SLEWFOOT - Die Geschichte einer Hexe -  Brom

SLEWFOOT - Die Geschichte einer Hexe (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
544 Seiten
Festa Verlag
978-3-98676-173-8 (ISBN)
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Eine Geschichte geheimer Magie und Schrecken, wie sie nur der dunkle Fantast BROM erzählen kann. Connecticut, 1666: Die junge Engländerin Abitha erreicht die puritanische Kolonie, um einen Fremden zu heiraten - und schnell zur Witwe zu werden, denn ihr Mann stirbt unter mysteriösen Umständen. Ganz allein in dieser frommen und patriarchalischen Gesellschaft, kämpft Abitha um ein bisschen Freiheit. Doch als einige Dorfbewohner sterben, macht ein Gerücht die Runde: Hexe. Da trifft sie auf Slewfoot, einen mächtigen Geist aus der Antike ... der versucht, seine eigene Rolle in der Welt zu finden. Heiler oder Zerstörer? Beschützer oder wildes Tier? Für Abitha, die Ausgestoßene, ist Slewfoot der Einzige, den sie um Hilfe bitten kann. Gemeinsam entfachen sie einen Kampf zwischen Heiden und Puritanern - ein Kampf, der droht, nichts als Asche und Blut zu hinterlassen ... Andy Davidson: »Ein brüllendes, blutiges, wunderschönes Werk reiner Fantasie.« Library Journal: »Durchsetzt mit unerwarteter Heiterkeit und grenzenlosem Schrecken ... Ein Muss für Fans von dunkler Fantasy und historischem Horror.« Clay McLeod Chapman: »Dämon oder nicht, böse oder nicht, der mächtige Junggeselle Slewfoot verdient unsere Liebe und Hingabe. Hoch lebe Brom, hoch lebe Slewfoot!« Booklist Reviews: »Für alle, die historischen Horror mit einer gesunden Dosis dunkler Fantasie, Hexerei und Rache mögen.« BookPage: »Ein gruseliger, kribbelnder, blutiger Spaß. Wenn du auf der Suche nach einer spannenden Hexengeschichte bist, die auch eine philosophische Tiefe hat, dann schnapp dir Slewfoot.« Mallory O'Meara: »Dieses Buch ist wie geschaffen für Liebhaber des Folk-Horrors und alle, die gern Spaß haben wollen.« Dieses Buch erscheint bei Festa in zwei Ausgaben. Beide enthalten mehr als zwei Dutzend von BROMs faszinierenden Bildern und Kapitelillustrationen. Die limitierte Vorzugsausgabe ist jedoch komplett in Farbe gedruckt und von BROM signiert. Sie ist von Hand nummeriert und limitiert auf 666 Exemplare.

Gerald Brom wurde 1965 in Amerika geboren. Da sein Vater Pilot bei der US-Armee war, musste die Familie oft umziehen. So lernte BROM verschiedene Länder kennen. Er wohnte auch mehrere Jahre in Deutschland, wo er sein Abitur machte. Heute lebt er mit seiner Frau und zwei Söhnen in Seattle. Aufgewachsen in einer militärisch geprägten Umgebung, gewöhnte er sich daran, mit seinem Nachnamen angesprochen zu werden und signiert noch heute schlicht als BROM. Als gefeierter Dark-Fantasy-Künstler hat er seine unverwechselbare Vision in alle Bereiche der Kreativindustrie einfließen lassen, von Romanen und Spielen bis hin zu Comics und Film. BROM ist der preisgekrönte Bestsellerautor von The Child Thief (dt. Der Kinderdieb), Krampus, Slewfoot und weiteren fantastischen Romanen, die er natürlich auch alle selbst illustrierte.

KAPITEL 1

Die Neue Welt

Sutton, Connecticut, März 1666

Ein Schatten in tiefster Dunkelheit.

Flüstern …

Zwei Stimmen.

»Nein.«

Weiteres Geflüster – drängend.

»Ich höre euch nicht … Ich kann euch nicht hören. Die Toten hören nichts.«

Ein flüsternder Chor.

»Lasst mich.«

Du musst aufwachen.

»Nein. Ich bin tot, und tot werde ich bleiben.«

Du kannst dich nicht länger verstecken.

»Dort draußen gibt es nichts mehr für mich.«

Es gibt Blut.

»Nein … es reicht. Ich bin fertig damit.«

Sie kommen.

»Lasst mich in Ruhe.«

Sie sind hier, stehen vor deiner Tür.

»Das kümmert mich nicht.«

Wir haben ein Geschenk für dich.

»Ich möchte nichts.«

Blut … Rieche es.

»Nein, ich rieche gar nichts. Ich bin tot.«

Aber der Schatten konnte das Blut durchaus riechen, das ihn umgab, in ihn eindrang, ein Teil von ihm wurde. Und mit dem Blut kam der Hunger – erst nur ein Kribbeln, dann, als der Geruch die Luft sättigte, ein schmerzhaftes Reißen.

