ES / Sie / Christine (3in1-Bundle) (eBook)

Drei Romane in einem Band

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-31769-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

ES / Sie / Christine (3in1-Bundle) -  Stephen King
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Drei Horrorklassiker in einem E-Book!
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ES

In Derry, Maine, schlummert das Böse in der Kanalisation: Alle 28 Jahre wacht es auf und muss fressen. Jetzt taucht »ES« wieder empor. Sieben Freunde entschließen sich, dem Grauen entgegenzutreten und ihm ein Ende zu setzen.

Stephen Kings Meisterwerk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des Erwachsenseins.

»Ein Meilenstein der amerikanischen Literatur.« Chicago Sun-Times

Sie

Schriftsteller Paul hat seine Serienheldin Misery sterben lassen. Nach einem Autounfall hält die Krankenschwester Annie - Pauls »größter Fan« - den verletzten Autor gefangen und zwingt ihn weiterzuschreiben.

Oscar für Kathy Bates in der Kinoverfilmung »Misery«.

»Man fühlt sich von Zeile zu Zeile immer mehr hineingezogen, wird süchtig von der Droge Spannung.« Die Welt

Christine

Eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung: Arnie liebt seine Freundin Leigh und »Christine«, seinen 1958er Plymouth Fury. Aber das Auto lebt. Und es ist tödlich eifersüchtig.

Verfilmt von Starregisseur John Carpenter.

Ein Meisterwerk der modernen Horrorliteratur.

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.

Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.

2


Im Bett sitzend, die Wangen noch immer vor Hitze gerötet (aber das Fieber sank jetzt wie der Kenduskeag), hatte Bill das Boot gefaltet und dann zu George, der schon danach greifen wollte, gesagt: »U-und jetzt h-h-hol mir das P-P-Paraffin.«

»Was ist das? Und wo ist es?«

»Es steht auf dem Regal im Keller«, hatte Bill gesagt. »In einer Schachtel mit der A-Aufschrift G-G-hulf … Gulf. Und bring auch ein Messer und eine Sch-Sch-Schüssel mit. Und St-St-Streichhölzer.«

George hatte sich gehorsam auf den Weg gemacht, um diese Sachen zu holen. Er hörte seine Mutter Klavier spielen, nicht mehr Für Elise, sondern etwas anderes, das ihm nicht so gut gefiel, weil es sich trocken und hektisch anhörte, während der Regen an diesem verhangenen Vormittag beharrlich gegen die Küchenfenster klopfte – es waren beruhigende Geräusche, wohingegen der Gedanke an den Keller alles andere als beruhigend war. Er ging nicht gern die schmale Kellertreppe hinunter, weil er sich immer vorstellte, dass da unten im Dunkeln etwas lauerte. Natürlich war das dumm und kindisch, das hatten ihm seine Eltern ja schon gesagt, und was noch viel wichtiger war, auch Bill hatte ihm das gesagt, aber dennoch …

Er öffnete nicht einmal gern die Tür, weil er immer das Gefühl hatte – und das war so furchtbar dumm, dass er es niemandem zu erzählen wagte –, dass in dem Moment, in dem er seine Hand nach dem Lichtschalter ausstreckte, etwas nach ihm greifen würde … irgendeine schreckliche Kralle mit Klauen … und ihn in die Dunkelheit hinabzerren würde, die nach Schmutz, Moder und verschimmeltem Gemüse roch.

Dumm! Es gab keine haarigen, mordlustigen Krallen. Ab und zu drehte jemand durch und brachte einen Haufen Leute um – manchmal berichtete Chet Huntley über so etwas in den Abendnachrichten –, und natürlich waren da die Kommies. Aber es gab kein unheimliches Monster, das unten im Keller hauste. Trotzdem wurde er die Vorstellung nicht los. In jenen endlos scheinenden Sekunden, wenn er mit der rechten Hand (der linke Arm war dabei immer panisch um den Türknauf geschlungen) nach dem Lichtschalter tastete, glaubte er immer wieder, der Kellergeruch – jener säuerlich bittere Geruch von Moder, Fäule und verschimmeltem Gemüse – sei der Eigengeruch des Ungeheuers, des Monsters aller Monster. Es war der Geruch von etwas, für das er keinen Namen hatte – Es lauerte dort unten hungrig im Dunkeln und verschlang mit Vorliebe das Fleisch kleiner Jungen.

