?Krieg der Wikinger 7: Die Nordmänner und die geheimnisvolle Insel -  Pete Hackett,  Alfred Bekker,  Hendrik M. Bekker

?Krieg der Wikinger 7: Die Nordmänner und die geheimnisvolle Insel (eBook)

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2023 | 1. Auflage
100 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8384-5 (ISBN)
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Der Wind, der ihre Schiffe nach Westen getrieben hatte, hatte sich als tückisch erwiesen. Das unbekannte Land lag hinter ihnen. Gegen diesen beständig wehenden Wind nach Osten zu segeln war unmöglich. Und wochenlang gegen den Wind zu rudern war den Männern Leif Erikssons nicht zuzumuten gewesen. Also hatten sie sich entschlossen, Kurs nach Süden zu nehmen. Die Nacht lag über dem Meer. Am Firmament funkelten Myriaden von Sternen. Sie schipperten nach Süden vor dem Wind, auf den Knorren die Schätze, die sie in der 'Goldenen Wolkenstadt' aus dem großen Tempel des Gottes Baal geraubt hatten. Leif saß am Bug seines Schiffes auf einer Truhe und hatte den Rücken gegen die Bordwand aus Eichenplanken gelehnt. Seiner Knorr folgten die anderen drei Langschiffe. Die großen, rechteckigen Segel waren zusammengerollt an der ausladenden Rahe befestigt. Die Taue der Takelage knarrten das eine oder andere Mal. Der Wind heulte wiederholt auf wie ein hungriger Wolf, er peitschte das Meer auf und ließ die Wellen gegen den Rumpf der Drachenschiffe schlagen. 'Auf, in unbekannte Meere', sagte Borge, einer seiner Männer. 'Das hatten wir nicht zum ersten Mal, was?'

​Krieg der Wikinger 7: Die Nordmänner und die geheimnisvolle Insel


Roman von Pete Hackett, Alfred Bekker und Hendrik M. Bekker




Der Wind, der ihre Schiffe nach Westen getrieben hatte, hatte sich als tückisch erwiesen. Das unbekannte Land lag hinter ihnen. Gegen diesen beständig wehenden Wind nach Osten zu segeln war unmöglich. Und wochenlang gegen den Wind zu rudern war den Männern Leif Erikssons nicht zuzumuten gewesen. Also hatten sie sich entschlossen, Kurs nach Süden zu nehmen.

Die Nacht lag über dem Meer. Am Firmament funkelten Myriaden von Sternen. Sie schipperten nach Süden vor dem Wind, auf den Knorren die Schätze, die sie in der ‚Goldenen Wolkenstadt‘ aus dem großen Tempel des Gottes Baal geraubt hatten.

Leif saß am Bug seines Schiffes auf einer Truhe und hatte den Rücken gegen die Bordwand aus Eichenplanken gelehnt. Seiner Knorr folgten die anderen drei Langschiffe. Die großen, rechteckigen Segel waren zusammengerollt an der ausladenden Rahe befestigt. Die Taue der Takelage knarrten das eine oder andere Mal. Der Wind heulte wiederholt auf wie ein hungriger Wolf, er peitschte das Meer auf und ließ die Wellen gegen den Rumpf der Drachenschiffe schlagen.

“Auf in unbekannte Meere”, sagte Borge, einer seiner Männer. “Das hatten wir nicht zum ersten Mal, was?”

“Nein, das hatten wir nicht zum ersten Mal”, bestätigte Leif. “Da, wo wir waren, war noch kein Nordmann vor uns!”

Borge machte eine wegwerfende Handbewegung.

“Bist du sicher?”, fragte er.

Leifs Augen wurden schmal.

“Weißt du vielleicht mehr als ich?”

“Nein, das nicht.”

“Aber?”

“Leif, überall, wo jemand zuerst hinkommt, war schonmal jemand. In Vinland waren die Skraelinger vor uns da - um nur ein Beispiel zu nennen.”

“Nun…”

“Und es gab sicher auch schon Seefahrer, die vor uns den Ozean überquert und Vinland entdeckt haben. Vielleicht ein paar verrückte irische Mönche. Es gibt da Gerüchte, dass auch sie im Westen Länder entdeckt hätten.”

“Unbestätigte Gerüchte”, gab Leif zu bedenken.