»Oh«, stöhnte der Schatten. »Süßes Blut.«

Der Schatten öffnete die Augen, schloss sie, öffnete sie erneut.

Dort im Staub lag ein vierbeiniges Tier. Es war kein Reh, es war überhaupt kein Tier, das er erkannte, sondern ein struppiges Vieh mit gespaltenen Hufen und dicken, gedrehten Hörnern. Sein Bauch war aufgerissen und die Gedärme quollen heraus, in seinen Augen flackerte es und sein Atem ging schnell und flach.

Der Schatten näherte sich dem Tier. Das Vieh fixierte den Schatten mit wildem Blick und begann zu beben, dann zu blöken. Der Schatten ergötzte sich an dessen Angst, schob sich immer näher und näher und steckte Schwaden wie aus Rauch in die warme Masse, um sowohl die Furcht als auch das Blut zu trinken.

Langsam nahm der Schatten Form an. Das Blut zeichnete Venen und Arterien nach, Knorpel, Knochen, Sehnen und Muskeln. Er leckte das Blut auf, dann – als er bemerkte, dass er Zähne hatte – biss er das Tier, vergrub seine Schnauze in den warmen Innereien, verschlang Fleisch und Knochen gleichermaßen. Plötzlich spürte der Schatten ein Pochen in seiner Brust, dann noch eines, und er zuckte erschrocken zusammen. Dann war da ein Herzschlag, der immer schneller wurde. Der Schatten, der nun nicht länger Schatten war, hob den Kopf und stieß ein lang gezogenes Heulen aus.

Gut, sagten die anderen.

»Gut«, sagte der Schatten, der jetzt eine Bestie war. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten hörte er die eigene Stimme von den Höhlenwänden widerhallen.

Bist du noch hungrig?

»Ja.«

Willst du mehr Blut?

»Ja.«

Oben gibt es mehr.

Die Bestie blickte nach oben und entdeckte einen Lichtschimmer am Ende eines langen, schroffen Schachts.

Wie lautet dein Name?, fragten die anderen.

»Das weiß ich nicht mehr«, antwortete die Bestie.

Es wird dir einfallen. Oh, es wird dir einfallen … und ihnen auch.

»Samson!«, rief Abitha und bemühte sich, die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken.

Hastig folgte sie den Spuren gegabelter Hufe, die sich durch die Bündel aus getrockneten Maisstängeln wanden. Da sie das Tier vor nicht einmal einer Stunde gesehen hatte, nahm sie an, dass der Ziegenbock nicht weit sein konnte. Am Rand des Feldes hielt sie an und suchte den dichten Wald Connecticuts ab. Obwohl sämtliche Blätter jetzt, mitten im Winter, auf dem kalten Boden lagen, schluckten die Bäume das Licht und erlaubten es kaum, mehr als 100 Schritt weit zu sehen.

»Samson«, rief sie erneut. »Sam!« Die kalte Luft machte ihre Worte zu Nebel.

Die dichten Wolken am Himmel würden dafür sorgen, dass bald die Dämmerung einsetzte. Wenn sie Samson bis Einbruch der Dunkelheit nicht fand, dann sicherlich die Wölfe oder einer der wilden Männer. Dennoch zögerte sie, wusste sie doch, wie leicht man diesen Wald betreten und nie wieder daraus auftauchen konnte. Sie blickte zur Hütte zurück und überlegte, die Flinte zu holen. Dann entschied sie, dass dafür keine Zeit blieb, holte tief Luft, raffte den Saum ihres grauen Wollrocks und begab sich in das düstere Labyrinth aus Bäumen.

Vorsichtig, um auf den halb getauten Blättern im Schlamm nicht auszurutschen, folgte sie den Spuren um eine Brombeerhecke herum und eine Böschung hinab. Die Ranken und Dornen zupften an ihrem Mantel und dem langen Rock. Ihre Haube blieb an einem Ast hängen und wurde ihr vom Kopf gezogen, sodass sich ihr langes kastanienbraunes Haar löste. Sie griff nach der Haube, rutschte aus und stürzte den Hang hinab in eine sumpfige Schlucht.

»Zur Hölle!«, schrie Abitha, dann blickte sie sich verstohlen um. Hier draußen war niemand, aber die Vorsicht war ihr zur Gewohnheit geworden, wusste sie doch, was ihr blühte, sollte jemand aus der Sekte sie derart fluchen hören.

Sie packte einen Ast und wollte sich aufrappeln, aber der Ast brach, sodass sie auf Händen und Knien landete und der Schlamm ihr die Stiefel von den Füßen zog. »Sohn einer Dirne!«, rief sie, diesmal ohne Angst, dass jemand sie hören könnte.

