Der ganz normale Hebammenwahnsinn

(Autor)

Buch | Softcover
108 Seiten
2014
Edition Riedenburg E.U. (Verlag)
978-3-902943-76-7 (ISBN)
16,90 inkl. MwSt
Schon wieder Schule! Eigentlich war für Anna-Maria die Ausbildung auf der Hebammenschule schon fast zu viel des Guten. Aber was tut man nicht alles, um wissbegierigen Neuntklässlern das A und O der Hebammenkunst beizubringen. So plaudert die freiberufliche Hebamme aus dem Nähkästchen und lässt die Horde jugendlicher Nachwuchs-Eltern samt ihren Übungspuppen an schrillen und schrägen, herzhaften und herzlichen Geschichten teilhaben."Chanelle erwartete ihr erstes Kind. 'Ungeplant, aber was soll man machen?' Der Kindsvater kam aus einer Kultur, in der Hebammen nur ungern gesehen waren. 'Wär toll, wenn du zwei Straßen weiter weg parkst und keinem sagst, dass du zu uns kommst. Der Marco ist auch nicht so begeistert davon, dass ich 'ne Hebamme hab. Da müssen wir mal gucken, wie das noch so wird.' Klar. Gern. Und sowieso: Schweigepflicht."Ein Buch für alle, die sich mit der eigenen Hebamme zu Hause einen Tick wohler fühlen als ohne. Und die auf Anna-Marias lockeren Stil einfach nicht verzichten wollen.

Anna-Maria Held wurde 1980 geboren. Sie arbeitet als freiberufliche Hebamme und wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Norddeutschland. Bereits in ihrem Buch „Die Hebammenschülerin“ gewährte sie tiefe Einblicke in den Kreißsaal-Alltag und ließ auch andere an Presswehen, Stillbrüsten und Co teilhaben. „Der ganz normale Hebammenwahnsinn“ ist die logische Fortsetzung alles bisher Dagewesenen und zeigt schonungslos offen, dass Hebammen als Universalgenie aus unserer heutigen Gesellschaft einfach nicht mehr wegzudenken sind. Außerdem von Anna-Maria Held bei edition riedenburg erschienen: "Eileiterschwanger" - wenn die Hebamme selbst zur Patientin wird.

