Ehre im Spiegel der Justiz.

Eine Untersuchung zur Praxis deutscher Schwurgerichte im Umgang mit dem Phänomen Ehrenmorde.

(Autor)

Buch | Softcover
XXVI, 495 Seiten
2016
Duncker & Humblot (Verlag)
978-3-428-14895-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ehre im Spiegel der Justiz. - Julia Kasselt
42,00 inkl. MwSt
Seit der Tötung der Deutschtürkin Hatun Sürücü in Berlin im Jahr 2005 beherrscht die Thematik der sogenannten Ehrenmorde regelmäßig die deutschen Schlagzeilen. Im Fokus der öffentlichen Debatte steht dabei insbesondere die strafrechtliche Ahndung der Taten. Aufgrund der breiten Datenbasis ist es gelungen, ein umfassendes und repräsentatives Bild der justiziellen Praxis im Umgang mit dem Phänomen der Ehrenmorde in Deutschland zu zeichnen.
Seit der Tötung der Deutschtürkin Hatun Sürücü in Berlin im Jahr 2005 beherrscht die Thematik der sogenannten Ehrenmorde regelmäßig die deutschen Schlagzeilen. Im Fokus der öffentlichen Debatte steht dabei insbesondere die strafrechtliche Ahndung der Taten. Die Justiz sieht sich häufig dem Vorwurf ausgesetzt, die Täter mit Rücksicht auf ihren kulturellen Hintergrund zu milde zu bestrafen.

Tatsächlich stehen die deutschen Richter im Hinblick auf den Umgang mit diesen Fällen vor einem Dilemma: Sollen sie die Taten ausschließlich auf Grundlage der deutschen Wertvorstellungen beurteilen, um damit dem Strafbedürfnis der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu entsprechen und Migranten zu verdeutlichen, dass sie sich an die deutsche Rechtsordnung zu halten haben? Oder erfordert das Recht des Täters auf eine individuelle, schuldangemessene Strafe eine strafmildernde Berücksichtigung seiner Sozialisation in einem fremden Kulturkreis?

Bislang existierten keine empirischen Daten zu der Frage, wie die deutschen Schwurkammern dieses Dilemma zu lösen versuchen und inwieweit sie dabei der Rechtsprechung des BGH folgen. Auch wurde bisher nicht untersucht, ob »Ehrenmörder« tatsächlich milder bestraft werden als Täter vergleichbarer Tötungsdelikte.

Die vorliegende Arbeit hat sich erstmals auf empirischer Basis mit diesen Fragen beschäftigt. Die Studie beruht auf einer quantitativen Analyse der Urteile in 78 Ehrenmordfällen, die in Deutschland zwischen 1996 und 2005 begangen wurden. Vergleichend wurde eine Stichprobe von 110 Urteilen in Partnertötungsfällen ohne Ehrmotiv aus demselben Zeitraum ausgewertet.

Aufgrund der breiten Datenbasis ist es gelungen, ein umfassendes und repräsentatives Bild der justiziellen Praxis im Umgang mit dem Phänomen der Ehrenmorde in Deutschland zu zeichnen. Durch die Gegenüberstellung der Strafzumessung in den Ehrenmord- und den Partnertötungsfällen ist zudem ein wichtiger und aufschlussreicher Beitrag zur empirischen Strafzumessungsforschung geleistet worden.

Julia Kasselt studierte Rechtswissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität. Nach dem ersten juristischen Staatsexamen absolvierte sie in Hamburg ein Masterstudium der Internationalen Kriminologie. Am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg war sie anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der kriminologischen Abteilung und Doktorandin der »International Max Planck Research School on Retaliation, Mediation and Punishment« tätig. Seit Mai 2014 ist Julia Kasselt Rechtsreferendarin am Landgericht Wuppertal.

Kapitel 1: Einleitung

Kapitel 2: Das Phänomen Ehrenmord: Begriff, Ehrkonzept, Merkmale

Begriffsbestimmung – Merkmale von Ehrenmorden in Deutschland: Ergebnisse einer empirischen Studie

Kapitel 3: Die Bewertung des Phänomens der Ehrenmorde nach deutschem Strafrecht

Entwicklung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Ehrmotiv bei Tötungsdelikten – Alternative Lösungswege hinsichtlich der strafrechtlichen Bewertung von Ehrenmorden

