Wintersonne (eBook)

Für ein kleines Stück von Freiheit
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
732 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-05303-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wintersonne -  Sandra W. Draheim
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Die Stadt Saenda ist Vergangenheit. Vor drei Jahren wurde sie Opfer einer Katastrophe und riss all ihre Bewohner mit sich in den Tod. Der einzige Weg, die Stadt wiederzusehen, führt durch die Augen eines Sehers - Menschen, die andere ihre Erinnerungen erneut durchleben lassen können. Vain hält nicht viel von Sehern. Aber seine Ankunft in der Stadt Term zwingt ihn zunehmend, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ebenso wie mit den Bewohnern eines Hotels, die in Vain eine Möglichkeit sehen, einer anhaltenden Bedrohung auf den Grund zu gehen. Auch gegen seinen Willen. Auf der anderen Seite der Bucht genießt Ronan seinen Alltag als arbeitsloser Seher. Doch als sich die Gelegenheit bietet, mehr über Saenda herauszufinden, fordert jemand seine Kräfte ein ... und Ronan muss erkennen, dass die Machenschaften in Term auch ihn in ein gefährliches Spiel verwickeln. Die Wege von Vain und Ronan kreuzen sich. Sie geraten ins Visier jener, die Term ihr Eigen nennen, und schon kurz darauf können sie den Wellen, die Saendas Zerstörung geschlagen hat, nicht mehr entkommen. Denn Saenda ging im Licht der Wintersonne unter. Derselben Sonne, die bald auch wieder am Himmel über Term stehen wird.

Sandra W. Draheim, Jahrgang 1996, arbeitet seit ihrer Schulzeit an ihrem schriftstellerischen Lebenswerk. Worte, Sätze und Geschichten füllen jede noch so kleine Lücke in ihrem Alltag, den sie im Süden Bayerns verbringt. Mit ihrer Roman-Reihe »Wintersonne« öffnet sie die Tore zu einer Welt voller Geheimnisse, Rätsel und verborgener Wahrheiten, die die Grenzen der Realität verschwimmen lassen. Ganz nach dem Grundsatz: Jedes Kapitel eine Entdeckung - jeder Satz eine Spur.

Sandra W. Draheim, Jahrgang 1996, arbeitet seit ihrer Schulzeit an ihrem schriftstellerischen Lebenswerk. Worte, Sätze und Geschichten füllen jede noch so kleine Lücke in ihrem Alltag, den sie im Süden Bayerns verbringt. Mit ihrer Roman-Reihe »Wintersonne« öffnet sie die Tore zu einer Welt voller Geheimnisse, Rätsel und verborgener Wahrheiten, die die Grenzen der Realität verschwimmen lassen. Ganz nach dem Grundsatz: Jedes Kapitel eine Entdeckung - jeder Satz eine Spur.

Prolog - Das Ziel vor Augen

Es hätte sich gut anfühlen müssen.

»Beweg dich!«

Der Regen auf ihrer Stirn. Diese kühle Nässe, die in schweren Tropfen über ihre Wangen floss, um sich an ihrem Kinn zu sammeln und lautlos hinunter auf die gepflasterte Straße zu fallen.

»Eins, zwei, drei—«

Oder der Wind. Der bis vor kurzem noch warme Sommerwind, der in den frühen Abendstunden bereits abgekühlt war.

»—vier—«

Es hätte sich gut anfühlen müssen. Aber alles, was sie wahrnahm, war das Wasser in ihrem Haar, in ihren Schuhen, in den feinsten Fasern ihrer Kleidung. Wasser, das einen Weg bis auf ihre fiebernde Haut fand.

Sesha verstand es nicht.

»—fünf—«

Schwer atmend krachte sie mit der Schulter gegen eine steinerne Hauswand. Ihr Sichtfeld schmälerte sich, bis ihre Umgebung kaum mehr war als ein unwirklicher Schleier, der ihre Sinne betäubte.

Es war nicht genug.

Eins, zwei, drei, vier, fünf. Fünf Schritte war sie vorangekommen, ehe ihre Beine unter ihrem eigenen Gewicht nachgegeben hatten. Schon wieder.

Sesha presste eine Hand auf ihre schmerzende Brust, obwohl sie wusste, dass es nicht helfen würde. Ebenso wenig, wie der Regen und der Wind halfen.

Es hätte sich nicht so schlimm anfühlen sollen.

»Weiter, na los …«

Winzige Blätter und Blüten eines Baumes wurden von einer Böe über die Straße getragen und umwehten den Pfosten einer Laterne, bevor die Regentropfen sie zu Boden zwangen. Eine Schicht Farbe auf glattem Stein. Rot, Grün, Violett.

