Angst zu trauern

Trauerabwehr in Bindungstheorie und psychotherapeutischer Praxis
Buch | Softcover
236 Seiten
2004 | 1., Aufl.
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-89731-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Angst zu trauern - Rainer Rehberger
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Oft ist es eine unbewußte Trauerabwehr, die Fortschritte im therapeutischen Prozeß verhindert. Gefühlsblockaden können in der psychoanalytischen Therapie jedoch zugänglich werden: Trauer kann »nachgeholt« werden.
Auf der Basis jahrzehntelanger Praxisrfahrung, Erkenntnissen der Säuglingsforschung und der Bindungstheorie John Bowlbys behandelt der Autor einen bisher wenig beachteten Aspekt in schwierigen Therapieverläufen: Die konsequente Trauerabwehr bei Patientinnen und Patienten, bedingt durch sehr früh erworbene Muster der Affektregulation, läßt Therapien immer wieder stagnieren oder scheitern. Je dramatischer Erfahrungen der Hilflosigkeit und Ohnmacht in der frühen Kindheit waren, desto stärker ist die Neigung, Trauer zu unterdrücken. Schon Kleinkinder haben die Möglichkeit der Gefühlsabwehr, und oft steht das ganze Leben im Zeichen der Verleugnung von Trauer.Verfestigt sich diese Abwehr zu einer Grundhaltung, dann fühlen sich die Betroffenen »wieversteinert« oder »unlebendig«. Häufig kommt es auch zu Angstzuständen, Depressionen oder unklaren Schmerzen, klinischen Symptomen also, die den Patienten in die Therapie führen.Im Zentrum des Buches stehen die Praxisrfahrungen des Autors mit dem Phänomen der Trauerabwehr und den entsprechenden Störungen. In einem zentralen und mehreren flankierenden Behandlungsbeispielen wird gezeigt, wie Gefühlsblockaden bewußt gemacht, Trauerprozesse nachgeholt und Verlust- und Versagungserfahrungen besser ins Leben des Betroffenen integriert werden können. Bindungs- und Objektbeziehungstheorie liefern hierzu wertvolle Erklärungsansätze.

Rainer Rehberger, Dr. med., ist Facharzt für Psychotherapeutische und Innere Medizin, Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker in freier Praxis in Seefelden (Bodensee).

Vorwort

1.Trauer

1.1Trauer in den Begegnungen an einem beliebigen Behandlungstag
- 1.1.1Trennung
- 1.1.2Die vermiedene Teilnahme am Begräbnis der Mutter
- 1.1.3Am Ende der langjährigen Behandlung
- 1.1.4Untreue der Partnerin
- 1.1.5Schwere Vorwürfe der ältesten Schwester
- 1.1.6Verletzungen - sexuelle Misshandlung
- 1.1.7Das Grab der Mutter und die Unerwünschtheit als Kind
1.2Zu trauern lernen
1.3Verluste, die Trauer auslösen
1.4Was ist Trauer und was bedeutet trauern
- 1.4.1Kulturanthropologische Anmerkungen zur Trauer - Trauer als »totales Sozialphänomen«
- 1.4.2Traueruniversalien
- 1.4.3Affektregulierung
- 1.4.4Trauerverhalten als Übergangsritus
- 1.4.5Dreiphasigkeit der Trauerprozesse
- 1.4.6Eine Kulturanthropologische Theorie der Trauersitten und -riten

2.Angst zu trauern

2.1 John Bowlbys Theorie der Trauer auf dem Boden der Bindungstheorie
- 2.1.1 Die Bindungstheorie
- 2.1.2Grundlegende Störungen der Bindung
- 2.1.4Verlust und Depression (Pathologische Trauer)
- 2.1.5Chronische Trauer - Depression
- 2.1.6Fehlende Trauer
- 2.1.7Euphorie
- 2.1.8Ausschluss von Informationen aus dem Bewusstsein - Abwehr
- 2.1.9Depressive Störung und Kindheitserfahrung
- 2.1.10Akute Trauer und Hinweise auf Chronifizierung
- 2.1.11Bowlbys Thesen zu den Grundlagen der gestörten Trauer als Depression
- 2.1.12Einschätzung der Abwehrprozesse bei Bowlby
- 2.1.13Depressive Störung und Kindheitserfahrung - Affekt der Hilflosigkeit (s.a.u. 5.7.5) und andere passive Affekte
- 2.1.14Bowlbys Thesen zu den Grundlagen der gestörten Trauer als Depression

