Raddampfermord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Raddampfermord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-841-0 (ISBN)
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Eine Leiche auf dem Ausflugsschiff Concordia! Ulrike Naumann wird vor ihrem eigenen Haus brutal entführt. Wenig später werden die schlimmsten Befürchtungen Gewissheit: Die Staatsanwältin, die sich erst vor Kurzem ins beschauliche Ostfriesland hat versetzen lassen, wird auf dem Raddampfer Concordia II. in Carolinensiel ermordet aufgefunden. Hat ein Krimineller, den Ulrike einst ins Gefängnis brachte, Rache geübt? Oder hat die Tat doch einen persönlichen Hintergrund? Besonders tragisch: Erst vor Kurzem hatte Ulrike endlich ihre große Liebe gefunden. Die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig von der Kripo Wittmund stehen schon bald vor einer paradoxen Situation. Es gibt nämlich gleich zwei Hauptverdächtige mit einem starken Motiv, und bei beiden würden die belastenden Indizien locker für einen Prozess ausreichen. Aber zwei Täter ist einer zu viel. Und außerdem können die ostfriesischen Ermittler nicht einmal die Möglichkeit ausschließen, dass keiner der beiden die Staatsanwältin auf dem Gewissen hat und im Hintergrund ein lachender Dritter die Fäden zieht …

1. Kapitel


 

Oberstaatsanwältin Ulrike Naumann war von Carolinensiel aus auf dem Weg zu einem Bankett nach Oldenburg. Anlass war der Stabwechsel an der Spitze der dortigen Generalstaatsanwalt­schaft, der an diesem Mittwoch der ersten Märzwoche stattfinden sollte. Der zu Verabschiedende und sein Nachfolger hatten beschlossen, diesen Wechsel in einer gemeinsamen Veranstal­tung zu vollziehen. Auch die Partnerinnen und Partner der Staatsanwälte des gesamten Bezirkes waren mit eingeladen. Für die Kolleginnen und Kollegen des Zuständigkeitsbereiches des Auricher Landgerichtes war von dort aus ein Bus gechartert worden.

Eigentlich hätte Ulrikes neuer Lebensgefährte Bennek Water­mülder, bei dem sie in Carolinensiel erst kurz vor dem Jahres­wechsel eingezogen war, sie begleiten sollen. Ihm war allerdings ein wichtiger Geschäftstermin mit einem Klienten in New York dazwischengekommen und er sollte ursprünglich erst morgen zurückkommen. Zwar war gestern der Rückflug kurz­fristig auf heute vorgezogen worden, allerdings würde Benneks Maschine erst am späten Nachmittag in Düsseldorf landen, sodass es für das Bankett trotzdem nicht mehr reichen würde.

Um nach Ende der Veranstaltung schneller wieder bei ihrem Schatz sein zu können, war die Oberstaatsanwältin mit dem eige­nen Wagen gefahren, was allerdings heute kein ausgespro­chenes Vergnügen war. Ein großes Tiefdruckgebiet zog von der Nordsee her über das Land. Aber was tat man nicht alles für die Gefühle, und die brannten seit dem letzten Sommer endlich bei ihr mal wieder lichterloh. Eigentlich, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte das Feuer der Gefühle noch nie in dieser Form bei ihr gelodert.

Dabei war Ulrike mit Mitte vierzig wahrlich kein Teenager mehr. Aber mit ihrer schlanken, zierlichen Figur, ihren halb­langen blonden Haaren, strahlend blauen Augen und ihrem sym­pathischen Lächeln zog sie immer noch manchen Männer­blick auf sich. Ihr beruflicher Ehrgeiz schirmte aber die meisten davon ab, sodass diese gar nicht erst bis zu ihrer Wahrnehmungs­ebene durchdrangen. Ihre gescheiterte Ehe hatte sie dem Karrieregott geopfert, wie sie es gerne nannte. Für Kinder war daher auf ihrer Agenda kein Platz geblieben, was schlecht in das klassische Rollenverständnis ihres geschiedenen Mannes gepasst hatte.

