Wisting und der ungewollte Verrat (eBook)

Kriminalroman | Sein persönlichster Fall. Der neue Band in der beliebten skandinavischen Krimireihe
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60628-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wisting und der ungewollte Verrat -  Jørn Lier Horst
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Wenn die eigenen Überzeugungen Leben gefährden Nach tagelangen Regenfällen kommt es zwischen Larvik und Stavern zu einem folgenreichen Erdrutsch, viele Häuser werden zerstört. Wisting und sein Team richten sofort eine improvisierte Krisenleitstelle ein. Bei Sonnenaufgang des Folgetages sind alle Bewohner ausfindig gemacht, das Unglück forderte wie durch ein Wunder keine Opfer. Da entdecken Helfer unter den Trümmern eine Leiche. Der Mann wurde erschossen - laut Gerichtsmedizin 48 Stunden vor dem Erdrutsch. Wisting gerät in einen Fall, der von ihm einen unfassbaren Verrat fordert und das Wichtigste in seinem Leben bedroht: seine Familie.

Jørn Lier Horst, geboren 1970 in Bamble/Norwegen, war Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, bevor er 2004 als Kriminalschriftsteller debütierte. Seitdem schrieb er sich mit seinen Romanen um den Polizisten William Wisting in die erste Liga der norwegischen Krimiautoren.  

Jørn Lier Horst, geboren 1970 in Bamble/Norwegen, war Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, bevor er 2004 als Kriminalschriftsteller debütierte. Seitdem schrieb er sich mit seinen Romanen um den Polizisten William Wisting in die erste Liga der norwegischen Krimiautoren.  

1


Kurz vor der Ausfahrt tauchten Blaulichter im Rückspiegel auf. William Wisting nahm Gas weg. Die regennasse Heckscheibe ließ die Konturen im Dunkeln verschwimmen. Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr kam schnell näher. Als es an Wisting vorbeizog, spritzte Wasser von der Fahrbahn seitlich am Wagen hoch.

Nils Hammer saß auf dem Beifahrersitz und blickte auf. Er räusperte sich, sagte aber nichts.

Der Feuerwehrwagen bog in Richtung Larvik ab. Hinter Wisting tauchte ein weiteres Einsatzfahrzeug auf, und er fuhr langsamer, um es vorbeizulassen.

Es war noch ein Einsatzwagen der Feuerwehr, gefolgt von zwei Rettungsfahrzeugen. Feuchtes Herbstlaub wirbelte hinter ihnen von der Fahrbahn auf.

Wisting schaltete das Autoradio aus und sah auf die Uhr am Armaturenbrett. 23:42.

Hammer richtete sich auf, öffnete das Handschuhfach und nahm das mobile Funkgerät heraus. Gerade wurde eine Meldung durchgegeben. Eine Bravo-Streife erhielt Order, nach Süden zu fahren.

»Verstanden«, tönte es krächzend aus dem Gerät.

Wisting und Hammer warteten schweigend auf weitere Meldungen zu dem Geschehen.

»Verkehrsunfall«, mutmaßte Hammer. »Wahrscheinlich was Ernstes.«

Wisting hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Der Asphalt war nass, die Sicht schlecht. Obwohl die Scheibenwischer über die Frontscheibe fegten, waren die Blaulichter nur undeutlich zu sehen. Kurz darauf verschwanden sie im Dunkeln.

»Nichts für uns«, fügte Hammer hinzu. »Wir kümmern uns nur um die Fahrraddiebstähle.«

Während sie auf einem mehrtägigen Seminar gewesen waren, hatte man zwei Rumänen mit einem Lastwagen voll gestohlener Fahrräder angehalten. Ansonsten war in ihrer Abwesenheit nichts Bemerkenswertes vorgefallen.

Hammer hielt das Funkgerät in der Hand. Keiner sagte etwas. Wurden Bravo-Streifen nach Süden beordert, war sehr wahrscheinlich etwas Ernstes passiert, was auch Ermittlungsarbeit erforderte.