Korrektes Vorwort. 7

Die individuelle Hebamme. 8

Die individuelle Schwangere und Wöchnerin. 10

Unterricht mit der Hebamme. 13

Krasse hypothetische Fallbeispiele. 19

Alles wie immer da unten. 20

Latifeh gern putzen. 23

Mama und Papa. 26

Dafür gibt es Hebammen. 27

Samantha-Dakota. 30

Unerwünscht. 34

Hebammen und das liebe Geld. 36

Superhero. 40

Lieber den Professor fragen!. 47

Die Wahrheit über die Zahnvererbungslüge. 53

Wie Weihnachten, nur besser. 55

Seiner Zeit voraus. 57

Meine Grenze. 62

Viele Wege führen nach Rom. 68

Zwei kleine Engel. 73

Nix Schlimmes!. 76

Ja, aber - - -. 81

Erwartungen an die Hebamme. 83

Frische Morgen - müde Morgen. 87

Kurse. 91

Traum und Wirklichkeit. 97

Wie geht es weiter?. 104

[Die individuelle Hebamme] Es gibt unterschiedliche Arten der Gattung „Hebamme“. Niemand wird das bestreiten. Karikaturistisch überzeichnet existieren nur drei „Hauptarten“ Zum einen gibt es die klischeetreue Hebamme. Wie sieht die so aus? In der Regel ungeschminkt. Sie trägt nicht viel Schmuck. Einen Ehering vielleicht. Und eventuell auch eine Kette mit einem Anhänger. Der besteht meist aus einem Stein, der sie ausgleicht. Sie lebt vegan, trinkt keinen Alkohol, hat noch nie eine Paracetamoltablette eingeworfen und kennt sich mit allen Gesetzen der Homöopathie aus. Sie reißt sich ein Bein dafür aus, dass Schwangere selbstbestimmt die Vorzüge der außerklinischen Geburtshilfe in Anspruch nehmen, und das andere Bein dafür, dass diese ihr Kind stillen kann. Kaffee trinkt sie meistens nicht, lieber einen Yogitee. Yoga macht sie übrigens auch. Und Pilates. Sie hat um die vier Kinder, die natürlich alle per Hausgeburt auf die Welt gekommen sind. Sie meidet den Gynäkologen (und den Großteil der Schulmedizin) wie ein Vampir die Sonne. Auto- und Klamottenmarke sind ihr völlig gleich. Das Auto muss nur fahren und darf ihr nicht unter dem Hintern wegrosten. TÜV ist auch nicht so wichtig. Die Kleidung sollte aus Baumwolle oder Leinen sein und aus ökologischem Anbau. Sie nimmt an jeder Hebammendemonstration teil und verteilt Petitionenunterschriftenlisten. Sie ist Hebamme mit Leib und Seele und auch nachts erreichbar. Die Burnoutgefahr ist groß. Obwohl es ihr finanziell nicht besonders gutgeht, würde sie auch umsonst arbeiten. Sie hat Verständnis für jede Schwangere, und lässt sie sein, wie sie ist. Niemals kommt der Satz „Diese Frau ist anstrengend“ über ihre Lippen. Die Hebamme des anderen Extrems ist eine Perlenpaula, die ungeschminkt niemals das Haus verlässt. Ihr Ehemann ist Herz-Thorax-Chirurg oder übt irgendeinen anderen total megabezahlten Beruf aus. In ihrer Existenz fühlt sie sich daher nicht bedroht, aufs Geld ist sie nämlich nicht unbedingt angewiesen. Sie trägt teure Klamotten, echten Schmuck und schweres Parfum. Der Friseur und die Kosmetikerin sind feste Bestandteile ihres Lebens. Gern unternimmt sie Besuche im Solarium. Sie ackert immer wieder wie ein Pferd, auch an den Wochenenden, erkennt aber rechtzeitig ihre Grenze und zieht sie dann auch ganz strikt. Die Burnoutgefahr ist nicht so groß. Sie geht täglich joggen oder reiten und hat einen Dackel. Ihr Auto ist entweder ein Zweisitzer-Sportwagen (teuer natürlich) oder ein fetter Geländewagen (auch sauteuer). Vielleicht hat sie aber auch beide Varianten. Sie rechnet korrekt ab, nie zu ihrem Nachteil, und kennt jede legale Möglichkeit, aus einer Rechnung noch etwas mehr rauszuholen. Sie liebt Kaffee und Champagner. Auch sie betreut jede Schwangere aus jeder Klientel, ist aber nicht ganz so Mutter-Teresa-mäßig drauf wie die oben beschriebene Kollegin. Sie arbeitet nach einer festen „Wenn, dann“-Struktur. Hausgeburten und Stillen findet sie zwar unterm Strich auch besser als primäre Sectios und primäres Abstillen. Ihr Seelenheil hängt allerdings nicht so sehr davon ab. Die dritte Hauptart ist irgendwo dazwischen. Und natürlich: Es gibt noch viele, viele Zwischenarten und Zwischenzwischenarten. Da kann sich jede irgendwie wiederfinden. Da bin ich mir sicher. Fachlich ist jede Hebamme auf ihre Art und Weise gut, denn alle haben trotz aller Unterschiede eines gemeinsam: Sie möchten das Beste für Mutter und Kind. Es führen viele Wege nach Rom. Nicht nur einer. Natürlich kommt menschlich nicht jede Hebamme mit der anderen Hebamme klar. Unter Frauen ist das auch manchmal sowieso eine Sache. Und außerdem: Jede Hebamme ist auch nur ein Mensch. Mit Macken.

