Geologie der Alpen (eBook)

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2015 | 3. Auflage
400 Seiten
UTB GmbH (Verlag)
978-3-8463-8610-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geologie der Alpen -  O. Adrian Pfiffner
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Die Alpen spielen in der Geschichte der Geologie eine zentrale Rolle. In diesem Gebirge können die unterschiedlichsten geologischen Phänomene besonders gut beobachtet werden. Dieses Buch gibt zuerst den modernen plattentektonischen Rahmen. Anschließend werden die Gesteinsverbände des kristallinen Grundgebirges sowie der paläozoischen, mesozoischen und känozoischen Sedimentabfolgen diskutiert. Der tektonische Bau von Jura bis Po-Becken wird samt Tiefenstruktur, Metamorphose und orogener Entwicklung beleuchtet. Die jüngste geologische Geschichte schließlich geht auf die pliozänen Flusssysteme, die großen pleistozänen Vereisungen, die Landschaftsgestaltung und die rezenten Bewegungen ein. Die reiche Bebilderung mit Karten, Profilen, stratigrafischen Kolonnenprofilen und Entwicklungsschemata kann als Grundlage für Exkursionen und Kurse dienen.

Adrian Pfiffner ist emeritierter Professor für Geologie am Institut für Geologie der Universität Bern.

Adrian Pfiffner ist emeritierter Professor für Geologie am Institut für Geologie der Universität Bern.

Vorwort9
1 Die Alpen im plattentektonischen Rahmen13
1.1 Die älteren Gebirge in Europa14
1.2 Das Zerbrechen von Pangäa und die Öffnung der alpinen Tethys 22
1.3 Das alpine System25
1.4 Geologische Gliederung der Alpen27
2 Bausteine der Alpen: Das prä-triadische Grundgebirge35
2.1 Das prä-triadische Grundgebirge von Schwarzwald-Vogesen37
2.2 Das prä-triadische Grundgebirge der Externmassive41
Externmassive der Westalpen42
Externmassive der Zentralalpen45
Externmassive der Ostalpen49
2.3 Das prä-triadische Grundgebirge der Decken des Penninikums51
2.4 Das prä-triadische Grundgebirge des Ostalpins54
2.5 Das prä-triadische Grundgebirge des Südalpins56
2.6 Paläozoische Sedimente in den Ost- und Südalpen62
Paläozoikum der Karnischen Alpen62
Paläozoikum der Grauwacken-Zone64
Paläozoikum der Innsbruck-Quarzphyllite64
2.7 Das variszische Gebirge im ausklingenden Paläozoikum66
2.8 Post-variszische Sedimente und Vulkanite des Perms72
Der Nordschweizer Permokarbon-Trog72
Das Permokarbon im Helvetikum72
Das Permokarbon im Penninikum78
Das Permokarbon im Ostalpin78
Das Permokarbon im Südalpin82
3 Bausteine der Alpen: Die mesozoischen Sedimente83
3.1 Die mesozoischen Schichtreihen84
Der europäische Kontinentalrand84
Die Meeresarme zwischen Baltica und Afrika93
Der adriatische Kontinentalrand102
3.2 Die plattentektonische Entwicklung107
Trias: Epikontinentale Plattformen110
Jura: Öffnung von Meeresarmen112
Kreide: Öffnung und Schließung von Meeresarmen130
4 Bausteine der Alpen: Die känozoischen Gesteinsabfolgen139
4.1 Die känozoischen Sedimentabfolgen141
4.2 Spätkretazische und paläogene Flysche145
4.3 Eozän-oligozäne Flysche153
4.4 Oligozän-miozäne Molasse im nordalpinen Vorlandbecken156
4.5 Oligozän-pliozäne Sedimente im Po-Becken159
4.6 Juragebirge160
4.7 Intramontane Senken162
4.8 Intrusivgesteine und Vulkanite162
4.9 Paläogeografische und tektonische Entwicklung168
5 Der tektonische Bau der Alpen181
5.1 Die Westalpen185
Das Juragebirge191
Die Chaînes subalpines des Dauphinois191
Die penninischen Decken und ihr Kontakt zum adriatischen Kontinentalrand199
5.2 Die Zentralalpen206
Das Juragebirge210
Das Molassebecken216
Das Helvetikum220
Das Penninikum246
Das Ostalpin255
Das Südalpin257
5.3 Die Ostalpen260
Das Molassebecken269
Das Helvetikum270
Das Penninikum272
Das Ostalpin275
Das Südalpin/Dolomiten278
5.4 Tiefenstruktur der Alpen281
6 Die tektonische Entwicklung der Alpen291
6.1 Die alpine Metamorphose293
Regionale Verteilung der Metamorphose293
Hochdruckmetamorphose296
Temperaturdominierte Metamorphose300
Kontaktmetamorphose304
6.2 Die Kreideorogenese305
6.3 Die känozoische Orogenese307
6.4 Gebirgsbildung: Hebung und Abtrag335
7 Die jüngste geologische Geschichte der Alpen343
7.1 Miozäne und pliozäne Flusssysteme345
7.2 Pleistozäne Vereisungen349
7.3 Rezente Bewegungen und Seismizität355
7.4 Bergstürze und Hangkriechen363
Literaturverzeichnis373
Register389

