Süße Tage, bittere Stunden (eBook)

Die Köchin - Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
560 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-28341-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Süße Tage, bittere Stunden -  Petra Durst-Benning
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Dramatisch, packend, süffig erzählt - Meisterköchin Fabienne erlebt noch einmal alle Höhen und Tiefen des Lebens!
Südfrankreich, 1901. Ein Leben lang hat Fabienne von einem eigenen Restaurant geträumt. Nun wird dieser Traum endlich Wirklichkeit: In Gruissan, dem romantischen Ort am Mittelmeer, eröffnet sie direkt am Marktplatz ihr Restaurant. Schon bald kommen die Gäste von weit her, und Fabienne genießt den Erfolg. In dieser glücklichen Zeit scheint sich auch eine weitere Sehnsucht zu erfüllen - ihr geliebter Sohn, der ihr als Baby geraubt wurde, steht plötzlich vor der Tür. Doch das Wiedersehen verläuft völlig anders als erhofft, der junge Mann ist von bitterem Hass auf die unbekannte Mutter erfüllt. Seine Ablehnung stürzt Fabienne in eine tiefe Krise. Erst als es fast zu einer Katastrophe kommt, begreift sie, was wirklich zählt ...

Auf keinen Fall verpassen - nach »Große Träume, kleine Siege« und »Alte Hoffnung, neue Wege« nun das fulminante Finale der »Köchin«-Trilogie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Durst-Benning!

Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über fünfundzwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt und schreibt im Süden Deutschlands, Frankreich war viele Jahre lang ihre zweite Heimat.

Kapitel 1


Marseille, Anfang Oktober 1891


Im Bistro roch es wie immer, dachte Fabienne, als sie zögerlich die Tür aufstieß. Nach Fasswein und geschmolzenem Käse, nach Zigarettenrauch und verschüttetem Armagnac. Von der Bäckerei nebenan kam der Duft von frisch gebackenem Brot dazu.

Verspürte sie Freude darüber, wieder hier zu sein?, fragte sich Fabienne. Wehmut? Oder überwog das Bauchgrummeln angesichts der nahenden Konfrontation? Noch bevor sie länger über diese Frage hätte nachdenken können, stürmte Stéphanie auf sie zu.

»Fabienne, du bist zurück! Endlich!« Sie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.

»Bonjour, Stéphanie«, sagte Fabienne ein wenig steif.

Doch schon im nächsten Moment schlang Stéphanie ihre Arme um sie. »Ich wusste die ganze Zeit, dass du zurückkommst! Und recht hatte ich!« Ihre hektisch ausgestoßenen Worte verfingen sich in Fabiennes linkem Ohr. Zugleich stieg ihr Stéphanies nach Zigaretten riechender Atem in die Nase. »Ich habe dich so vermisst …« Sie drückte Fabienne noch fester an sich. »Ganze vier Wochen warst du nun weg – mach so was nur ja nie wieder!«

Fabiennes Inneres sträubte sich wie die Stacheln eines Igels. Fast gewaltsam löste sie sich aus Stéphanies Umarmung. »Ich bin nicht ›zurück‹! Ich will lediglich meine restlichen Sachen holen. Hast du meinen Brief denn nicht bekommen, in dem ich dir alles erklärt habe?« Stéphanie sah gut aus, dachte sie. Ihr Blick war wach, ihre Wangen rosig. Dass sie vormittags um elf Uhr überhaupt schon wach war, wunderte Fabienne ebenfalls – zu dieser Zeit schlief Stéphanie normalerweise noch.

Anstatt auf Fabiennes Frage zu antworten, zeigte Stéphanie mit großer Geste aufs Bistro. »Na, was sagst du – ist nicht alles ganz wunderbar in Schuss?«

Fabienne ließ ihren Blick schweifen. Der Boden war gefegt, die Fenster waren geputzt – sogar die Tische waren schon für den Mittagstisch gedeckt!

»Mir scheint, ihr kommt ohne mich ganz gut zurecht.«

»Hast du etwa gedacht, wir lassen während deiner Abwesenheit alles den Bach runtergehen?«, sagte Stéphanie entgeistert. »Das Bistro ist doch unser gemeinsames Kind! Für mich war es selbstverständlich, dass ich bis zu deiner Rückkehr auf alles Obacht gebe.«

»Stéphanie …«, sagte Fabienne gequält. »Ich bin wirklich nicht dauerhaft zurück! Ich bin lediglich gekommen, um –« Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment ging die Küchentür auf und Mia erschien.