Und dann war ihr im letzten Sommer Bennek begegnet. Das Thema Kinder war bei dem fast Fünfzigjährigen mit einer inzwi­schen erwachsenen und selbst verheirateten Tochter und einem ebenfalls erwachsenen Sohn bereits abgeschlossen. Seine Tochter hatte ihn sogar schon mit einer kleinen zweijährigen Enkelin zum Opa gemacht. Zu beiden seiner Kinder war es Ulrike gelungen, eine gute Beziehung aufzubauen. Und so hatte sie bereits nach wenigen Monaten ihren eigenen Hausstand in ihrer Mietwohnung in Aurich aufgelöst und war in Benneks großes Haus nach Caroli­nensiel gezogen.

Dieser führte in Wittmund eine Anwaltskanzlei. Aber im Gericht waren Ulrike und er sich bis zum Zeitpunkt ihres ersten Zusammentreffens noch nicht begegnet. Der drahtige sie nur wenige Zentimeter überragende Jurist mit seinem glatt rasierten im Sommer braun gebrannten Charakterkopf und seinen markan­ten Gesichtszügen war Ulrike schon bei ihrer ersten Begegnung sofort ins Auge gesprungen. Wobei ihr erstes Zusam­mentreffen nicht gerade an einem Ort stattgefunden hatte, den man als Klassiker für ein erstes Date ansehen würde. Hinzu kam noch, dass weder er noch sie zum Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung gerade in Flirtlaune und auf Partnersuche gewesen waren.

Aber wie das Leben manchmal so spielte. Der zertifizierte und erfahrene Watt- und Nationalparkführer Uffe Ostendorp aus Carolinensiel hatte an jenem Samstagmorgen eine Wanderung durchs Watt von Harlesiel nach Spiekeroog im Programm gehabt.

Ulrike hatte mit einer langjährigen Freundin aus Oldenburg und Bennek mit einem neu zugezogenen Klienten daran teilnehmen wollen. Für Ulrike war es im Gegensatz zu ihrer Freundin erst ihre zweite Watt-Tour dieser Art. Bennek wiederum war ein erfahre­ner Wattläufer, durch den sein Klient erst auf die Idee gekommen war, mit ihm an einer solchen Wanderung teilzunehmen.

Es war das erste richtig warme Wochenende im vergangenen Juli gewesen. Die Oberstaatsanwältin sah es noch wie heute vor ihrem geistigen Auge:

 

Ulrike war mit einer Kommilitonin aus ihrer Studienzeit in Olden­burg, mit der sie bis heute befreundet war, für eine Wattwande­rung von Harlesiel nach Spiekeroog verabredet gewesen. Am Abend vorher bekam sie den Anruf, dass ihre Freundin wegen einer Sommergrippe kurzfristig absagen musste. Eigentlich hatte die Juristin daraufhin schon vorgehabt, auch auf die Tour zu verzichten. Da aber im Wetterbericht für das ganze Wochenende blauer Himmel und strahlender Sonnenschein vorhergesagt worden waren, entschloss sie sich alleine mitzugehen, zumal die Teilnahme schon angemeldet und auch bezahlt war. Auch die Übernachtung in der Ferienwohnung auf Spiekeroog war bereits gebucht und bezahlt.

Als sie beim Hundestrand ankam, der in Harlesiel unmittelbar neben dem Wattkieker, einem SB-Restaurant für Fischspezialitä­ten, lag, fiel ihr sofort der sportliche Mann mit dem markanten Profil auf, der sich gerade mit Uffe, dem Wattführer, unterhielt. Auch sie kannte Uffe mit seinem blonden Wuschelkopf, dem wettergegerbten sympathischen Gesicht und immer einem Lächeln auf den Lippen bereits von einem kleinen Wattspazier­gang in Ufernähe, an dem sie vor Kurzem erst teilgenommen hatte. Sie ging also zu ihm, um ihm zu sagen, dass ihre Freundin leider wegen einer Grippe absagen musste.