3. Psychoanalyse der Trauer - eine Auswahl

3.1 Sigmund Freud »Trauer und Melancholie«
3.2Kleins »depressive Position« und das Konzept der Trauer
3.3Stichworte zu Edith Jacobsons Konzept der Depression und Trauer
3.4Zusammenfassung Psychoanalyse der Trauer
- 3.4.1 Ein Integrationsversuch
- 3.4.2Die bewusst zugängliche und unbewusste Dynamik bei chronischer Trauer (Depression)
- 3.4.3Das Nichtwissen über den ursächlichen Verlust in der Depression
- 3.4.4Dynamik der libidinösen Seite der Objektbeziehung in der Depression
- 3.4.5Dynamik der antilibidinösen Seite der Objektbeziehung, bewusster Ärger und Schuld
- 3.4.6Die Not bei aggressiven Konflikten in der Depression und moralische Abwehr
- 3.4.7Innere Dichotomie der Trauervorgänge
3.5Der psychoanalytische/psychotherapeutische Prozess als Folge von Veränderungskrisen

4.Die Bedeutung der Affekte

4.1Zur psychoanalytischen Theorie der Affekte
4.2Die Bedeutung der Bindung für den Erwerb der Affektregulierung
4.3Reaktionen der Bindungsperson auf Affekte (»Spiegelung der Affekte«)
4.4Therapeutischer (psychoanalytischer) Prozess und Affektmuster, Verhaltensmuster und Kognitionsmuster
4.5Beispiele für Affektmuster, Verhaltensmuster und Kognitionsmuster

5.Affekte und Angst zu trauern

5.1Affektregulierung als Schlüssel zum Trauergeschehen
5.2Art der Affektregulierung bei Trauer
5.3 Affektabwehr im gegenwärtigen -Trauergeschehen
- 5.3.1Affektunterdrückung mit teilweiser Fragmentierung:
- 5.3.2Affektunterdrückung und Externalisierung
- 5.3.3Affektisolierung von den zugehörigen Kognitionen mit Verschiebung in andere Bereiche der Kognition
- 5.3.4Rückzug aus der Interaktion, innere Verschlossenheit durch Verzicht auf Austausch
- 5.3.5Umschlagen von Affektzuständen
5.4Affektregulierung und chronische Depression - Affektabwehr gegenüber durch aktuellen Verlust wachgerufene Affekte aus früheren Verlusten
5.5Schuldgefühle
5.6Das Fehlen bewussten Kummers, von Gram, von Schmerz um einen Verlust bei beiden grundsätzlichen Formen gestörter Trauer
5.7 Neurotische Symptome, abgewehrte Trauer und Affekte
- 5.7.1Neurose und Abwehr depressiver Gefühlszustände
- 5.7.2Passive depressive Affekte
- 5.7.3Genese der passiven depressiven Affekte
- 5.7.4Abwehr passiver, depressiver Affekte
- 5.7.5Hilflosigkeit
- 5.7.6Schmerz
- 5.7.7Angst
- 5.7.8Abwehr von Ärger
- 5.7.9Abwehr und Trauerbewältigung