Rot. Grün. Violett.

Sesha kniff die Augen zusammen. Die flachen Atemzüge schienen ihr nicht den Sauerstoff zu bringen, nach dem ihr Körper sich so sehr sehnte. Als sie die Luft durch den Mund wieder ausstieß, blieb ein Nachgeschmack von Metall auf ihrer Zunge zurück.

»Du musst durchhalten.«

Durchhalten, das musste sie. Denn sie durfte sich nicht verlieren. Sie durfte ihn nicht die Oberhand gewinnen lassen, diesen Schmerz, der mit jedem Herzschlag eine neue Welle aus Hitze durch ihren Körper zu schicken schien.

Fieber.

Sesha kämpfte.

»Komm schon, du bist stärker als das!«

Sie zwang sich, die Augen wieder zu öffnen, nahm die Hand von ihrer Brust, um das Wasser aus ihrem Gesicht zu wischen, und richtete sich mühsam auf. Ihre Schulter pochte, nachdem sie so oft in so kurzer Zeit gegen verschiedene Wände geprallt war, doch dieser Schmerz war gut. Dieser Schmerz würde vergehen.

Sie stützte sich noch einen Moment an der Wand ab, bevor sie ihrem Körper ausreichend vertraute, weitergehen zu können. Sie hatte den Großteil des Weges bereits geschafft, sie konnte es nicht zulassen, auf den letzten Metern zu scheitern.

Es war keine Option.

Keine. Option.

Sesha ließ die Wand los. Der erste Schritt vorwärts brachte sie aus dem Gleichgewicht, aber sie fing sich wieder. Ein kleiner Erfolg.

Die Straßensteine waren im nassen Zustand so dunkel, dass die gesamte Umgebung ihre sonst so freundliche Atmosphäre verloren hatte.

Warum ist mir das nie aufgefallen?

In den bald zwei Jahren, die Sesha nun in Term wohnte, hatte sie dem Boden wohl nie Beachtung geschenkt, obwohl es mehr als genug Regentage gegeben hatte. Sie war niemand, der den Blick gesenkt hielt, das war nicht ihre Art. Gebäude, Wasserstraßen, Parks und Menschen waren ihrer Aufmerksamkeit würdiger. Und von alledem hatte Term reichlich zu bieten.

»Nicht—«

Wieder stieß ihre Schulter unsanft gegen eine Wand. Die Geräusche von Regen auf Stein und von Wind in belaubten Baumkronen verschmolzen mit dem ansteigenden Rauschen in ihren Ohren. Bis sich etwas anderes dazwischen drängte.

Musik.

Sesha hob den Kopf und blinzelte, die Stirn angestrengt in tiefe Falten gelegt. Es dauerte nicht lange, bis es ihr wieder einfiel.

Das Sommerfest.

Vergesslichkeit zählte normalerweise nicht zu Seshas Schwächen. Sie gab der gegenwärtigen Situation die Schuld, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass das Sommerfest auf dem Platz stattfand, den sie bald überqueren musste. Ein anderer Weg kam nicht in Frage.

Sesha musste alle Kraft aufbringen, um nicht an der Wand hinunter auf den Boden zu sacken. Ein Schluchzen presste gegen ihre Kehle, erstickte sie förmlich, doch sie rang das Gefühl nieder. Sie holte tief Luft und kämpfte gegen eine weitere pulsierende Schmerzwelle an, bevor sie sich gedanklich so gut wie möglich für das Bevorstehende wappnete. Bewegung. Schritt für Schritt.

Sie schaffte es ohne Pause bis zum Ende der Straße, wo sie auf einen der tiefer gelegenen Kanäle stieß, die Term wie ein Netz aus Adern durchzogen. Das eiserne Geländer gab ihr Halt und sie erlaubte es sich, einen Augenblick stehenzubleiben.

Das Eisen erzitterte unter ihren Fingern.

Das Fieber brennt, glüht, weiter, weiter, weiter …

»Weiter.«

Dieses eine Wort hielt sie in der Realität.

Mit einer Hand am Geländer bog sie nach rechts ab, von der breiten Straße weg und einen Kanalweg entlang. Der nasse Boden war rutschig und das Geländer glitschig, doch wenigstens boten die eng stehenden Häuser zu ihrer Rechten Schutz vor dem Wind.

Die Musik wurde derweil stetig lauter. Das Dröhnen der begleitenden Trommeln war alles andere als hilfreich für Seshas schmerzenden Körper, und ihr Inneres sträubte sich, seinem Ursprung noch näher zu kommen, aber sie schleppte sich weiter voran. Nach der Überquerung des Platzes würden es nur noch zwei Kreuzungen bis zu ihrem Ziel sein.

