Bote des Schreckens -  Hildegard E. Merkes

Bote des Schreckens (eBook)

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2024 | 1. Auflage
598 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4686-3 (ISBN)
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Was ist Wirklichkeit? Etwas, dessen wir uns sicher sein können? Oder ist auch sie nur eine Illusion und daher beliebig veränderbar? Und was bedeutet das für die Bewohner, deren Welt durch die sich verändernde Wirklichkeit in Stücke zu brechen droht? Dheyrion, Fheondri und ihre Freunde sehen sich einem der mächtigsten Wesen gegenüber, die es je in ihrer Welt gegeben hat. Und dieses Wesen wird nur von einem einzigen Gedanken beherrscht: Rache

I


»Wo sind denn alle hin?«, fragte Dheyrion ratlos. Sie konnten doch nicht alle verschwunden sein!

Er überlegte kurz. »Warst du auch beim Schloss?«, fragte er Fheondri dann.

Der schlug sich gegen die Stirn. »Hab ich glatt vergessen«, entschuldigte er sich. »Ich schau gleich mal nach.«

Er hob ab und flog in Richtung Schloss davon, während die vier sich auf der Bank unter der Laterne niederließen.

»Ist das euer Heimatort?«, fragte Auritus mit gedämpfter Stimme. Dieser Ort hatte etwas an sich, das ihn an den See erinnerte.

»Fheondridor und ich haben hier gewohnt«, antwortete Vhil. »Früher.«

»Tut mir leid.«

»Ach«, meinte Vhil und winkte ab. »Die Häuser kann man wieder aufbauen.« Seine Stimme wurde leiser. »Solange es nur den Bewohnern gutgeht.«

Die Zeit verging, und Vhil konnte einfach nicht ruhig sitzen bleiben. Nach einigen Minuten sprang er auf und begann, auf dem Platz hin und her zu wandern.

Kurz darauf kehrte Fheondri zurück.

»Und?«, fragte Vhil sofort.

Fheondri musste erst einmal verschnaufen. So ein bisschen Übergewicht hatte doch ein paar recht lästige Nachteile.

»Sie …«, japste er.

»Ja! Was?« Vhil sah ihn ungeduldig an.

»Sie sind alle oben im Schloss«, brachte er endlich atemlos hervor.

»Dem Himmel sei Dank. Also gut, auf geht's.« Vhil schulterte seinen Rucksack, doch Fheondri schüttelte energisch den Kopf.

»Ich brauch erstmal eine Pause.« Er ließ sich auf die Bank fallen.

»Ich denke, auf die paar Minuten kommt es jetzt auch nicht mehr an«, meinte Dheyrion.

Sie warteten also, bis Fheondri wieder zu Atem gekommen war, und machten sich dann auf den Weg durch den Ort. Am Felshang angekommen, stiegen sie in den Aufzug – so etwas hatte Auritus noch nie gesehen, geschweige denn benutzt – und im Nu waren sie auch schon oben.

»So was will ich auch haben«, sagte er begeistert.

»Ja, toll, nicht wahr?« Fheondri grinste.

Am Schloss warteten schon ihre Freunde auf dem Vorplatz auf sie. Erst nach vielen erleichterten Begrüßungen und Umarmungen und nachdem sie Auritus kurz vorgestellt hatten, bemerkten sie einen großen abgedeckten Hügel auf dem Platz.

»Was habt ihr denn da versteckt?«, fragte Ardorvar interessiert.

Anvyllor ging hin, lüftete die Plane und zeigte ihnen, was sich darunter befand.

Auritus gab einen erschreckten Laut von sich und wich ängstlich einige Meter zurück.

Es war das stierähnliche Wesen, das durch den Sprechenden Wald gehetzt war. Und es war offenkundig tot.

»Was ist denn das für ein Ungetüm?«, wollte Fheondri wissen und trat neugierig näher.

»Niemand von uns weiß es«, antwortete Lumivhir. »Es kam gestern aus dem Landesinneren angerannt, stürmte rücksichtslos durch den Ort und dann den Berg herauf. Durch das Geschrei im Tal gewarnt, konnten wir uns rechtzeitig bewaffnen, aber wir brauchten alle unsere Kämpfer, um mit diesem Biest fertigzuwerden. Eine Weile lang sah es gar nicht gut aus.«

Anvyllor legte den Arm um ihre Schultern, ihre Ziehkinder versammelten sich um die beiden und schmiegten sich angstvoll an sie. Alle waren sichtlich mitgenommen.

»Gab es Verletzte?«, fragte Dheyrion zaghaft.

»Ja, einige«, erwiderte Anvyllor. »Aber zum Glück sind alle noch am Leben.«

Sie ließen das Untier, wo es war, und gingen hinein, wo sie es sich an den Tischen im Thronsaal gemütlich machten.

»Ich hatte überlegt, Meister Lendritos zu informieren und zu fragen, ob er hierher kommen und sich das Wesen einmal ansehen könnte«, meinte Anvyllor. »Aber es würde zu lange dauern, bis er hier wäre.« Er seufzte. »Es geht wohl nicht anders, wir werden den Körper irgendwo vergraben müssen, bevor er anfängt … äh …« Er warf einen Blick auf die Kinder. »... bevor er anfängt, ungut zu duften«, beendete er den Satz dann leise.

»Das hast du jetzt aber schön ausgedrückt«, lobte ihn Fheondri.