»Habe ich doch richtig gehört – die liebe Fabienne!«, sagte die junge Frau, die vom Freudenhaus auf der anderen Straßenseite hierher gewechselt und Fabiennes Platz in der Küche eingenommen hatte. Mit verschränkten Armen schaute sie Fabienne feindselig an. »Dass du dich hier noch mal blicken lässt! Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was hier los war, nachdem du so einfach abgehauen bist?« Noch bevor Fabienne einen Ton sagen konnte, drehte sich Mia auf dem Absatz um und verschwand wieder in der Küche.

Wie vor den Kopf geschlagen stand Fabienne da.

Stéphanie seufzte. »So geht das schon die ganze Zeit! Anstatt dich würdig zu vertreten, jammert Mia von früh bis spät nur herum. Der Herd ist zu eigensinnig, den Teig für die Quiche bekommt sie nicht hin, und überhaupt ist alles viel zu viel Arbeit für eine Frau! ›Wenn das so ist, dann frage ich mich, wie Fabienne das lange Zeit ganz allein geschafft hat?‹, habe ich sie erst gestern gefragt.«

»Vielleicht ist Mia wirklich noch nicht so weit, um eine Küche ohne Unterstützung zu führen …«, murmelte Fabienne betroffen.

»Ach was, das junge Ding ist einfach nur faul!«

Fabienne biss sich auf die Unterlippe. Wenn Mia eines nicht war, dann faul!

»Ich schaue mal, ob ich ihr irgendwie helfen kann«, sagte sie.

»In Ordnung! Ich bin solange oben in der Wohnung, muss mir die Haare waschen«, trällerte Stéphanie. »Komm einfach hoch, wenn du mit Mia fertig bist.«

Die Küche war blitzblank, alles war an seinem alten Platz. Und allem Anschein nach war Mia am Morgen auch schon auf dem Markt gewesen, denn frisches Gemüse und ein paar Salatköpfe lagen zum Verarbeiten parat. Auf dem Herd simmerte es in mehreren Töpfen, der Duft von Fleischbrühe lag in der Luft.

Fabienne machte eine ausholende Handbewegung, die die Markteinkäufe, den Herd und Mia, die am Spülbecken stand und einen Fisch schuppte, mit einschloss. »Für mich sieht das alles sehr gut aus. Kannst du mir bitte sagen, was es mit deinem Wutausbruch vorhin auf sich hatte?«

Die junge Frau schnaubte. »Dass ich alles sauber halte und pfleglich mit den Lebensmitteln umgehe, ist ja wohl selbstverständlich. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch kochen kann! Seit du weg bist, merke ich erst, was ich alles nicht kann! Irgendein Gast hat immer was zu meckern, immer heißt es: ›Bei Fabienne hat es besser geschmeckt!‹ Und ständig schimpft jemand, weil es so lange dauert, bis das Essen kommt. Und dann …« Mia winkte mit einer resignierten Geste ab. »Was rede ich? Als ob dich meine Nöte noch interessieren …«

»Natürlich tun sie das!« Fabienne trat an die junge Frau heran, streichelte hilflos ihren rechten Arm. »Falls es dir ein Trost ist – mir ging es am Anfang genau wie dir, aber das wird besser.«

Doch Mia schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht du, Fabienne, ich schaff das nicht! Als du hier angefangen hast, hattest du schon viele Jahre als Köchin in Lyon gearbeitet, das hast du selbst erzählt. Ich aber habe dir lediglich ein paar Monate über die Schulter geschaut, und das reicht bei Weitem nicht aus. Stéphanie ist auch schon sauer – wenn sie mich rauswirft, muss ich zurück ins Freudenhaus und wieder die Beine breitmachen.«

»Dazu wird es nicht kommen, das verspreche ich dir!«, sagte Fabienne heftig. Schlechtes Gewissen durchflutete sie. Allem Anschein nach hatte sie Mias Fähigkeiten doch falsch eingeschätzt …

Die ehemalige Prostituierte schaute sie spöttisch an. »Du hast hier doch gar nichts mehr zu sagen, wie willst du mir da etwas versprechen? Stéphanie faselt die ganze Zeit davon, dass du hier in der Küche wieder übernimmst, aber mir war von Anfang an klar, dass du uns für immer im Stich lässt!«

Fabienne zuckte zusammen, als habe sie einen Peitschenhieb bekommen. Ein halbes Dutzend Entschuldigungen lagen ihr auf der Zunge, aber sie schluckte alle herunter. Keine wäre geeignet gewesen, Mias Sicht der Dinge zu verändern.