“Es sind Gerüchte”, beharrte Borge.

Leuf atmete tief durch. Er sog die frische, salzhaltige Seeluft in sich auf. Nichts liebte er so, wie die Luft des Meeres.

Niemand hatte eine genaue Ahnung, wohin sie fuhren. Sie schipperten immer dem Kreuz des Südens entgegen, in der Hoffnung, eine Passage zu finden, die es ihnen möglich machte, nach Osten zu segeln.

Bei Leif Eriksson saß Halvar, sein Freund und Vertrauter. Neben dem Knarren der Taue und dem Fauchen des Windes konnte man hin und wieder den rauen Fluch eines der Krieger, Husten oder Stimmen vernehmen, wenn einer einem anderen irgendetwas zurief. Ein Teil der Mannschaft schlief. Sie hatten Felle am Boden des Bootes ausgebreitet, und ihr Schnarchen verschmolz mit all den anderen Geräuschen.

Halvar und Leif schwiegen. Die Ungewissheit zehrte auch an ihren Nerven. Die Nahrungsmittel und das Trinkwasser mussten schon rationiert werden, denn als sie das neuentdeckte Land fluchtartig verlassen hatten, stand keine Zeit zur Verfügung, um ausreichende Vorräte aufzunehmen. Die Chachapoya, hätten ihnen die Haut wahrscheinlich streifenweise abgezogen, wenn sie ihrer habhaft geworden wären.

Aber jetzt fuhren die Nordmänner mit reicher Beute.

Der Diebstahl war vor allem einem Versprechen Leif Erikssons an seine Krieger geschuldet – dem Versprechen, dass sie, wenn sie mit ihm nach Westen fuhren, um neues Land zu entdecken, als reiche Männer nach Grönland zu ihren Familien zurückkehren und dort großes Ansehen genießen würden.

Leif ließ die Ereignisse der vergangenen Wochen vor seinem inneren Auge Revue passieren. Er hatte mit seinen Leuten einen ganzen Winter in Vinland verbracht, dem Land, als dessen Entdecker er sich sah. Gesehen hatte es vor ihm ein anderer, nämlich Bjarni Herjulfsson. Er, Leif, hatte es jedoch als erster betreten und erkundet. Also gebührte ausschließlich ihm der Ruhm, dieses bisher unbekannte Land mit seiner völlig fremden Kultur entdeckt zu haben.

Er war nach Bremen gereist, um von Bischof Adam als Entdecker des neuen Landes ins Kirchenbuch eingetragen zu werden. Die Folge war ein Krieg zwischen ihm und Bjarni Herjulfsson, den er für sich entschieden hatte. Bjarni war tot. Er, Leif, hatte, nachdem sie die deutschen Lande verlassen hatten, mit seinen Knorren einem schweren Sturm getrotzt. Allerdings hatten sie im Süden Britanniens anlegen müssen, weil die Boote beschädigt waren. Angelsachsen überfielen sie und es gab einen blutigen Kampf. Der Wikinger-Kleinkönig Kjell schickte ihm seine Krieger zu Hilfe. Sie kämpften die Angelsachsen nieder und vertrieben die, die im Kampf nicht gefallen waren. Im Reich König Kjells lernte er, Leif, Ivar den Südreisenden kennen. Er brachte Leif mit seinen Erzählungen soweit, dass er nicht nach Grönland zurückkehrte, sondern Kurs nach Süden nahm. Unterwegs hatten sie auf einer Insel im Westen der afrikanischen Küste einen gestrandeten Araber namens Algor kennengelernt, der sich ihnen angeschlossen hatte.

Schließlich hatten sie das Land entdeckt, von dem sowohl Ivar der Südreisende als auch Algor gesprochen hatten. Leif vermutete, dass es zu Vinland gehörte und dass es sich bei der Landmasse, die sich unermesslich weit von Norden nach Süden zu erstrecken schien, um einen neuen Kontinent handelte. Sie hatten dort Tiere gesehen, die es nirgendwo sonst gab.

Er dachte nicht weiter darüber nach, weil ihm klar war, dass er die Antwort auf all die Fragen, die auf ihn einstürmten, nie erhalten würde.

Leif konzentrierte sich auf die Gegenwart und auf das, was sie möglicherweise erwartete.