6.Traueranlässe und Trauerabwehr

6.1 Gegenwärtige Traueranlässe vor Beginn einer Behandlung
- 6.1.1Suizidwünsche als Antwort auf einen Suizid
- 6.1.2Suizidwünsche als Antwort auf einen Suizid
- 6.1.3Die Angst vor der Begegnung mit der Leiche der Angehörigen
- 6.1.4Verlust des Arbeitsplatzes
- 6.1.5Midlife Crisis, die Trauer über das Scheitern der Heiratswünsche
- 6.1.6Trennung aus Angst vor einer Bindung, das Verharren im elterlichen Lebensbereich aus Trennungsangst
- 6.1.7Trennung und Scheidung und drohende Trauer
- 6.1.8Scheidung, Arbeitslosigkeit und schwere Krankheit, eine hoffnungslose Perspektive
- 6.1.9Eine Elternschaftskrise
6.2 Traueranlässe im Verlauf einer Psychotherapie - Aufhebung von Amnesien -
- 6.2.1Traumatische Trennungserfahrung als einjähriges Kind
- 6.2.2Frühkindliche Entbehrung durch Unterversorgung
- 6.2.3Eine verletzende Beschämung durch die Mutter als Schlüssel zur Mutter-Tochter-Rivalität
- 6.2.4Eine Flugzeugkatastrophe ruft Ängste und depressive Gefühle aus dem Krieg wach
6.3Traueranlässe im Verlauf einer Psychotherapie - Einsichten
- 6.3.1Zwanghafte Hilfe für die Mutter aus Schuldgefühl
- 6.3.2Die Ermäßigung abweisenden Bindungsverhaltens und die neue Erfahrung von Zugehörigkeit
- 6.3.3Beruflicher Erfolg, Freude und verzögert Trauer
- 6.3.4Zwanghafte Untreue als Schutz gegen passive -Verlassenheit und gegen drohende Vereinnahmung
- 6.3.5Einsicht in die Tradition des Schlagens
- 6.3.6Die Auflösung der Angst vor dem »schlagenden Baby«

7.Angst zu trauern und neurotische Symptombildungen

7.1Phobie Herr U.
7.2Zwang und abgewehrte Trauer - Frau L.
7.3Paranoide Ängste und Trauerabwehr - Frau O.
7.4Schizoide Zustände, hysterische Affekt-verstärkung und Trauerabwehr - Frau N.
7.5Versuchte Verdrängung der Anlässe zu trauern - »Amnesie« - Frau C.
7.6Die Schmerzisolierung und Schmerz-unterdrückung mit der Folge von medizinisch -»unklaren« Schmerzzuständen - Frau I.

8. Angst zu trauern und ihre Überwindung im psychoanalytisch-psychotherapeutischen Prozess

8.1Schwerpunkte der theoretischen Orientierung in der Behandlungstechnik
- 8.1.2Grundzüge der Technik der hier angewendeten -Psychoanalyse und Psychotherapie
- 8.1.3Bedeutung der Bindung für psychoanalytische und psychotherapeutische Behandlungen
- 8.1.4Selbstbestimmung im Rahmen der Autonomie als Gegenpol zur Bindung
- 8.1.5Störungen des Dialogs in der Übertragung infolge der Übertragung von Eingriffen in die Autonomieentwicklung - Mussgefühl und unbewusste Verweigerung
- 8.1.6Die Abgrenzungen für Therapeutinnen und Therapeuten
- 8.1.7Behandlungstechnik unter Berücksichtigung von Winnicotts Konzept der »Angst vor dem Zusammenbruch«
- 8.1.8Die Bedeutung der Trauer im Rahmen psychotherapeutischer Behandlungen
- 8.1.9Konfrontation mit und Deutung der Affektabwehr
8.2Klinische Sequenzen zur Analyse der Trauerabwehr
- 8.2.1 -Die Überwindung der Affektunterdrückung bei sehr ausgeprägter Schuldangst - Frau Anna R.
- 8.2.2Abweisendes Bindungsverhalten im therapeutischen Dialog und die Eröffnung von unterdrücktem Schmerz über Unerwünschtheit und Chancen zur Überwindung von Selbstisolierung
- 8.2.3Leugnung von erlittenem Leid und Affektunter-drückung als Mittel der Trauerabwehr - Frau H.
- 8.2.4Affektunterdrückung und Dissoziationen als Schutz gegen drohenden Zusammenbruch im Trauerschmerz über Erlittenes - Frau E.
- 8.2.5Ermäßigung der Affektunterdrückung und Trauer bei Erfolg - Frau B

9.Trauer im Zentrum der Behandlung - Frau T.

Anhang

Literatur

Reihe/Serie Leben lernen ; 169
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 330 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Angst / Depression / Zwang
Geisteswissenschaften Psychologie Trennung / Trauer
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Bindung • Bindungsforschung • Bindungstheorie • brisch • Eltern • Eltern-Kind • Familie • Familienberatung • Familientherapie • Kleinkind • Langzeitstudie • Pädiatrie • Psychotherapie • Systemische Therapie • Trauer • Trauerabwehr • Trauern • Trauertherapie • Trauma • Traumatherapie • Traumatisierung
ISBN-10 3-608-89731-3 / 3608897313
ISBN-13 978-3-608-89731-9 / 9783608897319
Zustand Neuware
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