Tödliches Ostfriesengold. Ostfrieslandkrimi -  Elke Nansen

Tödliches Ostfriesengold. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
180 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-822-9 (ISBN)
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»Ein Monster bricht in alte Villen ein. Alles fing auf Sylt an!« Doch längst sind die Einbrüche nach Ostfriesland gekommen. Das Team um die Kommissare Richard Faber und Rike Waatstedt von der Kripo Emden übernimmt die Ermittlungen. Nur einmal wurde der Dieb gesehen, der wie ein Geist Alarmanlagen und Sicherheitssysteme überwindet. Er soll wie Ekke Nekkepenn ausgesehen haben, der Meermann aus der alten Sage. Aber warum diese merkwürdige Verkleidung? Und weshalb ist der geheimnisvolle Dieb nur an wertvollen Antiquitäten interessiert und lässt Laptops oder Tablets links liegen? Nach dem neuesten Einbruch in die Villa eines berühmten Schlagersängers in Leer wird eine alte römische Goldmünze entdeckt, die dem Täter wohl zufällig unter den Schrank gerollt ist. Die Goldmünze ist nicht nur wertvoll, sondern wird auch zu einer entscheidenden Spur. Und schon bald geht es für die ostfriesischen Ermittler nicht mehr nur um Diebstahl, sondern um Mord...



Elke Nansen ist das Pseudonym einer Autorin, die den Norden und Ostfriesland liebt. Die Nordsee, die unendliche friesische Weite, das platte Land mit seinen ganz speziellen Charakteren - diese Region hat ihren eigenen rauen Charme, hier kann Elke Nansen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Und so schreiben sich die spannendsten Geschichten manchmal wie von selbst ... Besonders angetan haben es der Autorin die ostfriesischen Inseln, die sie alle schon besucht hat. Als leidenschaftliche Taucherin liebt Elke Nansen die See und das Wasser. 8 Jahre hat sie im niedersächsischen Städtchen Verden an der Aller gelebt.

Kapitel 1


 

Die Sonne brannte auf das Gebäude des Polizeikommissariats in Emden. Polizeimeister Steiner hatte die Jalousien bereits ganz runtergezogen. Dabei war es gerade mal neun Uhr und die Fenster lagen nach Westen. Doch es sollte ein heißer Tag werden und am Nachmittag hatten sie vollen Sonnenschein. Eine Klimaanlage hatte auf dem recht kleinen Polizeirevier noch keinen Einzug gehalten. Was bei den steigenden Energiekosten auch in naher Zukunft nicht zu erwarten war. Kriminalhauptkommissar Richard Faber, der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes, kurz KED genannt, kam aus dem einzigen Einzelbüro. Seine kleine Klause lag nach Osten zum Polizeiparkplatz hin und er hatte die Morgensonne schon seit einer Stunde. Daher machte er es sich mit seinem Laptop und einer Akte an einem der freien Schreibtische gemütlich.

»Na, wird dir da drüben etwa zu heiß?«, fragte Kommissarin Rike Waatstedt, die nicht nur mit ihm arbeitete. Die beiden waren seit einigen Jahren ein Ehepaar. Ursprünglich stammte Richard Christian Faber aus Frankfurt. Er hatte sich damals wegen privater Probleme nach Ostfriesland versetzen lassen. Hier oben fand er mit seiner Frau, Opa Knut, seinem Freund Philipp Schorlau und auch seinem Team des KED eine Heimat. Opa Knut war Rikes Großvater und behandelte Faber wie einen Sohn. Er hatte ihn mit offenen Armen in Ostfriesland und in seiner Familie willkommen geheißen. Als dann letztes Jahr Fabers kleiner Sohn Benny zu der Familie stieß, war das Glück des Hauptkommissars vollkommen. »Und wenn es dann heute Nachmittag hier brennt, verziehst du dich wieder in dein Chefbüro, richtig?«, stichelte Rike weiter.

»Einen Vorteil muss es doch haben, der Chef zu sein«, erwiderte er und grinste seine Frau an.