Die Zukunft, dachte er. Auf sie kam es an. Und auf den Augenblick, der jetzt war. Alles andere zählte nicht. Diuev Zukunft war wie der Horizont eines großen Meeres. Was jenseits dieses Horizontes war, konnte man nicht sehen. Umso mehr reizte es die Neugier.

Das war bei Leif schon immer so gewesen.

Er hatte immer segen wollen, was hinter dem Horizont verborgen lag. Und meistens war das dann nur ein neuer Horizont gewesen…

„Wir ändern den Kurs und versuchen, Kurs nach Südosten zu nehmen“, sagte Leif, einer jähen Eingebung folgend, zu Halvar, dessen Kinn auf die Brust gesunken war. Halvar war eingedöst gewesen. Jetzt ruckte sein Kopf hoch und er öffnete die Augen. In ihnen spiegelte sich das Sternenlicht.

„Was hast du gesagt?“, fragte er ohne jede Begeisterung und ohne die Spur von Frische in der Stimme.

„Wir behalten den Kurs nach Süden nicht bei, sondern nehmen die Route nach Südosten. Spürst du die frische Briese nicht? Wenn wir vom Südkurs mehr und mehr in östliche Richtung abdriften, könnten wir auf Festland stoßen. Ein vergleichbares Land, wie jenes das wir hier gefunden haben.“

„Das ist deine Mutmaßung, Leif“, brummte Halvar und gähnte laut. „Was ist, wenn wir nicht auf den afrikanischen Kontinent stoßen? Du hoffst doch nur das der sich so weit fortsetzt. Da könnten auch Inseln sein.“

„Dann finden wir eine Insel“, erwiderte Leif. „Irgendwo gibt es Land, das wir anlaufen können.“

„Unsere Vorräte gehen zur Neige“, gab Halvar zu bedenken.

„Wir werden Fische fangen“, erwiderte Leif.

„Wir haben auch kaum von Trinkwasser“, kam Halvars nächster Einwand.

„Es wird irgendwann auch mal regnen.“

„Unsere Männer können zu meutern beginnen, wenn sie nicht erfahren, wo unsere Reise endet, und wenn sie merken, dass auch du, unser Anführer, vollkommen ahnungslos bist. Was nützt ihnen Gold und Silber, wenn sie auf dem Meer kläglich verhungern und verdursten?“

„Ich werde jeden, der glaubt, meutern zu müssen, eigenhändig erschlagen und seinen Körper den Fischen zum Fraß überlassen“, stieß Leif grimmig hervor. „Sie haben mir die Treue geschworen – Treue bis in den Tod. Wer den Schwur bricht, der ist des Todes.“

„Du kannst einen oder zwei, vielleicht auch drei Krieger erschlagen, Leif, aber du kannst sie nicht alle töten. Das wäre auch dein Ende. Vielleicht solltest du zu den Männern sprechen. Mit Worten kannst du viel erreichen.“

„Was soll ich ihnen sagen?“ Leif stieß scharf die Luft durch die Nase aus. „Ich weiß nicht, wo wir landen werden, ich habe keine Ahnung, ob wir nicht geradewegs in den Schlund der Hölle segeln. Ich weiß aber, dass irgendwo im Osten Land sein muss. Darum müssen wir den direkten Kurs nach Süden verlassen und zusehen, dass wir nach Osten gelangen.“

„Mache es unseren Männern klar, Leif. Du verstehst es, mit ihnen umzugehen und sie bei der Stange zu halten. Doch ich befürchte, dass ihre Geduld irgendwann zu Ende sein wird.“

„Ich lasse es auf mich zukommen. Sollten sie mich über Bord werfen, dann ist das eben mein Schicksal. Zu oft habe ich dem Tod ins höhnisch grinsende Auge geschaut, um ihn noch zu scheuen.“

„Ich will nicht als Fischfutter im Meer enden“, knurrte Halvar.

Leif verzog das Gesicht.

“Wer will das schon?”

“Manchmal könnte man denken, du legst es genau darauf an, Leif!”

“So ein Unsinn!”

“Das will ich hoffen!”

“Was?”

“Dass das Unsinn ist, was ich gerade gesagt habe!”


*


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Erscheint lt. Verlag 30.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7389-8384-8 / 3738983848
ISBN-13 978-3-7389-8384-5 / 9783738983845
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