Das Testament (eBook)
288 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5503-5 (ISBN)
Hans-Peter Zürcher wurde 1956 in Zürich geboren und hat hier seine gesamte Schulzeit absolviert. Nach seinem Architekturstudium am Abend-Technikum und an der ETH Zürich, eröffnete er 1981 sein eigenes Architekturbüro, ebenfalls in Zürich. Auch heute nach seiner Pensionierung ist er noch als Architekt tätig, widmet sich aber mehrheitlich dem Schreiben. Er schreibt unter seinem Jugendnamen Hady Zürcher. Sein erstes Buch war ein modernes Märchen, erschienen im Verlag der Schweizerischen Literaturgesellschaft. Seine Leidenschaft aber, ist der Kriminalroman: Der Protagonist einer Serie von Romanen, Rico Monn, ist zuerst Polizist, dann Privatdetektiv und bearbeitet spannende Fälle aus verschiedenen Milieus. Der erste Thriller trägt den Titel Unternehmen Frankfurt Der zweite Thriller trägt den Namen Das Testament Alle erschienen im BoD Verlag, Norderstedt, Deutschland
Kapitel 5
Ein weiterer Mord
Jan sass am Esstisch und träumte ins Nichts. Ihm war bewusst geworden, dass er zwanzig Prozent der Firmenanteile geerbt hatte, die einen Wert von mehreren hunderttausend Franken hatten. Er nahm das vor ihm liegende Schriftstück zur Hand und las es langsam durch. Es war der Ehevertrag, auf den Ramona schon bei der Heirat bestanden hatte. Darin stand, dass er bei einer Scheidung absolut gar nichts erhalten sollte. Auch verzichtete er mit seiner Unterschrift auf eine Unterhaltszahlung. Er würde somit wieder mit seinem Lohn als technischer Zeichner seinen Unterhalt bestreiten müssen. Es war kein grosses Gehalt, aber es hatte immer gereicht. Er war von Haus aus nicht reich. Nicht so wie seine Frau. Aber er war zufrieden und hatte stets alles unternommen, was er gerne machte. Das Geld von Ramona war ihm im Grunde genommen egal. Dennoch musste er zugeben, dass die Annehmlichkeiten, die mit dem vielen Geld verbunden waren, das Leben erleichterten. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sogar sagen, dass er den Gedanken genoss, nie mehr arbeiten zu müssen.
Trotzdem fand er es ungerecht, dass die Tochter, eine ihm bisher unbekannte Person, so viel geerbt hatte. Er war eifersüchtig und suchte nach Möglichkeiten, Sabrinas Erbe zu schmälern. Er ertappte sich dabei, wie er allerschlimmste Gedanken hegte. Er nahm an, dass er ihren Anteil erben würde, wenn sie tot wäre. Dem war aber nicht so, wie ihm der Notar später erklärte. Beim Ableben von Sabrina würde ihr Vermögen auf ihrer Seite verteilt. Er hätte nichts davon. Eine weitere Überlegung war, ob Sabrina ein Testament erstellen und ihn darin berücksichtigen könnte. Er war eigentlich der Ansicht, dass alles, was sie geerbt hatte, ihm gehörte.
Schliesslich war er der Ehemann. Es ärgerte ihn immer mehr, dass seine Frau ihn so gedemütigt hatte. Er wurde zusehends wütender. „Was bist du doch für ein Miststück“, flüsterte er vor sich hin.
Das Telefon klingelte und ein Kommissar Dias der Kriminalpolizei des Kantons Zürich war am Apparat.
„Sind Sie Herr Hauser?“
„Ja, um was geht es?“
„Wir müssen Ihnen mitteilen, dass ein weiterer Partner der Gesellschaft Ihrer verstorbenen Frau ermordet wurde. Wir würden Sie gerne bei uns auf dem Präsidium sehen. Sagen wir morgen um neun Uhr? Geht das?“
„Ich kann das nicht fassen. Aber ja, ich komme um neun.“ Ohne weitere Worte wurde das Gespräch beendet.