»Einen?«, fragte Laurien Heiligenstadt sarkastisch. Die kleine hübsche Kommissarin mit ihrem braunen Lockenkopf saß wie immer in ihren PC vertieft am Schreibtisch. Dennoch entging ihr nichts. »Du hast mich für die Recherchen, die Staatsanwälte und richterlichen Verfügungen. Tamme erledigt die IT, und mit Sonja und seiner Schlagkraft ersetzen die zwei ein Sondereinsatz­kommando für dich. Rike ist die beste Ermittlerin und bewahrt dich vor Dummheiten. Und Friedhelm und Torben halten dir den Rücken frei, während Philipp Schorlau alles Wissenschaftliche erledigt. Sag mal: Wofür wirst du hier noch einmal bezahlt, Chef?«, fragte sie und grinste schelmisch vor sich hin. Sie meinte in Wahrheit nicht ein Wort so, wie sie es gesagt hatte. Niemand von Fabers Team konnte sich einen besseren Chef überhaupt vorstellen. Sie waren in den letzten Jahren zusammengewachsen wie eine Familie.

Faber kräuselte die Stirn, während die Truppe schmunzelte und zustimmend nickte. Er stand auf, um in die Kaffee-Ecke zu gehen, drehte sich aber noch mal nach der Truppe um. »Was ist das denn? Ein Aufstand? Eine Verschwörung?«, fragte er nicht gerade ernst­haft. »Immerhin halte ich euch den Kriminalrat vom Hals und fange die Schläge auf, wenn wir mal wieder Mist gebaut haben. Außerdem bremse ich unseren guten Doktor Schorlau aus, denn sonst hätte der euch bereits mit seinem übersteigerten Selbstwertgefühl in den Wahnsinn getrieben«, argumentierte er. Rikes warnendes Kopf­schütteln interpretierte er jedoch falsch und fuhr fort: »Was glaubt ihr eigentlich, KK Heuer ist auch nicht immer einfach. Ich bin so was wie euer Prellbock, der alles abbekommt, damit meinen Schäfchen nichts passiert.« In dem Moment legte Rike entsetzt ihre Hand an die Stirn, als müsste sie ihren Kopf aufstützen. Die Gesichter seiner anderen Mitarbeiter hatten plötzlich einen sehr ernsten Ausdruck. Darum drehte er sich mit einem verdammt miesen Gefühl um.

Hinter ihm stand Kriminalrat Heuer zusammen mit dem Chef der Forensik Philipp Schorlau. Der Wachhabende hatte sie gerade hoch­gebracht und Faber war sich sicher, dass die beiden seine Ansprache gehört hatten. Denn Philipp Schorlau zog eine Schnute. »Über­steigertes Selbstwertgefühl?«, fragte er reichlich dramatisch. »Wenn du nicht mein bester Freund wärst und nicht auch mein Trauzeuge, dann würde ich dir jetzt mein übersteigertes Selbstwertgefühl um die Ohren hauen!«

Markus Heuer grinste jedoch nur. Er kannte seine Pappenheimer und besonders Faber. Der Hauptkommissar war einer seiner besten Leute, wenn es um die Aufklärung von Gewaltverbrechen ging. So gestand er Faber bei brisanten Fällen eine recht eigenwillige Inter­pretation der Dienstvorschriften zu. Der Hauptkommissar und jeder Einzelne seines Teams waren brillante Ermittler, nur schien keiner von ihnen Karriere machen zu wollen. Dabei war sich Heuer sicher, dass Richard Faber das Zeug zum Kriminalrat hatte, wenn er ein bisschen politischer und kompromissbereiter agieren würde.

»Ähm, wir scherzen hier rum«, sagte der Hauptkommissar und hatte rote Wangen bekommen. »Hebb man weer en groten Snabel«, entschuldigte er sich auf Platt.

Heuer winkte ab. »Na, lassen Sie mal. Ich kenne doch Ihr Mund­werk und dass Sie selbst bei Vorgesetzten keine Gefangenen machen«, meinte der KK recht entspannt. »Und das ist der Grund, warum Sie nicht Kriminalrat sind, sondern ich es bin. Und zusätzlich bekommen Sie dafür die übelsten Fälle!«

Jetzt grinste Faber ebenfalls. »Übler Fall, das klingt gut. Kommen Sie rein, ich brüh uns erst einmal einen Espresso. Und Philipp, nichts für ungut. Ein Genie wie du darf ruhig etwas extravagant sein. Wir lieben dich trotzdem alle«, wandte er sich an seinen Freund und machte schön Wetter. Was bei Schorlau sofort wirkte. Er hörte das Wort Genie in Bezug auf seine Person nur zu gerne. Deshalb holte er jetzt auch die große Tüte hinter seinem Rücken hervor.