Abitha spuckte einen Mundvoll Schlamm aus, begann, nach ihren Stiefeln zu graben, fand sie und zerrte sie aus dem Sumpf. Sie versuchte, den Matsch herauszuschütteln. Als das nicht funktionierte, kratzte sie ihn ab. Das harte Leder schmerzte an ihren halb gefrorenen Fingern. Als der Schmerz zu heftig wurde, hörte sie auf und presste die tauben Hände im Versuch, ein wenig Wärme zu finden, an ihre Brust.

»Samson«, rief sie und suchte den feuchten Sumpf ab, spähte in die endlose Wildnis und fragte sich, wie ein Londoner Mädchen bloß an so einem brutalen, erbarmungslosen Ort hatte enden können. Sie spürte das Brennen von Tränen und wischte sich mit den Handrücken über die Augen, wobei sie Schlamm auf ihren Wangen verschmierte. »Hör auf zu weinen. Du bist kein Kind mehr.«

Sie ließ das einen Moment wirken.

Nein, schon 20 im Frühjahr. Eine Frau … und außerdem vermählt. Stirnrunzelnd zählte sie die Monate und stellte fest, dass sie bereits seit fast zwei Jahren verheiratet war. Es fiel ihr schwer, all das zu akzeptieren – ein Ehemann, eine Farm, die Puritaner, besonders die Puritaner mit ihrer asketischen Lebensweise. Und das nach all der Zeit, die man sie hatte glauben lassen, sie würde einst als Dienstmädchen bei irgendeinem Herrn oder einer Herrin dienen. Sicherlich auch kein gutes Leben, aber zumindest müsste sie dann nicht jeden Winter aufs Neue fürchten zu verhungern. Es kam anders, nicht wahr, Abi? O ja, dafür hat Vater gesorgt.

Ihr Vater hatte von dem Kopfgeld gehört, das der König für Bräute für die Kolonisten ausgelobt hatte, und hatte seine Tochter für eine Handvoll Münzen an den Staat verkauft. Sie war ihrem Ehemann Edward Williams versprochen worden, bevor sie überhaupt die Gestade Englands verlassen hatte, mit gerade einmal 17 Jahren.

Als Lehrer hatte Abithas Vater darauf bestanden, dass sie gemeinsam mit ihren zwei jüngeren Brüdern das Lesen erlernte. So hatte Abitha das Schriftstück, das sie anpreisen sollte, ohne Probleme studieren können. Sie hatte es während der langen Reise immer wieder hervorgezogen, wenn sie lachen oder weinen wollte.

›Tugendhafte, gehorsame junge Frau, hübsch von Antlitz, wohlgeformte Figur, gut erzogen aus frommem, wohlgesittetem Hause.‹

Fromm fürwahr, hatte sie gedacht, wenn es zählt, dass der Vater lieber trinkt, als Brot zu kaufen, und die Mutter das Fluchen als Kunst ansieht. Und tugendhaft? Nun, ignorierte man die Ausbrüche übler Flüche, das gelegentliche Stehlen und einen Hang zum Raufen, dann war sie wohl die geeignete Kandidatin, um in ein puritanisches Dorf einzuheiraten. Was »hübsch von Antlitz« anging, das hatte vorher noch niemals jemand über sie gesagt, nicht mit der vorwitzigen Nase, nicht mit dem Teint, der dunkel anlief, wenn sie sich aufregte und in der Kälte rot wurde. »Wohlgeformt« musste für den Mann, der dieses Pamphlet verfasst hatte, etwas anderes bedeuten als für sie, denn ihr wäre nie aufgefallen, dass sich jemand nach ihrer merkwürdigen Figur umschaute.

Der Humor verging ihr, als das Schiff den Hafen von New Haven erreichte. Während ihrer Reise kam sie immer mehr zu der Überzeugung, dass ihr zukünftiger Ehemann sie nach dem ersten Blick abweisen würde. Sollte Edward jedoch enttäuscht gewesen sein, sie war es ebenfalls. Zwar war er ein gut aussehender Mann, vielleicht sogar attraktiv, etwa zehn Jahre älter als sie und mit vollen, dunklen Locken, aber er hatte einen Buckel, der ihn zwang, vornübergebeugt zu gehen.

Was er von ihr dachte, wusste sie nicht, zumindest damals noch nicht, denn falls Edward wirklich enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken – bei ihrer Ankunft begrüßte er sie mit einem schüchternen Lächeln. Dann, nach einem peinlichen Händedruck und einer kurzen, geschäftsmäßigen Vorstellung, nahm er ihre Tasche und führte sie zu seinem Eselskarren und in ihr neues Leben.

Und hier bin ich nun, dachte sie, kratze gefrorenen Matsch aus meinen Stiefeln und jage einen dämlichen Ziegenbock durch die dunkle Wildnis.

...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2024
Übersetzer Simona Turini
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-98676-173-X / 398676173X
ISBN-13 978-3-98676-173-8 / 9783986761738
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