Ihr Zuhause wartete auf sie. Menschen, die sie erst seit zwei Jahren kannte. Und doch waren ein paar von ihnen wie eine Familie für sie geworden.

Ein Knacken, ein Rascheln. Hinter ihr, neben ihr, ganz nah. Eine Präsenz, die ihr erst bewusst wurde, als sie im Begriff war, zu verschwinden.

Sesha hatte etwas vergessen.

Der Platz kam in Sicht, ein Achteck, das ringsum von einem Kanal umgeben war. Von vier der acht langen Seiten führte jeweils eine Brücke über die stillen Wasserstraßen, an die sich die hellen, steinernen Häuser schmiegten. Lediglich Kanalwege und wenige breitere Straßen fanden Platz zwischen den Gebäuden.

Dieser Ort sollte eine Oase sein. Eine Insel inmitten einer stürmischen See. Lindernd für das Fieber, den Schmerz, die ständig abschweifenden Gedanken.

»Ich kann nicht—«

Das Fest war in vollem Gange. Die Musik kam von der erhöhten Bühne etwas abseits der Mitte, wo vier Straßenmusiker mit unterschiedlichen Instrumenten ihr Talent zum Besten gaben. Zwei Streicher, ein Trommler, eine Flötenspielerin. Die ganze Nachbarschaft drängte sich auf engem Raum, tanzte und lachte und kaufte die gleichen Dinge wie letztes Jahr – an den gleichen Ständen.

Sesha fokussierte den Blick auf die Brücke auf der anderen Seite des Platzes.

Einfach weitergehen. Eine Brücke, dann der Platz, dann die zweite Brücke.

Wie eine Formel sagte sie sich diese Worte im Kopf vor, bis sie den ersten Übergang erreichte. Ihre Hand zitterte unkontrolliert, als sie das Geländer loslassen musste, und Sesha ballte sie zur Faust, bevor sie sie in ihre Jackentasche steckte. Die Feuchtigkeit ließ sie schaudern, aber dieses Gefühl war nichts im Vergleich zu der brodelnden Wärme, die sich durch die Anspannung der Nerven in ihrer Hand noch zu vervielfachen drohte.

Mit wackligen Beinen betrat sie die Brücke.

Und die schattenhafte Präsenz verschwand, löste sich auf, ließ sie zurück, allein, allein, allein …

Sesha hatte etwas vergessen.

Um dem schlechten Wetter zu trotzen, waren riesige, verknüpfte Planen über dem Platz aufgespannt und auf der anderen Seite des umschließenden Kanals an den Dachfirsten der Wohnhäuser befestigt worden. An den Rändern floss ein Teil des Regenwassers in den Kanal ab, während sich eine gewisse Menge in der Mitte sammelte, über den Köpfen der Menschen und direkt über der Bühne. Sesha hatte das Gefühl, dass die Planen demnächst unter dem Gewicht des Wassers nachgeben würden.

Ein falscher Schritt. Ihr Fuß blieb an einem hervorstehenden Wegstein hängen und sie taumelte zur Brückenbrüstung, wo dieses Mal nicht ihre Schulter, sondern ihre Hüfte den Anprall abbekam.

»Geht es Ihnen gut?« Eine verhaltene Stimme brachte Sesha dazu, die vor Schmerz geschlossenen Augen wieder zu öffnen. Eine hochgewachsene Frau kam auf sie zu, die Kapuze ihres pfirsichfarbenen Regenmantels so tief gezogen, dass nur die untere Hälfte eines faltigen Gesichts zu erkennen war.

Sesha lockerte ihren Griff um den breiten Brüstungsstein. Ein Stück davon sprang ab, zerbrach in kleine Brocken und fand sein neues...

Erscheint lt. Verlag 16.12.2023
Reihe/Serie Wintersonne
Mitarbeit Cover Design: Jaqueline Kropmanns
Sonstige Mitarbeit: Worttraum Lektorat
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction
Schlagworte Geheimnisse • komplexe Handlung • Moralische Verantwortung • Mystery • Rätsel und Geheimnisse • Sonnen • Spannung • Städte • Suspense • vielschichtige Charaktere • Wahrheit und Wirklichkeit • Welt im Wandel • Whodunit • Zerstörte Stadt • Zwei Protagonisten • Zwiespalt
ISBN-10 3-384-05303-6 / 3384053036
ISBN-13 978-3-384-05303-9 / 9783384053039
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