Science Fiction Dreierband 3049 -  Alfred Bekker,  Mara Laue,  Ann Murdoch

Science Fiction Dreierband 3049 (eBook)

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2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8072-1 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende SF-Romane: Letzte Chance (Alfred Bekker) Grenzstation Outer Circle (Ann Murdoch) Sabotage (Mara Laue) Am Rande eines instabilen Wurmlochs befindet sich die Raumstation S 7, allgemein nur Outer Circle genannt. In ihrem Innern werden immense Warenmengen umgeschlagen, außerdem ist es ein wichtiger Halte- und Umsteigepunkt für Passagiere. Hier ist die Schwarze Division stationiert, einer Elitetruppe des einflussreichen Raumritterordens, der den Einflussbereich der Menschen mit militärischen Mitteln ausdehnen will. Outer Circle ist somit ein Brennpunkt und eine galaktische Anlaufstelle zugleich - aber auch Ausgangspunkt für provozierte Konflikte, in denen der Raumritterorden eine tragende Rolle spielt.

Erstes Kapitel: Fehler im System


Die Badabene war ein Forschungsraumschiff der Thorianer, einer menschenähnlichen Rasse, deren meiste Mitglieder als wissenschaftliche Koryphäen galten, ohne die Forschungsergebnisse jemals profitabel auszuwerten. Sie sammelten Wissen um des Wissens Willen und nutzen nur vereinzelt ihre Erfindungen, um allen Individuen ein bequemes und forschungsreiches Leben zu ermöglichen.

Die Badabene führte einen kleinen Konvoi von vier Schiffen an. Die Thorianer an Bord wollten das Wurmloch erforschen, denn noch niemand hatte bis jetzt herausgefunden, warum es immer wieder zu Verwerfungen kam, und ob man die möglicherweise abstellen konnte. Die Außerirdischen hatten mit ihrem Schiff an Outer Circle angedockt, um sich mit Proviant zu versorgen und eine letzte Rücksprache mit den Wissenschaftlern der Station zu halten. Außerdem benötigten sie eine offizielle Genehmigung, denn das Gebiet rund um das Wurmloch galt nicht nur als gefährlich, sondern auch als menschliches Hoheitsgebiet.

Die Kommandantin der Station, Oberst Alexa Dexter, erteilte die Genehmigung nur zu gerne, denn die Thorianer würden ihre Forschungsergebnisse später den Menschen zur Verfügung stellen. Doch Generaloberst Weishaupt von der Schwarzen Division schäumte.

„Was erlauben sich diese – diese Kreaturen? Welch eine Anmaßung! Und unsere spröde, auf Harmonie gepolte Kommandantin unterstützt das auch noch! Wir sind Menschen, wir schaffen unsere Forschungen auch ohne diese Aliens.“

Es war ein altbekanntes Kompetenzgerangel. Oberst Dexter unterstand der irdischen Regierung und gehörte zu regulären Raumflotte. Generaloberst Weishaupt und die Schwarze Division hingegen waren mitsamt der Starwatch-Raumflotte ein Sonderkommando, das für die Sicherung des sensiblen Bereichs zuständig war. Die zusätzlichen Befehle und Vollmachten, die die Schwarze Division besaß, hätten Oberst Dexter vermutlich in helle Aufregung versetzt – wenn sie davon gewusst hätte.

„Ich will nicht, dass die Thorianer unser Aufmarschgebiet in näheren Augenschein nehmen“, grollte der Generaloberst.

Leutnant van Heel, sein Adjutant, stand abwartend vor dem Schreibtisch, er ahnte, dass der Kommandant weitere Befehle erteilen wollte.

Weishaupt überlegte. „Für welchen Termin ist die nächste Verwerfung angekündigt?“

„Standardzeit?“

„Was denn sonst?“, knurrte der Offizier. „Ich werde mich vermutlich nie mit dieser Sternenzeitberechnung anfreunden.“

„Morgen, elf Uhr zweiundfünfzig, Sir“, kam die prompte Auskunft. Eine Verwerfung bezeichnete einen temporären Kollaps im Wurmloch, während der es instabil wurde und sich förmlich umstülpte. Ein Vorgang, der sogar mit bloßem Auge verfolgt werden konnte und ungeheure Energie erzeugte, wie auch verschlang. Ein paar Witzbolde bezeichneten die Verwerfung als Schluckauf.