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1-0: Physiografie Europas

 

1 Die Alpen im plattentektonischen Rahmen

1.1 Die älteren Gebirge in Europa

1.2 Das Zerbrechen von Pangäa und die Öffnung der alpinen Tethys

1.3 Das alpine System

1.4 Geologische Gliederung der Alpen

 

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In den Alpen sind Gesteine anzutreffen, deren Alter von einer Milliarde Jahren bis zu rezenten Gesteinen reichen. Die Gesteine selbst, Sedimente, Magmatika, Metamorphika und Lockergesteine, umfassen das gesamte überhaupt denkbare Spektrum. Viele dieser Gesteine und deren Entstehung können nur im Zusammenhang mit dem geologischen Bau von Europa und den damit assoziierten plattentektonischen Prozessen verstanden werden. Im Folgenden wird deshalb der plattentektonische Rahmen von Europa, der älteren Gebirge sowie der jungen alpinen Gebirgsstränge in Europa etwas beleuchtet.

1.1 Die älteren Gebirge in Europa

Der europäische Kontinent besitzt geologisch gesehen eine sehr wechselvolle Geschichte. Die Alpen als Bestandteil dieses Kontinentes sind zwar an und für sich ein spektakuläres Gebirge, sind aber erst in der jüngsten geologischen Geschichte des Kontinents entstanden. Für eine geologische Gliederung Europas drängt sich eine Einteilung aufgrund des Alters der Konsolidierung der einzelnen Regionen auf. Unter Konsolidierung versteht man dabei das Zusammenschweißen von Kontinenten im Gefolge von Plattenbewegungen. Die allermeisten der Gebirge innerhalb Europas sind durch Plattenbewegungen entstanden, bei denen ein ehemaliger Ozean in einer Subduktionszone verschluckt wurde und anschließend die Kontinentalblöcke miteinander kollidierten. Da kontinentale Kruste eine relativ geringe Dichte besitzt, wirkt bei ihrer Ankunft in einer Subduktionszone der Auftrieb einer Versenkung in größere Tiefe entgegen. Als Folge bleibt die kontinentale Kruste nahe der Oberfläche und wird zusammengestaucht. Dabei entweichen die obersten Teile der Kruste nach oben und bauen sukzessive ein Gebirge auf. Dieser Prozess wird als Orogenese (Gebirgsbildung) bezeichnet.

