Jerry Cotton Sonder-Edition 224 (eBook)

Mörder-Quiz mit Cora

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5769-0 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 224 - Jerry Cotton
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Glücksland für Sie und Ihn! So hieß die neue große Attraktion in New York. Ein Vergnügungszentrum riesigen Ausmaßes - mit riesigen Einnahmen. Doch hinter der glänzenden Fassade von Glücksland verbargen sich tausendfacher Betrug, brutale Erpressung und die furchtbaren Untaten bezahlter Mörder. Ich, der G-man, wurde in den atemberaubenden Strudel hineingezogen, als ich die schöne, aber zwielichtige Cora kennenlernte. Und von diesem Augenblick an bewegte ich mich am Abgrund des Todes, beim Mörder-Quiz mit Cora ...


Die Leiche der jungen Frau


Sie waren zu zweit, als sie sie brachten – ein Schwarzer und ein Weißer. Und sie kamen wie Diebe in der Nacht.

Mit dem hellen Mercury Zephir rollten sie so weit, wie die Grasnarbe reichte. Sie fuhren sehr langsam, denn sie hatten nur das Standlicht eingeschaltet. Durch die geöffneten Fenster hörten sie schon von Weitem das Brausen des Atlantiks, der seine Wellen in unendlicher Folge an den Strand schickte und dort gischt gekrönt auslaufen ließ.

Ein paar Yards vor dem Beginn des Sandstrands hielten sie an und stiegen aus. Der Weiße war ein wenig größer als der andere Mann. Viel mehr war in der Finsternis der mondlosen Nacht nicht zu erkennen.

Sie klappten den Kofferraumdeckel hoch und holten sie heraus. Sie war an Händen und Füßen gefesselt, und man hatte ihr ein breites Pflaster über den Mund geklebt. Doch sie lebte und war bei vollem Bewusstsein.

Der Schwarze griff ihr in die Achselhöhlen, der Weiße nahm sie bei den Füßen. Sie trugen sie langsam auf das Meer zu, darauf bedacht, in der Dunkelheit nicht zu straucheln auf dem unebenen Boden.

»Wie weit?«, fragte der Schwarze unterwegs.

»Bis uns das Wasser an die Knie reicht«, entschied der Weiße. »Das wird genügen.«

Die junge Frau musste alles hören. Aber sie befand sich offenbar in einem Zustand jener Apathie, die einen selbst den Tod willenlos erwarten lässt. Es war, als hätte die Natur selbst den Kampf aufgegeben und der Frau jeden Lebenswillen genommen, um ihm die letzte grausige Furcht zu ersparen.

Die Männer schleppten die Wehrlose hinaus in das Meer. Als der Atlantik ihre Füße umspülte, spürten sie, wie kalt das Wasser war. Einen Augenblick verhielten sie.

Dann sagte der Weiße: »Ach was, nur noch ein Stück, das reicht.«

Sie stapften noch ein wenig weiter hinaus, bis das Wasser nur eine Handbreit über ihren Schuhen stand.

»Halt sie fest«, sagte der Weiße, während er selbst die gefesselten Füße losließ.

Er beugte sich vor und riss der jungen Frau das Pflaster vom Mund fort. Ein gieriger Atemzug wurde hörbar.

»So, du kleine Nutte«, sagte der Weiße und schob eine Hand in die Hosentasche. »Mit jedem hast du's getrieben, bloß für mich warst du zu fein. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken – auf meine Art.«

In seiner Hand klickte etwas metallen. Er holte aus, dann stieß er ihr die Klinge seines Schnappmessers bis ans Heft in den Leib.

Ein dünner, spitzer Schrei schrillte in die Nacht.

»Drück sie runter, verdammt!«, rief der Weiße.

Gebückt standen sie und pressten die gefesselte Frau unter die Wasseroberfläche, bis ihr Körper kein Lebenszeichen mehr von sich gab.

Die Männer wateten ans Ufer. Sie keuchten leise.

Der Weiße blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an.

Sie waren zu zweit, als sie die Leiche fanden.

Stan Quincley hatte gegen seine Gewohnheit einen Saufbruder mitgenommen, als er in der Nacht an den Strand gegangen war. Er schlief gern am Strand, wenn das Wetter es erlaubte. Nur im Winter verdrückte er sich in die Obdachlosenasyle.

Der andere hieß David Sonstwas und war jünger als Quincley. Aber er hätte ihn nicht mitnehmen sollen. Denn die Sonne war kaum einen Finger breit über den Atlantik emporgestiegen, da raschelten Davids Zeitungen, und er krächzte mit seiner heiseren Säuferstimme: »Dass du dabei schlafen kannst!«

»Wobei?«, fragte Quincley.

»Bei diesem verdammten Radau von diesen verdammten Schreihälsen!«

Es dauerte eine Weile, bis Quincley begriff, dass der andere die Möwen meinte, die kreischend ins Land einfielen auf ihrer Jagd nach Fressbarem. Quincley hatte sich von den Möwen noch nie gestört gefühlt. Vielleicht lag es daran, dass er am Meer geboren war. Die Schreie der Möwen mussten schon in den ersten Stunden seines Lebens in seine Ohren gedrungen sein.

»Warum schläfst du nicht noch ein bisschen?«, fragte er.

»Wie soll man dabei schlafen?«, krächzte der andere.