An diesem Vormittag hatte er die Tür geöffnet, den Kellergeruch wahrgenommen und wie immer nur einen Arm in die Dunkelheit hinein ausgestreckt, um das Licht einzuschalten, während der andere Arm um den Knauf geschlungen war und er mit fest zusammengekniffenen Augen, verzerrtem Mund und hervorstehender Zungenspitze vor der Türschwelle stand. Komisch? Natürlich! Und wie! Schau dich doch nur mal an, Georgie! Georgie hat Angst vor der Dunkelheit! So ein Baby!

Die Klänge des Klaviers aus dem Salon – wie seine Mutter es nannte, sein Vater nannte es Wohnzimmer – schienen aus weiter Ferne zu kommen, so wie das Stimmengewirr und Gelächter an einem überfüllten Strand im Sommer einem erschöpften Schwimmer, der verzweifelt gegen die Strömung ankämpft, weit entfernt und völlig fremd und sinnlos vorkommen mussten.

Seine Finger ertasteten den Schalter. Ah!

Sie drückten darauf …

… und nichts. Kein Licht.

O Mann! Der Strom!

George zog seinen Arm so schnell zurück, als hätte er in einen Korb voller Schlangen gegriffen. Er wich einige Schritte von der geöffneten Kellertür zurück und blieb mit laut pochendem Herzen stehen. Klar, kein Strom, er hatte ganz vergessen, dass der Strom ausgefallen war. So ein Mist aber auch! Was nun? Sollte er Bill erklären, er könne das Paraffin nicht holen, weil kein Strom da sei und er Angst habe, dass etwas ihn auf der Kellertreppe schnappen könnte, dass etwas ihn unter der Treppe hervor am Knöchel packen könnte, kein Kommie oder Massenmörder, sondern ein viel, viel schlimmeres Wesen? Dass es einfach mit einem Teil seines verrotteten Leibs die Treppe heraufgekrochen kam und ihn am Knöchel packte? Das wäre wohl etwas dick aufgetragen, oder? Andere mochten über so ein Hirngespinst lachen, aber Bill nicht. Bill würde wütend werden. Bill würde sagen: »Werd erwachsen, Georgie … Willst du das Boot oder nicht?«

Als hätte Bill seine Gedanken gelesen, rief er genau in diesem Augenblick: »B-B-Bist du da d-draußen g-g-gestorben, Georgie?«

»Nein, ich hol’s gerade!«, rief George zurück. Er rieb sich die Arme und hoffte, dass dadurch die Gänsehaut verschwinden würde. »Ich hab nur schnell einen Schluck Wasser getrunken.«

»Los, b-b-beeil dich!«

Also ging er die vier Stufen zum Kellerregal hinunter; sein Herz war ein warmer, pochender Klumpen in seiner Kehle, seine Nackenhaare sträubten sich, seine Augen brannten, seine Hände waren eiskalt. Er war überzeugt davon, dass die Kellertür gleich zufallen und damit auch das Licht aus der Küche verschwinden würde und dass er es dann hören würde, etwas Schlimmeres als alle Kommies und Mörder der Welt zusammen, schlimmer als die Japsen, schlimmer als Attila der Hunne, schlimmer als die schlimmsten Sachen in hundert Horrorfilmen. Es war da, gleich würde er sein tiefes kehliges Knurren in den albtraumhaften Sekunden hören, bevor es sich auf ihn stürzen und ihm die Gedärme aus dem Leib reißen würde.

Wegen der Überschwemmung war der Geruch heute schlimmer denn je. Ihr Haus stand ziemlich weit oben an der Witcham Road, und deshalb waren sie verhältnismäßig gut davongekommen, aber durch die alten Steinfundamente war Wasser in den Keller gesickert. Der Gestank war so unangenehm, dass George versuchte, möglichst flach zu atmen.

George wühlte das Zeug auf dem Regal so schnell er konnte durch – alte Dosen Kiwi-Schuhcreme und Schuhputzlappen, eine kaputte Petroleumlampe, zwei fast leere Flaschen Windex, eine alte flache Dose Turtle-Wachs. Aus irgendeinem Grund fiel ihm diese Dose auf, und wie hypnotisiert betrachtete er fast eine Minute lang die Schildkröte auf dem Deckel. Dann legte er sie zurück … und da war endlich die eckige Schachtel mit der Aufschrift GULF.

