Der Tote im Teich (eBook)

Journalistin Charlotte Schrader ermittelt

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
325 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3266-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tote im Teich - Petra Haghjou
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Gerade ist der junge Kilian Passlick vor Gericht wegen Drogenbesitzes freigesprochen worden, da entdeckt  Journalistin Charlotte Schrader die Leiche seines Entlastungszeugen in einem entlegenen Hamburger Teich. Ein Unfall? Oder hat jemand beim Ertrinken nachgeholfen?

Der Mann wollte ihr vor seinem Tod etwas Wichtiges anvertrauen und sollte als Mitglied in einem Ruderclub eigentlich bestens mit dem nassen Element vertraut sein. Charlotte beginnt zu ermitteln und wird dabei nicht nur von Kilian unterstützt, sondern auch von dessen attraktiven Patenonkel Niklas Ahrens.

Haben radikale Umweltschützer etwas mit dem Vorfall zu tun? Aber auch im Freundeskreis des Toten entdeckt Charlotte manches Geheimnis. Zusätzlich plagen Charlotte einige familiäre Querelen, und auch in der Zeitungsredaktion herrscht gewaltige Unruhe, seit von Umorganisation gemunkelt wird.


Gelingt es Charlotte, in all dem Chaos den Überblick zu behalten und den mysteriösen Todesfall zu lösen?



Die Liebe zu Büchern begleitet Petra Haghjou seit ihrer Kindheit. Aber immer stand neben dem Lesen auch das eigene Schreiben.

Mit ihren Romanen lädt die Autorin ihre Leserinnen und Leser ein, sich auf Erzählreise zu begeben. Ihre Geschichten bestechen durch feinen Humor, getragen von vielschichtigen Figuren und Orten, die sie besonders inspirieren.  

Im Aufbau Verlag sind bisher ihre Romane 'Kleider machen Liebe' und 'Filmreif verliebt'  erschienen.

1


Einen Tag zuvor

Der Anruf erschütterte das Einfamilienhaus von Charlottes Eltern in ihrem ruhigen Hamburger Elbvorort an einem Mittwochmorgen um sieben Uhr fünfunddreißig. Er verfehlte nur knapp ihren Vater auf seinem Weg zu seiner Praxis, in der ihn der erste Magenspiegelungspatient erwartete, und er traf ihre Mutter vor ihrem ersten Kaffee, der gerade aus der Espressomaschine in die Tasse schoss.

Charlotte, deren Gedanken sich gerade um die Frage drehten, ob sie sich noch ein Joghurt gönnen sollte, schreckte das durchdringende Klingeln gehörig auf. Verwundert bemerkte sie, dass ihre Mutter bereits von Kopf bis Fuß für den Arbeitstag gestylt war: angefangen von der flotten Halblangfrisur bis hin zu ihren italienischen Pumps. Es gab an sich keinen Grund, warum Babette Schrader zu dieser frühen Stunde wie aus einem Modemagazin für Best-Agerinnen entsprungen aussah, denn sie würde ihren Interior-Laden, der am Rande der Innenstadt lag, erst um zehn Uhr öffnen. Möglicherweise hatten ihr übersinnliche mütterliche Instinkte vor dem Aufstehen zugeflüstert, dass heute ein früher und noch dazu unerfreulicher Anruf eingehen würde, für den sie sich äußerlich wappnen sollte. Nichts verlieh einer Frau bekanntlich mehr seelischen Schutz vor den Tücken des Lebens als ein perfektes Styling.

