Der Geschmack von Gold und Eisen

ALEXANDRA ROWLAND hat bereits mehrere queere Fantasy-Bücher verfasst, von denen Der Geschmack von Gold und Eisen erstmals auf Deutsch veröffentlich wird. Zusammen mit Freya Marske und Jennifer Mace hostet Alexandra den Hugo-nominierten Podcast Be the Serpent, in dem sie über Medien und die Rolle von Fanfiction im literarischen Diskurs reden. Alexandra hat einen Abschluss in Weltliteratur, Mythologie und Volkskunde. Ihre Kindheit verbrachte sie auf einem Segelschiff auf den Bahamas, zurzeit lebt sie in den USA.

Die Kommandantin blieb vor einer Doppeltür aus mit Schnitzereien versehenem Mahagoni stehen. »Hör zu«, flüsterte sie. »Für eine Leibwache ist er keine schwierige Herausforderung. Er ist sehr still und bleibt gerne für sich. Ich kannte ihn schon, bevor er laufen gelernt hat. Und er hat sich immer sehr anständig benommen. Verstehst du?« Oh nein. Evemer war sich jetzt sicher, wem er zugewiesen wurde. »Kommandantin«, sagte er mit leicht erstickter Stimme. Sie nickte knapp und klopfte an die Tür, bevor sie sie einen Spalt breit öffnete. »Verzeihung, Eure Hoheit. Hoșkadem ist hier. Darf ich euch miteinander bekannt machen?« Hoheit. Der Prinz. Verdammt. Ein längeres Schweigen folgte. »Ja«, erklang schließlich eine müde Stimme aus dem Inneren. »Wenn er möchte, kann er hereinkommen.« Eozena nickte energisch und drückte die Tür ganz auf, dann bedeutete sie Evemer voranzugehen. Er sah die Kommandantin an. Er sah die Tür an. Er sah die Kommandantin an. Sie musterte ihn mit einer hochgezogenen Braue, und das war der furchterregendste Gesichtsausdruck, den er sich überhaupt vorstellen konnte. Also betrat er den Raum. Er war genauso prachtvoll wie der Rest des Goldhofs. Die gewölbte Decke war mit einem Muster aus zarten Ranken und Blumen bemalt, was wie feinste Spitze wirkte. Teppiche in kräftigen Farben bedeckten den Boden, und die Fenster standen weit offen, während Vorhänge in der Frühlingsbrise flatterten. In der Mitte des Salons befand sich ein niedriger Tisch, auf dem ein Frühstück wartete, das noch nicht angerührt worden war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs saß der Prinz, der dieses Frühstück unbeachtet gelassen hatte. Der Prinz war nur zwei oder drei Jahre jünger als Evemer und in jeder Hinsicht kleiner und zierlicher als er. Die Hände, in denen Kadou eine volle Tasse hielt, über der kein Dampf aufstieg, waren schlank und gepflegt. Das tintenschwarze Haar ergoss sich lang und glänzend in Wellen und weichen Locken bis zu den Ellbogen, und er hatte große Augen, die wie die blauschwarze Farbe des Ozeans in einer dunklen Nacht leuchteten.