George packte sie und rannte so schnell er konnte die Treppe hinauf. Ihm war plötzlich eingefallen, dass sein Hemdzipfel heraushing, und er war überzeugt davon, dass ihm das zum Verhängnis werden würde; das Ding im Keller würde ihn daran packen, wenn er schon fast draußen war, es würde ihn zurückzerren und …

Oben angekommen, knallte er die Tür hinter sich zu und lehnte sich mit geschlossenen Augen dagegen, die Paraffinschachtel mit der Hand umklammernd, Stirn und Unterarme schweißbedeckt.

Das Klavier verstummte, und die Stimme seiner Mutter ertönte: »Georgie, kannst du die Tür nicht noch etwas lauter zuschlagen? Vielleicht schaffst du es, im Esszimmerschrank einige Teller zu zerbrechen.«

»Entschuldige, Mama!«, rief George.

»Georgie, du lahme Ente!«, sagte Bill aus seinem Kinderzimmer. Er flüsterte, damit ihre Mutter es nicht hören konnte.

George kicherte leise. Seine Angst war schon wieder fort; sie war so mühelos verschwunden, wie ein Albtraum einem Mann entgleitet, der mit kaltem Schweiß bedeckt und keuchend daraus erwacht, der seinen Körper und seine Umgebung wahrnimmt und sich vergewissert, dass alles nicht passiert ist – und im gleichen Moment setzt schon das Vergessen ein. Die Hälfte ist weg, wenn seine Füße den Boden berühren, drei Viertel sind weg, wenn er aus der Dusche kommt und sich abzutrocknen beginnt, und bis er mit dem Frühstück fertig ist, ist nichts mehr da. Alles weg … bis zum nächsten Mal, wenn er sich im Griff eines Albtraums an alle Ängste erinnert.

Die Schildkröte, dachte Georgie und ging zur Schubladenkommode, wo die Streichhölzer aufbewahrt wurden. Wo habe ich so eine Schildkröte schon einmal gesehen?

Aber er kam nicht darauf und vergaß die Frage.

Er holte eine Schachtel Streichhölzer aus der Schublade, ein Messer aus dem Besteckkasten (die scharfe Messerkante hielt er von sich weg, wie sein Vater es ihn gelehrt hatte) und eine kleine Schüssel aus dem Geschirrschrank im Esszimmer. Dann kehrte er in Bills Zimmer zurück.

»D-Du bist doch ein A-loch, G-Georgie«, sagte Bill freundschaftlich und räumte einen Teil der Krankenutensilien auf seinem Nachttischchen beiseite: ein leeres Glas, einen Wasserkrug, Kleenex, Bücher, eine kleine blaue Flasche Wick VapoRub – dessen Geruch Bill sein halbes Leben lang mit verschleimten Bronchien und laufender Nase assoziieren sollte. Auch das alte Philco-Radio stand da; es spielte leise irgendein Lied von Little Richard, nichts von Bach oder Chopin … so leise, dass Little Richard einen Großteil seines mitreißenden Elans einbüßte. Aber ihre Mutter, die auf dem Juilliard-Musikkonservatorium klassische Musik – Hauptfach Klavier – studiert hatte, hasste Rock ’n’ Roll: Sie war nicht einfach nur dagegen, sie hasste ihn regelrecht.

»Ich bin kein A-loch«, sagte George, setzte sich auf die Bettkante und stellte seine Sachen auf dem Nachttisch ab.

»Aber sicher bist du eins«, sagte Bill. »Nichts weiter als ein großes braunes A-loch.«

Georgie versuchte sich ein Kind vorzustellen, das nur ein großes rundes A-loch auf zwei Beinen war, und fing an zu kichern.

»Dein A-loch ist größer als Augusta«, sagte Bill und fing auch an zu kichern.

» Dein A-loch ist größer als der ganze Staat«, antwortete George. Darauf kicherten beide Jungs...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Blutige Nachrichten • Bundle • das institut • E-Book-Paket • eBooks • ebook sammelband • E-Box • Friedhof der Kuscheltiere • Holly • Horror • Neuerscheinung • Sammelausgabe • Sammelbox • The Shining
ISBN-10 3-641-31769-X / 364131769X
ISBN-13 978-3-641-31769-0 / 9783641317690
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