Jan sass Kommissar Dias gegenüber an dessen Pult.
Es war ein alter Schreibtisch. Das Tischblatt war zerkratzt und voller Kerben.
„Herr Hauser, wo waren Sie gestern zwischen acht und dreizehn Uhr?“, begann der Kommissar.
Jan verstand die Frage so, als sei er der Verdächtigte, er musste also genau überlegen, wo er sich am Vortag aufgehalten hatte.
„Ich war zusammen mit Frau Loosli in einem Restaurant.
Das war von elf bis zirka halb zwölf. Davor war ich zu Hause und habe gelesen.“
„Wer ist Frau Loosli?“, fragte Kommissar Dias weiter.
„Das ist die uneheliche Tochter meiner verstorbenen Frau. Sie ist die Haupterbin.“
„Wir haben von den anderen Partnern vernommen, dass jeder der Partner, auch der Ermordete, zusätzlich zu den eigenen Anteilen, weitere vierzehn Prozent aus dem ehemaligen Besitz von Frau Hauser-Stoll geerbt hat.“
„Ja, ich war an der Testamentseröffnung und kann das bestätigen. Neu sind die drei Partner zusammen die Haupteigentümer der Firma“, erklärte Jan.
„Haben Sie einen Zeugen, der bestätigen kann, dass Sie den ganzen Morgen zu Hause waren?“
„Nein.“
Der Kommissar notierte jeden Satz von Jan sorgfältig in sein schwarzes Büchlein und setzte seine persönlichen Bemerkungen daneben. Jan wollte wissen, welcher der Partner getötet wurde.
„Sein Name war Stefan Seeholzer. Er war der jüngste der drei Partner. Haben Sie ihn gekannt?“
„Nein, ich habe von ihm gehört. Meine Frau hatte mit ihm ein Verhältnis, das sie vor mir nicht verheimlichte.
Ganz im Gegenteil. Sie hielt mir diesen Herrn stets vor die Nase. Aber persönlich gekannt habe ich ihn nicht.“
Kommissar Dias hörte sehr aufmerksam zu. Ihm schien, als hätte er ein mögliches Motiv gefunden. „Wie war Ihre Beziehung, oder besser Ihre Ehe, mit Frau Ramona Hauser-Stoll?“, wollte er wissen.
„Wir hatten am Anfang eine sehr harmonische und glückliche Beziehung. Sie wurde aber zusehends anstrengender und in den letzten Jahren lebten wir nur noch nebeneinanderher. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Weshalb es so weit gekommen ist, kann ich Ihnen nicht erklären. Auf jeden Fall war es die Hölle. Ramona erniedrigte mich bei jeder Gelegenheit, auch im Beisein von Freunden. Das ärgerte mich sehr.“
„Ärgerte es Sie so sehr, dass Sie Ihre Frau am liebsten umgebracht hätten?“
„Ich gebe zu, dass ich manchmal sinniert habe, wie es wohl wäre, wenn sie tot ist. Aber ermordet habe ich sie nicht, das müssen Sie mir glauben.“
Der Kommissar versuchte die offenen Aussagen von Jan einzuordnen. Er war fast sicher, dass der Mörder von Frau Hauser-Stoll vor ihm sass. Gleichzeitig war er etwas skeptisch, weil Jan so bereitwillig und augenscheinlich ehrlich darüber sprach, wie schlecht seine Beziehung zur Ehefrau war. Das erhärtete das Motiv, obwohl er sich damit selbst belastete.
Nachdem Kommissar Dias alles fein säuberlich notiert hatte, schloss er sein schwarzes Büchlein und sagte Jan, er dürfe gehen. Dieser bedankte sich, stand auf und verliess das Kommissariat.