»Moin Ulrike, das ist ja schade, dass deine Freundin krank geworden ist«, sagte Uffe nach der Begrüßung. Dann fügte er noch hinzu: »Ich denke, ihr beide kennt euch.«

»Sollten wir?«, wollte Ulrike wissen.

»Ihr seid doch beide Juristen«, antwortete der Wattführer. »Und Benneks Kanzlei betreut mich schon seit Jahren anwaltlich und notariell.«

»Moin, ich bin Bennek Watermülder«, stellte sich der Angespro­chene vor. »Aber ich könnte mich auch nicht erinnern, dass wir uns schon mal begegnet sind.«

Bevor Uffe noch aufklärend einwirken konnte, wurde er von einem anderen angemeldeten Teilnehmer der Wattwanderung angesprochen.

»Ich bin Oberstaatsanwältin Ulrike Naumann«, stellte sich die Juristin vor.

»Ach, Sie sind das. Man sprach davon, dass eine noch recht junge Oberstaatsanwältin den Posten in Aurich übernimmt. Dann sind Sie noch nicht so lange hier. Übrigens, sorry, wir sind hier nicht bei Gericht, sondern bei der Wattwanderung, da gilt ja das Du!«

»Habe ich inzwischen auch schon gelernt. Bin aber tatsächlich erst ein halbes Jahr hier. Vorher war ich in Bremen als Ober­staatsanwältin tätig«, antwortete Ulrike lachend. »Und du führst eine Kanzlei, wenn ich das richtig verstanden habe?«

»Ja, in Wittmund. Eigentlich hätte man sich da doch trotzdem schon mal im Gericht begegnen können«, wunderte sich Bennek.

»Ich bin überwiegend im Landgericht Aurich zuständig und komme daher selten ins Wittmunder Amtsgericht. Bist du alleine bei der Tour nach Spiekeroog?«, fragte Ulrike.

»Eigentlich nicht. Ich war mit einem neuen Klienten verab­redet.«

»Ah, das nennt man heute, glaube ich, im Marketing Kunden­bindung«, konnte sich Ulrike lachend die Bemerkung nicht verkneifen.

»Nee, normalerweise führe ich meine Klienten weder als Härtetest noch zur Klientenbindung ins Watt«, erwiderte Bennek ebenfalls lachend. »Aber ich hatte ihm gestern in meiner Kanzlei davon erzählt, dass ich das vorhergesagte schöne Wetter am Wochenende für eine Wanderung durchs Watt nach Spiekeroog nutzen wollte. Und da fragte er mich, ob ich ihn mitnehmen könnte. Er wollte sowas schon immer mal machen. Bis dahin hatte er nur an ein paar kleineren Touren teilgenommen. Ich habe ihn dann nachgemeldet, und zurück wollten wir die Fähre nehmen.«

»Da macht der erst Wallung und dann kneift er. Auch nicht die feine englische Art, wie man früher zu sagen pflegte«, wunderte sich Ulrike. »Oder hatte den auch die Sommergrippe befallen?«

»So ähnlich. Er hat mich heute früh auf Handy angerufen. Er sagte, dass ihm gestern wohl das Essen nicht bekommen sei und im Watt die nächste Toilette doch etwas weit entfernt wäre.«

»Das kann ich verstehen. Und deine Frau hatte keine Lust mitzugehen?« In Ulrikes Bauch begann es zu kribbeln.

»Wir sind schon lange getrennt … wie das Leben heute manch­mal so spielt. Und wie ist das bei dir?«

»Ebenso. Das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert.« Die Schmetterlinge in Ulrikes Bauch schienen einen Freudentanz aufzuführen. Dabei ahnte sie in diesem Moment noch nicht, dass es Bennek ganz ähnlich erging.

Als Uffe die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wattwande­rung für eine Einweisung zusammenrief, war es wie selbstver­ständlich, dass die beiden gemeinsam zum Sammelplatz neben dem Hundestrand gingen. Es hätte nur gefehlt, dass sie Hand in Hand gegangen wären.

Bei der...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96586-841-1 / 3965868411
ISBN-13 978-3-96586-841-0 / 9783965868410
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