Kriegsklingen - Joe Abercrombie

Kriegsklingen

Roman

(Autor)

Buch
816 Seiten
2009
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-72267-5 (ISBN)
10,00 inkl. MwSt
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Dies ist die atemberaubende Geschichte von Logen, dem Barbarenkrieger, der eigentlich nur seine Ruhe haben will - wenn er nicht ständig um sein Leben kämpfen müsste. Und die Geschichte von Großinquisitor Glokta, der eigentlich durch nichts zu erschüttern ist - bis er auf eine lebende Legende trifft, die in seiner Stadt eine magische Intrige spinnt, und die das ganze Reich zu erschüttern droht ...


Der junge britische Autor Joe Abercrombie gibt der Helden-Fantasy im Stil von Stan Nicholls und James Barclay ein neues Gesicht: Zwiespältige Charaktere, spannende Abenteuer und eine gute Portion Humor machen sein Romandebüt "Kriegsklingen" zu einem außergewöhnlichen Fantasy-Erlebnis.


Mit Bonusmaterial!


Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen Romanen um den Barbaren, den Inquisitor und den Magier hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schaffte es bereits mehrmals auf die Times-Bestsellerliste. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.

Logen hechtete zwischen den Bäumen hindurch; seine nackten Füße rutschten auf dem nassen Boden, dem Schlamm und den glitschigen Kiefernnadeln immer wieder aus. Pfeifend schoss der Atem aus seinem Mund, und das Blut dröhnte in seinem Kopf. Er stolperte und prallte hart auf der Seite auf, wobei er sich fast die eigene Axt in die Brust bohrte. Dann lag er keuchend da und spähte angestrengt in den dämmerigen Wald. Einen Augenblick zuvor war der Hundsmann noch bei ihm gewesen, da war er sicher, aber jetzt war er nirgendwo mehr zu sehen. Was die anderen anging - wer konnte sagen, wo sie steckten? Er war vielleicht ein toller Anführer, dass er sich derart von seinen Jungs trennen ließ. Er musste versuchen, zu ihnen zurückzufinden, aber überall wimmelte es von Schanka; er spürte, wie sie sich zwischen den Bäumen bewegten, ihr Geruch stach ihm in die Nase. Ihm war, als ob irgendwo zu seiner Linken Gebrüll ertönte, vielleicht ein Kampf. Logen zog sich langsam wieder auf die Füße und versuchte, dabei möglichst wenig Geräusche zu machen. Da knackte ein Zweig, und er fuhr herum. Ein Speer schoss auf ihn zu. Ein grausam aussehender Speer. Mit einem Schanka hinten dran. »Iiiek«, entfuhr es Logen. Er drehte sich ruckartig zur Seite, glitt aus und fiel aufs Gesicht, dann rollte er sich durchs Unterholz und erwartete jeden Augenblick, den Speer im Rücken zu spüren. Schwer atmend rappelte er sich hoch. Wieder sah er, wie die helle Spitze auf ihn gerichtet war; er duckte sich aus der Schusslinie und verschwand hinter einem Baumstamm. Als er dahinter hervorspähte, zischte der Plattkopf und stach nach ihm. Logen guckte nun auf der anderen Seite hervor, nur für einen Augenblick, dann bückte er sich,sprang um den Baum herum und schwang die Axt, wobei er so laut brüllte, wie er nur konnte. Mit einem lauten Knacken grub sich das scharfe Blatt in den Schädel des Schanka. Glück gehabt. Aber allmählich war Logen auch der Ansicht, dass er ein bisschen Glück verdiente. Der Plattkopf stand da und starrte ihn an. Dann begann er zu schwanken, während Blut über sein Gesicht rann. Und schließlich fiel er wie vom Blitz getroffen um, entriss dabei Logens Fingern die Axt und brach vor seinen Füßen zusammen. Logen versuchte, den Stiel seiner Axt zu erwischen, aber irgendwie hatte der Schanka noch immer den Speer im Griff, und die Spitze fuchtelte wild durch die Luft. »Ah!«, krächzte Logen, als die Waffe ihm eine Kerbe in den Arm schlug. Er fühlte, wie ein Schatten auf sein Gesicht fiel. Noch ein Plattkopf. Ein verdammt großer. Schon halb in der Luft, die Arme vorgestreckt. Keine Zeit, die Axt zu greifen. Keine Zeit, um auszuweichen. Logens Mund öffnete sich, aber es blieb keine Zeit, etwas zu sagen. Was sagte man auch in so einem Augenblick? Sie krachten beide auf den nassen Boden, rollten miteinander ringend durch den Schlamm und über die Dornen und die abgebrochenen Äste, während sie aneinander zerrten, sich schlugen und anknurrten. Eine Baumwurzel traf Logen am Kopf, so heftig, dass seine Ohren dröhnten. Irgendwo hatte er ein Messer, aber er wusste nicht mehr, wo. Sie