Im Freien, am Strassenrand, blieb er stehen und liess das Gespräch nochmals Revue passieren. Er war nicht kriminalistisch geschult, verstand aber dennoch, dass er sich selbst zum Hauptverdächtigen gemacht hatte. Er war sich sicher, dass der Kommissar annahm, dass er seine Frau ermordet hatte. Er suchte nach anderen Personen, die infrage kamen. Dias hatte nicht gesagt, dass die beiden Mordfälle in einem Zusammenhang standen.
Da beide Personen aus der gleichen Firma stammten, nahm Jan jedoch an, dass es etwas mit der Gesellschaft zu tun haben musste und der Mörder auch in diesem Umfeld zu suchen war.
Er entschloss sich, Sabrina zu kontaktieren. Schliesslich war sie eine Grossaktionärin und es musste in ihrem Interesse liegen, der Sache auf den Grund zu gehen.
„Hallo Sabrina, es tut mir leid, dass ich dich schon wieder störe, aber es ist sehr wichtig und dringend, dass wir uns so schnell wie möglich treffen. Es ist ein weiterer Mord im Umfeld der Firma deiner Mutter geschehen. Wir müssen gemeinsam eine Strategie finden, um Näheres zu erfahren.“
Sabrina wirkte ziemlich gefasst. Jan hatte mehr Emotionen erwartet. Sie erschien ihm sogar beinahe kalt.
„Gut. Treffen wir uns wieder im Grünen Glas?“, fragte Sabrina.
Jan meinte, es sei besser, wenn sie sich privat in ihrer oder seiner Wohnung träfen. Sie könnten da offener reden und hätten keine Zuhörer.
„Ok, treffen wir uns bei dir. Wo wohnst du?“, fragte Sabrina.
Jan erklärte ihr den Weg zu seiner Wohnung in Affoltern am Albis. Sabrina war erstaunt, dass er nicht in Zürich wohnte. Es war kein langer Weg und sie war mit dem Auto in zwanzig Minuten dort.
Sie begrüsste Jan mit einem Lächeln und sie setzten sich an den Küchentisch.
„Wir müssen herausfinden, was es mit den beiden Morden auf sich hat“, begann Jan.
„Aber dafür ist doch die Polizei da. Wir haben doch gar keine Möglichkeit, so einen Fall zu lösen.“
„Im Grundsatz ist das richtig, aber deine Mutter sowie der ermordete Partner arbeiteten in derselben Firma und du bist seit Neuestem Aktionärin dieser Firma. Da wir nicht wissen, wieso sie ermordet wurden, müssen wir davon ausgehen, dass du allenfalls in Gefahr bist“, erklärte Jan.
„Der Notar hat mich gestern telefonisch erreicht und mir den gesamten Sachverhalt erklärt. Es scheint so, dass ich tatsächlich eine vermögende Frau geworden bin, obschon ich mir aus Geld eigentlich nichts mache.“
„Da du zehn Prozent hast und ich zwanzig, sind wir der zusammen der grösste Einzelaktionär. Ich denke, wir sollten uns zusammentun und uns mit den verbleibenden Partnern der Firma treffen. Was meinst du dazu?“ Sabrina war etwas unsicher. Sie kannte Jan erst seit ein paar Stunden. Konnte sie ihm vertrauen? Sie beschloss, es zu tun.
„Wir sollten uns besser kennenlernen, bevor wir uns verbünden. Ich schlage vor, wir essen zusammen zu Abend und trinken ein Glas Wein“, schlug Sabrina vor.
Jan fand die Idee gut und freute sich, dass Sabrina ihr grundsätzliches Einverständnis für sein Vorgehen gab.
Er reservierte im Restaurant Molino, einer Pizzeria nahe dem Bahnhof Affoltern am Albis.
Sabrina freute sich auf die Pizza, hatte sie doch schon seit Monaten keine mehr gegessen.
„Das ist eine gute Idee“, sagte sie. „Wir...
Erscheint lt. Verlag | 22.11.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Kommissar • Mord • Rohstoffhandel • Serienkiller • Tochter |
ISBN-10 | 3-7583-5503-6 / 3758355036 |
ISBN-13 | 978-3-7583-5503-5 / 9783758355035 |
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