Innerhalb der geologischen Entwicklung Europas sind nun eine ganze Anzahl von solchen Kontinent-Kontinent-Kollisionen bzw. Orogenesen geschehen. Man unterscheidet entsprechend kaledonische, variszische und alpine Gebirgsgürtel. Die daran beteiligten Kontinentalplatten Nordamerika, Sibiria, Baltica/Europa und Afrika werden auch als Terrane bezeichnet. Die tektonische Karte in Abb. 1-1 trägt dieser Einteilung Rechnung. Aufgrund des relativen Alters dieser Orogenesen wurde Europa auch schon in Eo-, Paläo-, Meso- und Neo-Europa eingeteilt. Es ist zu beachten, dass die erwähnten Terrane Gesteinseinheiten enthalten, die Überbleibsel von noch viel älteren, völlig abgetragenen Gebirgsgürteln darstellen.

Eo-Europa ist eine geologische Großstruktur, die seit dem Präkambrium als zusammengeschweißter Block keine Gebirgsbildung mehr erfuhr. Zwei geologische Provinzen sind in Eo-Europa zu unterscheiden: der baltische Schild und die russische Platte.

Der baltische (oder fennoskandische) Schild ist eine großräumige, buckelförmige Aufwölbung bzw. ein Schild von hochmetamorphem kristallinem Grundgebirge (Baltica in 1-1). Innerhalb dieser Gesteinsserien können mehrere uralte, völlig abgetragene Gebirge unterschieden werden. Die ältesten Gesteine des baltischen Schildes sind drei bis dreieinhalb Milliarden Jahre alt und stammen aus einer Tiefbohrung in der Gegend von Kola südlich des Weißen Meers und aus Lappland.

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Die russische Platte ist die Sedimentbedeckung des baltischen Schildes und besteht aus nicht metamorphen Sedimenten des oberen Proterozoikums, überlagert von datiertem Kambrium und einer Serie, die bis ins Känozoikum reicht. Die Platte taucht nach Südosten unter die Senke im Vorland des Kaukasus nördlich des Kaspischen Meers, nach Osten und Westen unter die Vorlandtröge des Urals und der Karpaten. Die Platte ist intern strukturiert mit örtlichen Senken bzw. Becken mit mächtigeren Sedimentserien und Hochzonen geringerer Sedimentmächtigkeit Die Sedimente der russischen Platte spiegeln die späteren Gebirgsbildungen wider, die an ihrem Rand stattfanden. Beispiele sind der berühmte Old-Red-Sandstein, kontinentale fluviatile Sedimente des mittleren bis späteren Devons, die den Abtragungsschutt der (kaledonischen) Gebirge in Norwegen und Schottland darstellen, die permo-triadischen lagunär-kontinentalen Sedimente im Vorland des (variszischen) Urals sowie die känozoischen kontinentalen Bildungen im Vorland des Kaukasus und der Karpaten. Im Inneren der russischen Platte sind die Sedimente meist marin, (mit Ausnahme etwa der Kohlesümpfe des frühen Karbons von Moskau), aber ab der frühen Kreide zog sich das Meer nach Süden zurück, und die russische Platte entwickelte sich zum Festland.

Unter Paläo-Europa versteht man das kaledonische Gebirge, welches sich über Skandinavien und Schottland erstreckt. Weitere Teile finden sich in Grönland und in den Appalachen. Diese geografische Verteilung deutet schon an, dass spätere Plattenbewegungen dieses im frühen Paläozoikum entstandene Gebirge in Stücke zerlegten. Verantwortlich dafür waren etwa die Öffnung der Nordsee ab dem Perm und die Öffnung des Nordatlantiks ab dem Jura.

Zu Meso-Europa zählen die variszischen Gebirge, die im späten Paläozoikum entstanden sind. Mit Ausnahme des Urals, der als durchgehender Gebirgsstrang verfolgt werden kann, sind die variszischen Gebirge in Deutschland und Frankreich weitgehend abgetragen und von jüngeren Sedimenten bedeckt. Dies zeigt sich in der inselartigen Verteilung der Gebirgsreste in Abb. 1-1.