»Hört, hört, darum hat euch das Genie die besten gefüllten Windbeutel aus Oldenburg mitgebracht«, meinte er und hielt Tamme die Riesentüte hin. »Schön vorsichtig, die sind mit Schokosahne, Vanillepudding und Quarkkirschen gefüllt.« Tamme, den alle den Wikinger nannten, weil er zwei Meter groß war und vor allem erdbeerrotes längeres Haar hatte, lächelte erfreut. Er war eine Ausgeburt an Kraft und sein lauter Bariton brachte Fenster zum Klirren. Und weil solch ein starker, kräftiger Mann Energie brauchte, aß er für sein Leben gerne. Genau wie im Übrigen der schlanke Philipp Schorlau, der Kalorien verbrannte wie ein Hochleistungs­sportler. Nur dass er sich dabei nicht unbedingt viel bewegen musste. Seine nervöse und manchmal hektische Art reichte aus, um einen guten Stoffwechsel zu produzieren.

Schnell war eine Kaffeetafel angerichtet und die sieben Mitglieder des Emder KED und ihre zwei Besucher ließen sich die Kalorien­bomben schmecken. »Und Sie sind hier, um mir mal wieder einen üblen Fall anzutragen?«, fragte Faber neugierig, nachdem er seinen Kirschwindbeutel verspeist hatte.

»Eigentlich bin ich auf dem Weg nach Papenburg zu einer Bespre­chung und schaue hier lediglich vorbei. Und was den Fall angeht, wird diese Art von ›übel‹ nicht nach Ihrem Geschmack sein.« Der Kriminalrat holte eine Tageszeitung aus seiner Aktentasche. Es war das größte Boulevardblatt Deutschlands, die fetten roten Buchstaben sprangen einem regelrecht entgegen. Das Foto einer anscheinend berühmten Dame befand sich neben dem Leitartikel. Typisch für diese Zeitung war das Foto so gewählt, dass der große Ausschnitt ihrer Bluse tiefe Einblicke gewährte. Man las dort: Auch sie wurde vom Monster nicht verschont. Das Seeungeheuer fordert auf Sylt sein erstes Todesopfer.

Es war Friedhelm Steiner, der laut auflachte. Er und sein Kollege Torben Husmann waren die beiden Polizeimeister des Kriminal­dienstes und die Urgesteine hier im Emder Polizeikommissariat. Als Rike vor vielen Jahren als junge Frau hier angefangen hatte, waren ihre beiden Kollegen schon vor Ort gewesen. Die Männer, die mittlerweile Anfang fünfzig waren, hatten sich bis zum Polizei­meister hochgearbeitet. Sie waren damit zufrieden und trugen ihre offizielle Uniform täglich mit Stolz. Opa Knut behauptete von Friedhelm und Torben immer, dass die beiden Ostfriesen in der Krummhörn geboren worden waren, hier geheiratet und ihre Kinder gekriegt hatten und auch hier sterben würden.

»Na, die Zeitung ist aber schon ein paar Wochen alt, denn den Artikel über den sogenannten Ekke Nekkepenn habe ich auch gelesen«, meinte Friedhelm gut gelaunt.

Markus Heuer bekam große Augen. »Woher kennen Sie den Namen?«, fragte er überrascht und ein wenig besorgt. »Der wurde aus der Presse rausgehalten!«

Friedhelm runzelte die Stirn und meinte: »Nu, elk und een en Freesland kennt de Seespöök!«

»Wie bitte?«, war alles, was der Kriminalrat rausbekam. Als Olden­burger war er dem ostfriesischen Snack nicht unbedingt mächtig.

»Die Sage von Ekke Nekkepenn wird Christian Peter Hansen zugeschrieben, der etwa um 1850 seine Sagen und Erzählungen der Heidebewohner auf Sylt herausgegeben hat. Eine der Geschichten ist die vom Meermann Ekke Nekkepenn«, erklärte Friedhelm erstaun­lich informiert. Doch er war wie Knut und kannte alle Sagen und Legenden,...

Erscheint lt. Verlag 7.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-822-5 / 3965868225
ISBN-13 978-3-96586-822-9 / 9783965868229
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