Stan Quincley wälzte sich auf den Bauch und spürte die jetzt schon wärmenden Strahlen der Maisonne. Nur zwanzig Schritte von ihnen entfernt rollten die Wellen des Atlantiks am weißen Strand aus. Die Möwen strichen kreischend durcheinander, nur an dem Grasbüschel, halb links vor ihnen, das konnte keine Möwe – Quincley fuhr auf, offenen Mundes. Er streckte den Arm aus, doch er brachte keinen Laut hervor.

»Was ist los?«, rief David erschrocken.

»Ich Idiot habe sie verjagt!« Quincley stöhnte.

»Was? Wen?«

»Eine Wandertaube! Ectopistes migratorius. Ich habe sie verjagt! O Gott, verzeih mir!«

David runzelte die Stirn und kratzte in seinem grau melierten Bart. »Was für einen verdammten Mist red'st du?«

»Das verstehst du nicht!«, rief Quincley aufgeregt. »Wandertauben gibt es überhaupt nicht mehr! Die sind längst ausgestorben! Früher sind sie in Schwärmen von Millionen aufgetreten. Keine Übertreibung. Ich weiß noch, wie mein Grandpa davon erzählt hat. Glaub mir, die Wandertaube gibt es seit meiner Kindheit nicht mehr. Und da war eine. Eine richtige Wandertaube!«

»Wenn's aber gar keine mehr gibt?«

»Wir hatten ein ausgestopftes Pärchen bei uns zu Hause. Das sehe ich noch ganz deutlich vor mir. Und das da eben war eine Wandertaube! Vielleicht ist sie noch in der Nähe ...«

Quincley kroch leise aus Mantel und Zeitungen, mit denen er sich zugedeckt hatte, und kletterte die Böschung zum Strand hinab.

Etwas weiter entfernt gab es eine kleine Bucht mit Schilfwuchs.

»Komm her!«, schrie Quincley. »Mann, komm bloß her!«

Widerwillig stapfte David den Hügel hinab und durch den weißen Sand.

»Was ist denn los?«, fragte er, als er nur noch ein paar Schritte entfernt war.

Quincley trat zur Seite und streckte wortlos den Arm aus.

Davids Augen weiteten sich. In der winzigen Bucht, die etwa sechs Yards ins Land hereinragte, bewegten die letzten Ausläufer der Wellen den leblosen Körper einer jungen Frau. Aus dem schlanken Leib ragte der Hirschhorngriff eines Schnappmessers.

In der Hafenkneipe an der Gravesend Bay trafen sich jeden Abend und manchmal auch schon früher die Schnorrer, Pennbrüder und Säufer, sobald das Erbettelte zu einer neuen Flasche reichte. Nur vormittags um neun waren sie noch nie erschienen. Johnny Butland, Barkeeper des Tagdienstes, sah deshalb erstaunt auf, als er Quincley und den Jüngeren hereinkommen sah.

»Was ist los mit euch?«, fragte er. »Nachdurst?«

»David gibt einen aus«, sagte Quincley. »Wir haben einen nötig. Ist Max Winterberg nicht da?«

Winterberg war ein alter Säufer wie Quincley, doch er ging nicht betteln. Er konnte es einfach nicht. Er verdiente sich mit Gelegenheitsarbeiten den Stoff, den er täglich brauchte. In dieser Woche sollte er den großen Hof hinter der Kneipe und den Keller entrümpeln und saubermachen, eine Arbeit, die wohl eine Woche in Anspruch nehmen konnte.

»Max wird noch pennen«, sagte Johnny Butland. »Ich kann ja mal nachsehen.«

Er verließ die kleine Kneipe. An den Wänden waren alte Fischernetze gespannt. Von der Decke hingen Schaugläser herab, in denen präparierte Fische schwammen. Ein kleiner Anker, eine Steuerbord- und eine Backbordlampe, ein ausgedienter Kreiselkompass und anderes verstaubtes Schiffszubehör dienten als Zierrat.

Die beiden Säufer setzten sich an den runden Tisch hinten in der Ecke, der seit ewigen Zeiten von ihnen benutzt wurde. Johnny Butland kam wieder herein. Ihm folgte ein gebeugter Mann, dessen Alter unmöglich zu schätzen war. Er hatte schlohweißes Haar und einen wuchernden Vollbart in dem ausgemergelten, aber sonnengebräunten Gesicht. Er trug eine fleckige braune Cordhose, ein bunt kariertes Baumwollhemd und schwere, klobige Arbeitsschuhe.

»Hallo, Stan«, sagte er zu Quincley. »So früh schon unterwegs?«

»Ja. David gibt einen aus.« Quincley zeigte auf seinen Gefährten. »Er hat in den Dünen Geld gefunden.«

»Was sagt man dazu?«, meinte Winterberg und setzte sich zu ihnen. »Ein Schluck am frühen Morgen vertreibt dir deine Sorgen. Was trinken wir denn?«

»David, das ist Max Winterberg«, sagte Quincley. »Max ist ein berühmter Mann. Er war ein hervorragender Ornithologe.«

»Ein was?«, fragte David.

»Vogelkundler«, übersetzte Winterberg. »War ich mal. Heute bin ich nur noch durstig. Was ist? Ich denke, du willst einen spendieren?«

»Klar, sicher, mach ich«, sagte David und holte aus den Tiefen seines verschlissenen Mantels einen zusammengerollten Geldschein hervor. Vor ihren Augen rollte er ihn bedächtig auseinander.

Winterberg stieß einen schrillen Pfiff aus. Der Geldschein war feucht.

Nach kurzer Debatte entschieden sie sich für richtigen Bourbon von der teuren Sorte und schnupperten mit verklärten...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5769-4 / 3751757694
ISBN-13 978-3-7517-5769-0 / 9783751757690
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