Neugierig sah Charlotte zu, wie ihre Mutter das singende Smartphone aus der Handtasche zog, die griffbereit auf der Küchentheke lag, und den Anruf entgegennahm. Ihre Mimik wechselte dabei von anfänglichem Unmut wegen der frühen Störung über Fassungslosigkeit bis hin zu blankem Entsetzen. Geräuschlos legte Charlotte ihren Löffel auf dem Frühstückstisch ab, und selbst Penelope, ihre grau getigerte Familienkatze, schien zu spüren, dass etwas im Busch war. Graziös sprang sie auf einen freien Stuhl und fuhr sich mit der kleinen rosa Zunge über die Lippen. So verharrten sie zusammen mit gespitzten Ohren in Lauerhaltung und verfolgten mit angehaltenem Atem, wie Babette Schrader das Smartphone so fest an ihr Ohr presste, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihr aufgewühltes Seelenleben schimmerte deutlich durch die Schicht ihres frisch aufgetragenen Make-ups, als sie endlich sagte: »Ich habe dir vor deiner Hochzeit mehrmals gesagt, dass es nicht gut ist, bei der Schwiegermutter einzuziehen, Annika. Elegante Familien-Villa hin oder her.«

Charlotte ahnte, dass es sich bei dem familiären Notfall nicht um eine schiefgegangene Haartönung oder um das geprellte Handgelenk einer ihrer Nichten handelte. Annika, ihre sechs Jahre jüngere Schwester und zweifache Mutter, sollte sich eigentlich um diese Uhrzeit auf dem Weg zum Kindergarten befinden, um dort ihre Zwillinge abzuliefern. Und weil Mittwoch war, würde Annika eilig in die schwiegermütterliche Villa zurückkehren, die seit ihrer Heirat mit Dr. Clemens Stuppe auch ihr Zuhause war. Sie würde sich schminken, sich in eines ihrer Designerkleider werfen, um, leicht gestresst von der morgendlichen Aktivität, ihre Tätigkeit in einer kleinen, aber feinen Gemäldegalerie aufzunehmen. Der Job gab mit zwölf Arbeitsstunden in der Woche gerade genug Zeit her, damit sie der kulturinteressierten Welt ihre ganzen Klamotten vorführen konnte. Es musste sich also um etwas Ernstes handeln, wenn Annika an ihrem Mittwoch-Arbeitstag im Elternhaus anrief.

Tatsächlich schlug Babette Schrader ihrer jüngeren Tochter in diesem Moment vor: »Dann melde dich krank, packe das Notwendigste ein und komm her. Irgendeine Lösung wird sich finden.« Annika konnte durchs Telefon nicht sehen, wie ihre Mutter sich nach dem Ratschlag wie eine Ertrinkende an die frisch gebrühte Tasse Cappuccino klammerte.

Als wäre damit alles gesagt, tippte sie auf die Austaste und stopfte ihr Smartphone zurück in die Handtasche.

Charlotte hingegen wurde flau, und das lag nicht an dem Tempo, mit dem sie vorher ihre Frühstückseier verschlungen hatte. Seit drei Monaten wohnte sie selbst wieder unter dem elterlichen Dach, und dies höchst unfreiwillig, nachdem sie ihre gemütliche kleine Wohnung wegen Eigenbedarf hatte räumen müssen. Mit einem bescheidenen Gehalt ließ sich auf dem kollabierenden Hamburger Immobilienmarkt nicht so schnell eine bezahlbare Wohnung finden, und so war sie vorerst mit Hab und Gut ins Elternhaus zurückgekehrt. Wenn jetzt Annika Beziehungsprobleme hatte und mit ihrem Nachwuchs hier einziehen sollte, würden höchstens ein paar Quadratmeter freier Platz für sie selbst bleiben.

»Wann genau hast du diesen Besichtigungstermin für eine neue Wohnung?«, fragte ihre Mutter sogleich nach und streifte sie mit einem teuflischen Blick.

Charlotte rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Annikas Problem lag nicht einmal vollständig auf dem Frühstückstisch, und sie selbst geriet augenblicklich ins Schussfeld.