Ein weiteres Einsatzfahrzeug näherte sich von hinten. Wisting bremste ab und fuhr dicht an die Leitplanke heran, während ein Taxi auf der Gegenfahrbahn zur Seite auswich. Der Kommandowagen der Feuerwehr brauste vorbei. Der Luftdruck ließ den Wagen erzittern.

»9–8, 9–8, 9–8. Hier ist 1–1.«

Wisting warf Hammer einen Blick zu und folgte dem Feuerwehrwagen. 9–8 war der Sammelruf an alle Einheiten. Er kam nur selten zum Einsatz.

»Vom Møllebakken in Larvik wird gemeldet, dass mindestens vier Häuser von einem Erdrutsch erfasst worden sind. Die erste Einheit vor Ort wird um umgehende Rückmeldung gebeten. Alle verfügbaren Kräfte melden sich bitte auf Kanal zwei. 1–1 Ende.«

Hammer fluchte und wechselte den Kanal.

»1–1, hier zivile Fox-Streife auf Kanal zwei«, meldete er sich und gab ihre Namen durch. »Wir sind drei Minuten entfernt und folgen der Einsatzleitung der Feuerwehr.«

Wisting schaltete die Blaulichter am Kühlergrill ein. Der Regen verwandelte sich in farbige Nadeln, die auf sie herunterpeitschten.

Møllebakken war eine Straße in einem Wohngebiet zwischen Larvik und Stavern. Die Häuser standen auf einem sanft zum Fjord abfallenden Hang. Wisting konnte sich gar nicht vorstellen, wie es dort zu einem so massiven Erdrutsch gekommen war.

Der Funksprecher teilte ihnen die Kennung Fox 4–1 zu.

»Einsatzleiter am Unglücksort ist auf Kanal fünf.«

»Kanal fünf. Verstanden, Ende«, bestätigte Hammer.

Erneut wechselte er den Kanal. Zwischen den verschiedenen am Einsatz beteiligten Einheiten wurden Meldungen hin- und hergeschickt. Angaben über sichere Treffpunkte, Berichte über den Verlauf der Abbruchkante, Erörterungen über Absperrungen und den Einsatz von Scheinwerfern.

»Hermod wohnt im Møllebakken«, sagte Hammer. »Ganz unten am Wasser.«

»Sissels Vater?«, fragte Wisting.

Hammer gab ein schmatzendes Geräusch von sich, als ob er erst seine Lippen befeuchten müsste, um antworten zu können.

»Wir waren am Sonntag zum Essen dort«, sagte er und nickte. »Am 7. Oktober. Da wäre Sissels Mutter siebzig geworden.«

Wisting konzentrierte sich aufs Fahren. Er überlegte, ob er selbst jemanden kannte, der dort wohnte. Der Einzige, der ihm einfiel, war ein Kunsthändler, an dessen Namen er sich nicht erinnern konnte.

»Haben wir unsere Notausrüstung dabei?«, fragte er.

Hammer drehte sich um und warf einen Blick auf die Ladefläche des Kombis.

»Ja, ist an Bord«, sagte er.

Die meisten Dienstwagen verfügten über eine solche Notausrüstung, in erster Linie für Einsätze bei Verkehrsunfällen. Der Kasten enthielt ein Erste-Hilfe-Set, Warnleuchten, Taschenlampen, eine Rettungsleine, etwas Werkzeug, einen Feuerlöscher und Wolldecken.

Der Einsatzleiter am Unglücksort rief sie mit ihrer Funkkennung. Hammer meldete sich.

»Ankunftszeit?«, wollte der Einsatzleiter wissen.

Wisting blickte abermals auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war 23:47.

»Knapp zwei Minuten«, gab Hammer durch.

»Verstanden. Ich möchte, dass ihr auf der Ostseite einen Kontrollpunkt für die Rettungswagen einrichtet und einen Sammelplatz für Tote und Verwundete ausweist.«

Hammer bestätigte den Empfang der Nachricht.

