aufregung – al hamdulillah, Gott sei’s gedankt. Unbehelligt konnte ich dem Menschenaufl auf den Rücken kehren und schlenderte vergnügt davon, die Gasse hinunter, meine weiteren Fertigsätze bereitwillig auf den Lippen für jeden, der sie hören wollte. Im Verlauf der nächsten Tage wanderten wir unter der Führung von Hassan durch die ausgetrockneten Wadis2, Schluchten und Gebirgsketten um Mides3. Hassan, ein überaus kerniger und bodenständiger Bergbauer, besaß als Führer mein volles Vertrauen. In dieser Gegend hatte er schon als Kind die Ziegen seines Vaters gehütet, war herumgestreift und kannte sich aus wie in den Taschen seiner weiten Sirwal4. Mit jedem Stein war er gut bekannt und jedes Blatt, das sich im Wind bewegte, schien unter seiner Kontrolle. Am Ende der Welt, nach mehrstündigem, beschwerlichen Fußmarsch – weit unter uns die atemberaubende Aussicht mit dem tiefblauen Auge eines Stausees – stoppte unser Führer an einem überhängenden Felsplateau. Mit bedauerndem Achselzucken und Falten auf der breiten Stirn, die man braucht, um tiefste Ratlosigkeit auszudrücken, teilte er mir mit, der Weg sei hier leider zu Ende, er wisse nicht mehr weiter. Als ich dies meiner Gruppe übersetzte, riefen alle wie aus einem Mund: „Sag deinen Satz, sag deinen Satz“ – ich hatte meinen Frauen die Episode mit dem Galeristen erzählt. Mühelos hub ich an: „ Nahnu mumkin nanäm alal ard, läkin nahtasch…“ „Wir können auch auf dem Boden schlafen, aber wir brauchen ein Zelt, entweder ein großes für uns alle, oder mehrere kleine.“ Hassans Miene hellte sich auf. Hocherfreut ob unserer Flexibilität bog der Spaßvogel verschmitzt grinsend um den nächsten Felsblock und führte uns den Weg weiter durch die herrlich bizarre Bergwelt zum palmenumsäumten Tamerza. 1 Dschinn – Unsichtbares Geistwesen, gefürchtete Dämonen, die Unheil, Krankheit und Verwirrung des Geistes bringen. („dschanna“ heißt „verdecken, verbergen“, deshalb nennt man die, die dem menschlichen Auge verborgen sind, „Dschinn“). 2 Wadi – Ausgetrocknetes Flussbett und – inshallah – für Wanderungen geeignet. Vorsicht, zu Regenzeiten nicht darin campen. Über Nacht kann sich das Wadi zum reißenden Flussbett verwandeln – lebensgefährlich. 3 Mides – Malerische Bergoase nahe der algerischen Grenze, eindrucksvoll gelegen auf einem Plateau zwischen zwei 60 m tiefen Flussbetten – im Spätsommer meist ausgetrocknet. 4 Sirwal – Weite Männerhose, eine Art bequemer, knöchellanger Pluderhose. 5 Tamerza – An einem Hang gelegene Bergoase in der Nähe von Mides.
Mitarbeit |
Sonstige Mitarbeit: Hildegard Weiss |
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Sprache | arabisch; deutsch |
Original-Titel | Basare, Sand und Kardamom – vom Atlantik zum Nil |
Maße | 240 x 200 mm |
Gewicht | 1150 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Afrika |
Schlagworte | Afrika; Reisebericht/Erlebnisbericht • Afrika; Reise-/Erlebnisberichte • Ägypten • Ägypten; Reisebericht/Erlebnisbericht • Ägypten; Reise-/Erlebnisberichte • Arabische Küche • Arabischsprachkurs • Marokko • Nordafrika • Reisebeschreibung • Reisen, Nord-Afrika, Oman, Tuareg, Ägypten, Religion, Rezepte, Basare, Bauchtanz, Arabische Musik • Reiseratgeber • religiöse Tänze • Rezepte • Tuareg • Tunesien |
ISBN-10 | 3-00-032385-6 / 3000323856 |
ISBN-13 | 978-3-00-032385-0 / 9783000323850 |
Zustand | Neuware |
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