[Hebammen und das liebe Geld] Früher war es ja noch so, dass Hebammen in Naturalien bezahlt wurden. Ein Stück Schinken, zwei Brote. Irgendwas gab’s immer. Das ist heute etwas anders. Die Frauen, die wir Hebammen betreuen, unterschreiben uns auf einem Formular namens Versicherungsbestätigung unsere erbrachte Leistung, und die schicken wir dann an die Abrechnungszentren der Krankenkassen. Die wiederum bezahlen uns dann hoffentlich das Geld, das wir in Rechnung gestellt haben. Das ist häufig mit einer ziemlichen Willkür verbunden, so mein Eindruck. Online und im Original wird’s übrigens verlangt. Es ist also wie eine doppelte Buchführung. Das Problem ist folgendes: Steht in der Onlineversion z. B. 20:00 Uhr als Zeitpunkt der Leistungserbringung, im Original aber 20:10 Uhr (was ja mal aus Versehen passieren kann), wird die komplette Position nicht bezahlt, denn da stimmt ja was nicht überein und da „sind uns leider die Hände gebunden“. Die Krankenkassen haben es sich angewöhnt, da einen langen Bürokram von zu machen. Wenn man den Betrag also trotzdem bezahlt haben möchte, müsste man eine neue Versicherungsbestätigung mit Originalunterschrift von der betreuten Frau einholen und erneut einreichen. Nicht, dass die Hebamme da selbst in der Bestätigung was drin rumfälscht und womöglich gar nicht um 20 Uhr bei der Frau war, sondern erst um 20:10! Was an sich völlig egal wäre. Aber gut. In dem folgenden Fall geht es um eine Frau, wir nennen sie mal - - - Bettina Bumskoffski. Sie heißt natürlich nicht wirklich so. Aber ich möchte mal verdeutlichen, dass es um keinen Allerweltsnamen geht wie z. B. Sabine Müller oder so. Bettina Bumskoffski wurde von mir während Schwangerschaft und Wochenbett betreut. Sie heiratete während des Betreuungszeitraumes und erhielt von ihrer neuen Krankenkasse eine vorläufige Versichertennummer. Welche ich bei der Abrechnung angab, denn eine „richtige, endgültige“ lag nicht vor. Die Rechnung belief sich auf einen Betrag von ca. 1000 €. Mich erreichte ein Schreiben des Krankenkassenabrechnungszentrums mit der Information darüber, dass eine Auszahlung des Betrages leider nicht möglich sei, denn eine Mitgliedschaft sei „nicht zuzuordnen“. Wie sich herausstellte, konnten sie mit ihrer eigenen vorläufig erteilten Versichertennummer für Bettina Bumskoffski nichts mehr anfangen. „Hupps, das ist ja unglücklich gelaufen, wir bezahlen die Rechnung natürlich noch.“ Nach vier Wochen war das Geld dann „schon“ da. Ein paar Wochen später nahm Bettina Bumskoffski dann an meinem Rückbildungskurs teil. Mit den gespeicherten Daten nahm ich die Abrechnung für diesen Kurs vor. Alle relevanten Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum standen in der Onlineversion und auch auf dem Begleitzettel. Auf die Versichertenbestätigung schrieb ich (weil das noch nie ein Problem war) nur den Namen, den Wohnort und die Rechnungsnummer, die übrigens identisch mit der Rechnungsnummer auf dem Begleitzettel und der Onlineversion war. Mich erreichte wieder ein Schreiben. Der Betrag könne nicht ausgezahlt werden, eine Mitgliedschaft sei „nicht zuzuordnen“. Da fehlten noch die entscheidenden Angaben auf der Versichertenbestätigung, die eine einwandfreie Zuordnung erst ermöglichen würden. Kurz darauf erreichte das Krankenkassenabrechnungszentrum wiederum ein Schreiben. Von mir nämlich: Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin überrascht, dass Sie (mal wieder) keine Mitgliedschaft von Bettina Bumskoffski, geb. 11.11.1990, feststellen können. Schauen Sie doch bitte (mal wieder) genau nach, ich bin mir sehr sicher, dass Sie sie finden werden. Auf Frau Bumskoffskis Rechnung stand die von Ihnen vergebene vorläufige Versicherungsnummer. Wie beim letzten Mal übrigens auch. Ich muss mich da fragen: Wie viele Bettina Bumskoffskis haben Sie, die Sie so bei der Krankenkasse XXXXYYYY versichern? Wie viele von den ganzen Bettina Bumskoffskis sind am 11.11.1990 geboren worden? Und wie viele Bettina Bumskoffskis, die am 11.11.1990 geboren worden sind, wohnen in Hamburg? Es müssen wahnsinnig viele sein! Da verliert man wohl mal den Überblick, nicht wahr? Ich bin überrascht über die Willkür der Bürokratie, die in Ihrem Abrechnungszentrum herrscht, und ich frage mich ernsthaft, ob es stumpfe Systemroutine ist, die zu diesem wiederholten Komplettausfall geführt hat. Oder liegt es daran, dass der Sachbearbeiter, der diese Rechnung geprüft hat, EINE Abweichung von vielen Daten festgestellt hat und ernsthaft und wahrhaftig glaubt „Nein. DIE Bettina Bumskoffski kann hier nicht versichert sein!“ Ganz ehrlich, wenn mein Mann mit einem anderen Hemd nach Hause kommt, lasse ich ihn nicht vor der Tür stehen und sage: „Du bist nicht mein Mann. Dein Hemd ist das falsche!“

Erscheint lt. Verlag 2.12.2014
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 183 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Schwangerschaft / Geburt
Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe Hebamme / Entbindungspfleger
Schlagworte Abbruch • Abtreibung • Aufklärung • Aufklärungsunterricht • Baby • Babys • betreuen • Betreuung • CTG • die hebammensprechstunde • Erfahrungen • Erfahrungsberichte • Familienhebamme • Freiberuflich • Freiberufliche • Gebären • Geburt • Geburtsberichte • Geburtshelfer • Geburtshelferin • Geschichten • Gymnastik • Hausgeburt • Hausgeburtshebamme • Hebamme • Hebammenprotest • Hebammensprechstunde • Hebammenvorsorge • Hörrohr • Information • Informieren • Nachsorge • Oje ich wachse • Protest • Ratgeber • Rückbildung • Rückbildungsgymnastik • Rückbildungskurs • Schule • Schulunterricht • Schwanger • Schwangere • Schwangerschaft • Schwangerschaftsabbruch • Schwangerschaftsvorsorge • Sex • Sexualkunde • Simulationspuppe • Sprechstunde • Teenager • Teenager-Schwangerschaft • ungewollt • Unterricht • Vorsorge • was dann • Wochenbett
ISBN-10 3-902943-76-9 / 3902943769
ISBN-13 978-3-902943-76-7 / 9783902943767
Zustand Neuware
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