Anvyllor grinste. »Danke.«

Dheyrion überlegte kurz und nickte dann zu Lumivhir hin. »Könnt ihr beide es nicht wegzaubern? Das wäre doch bei Weitem die einfachste Lösung, oder nicht?«

»Unsere neuen magischen Fähigkeiten sind noch ziemlich unausgereift«, antwortete Lumivhir mit einem schiefen Grinsen. »Deshalb gehen wir derzeit eher noch recht sparsam damit um. Wer weiß, was wir sonst unter Umständen alles gleich mit wegzaubern würden.«

Anvyllor nickte. Da er im Gegensatz zu den anderen dreien ursprünglich als Mensch auf diese Welt gekommen war, ging er ganz besonders vorsichtig mit seinen magischen Kräften um. Immerhin mussten die Magier gewöhnlich nicht umsonst eine jahrzehntelange Ausbildung durchlaufen, bevor sie eigenverantwortlich in einem bestimmten Bereich tätig werden durften.

Mit gedämpfter Stimme fügte er an: »Oder der Zauber geht komplett schief und das Untier explodiert … das Resultat stelle ich mir lieber gar nicht erst vor.«

Fheondri schüttelte sich bei dem Gedanken daran angewidert und meinte: »Ich glaube, dieser Anblick würde sogar mir zur Abwechslung mal den Appetit verderben.«

Dheyrion schnaubte amüsiert.

»Doch, würde es.«

»Ich hab nichts gesagt.«

»Du hast aber so laut gedacht, dass ich es trotzdem hören konnte.« Fheondri maß ihn mit einem leicht verschnupften Blick.

»Na komm«, meinte Dheyrion einlenkend. »Ich wünschte, ich hätte so einen robusten Magen wie du.«

»Ja, das hat schon seine Vorteile«, meinte Fheondri besänftigt und fügte nach einer kurzen Pause an: »Tja, dann müssen wir es wohl doch vergraben.«

»Habt ihr euch denn schon überlegt, wie wir es von diesem Berg herunterkriegen könnten?«, fragte Ardorvar, der sich bereits mit der praktischen Umsetzung beschäftigte. »Hier oben gibt es ja wohl keine Möglichkeit, es irgendwo zu vergraben, oder?«

»Nun«, erwiderte Anvyllor und senkte die Stimme. »Wir werden es zerkleinern müssen.«

»Ah ja.« Ardorvar nickte.

»Warum katapultieren wir es nicht einfach über die Klippen ins Meer?«, schlug Vhil vor. »Dort gibt es mit Sicherheit genügend hungri… äh … dankbare Abnehmer, die sich seiner annehmen würden.«

»Gar keine so schlechte Idee«, stimmte Ardorvar ihm zu. »Eine ›Seebestattung‹ wäre sicher die leichteste und wohl auch die appetitlichste Lösung.«

»Gut, dann machen wir es so«, entschied Anvyllor. »Ich bin aber dennoch der Ansicht, dass wir Meister Lendritos informieren und hierzu befragen sollten«, fügte er an. »Ich habe ein Bild von diesem Wesen anfertigen lassen, das wir ihm zeigen könnten.«

»Hm«, meinte Vhil nachdenklich. »Meister Lendritos hat sicherlich von uns allen die weitreichendsten Kenntnisse, egal, um was es geht. Daher wäre ich natürlich auch dafür, ihn in Kenntnis zu setzen, aber du weißt, dass er nicht mehr so gerne auf Reisen geht.«

»Wir könnten ja zu ihm gehen«, warf Dheyrion ein.

»Wenn ich euch daran erinnern darf, wollten wir aber eigentlich zu dem See«, wandte Ardorvar ein. »Und der liegt in der entgegengesetzten Richtung.«

»See?«, fragte Lumivhir nach. »Was denn für ein See?«

Ardorvar warf einen Blick in die Runde. Sollte er das wirklich hier vor allen Bewohnern des Goldenen Tals darlegen?

Vhil, der seine Zweifel bemerkte, nickte ihm auffordernd zu und meinte leise, aber eindringlich: »Es betrifft uns alle, Ardorvar.«

Dann erhob er sich, klopfte ihm kurz aufmunternd auf die Schulter und ging zu Auritus hinüber, der neben Dheyrion Platz genommen hatte. Sie konnten ja schlecht in seiner Gegenwart erzählen, dass Ardorvar seine Erinnerungen hatte löschen müssen, um ihn aus seiner Panik zu reißen.

Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt erschien Vhil das noch nicht ratsam. Auritus war noch immer sehr schreckhaft, wie sich bei der Enthüllung des Stierwesens gezeigt hatte, und am Ende provozierten sie damit einen Rückfall, der ihn erneut in seinen Ängsten versinken lassen würde.

Abgesehen davon, was das für Auritus bedeuten würde – was schlimm genug wäre –, würden sie dann auch den See vermutlich nicht mehr finden können.

»Na, Auritus«, wandte er sich daher lächelnd an ihn. »Wollen wir uns diese langweiligen Gespräche nicht lieber ersparen und uns stattdessen mal dieses schöne Schloss ansehen?«

Auritus nickte erfreut, sprang sofort vom Stuhl auf und folgte ihm bereitwillig nach...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7597-4686-1 / 3759746861
ISBN-13 978-3-7597-4686-3 / 9783759746863
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