»Wenn du willst, schreibe ich dir ein paar Rezepte auf, vielleicht hilft das ja ein wenig weiter«, sagte sie lahm.

»Rezepte? Nun, dafür müsste ich erst mal lesen können«, erwiderte Mia sarkastisch. Sie winkte Fabienne mit beiden Händen davon. »Geh, geh einfach! Und nimm all deine tollen Versprechungen mit, sie helfen mir nämlich kein bisschen weiter!«

Schweren Schrittes stieg Fabienne die steile Treppe hinauf, die zu der Wohnung im ersten Stock führte. Als sie im September Marseille Hals über Kopf verlassen hatte, hatte sie diese Entscheidung als richtig empfunden. Noahs Brief, in dem er sie über Lilys Notlage informiert hatte, hatte ihr gar keine andere Wahl gelassen, als Lily zu Hilfe zu eilen! Hätte sie etwa aus der Ferne zuschauen sollen, wie ihre Schwester endgültig vor die Hunde ging?

Doch nach dem Gespräch mit Mia hatte sie das Gefühl, mit ihrer überstürzten Abreise einen großen Fehler begangen zu haben.

Ihr Zimmer sah aus, als wäre sie nur über Nacht weg gewesen – die Bettwäsche mit der Zierleiste war noch aufgezogen, da lag noch eine Puppe von Violaine, die wenigen Bücher, die sie besaß, standen im Regal.

Nachdem sie ihre Habseligkeiten gepackt hatte, stellte Fabienne ihren Koffer im Flur ab und trat hinaus auf den Balkon, wo Stéphanie auf einem der beiden Stühle saß und ihre Haare kämmte.

Sobald sie Fabienne sah, reichte sie ihr lächelnd den Kamm. »Magst du?«

Als sie zusammengelebt hatten, hatten sie sich öfter gegenseitig die Haare gekämmt, doch heute schüttelte Fabienne nur den Kopf. »Wir müssen reden.«

»Aber sicher doch! Bevor du mir von deiner Reise erzählst, möchte ich dir allerdings eins vorneweg sagen …« Stéphanie grinste spitzbübisch. »Seit drei Wochen gibt es nur noch zwei Flamencoabende pro Woche, und zwar freitags und samstags!«

»Das freut mich zu hören«, sagte Fabienne lächelnd. »Dass du dich allabendlich derart verausgabt hast, hat mich mit Sorge erfüllt.«

Stéphanie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß – das hast du mir oft genug gesagt, meine liebe Freundin!« Sie sprang auf. »Ich hol nur kurz eine Haarspange, bin gleich zurück.«

Freundinnen – waren sie das wirklich je gewesen? Richtige Freundinnen?, fragte sich Fabienne, während sie auf Stéphanie wartete.

Cathérine Boucher und Gisèle Ricard – beide waren Mères Lyonnaises –, das waren Freundinnen für sie gewesen! Wann immer eine von ihnen Probleme gehabt hatte, hatten die andern ihr beigestanden, jede wäre für die andere durchs Feuer gegangen.

Mit aufgesteckten Haaren erschien Stéphanie wieder auf dem Balkon. »Soll ich eine Flasche Wein für uns öffnen? Oder soll Mia uns einen Kaffee kochen?«

Fabienne schüttelte nur den Kopf. »Setz dich einfach«, sagte sie und zeigte auf den Stuhl neben sich. Dann hob sie stockend an: »Als … als ich dir den Brief schrieb, in dem stand, dass ich mich für … ein anderes Leben entschieden habe … Stéphanie, das war kein Scherz!« Wie hatte sie sich aber einbilden können, mit einem Brief ließe sich alles...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2024
Reihe/Serie Die Köchinnen-Reihe
Die Köchinnen-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • Buchgeschenk für Frauen • eBooks • Frankreich • Genießen in Frankreich • Genuss • Haute Cuisine • Historische Romane • Lyon • Neuerscheinung • Savoir vivre • Spiegel Bestseller Autorin • Starke Frauen • Südfrankreich
ISBN-10 3-641-28341-8 / 3641283418
ISBN-13 978-3-641-28341-4 / 9783641283414
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