»Heute Nachmittag«, gab sie zu und dämpfte vorsichtshalber jegliche zu optimistischen Erwartungen. »Es gibt garantiert eine Menge Bewerber. Die Chancen sind gering, dass ich den Zuschlag bekomme.«

»Du musst selbstbewusst auftreten. Am besten ziehst du eine weiße Bluse an. Das suggeriert Ehrlichkeit.«

»Ich glaube, dass eher ein höherer vierstelliger Gehaltszettel ausschlaggebend ist, Mama.«

Babette Schrader blähte bei der Antwort entschlossen die Nasenflügel auf. Das darauffolgende scharfe Schnauben erinnerte Charlotte schmerzlich an die mütterliche Reaktion, als sie vor fünf Jahren, also ziemlich exakt zur selben Zeit, als Annika ihre Mutter zur Oma machte, verkündet hatte, dass sie ihren gut gehenden Buchladen verkaufe, weil sie sich für ein Journalismus-Studium eingeschrieben habe. Babette Schrader wäre jedoch nicht Babette Schrader, wenn sie nicht entschlossen stets die guten Seiten der Dinge sähe. Und war einmal keine gute Seite in Sicht, wie es am heutigen Morgen der Fall war, dann machte sie eben das Beste daraus.

»Ich habe es im Gespür, dass du den Zuschlag erhältst«, versicherte sie.

Dummerweise schob sich Charlotte in diesem Moment ein Stück Apfel in den Mund, so dass der Blick ihrer Mutter frontal auf ihre knallrot lackierten Nägel fiel. Babette Schrader sah aus, als hätte sie unversehens auf Silberfolie gebissen.

»Wisch dir lieber vorher den Nagellack ab«, rief sie. »Der Vermieter glaubt ansonsten, dass du nie einen Eimer mit Putzlappen in die Hand nimmst.«

»Was hat Annika denn?«, fragte Charlotte so beherrscht, wie es ihr möglich war.

»Es ist natürlich wegen Dr. Clemens!«

Sie nannten Annikas Mann hinter seinem Rücken immer mit Titel plus Vornamen, und das hatte seinen Grund. Als Annika ihn der Familie an einem heißen Augusttag zum ersten Mal vorstellte, war Charlotte aus allen Wolken gefallen. Ihre unreife Schwester und dieses Bild an Seriosität im dreiteiligen Anzug wollten einfach nicht zusammenpassen. Am Anfang war Dr. Clemens Stuppe das Thema von geheimen Unterhaltungen mit ihrer Mutter gewesen. Ihr Papa war komplett in grüblerisches Schweigen versunken und hatte gefühlt erst bei der Geburt seiner Enkeltöchter das erste Mal unverkrampft mit seinem Schwiegersohn gesprochen.

»Ist er Annika plötzlich zu alt?«, erkundigte sie sich, denn Dr. Clemens war mit siebenunddreißig Jahren nicht nur ein äußerst erfolgreicher Fachanwalt für Scheidungsrecht, sondern trat entsprechend untadelig auf.

»Eher zu langweilig.«

»Aha. Hat Annika das erst jetzt bemerkt?«

»Offenbar! Auslöser war das mit dem Lindy Hop.«

»Lindi-was?«

»Warum bist du bei einer Zeitung angestellt, wenn du nicht weißt, was Lindy Hop ist?«, warf ihr Babette Schrader sogleich vor. »Du solltest wirklich mehr mit dem Zeitgeist gehen.«

Charlotte schwieg dazu. An sich arbeitete sie seit eineinhalb Monaten für den Lokalteil und nicht für das Kulturressort, aber da sie die Kunst der Selbstpräsentation generell nicht besonders gut beherrschte und aktuell nur eine bedenklich kleine Sammlung an veröffentlichten Artikeln im Victor-Boldt-Verlag vorzuweisen hatte, verkniff sie sich eine Bemerkung.

Babette Schrader stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es ist so: Annika möchte tanzen gehen, und Lindy Hop ist total angesagt. Also hat sie sich und Dr. Clemens für einen Tanzkurs angemeldet. Natürlich ohne ihm vorher ein Wort davon zu sagen.« ...

Erscheint lt. Verlag 3.12.2024
Reihe/Serie Eine mörderische Reportage
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amateurdetektiv • Hamburg • Journalistin • Mord • Mörder • Mörderische Reportage • Reportage • Todesfall
ISBN-10 3-8412-3266-3 / 3841232663
ISBN-13 978-3-8412-3266-3 / 9783841232663
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