Wisting bog von der Hauptstraße ab. Der Strom war ausgefallen, und die Häuser um sie herum lagen im Dunkeln.

Der Kommandowagen der Feuerwehr bremste vor ihnen ab. Wisting tat das Gleiche. Etwa hundert Meter weiter vorn erhellten Blaulichter den dunklen Nachthimmel.

Während der Feuerwehrwagen weiter geradeaus fuhr, bog Wisting nach links ab, zum Wasser hinunter, und schaltete alle Blaulichter am Wagen ein. Der Regen fiel schräg von oben und spritzte auf den Asphalt. Sie überholten einen Mann mit Taschenlampe, der in dieselbe Richtung lief. In der Türöffnung eines Hauses stand eine ältere Frau mit einer Decke über den Schultern und sah ihnen nach.

Ein Rettungswagen hatte sich vor ihnen quer auf die Straße gestellt, daneben standen drei Männer, zwei Frauen und die Rettungskräfte.

Wisting fuhr an den Straßenrand, schnappte sich seine Jacke vom Rücksitz und stieg aus. Durch den Wind und den Regen waren vereinzelte Rufe zu hören.

Ein paar Zuschauer traten zur Seite, um sie durchzulassen. Wisting zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und ging näher heran. Nur wenige Meter vor ihm war der Asphalt weggerissen worden. Ein etwa sechzig Meter breiter Abgrund verlief bis hinüber zur anderen Straßenseite.

Wisting trat zwei Schritte auf den Abgrund zu. Hammer folgte mit zwei Taschenlampen und reichte ihm eine. Der Erdrutsch schien einem natürlichen Felseinschnitt gefolgt zu sein und hatte alles mit sich gerissen, was zwischen den beiden Seiten gelegen hatte. Dort, wo sie standen, war der Untergrund stabil. Wisting wagte sich ein Stück weiter und stieg auf eine kleine Felskuppe rechts der Straße. Der Strahl der Taschenlampe reichte nicht ganz hinunter, doch er sah Erde, Steine, Lehm und Gebäudereste. Zerdrückte Wände und eingerissene Mauern. Halb verschüttete Autos. Inmitten des Ganzen hatte sich ein reißender Bach aufgetan.

Fünfzig Meter rechts von ihnen blitzte das Licht eines Scheinwerfers auf, der an einem Mast auf dem Dach eines Feuerwehrfahrzeugs befestigt war. Im Flutlicht trat der Umfang der Katastrophe deutlicher zutage. Es mussten mehr als vier Häuser betroffen sein, womöglich sogar zehn, und etwa vierzig Menschen, wenn alle Bewohner zu Hause gewesen waren.

Hammer hielt sich an einem Baum fest und beugte sich über die Abbruchkante.

»Das Haus von Hermod steht noch«, rief er erleichtert.

Wisting blickte in die Richtung, in die er zeigte, und sah ein Haus auf der anderen Seite des Abgrunds, fast unten am Fjord. Der Scheinwerfer der Feuerwehr reichte nicht ganz so weit, aber sie konnten sehen, dass Teile der Erdmassen von der Hauswand gestoppt worden waren.

Hammer zog sich von der Abbruchkante zurück. Die Martinshörner von weiteren Einsatzfahrzeugen schallten aus unterschiedlichen Richtungen durch die Luft. Wisting nahm eine Bewegung unten in den Erdrutschmassen wahr, gleich rechts von ihnen, und leuchtete mit seiner Taschenlampe...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2024
Reihe/Serie Wistings schwierigste Fälle
Wistings schwierigste Fälle
Übersetzer Andreas Brunstermann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ermittler • Hauptkommissar • Krimi-Reihe • Norwegen • Skandinavien • Skandinavienkrimi • Skandinavischer Krimi • Stavern • William Wisting
ISBN-10 3-492-60628-8 / 3492606288
ISBN-13 978-3-492-60628-8 / 9783492606288
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