Neo-Europa schließlich umfasst eine Reihe von Gebirgen, die im Jura (Türkei), in der Kreide (Teile der Alpen, Pyrenäen), aber hauptsächlich im Känozoikum entstanden sind. Diese Gebirgsstränge weisen oftmals gewundene Bogenformen auf. Exemplarisch dafür sind neben den Alpen die Karpaten und das System Betische Kordillere–Rif– Tell-Atlas. Diese Bogenform beruht im Wesentlichen auf der Geometrie der Plattengrenzen der verschiedenen beteiligten Mikroplatten, ein Punkt, der später eingehender diskutiert wird. Den geradlinigen Gebirgen Pyrenäen und Hoher und Mittlerer Atlas ist gemeinsam, dass die Gebirgsbildung wesentlich durch eine Seitenverschiebung längs geradliniger Bruchzonen geprägt ist. Neben dieser Seitenverschiebung verursachte eine kompressive Komponente eine Verkürzung der Ränder der Bruchzonen, die für die eigentliche „Auffaltung“ der Gebirge verantwortlich war.

Die plattentektonische Entwicklung Europas und die Entstehung der kaledonischen und variszischen Gebirge ist in Abb. 1-2 vereinfacht dargestellt. Die Abbildung zeigt, wie mehrere Kontinente innert 300 Millionen Jahren zu einem Großkontinent, Pangäa, zusammengeschweißt werden.

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1-1 Tektonische Karte von Europa.

Ausgeschieden sind die Gebirgsgürtel unterschiedlichen Alters sowie die daran beteiligten Terrane bzw. Kontinente.

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Im späten Kambrium (vor 500 Millionen Jahren) sind im Südkontinent Gondwana die heutigen Landmassen von Südamerika, Afrika und Teilen von Asien vereinigt. Die Kontinente von Baltica (etwa das heutige Schweden, Finnland und Russland), Sibiria und Nordamerika sind von Meeren umgeben, in denen sich mächtige Sedimentablagerungen sammelten. Am nördlichen Kontinentalrand von Baltica wurden im untiefen Teil des Iapetus-Ozeans während des Proterozoikums (vor etwa 600 Millionen Jahren) 1400 Meter graue und rötliche Arkosen, Konglomerate, Kalke und Tonschiefer abgelagert. Die Arkosen enthalten auch Diamiktite, also fossile Grundmoränen, die auf eine uralte Vereisung deuten. Das Kambrium setzt mit einem Basalkonglomerat ein und enthält sogenannte Alaunschiefer, d. h. dunkle eisensulfidreiche Pelite. Die marine Sedimentation setzte sich im Ordovizium-Silur fort, wovon Ton-, Kalk-, und Turbiditablagerungen zeugen. Im eigentlichen Iapetus-Ozean entstanden Grüngesteine mit Gabbros und Peridotiten, typische Gesteinsassoziationen einer neu entstehenden ozeanischen Kruste. Am nordamerikanischen Kontinentalrand schließlich wurden im Proterozoikum 6000 Meter Arkosen, Konglomerate, Sandsteine, Grauwacken und Pelite des sogenannten Torridonian abgelagert. Im Kambrium folgten dann Quarzite und schließlich mächtige Dolomite, deren Ablagerung sich bis ins Ordovizium fortsetzte.

Durch Subduktion wurde der Iapetus-Ozean sukzessive geschlossen, und mit der Kollision von Baltica mit Nordamerika wurde ein großer Gebirgsstrang gebildet: die Appalachen in Nordamerika und das kaledonische Gebirge in Europa (Skandinavien und Schottland).

1-2 Die plattentektonische Entwicklung von Europa, dargestellt anhand von vier Momentaufnahmen. Position der Platten nach Blakey (2008) und Scotese & Sager (1988). A: Appalachen, K: Kaledonische Gebirge, E: Ellesmere-Gebirge, V: Variszische Gebirge, U: Ural, NAm: Nordamerika, SAm: Südamerika.

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In Abb. 1-3 sind zwei Profilschnitte durch das...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2015
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geologie
Schlagworte Alpen • Gebirge • Jura • känozoisch • Kolonnenprofile • mesozoisch • Metamorphose • paläozoisch • Po-Becken • Sedimentabfolgen
ISBN-10 3-8463-8610-3 / 3846386103
ISBN-13 978-3-8463-8610-1 / 9783846386101
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