Kapitel 4: Die normativen Grundlagen der Strafzumessung im deutschen Strafrecht

Die gesetzlichen Grundlagen der Strafzumessung im deutschen Strafrecht und die Kritik an der Regelung des § 46 Abs. 1 StGB – Strafzumessungstheorien – Die Einordnung der Straftat in den Strafrahmen – Spezielle, im Hinblick auf Ehrenmorde relevante Strafzumessungserwägungen – Fazit und Schlussfolgerungen für die hier untersuchte Fragestellung

Kapitel 5: Fragestellungen, Methoden und Befunde der empirischen Strafzumessungsforschung

Empirische Forschungsansätze und Befunde zur Erklärung von Strafmaßvariation beziehungsweise Strafungleichheit – Studien über verfahrensimmanente Einflüsse auf die Strafzumessung – Veränderungen in den Strafeinstellungen der Öffentlichkeit und deren möglicher Einfluss auf das Strafmaß – Empirische Befunde zur Strafzumessung bei Tötungsdelikten in Deutschland – Zwischenergebnis – Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse aus den theoretischen sowie empirischen Strafzumessungsbefunden und Hypothesenbildung für die vorliegende Untersuchung

Kapitel 6: Durchführung der empirischen Untersuchung

Recherche der Ehrenmordfälle – Wahl der Erhebungsmethode – Durchführung der Aktenanalyse und Beschreibung des Erhebungsinstruments – Beschreibung der Stichproben

Kapitel 7: Ergebnisse der empirischen Untersuchung

Ergebnisse der Auswertung der Ehrenmordstichprobe – Die Ergebnisse der Auswertung der Vergleichsstichprobe von Partnertötungsurteilen – Parallelen und Unterschiede in der Strafzumessung bei Ehrenmorden und Partnertötungen

Kapitel 8: Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Ausblick

Hintergrund, Fragestellung und Ziele der Studie – Methodisches Vorgehen und Zusammensetzung der Stichproben – Ergebnisse und Schlussfolgerungen – Fazit und Ausblick

Literatur und weitere Quellen

Anhang I: Tabellen

Anhang II: Kurzbeschreibung der untersuchten Ehrenmordfälle und -urteile

Anhang III: Erhebungsbogen Ehrenmordprojekt MPI

Anhang IV: Nacherhebungsbogen Dissertationsprojekt

»Insgesamt leistet Kasselt mit ihrer Monografie, [...] einen wichtigen Beitrag, die justizielle Praxis im Umgang mit dem Phänomen der Ehrenmorde in Deutschland zu erhellen. Durch Gegenüberstellung der Strafzumessung in den Ehrenmord- und den Partnertötungsfällen leistet sie zudem einen bedeutsamen Beitrag zur empirischen Strafzumessungsforschung.« Prof. Dr. Michael Soiné, in: Archiv für Kriminologie, Band 239, Heft 3&4/2017

»Wie sich dies für wissenschaftliche Studien gehört, bietet die Dissertation in ihrer Tiefe und Detailreiche viele für Fachleute wertvolle Anregungen.« Joachim Vetter, in: Deutsche Richterzeitung, Heft 7-8/2016

»Insgesamt leistet Kasselt mit ihrer Monografie, […] einen wichtigen Beitrag, die justizielle Praxis im Umgang mit dem Phänomen der Ehrenmorde in Deutschland zu erhellen. Durch Gegenüberstellung der Strafzumessung in den Ehrenmord- und den Partnertötungsfällen leistet sie zudem einen bedeutsamen Beitrag zur empirischen Strafzumessungsforschung.« Prof. Dr. Michael Soiné, in: Archiv für Kriminologie, Band 239, Heft 3&4/2017

»Wie sich dies für wissenschaftliche Studien gehört, bietet die Dissertation in ihrer Tiefe und Detailreiche viele für Fachleute wertvolle Anregungen.« Joachim Vetter, in: Deutsche Richterzeitung, Heft 7-8/2016

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Schriftenreihe des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht. Reihe K: Kriminologische Forschungsberichte ; 172
Zusatzinfo Tab., Abb.; XXVI, 495 S., 60 schw.-w. Abb., 118 schw.-w. Tab.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 148 x 224 mm
Gewicht 638 g
Themenwelt Recht / Steuern Strafrecht Besonderes Strafrecht
Recht / Steuern Strafrecht Kriminologie
Schlagworte Deutschland • Ehrenmord • Ehrenmorde /empirische Studie • Ehrenmorde /Strafrecht • Ehrenmorde /strafrechtliche Ahndung • Kriminologie: Rechtliche Aspekte • Schwurgericht • Straftaten gegen die Person
ISBN-10 3-428-14895-9 / 3428148959
ISBN-13 978-3-428-14895-0 / 9783428148950
Zustand Neuware
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