rollten immer weiter und weiter den Hügel hinab; die Welt drehte sich um ihn, während Logen versuchte, das Brummen aus seinem Schädel zu bekommen und gleichzeitig den großen Plattkopf zu erwürgen. Es gab kein Halten mehr. Eigentlich hatten sie die Idee für ziemlich clever gehalten, das Lager so nahe an der Schlucht aufzuschlagen. Auf diese Weise konnte sich niemand von hinten heranschleichen. Jetzt allerdings,da Logen gerade auf dem Bauch über die Abbruchkante der Klippe rutschte, erschien ihm dieser Einfall irgendwie nur noch halb so gut. Seine Finger kratzten über den nassen Boden. Nur Erde und braune Kiefernnadeln. Sie packten zu, griffen aber ins Nichts. Er stieß ein leises Wimmern aus. Plötzlich fanden seine Hände doch einen Halt. Eine Baumwurzel, die sich am Rand der Schlucht über den Boden reckte. Er schwang in der Luft herum und schnappte nach Luft, aber sein Griff war fest. »Ha!«, brüllte er. »Ha!« Er war immer noch am Leben. Es brauchte mehr als ein paar Plattköpfe, um Neunfinger-Logen um die Ecke zu bringen. Er wollte sich den Abhang hinaufziehen, stellte aber fest, dass es ihm nicht gelang. An seinen Beinen hing erstaunlich viel Gewicht. Vorsichtig spähte er nach unten. Die Schlucht war tief. Sehr tief. Die Wände waren zudem ziemlich steil und felsig. Hier und da klammerte sich ein Baum an eine Felsspalte, wuchs ins Nichts hinein und breitete sein Blattwerk in die leere Luft. Ganz weit unten gurgelte der Fluss schnell und zornig dahin, und sein weiß schäumendes Wasser war von zackigem schwarzem Gestein eingefasst. Das an sich war schon ziemlich übel, aber das ärgste Problem lag noch etwas näher. Der große Schanka war noch immer bei ihm. Er schwang sanft hin und her, während seine dreckigen Hände Logens Knöchel fest umklammert hielten. »Scheiße«, murmelte Logen. Er steckte ziemlich in der Klemme. Zwar hatte er schon eine ganze Reihe wirklich übler Klemmen überlebt, von denen sich dann später in guten Geschichten erzählen ließ, aber im Augenblick konnte man sich schwerlich eine schlimmere vorstellen. Das brachte ihn dazu, über sein Leben nachzudenken. Rückblickend erschien es ziemlich bitter und sinnlos. Niemandem ging es irgendwie besser, nur weil es ihn gegeben hatte. Er hatte viel Gewalt und Schmerz erlebt, gemischt mit Kämpfen und Enttäuschungen. Seine Hände wurden nun allmählich müde, und seine Unterarme brannten. Es sah nicht so aus, als wollte der große Plattkopf in nächster Zeit von ihm abfallen. Stattdessen hatte der sich ein kleines Stückchen das Bein empor gezogen, hielt nun aber inne und starrte Logen an. Wäre es umgekehrt gewesen und Logen hätte am Fuß des Schanka gebaumelt, hätte er vermutlich gedacht: Mein Leben hängt von diesem Bein ab, an dem ich da hänge -also besser nichts riskieren. Einem Menschen wäre es wichtiger gewesen, sein Leben zu retten, statt seinen Feind zu töten. Das Problem war allerdings, dass die Schanka nicht so dachten, wie Logen sehr wohl wusste. Daher war es für ihn keine echte Überraschung, als sein Gegner das große Maul aufriss und die Zähne in Logens Wadenbein grub. »Aaaaargh!«, brüllte Logen, er heulte und versuchte, so hart wie möglich mit den nackten Füßen zuzutreten. Immerhin schlug er dem Schanka ein blutendes Loch in den Schädel, aber der Plattkopf hörte nicht auf zu beißen, und je mehr er trat, desto mehr rutschten seine Hände von der glitschigen Wurzel ab. Er hatte jetzt nicht mehr allzu viel Wurzel zum Festhalten, und das bisschen, das er noch gepackt hielt, sah so aus, als werde es jeden Augenblick abreißen. Er versuchte, an etwas anderes zu denken als an den Schmerz in seinen Händen, den Schmerz in seinen Armen und an die Zähne des Plattkopfs in seinem Bein. Er würde abstürzen. Fragte sich nur, ob auf die Felsen oder in den Fluss - welches von beidem, das würde sich dann vermutlich irgendwie ergeben.

Erscheint lt. Verlag 29.1.2009
Reihe/Serie Die Klingen-Romane / The Age of Madness
Heyne Bücher
The First Law
Illustrationen Dominic Harman
Übersetzer Kirsten Borchardt
Sprache deutsch
Original-Titel The Blade Itself - The First Law: Book 1
Maße 135 x 206 mm
Gewicht 796 g
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy
ISBN-10 3-453-72267-1 / 3453722671
ISBN-13 978-3-453-72267-5 / 9783453722675
Zustand Neuware
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