Der Generaloberst schaute seinen Adjutanten lauernd und nachdenklich an. „Sie wissen, dass es ausgesprochen gefährlich ist, in der Nähe des Wurmlochs herumzufliegen, sobald die Verwerfung ansteht?“

„Selbstverständlich, Sir, jeder weiß das.“

„Was glauben Sie, wissen die Thorianer das auch?“

„Dazu kann ich nichts sagen, Sir, ich kenne diese Rasse nicht besonders gut.“

„Guter Mann, geben Sie sich nicht mit diesem außerirdischen Gesindel ab. Wir dürfen kein Risiko eingehen und müssen uns selbst schützen. Sorgen Sie dafür, Leutnant, dass diese wissenschaftliche Untersuchung nicht stattfindet. Aber ich will keine Toten – vorerst nicht. Lassen Sie die Schiffe und ihre Besatzungen einfach verschwinden, möglichst unauffällig und so, dass kein Verdacht auf uns fällt. Womöglich würde Oberst Dexter uns anklagen, wegen Behinderung Außerirdischer oder sonst einem absurden Vorwurf. Vielleicht sollte die Umgebung des Kohlensacks als neuer Standort für die Aliens ausgewählt werden. Ich überlasse Ihnen die Einzelheiten.“

Der Kohlensack war eine Gegend mit starkem Vorkommen an kosmischen Staub. Navigation und Ortung waren im Inneren fast unmöglich, treibende Asteroiden oder Trümmerstücke wurden zu tödlichen Gefahren. Nicht einmal die Piraten flogen in diesem Bereich, nutzten den Kohlensack allerdings zeitweise für die Flucht, um Verfolger abzuschütteln.

Leutnant van Heel überdachte die Einzelheiten, dann salutierte er. Selbstverständlich hatte der Generaloberst niemals eine Weisung erteilt.

Die Badabene dockte ab und vereinigte sich mit den restlichen Schiffen, gemeinsam flogen sie auf das Wurmloch zu – dann erfolgte überraschend eine Richtungsänderung, und die vier Schiffe verschwanden wenig später abrupt aus der Ortung. Niemand an Bord von Outer Circle achtete darauf, die Schiffe hatten sich korrekt abgemeldet. Erst als die plan- und routinemäßigen Meldungen ausblieben, begann man zu suchen. Doch nun kam die planmäßige Verwerfung, das Wurmloch kollabierte für einige Stunden, sämtliche Ortungsgeräte wurden nutzlos, und natürlich hielten alle Raumschiffe respektvollen Abstand zum kosmischen Weltwunder.

Auch nach der üblichen Beruhigung des Wurmlochs blieben die thorianischen Schiffe verschwunden.


*


Generaloberst Andreas Weishaupt schaute sich kurz in seinem Büro um, alles befand sich an seinem Platz. Nirgendwo lag ein Stäubchen, was innerhalb einer Raumstation ohnehin selten vorkam, alle Gegenstände befanden sich millimetergenau an ihrem Platz.

Der Generaloberst war unruhig. In wenigen Minuten sollte ein Abgesandter des Generalrats der Raumritter auf Outer Circle eintreffen. Generalmajor von Harthausen würde ab sofort die Abteilung Starwatch befehligen und gleichzeitig als sein Stellvertreter fungieren. Eine überraschende und nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung, wie der Offizier befand.

Generaloberst Weishaupt war Befehlshaber der Schwarzen Division, einer Sonderabteilung des Raumritterordens, der neben der regulären Raumflotte die Interessen der Menschheit – meist mit Waffengewalt – vertrat. Ihr Aufgabengebiet war nicht offiziell definiert, sodass sich zahlreiche Gerüchte um die Kampftruppe, wie auch ihre Mitglieder, rankten. Hier auf der Raumstation S 7, allgemein nur Outer Circle genannt, waren zahlreiche Soldaten dieser Truppe stationiert. Das lag nicht nur an der Tatsache, dass sich S 7 in der Nähe eines instabilen Wurmlochs befand. Es lag auch daran, dass von hier aus ein verdeckter Aufmarsch stattfinden sollte, um den Expansionsbestrebungen der irdischen Regierung gerecht zu werden. Selbstverständlich alles geheim, unter dem Vorwand der Verteidigung des menschlichen Einflussbereichs.

Der Neuankömmling, Generalmajor Columban von Harthausen, war direkt vom Generalrat als Oberbefehlshaber des Raumritterordens beauftragt und besaß weitreichende Vollmachten. Weishaupt vermutete, dass auch seine eigenen Handlungen überprüft werden sollten. Da konnte es eventuell zu Schwierigkeiten kommen. Weishaupt hatte sich mit seinen letzten Befehlen ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Nun, man würde sehen. Als Offizier der Schwarzen Division sollte von Harthausen ähnliche Ansichten vertreten wie er selbst, dachte Weishaupt.

Er stand auf und zog automatisch seine Uniform glatt. Paradeuniform selbstverständlich, tiefschwarz, körpernah geschnitten. Im Kontrast dazu stand das schneeweiße Koppel aus Niliphantleder vom Planeten Dschallo. Und natürlich leuchteten die Orden und Ehrenzeichen, die bei einem so hochrangigen Offizier in erklecklicher Anzahl vorhanden waren.

Weishaupt verließ das Büro, im Vorzimmer sprang Leutnant van Heel auf und salutierte.

„Schon gut, Leutnant, beschränken wir das auf den Neuankömmling. Ist alles bereit?“

„Selbstverständlich, Generaloberst. Das Empfangskomitee steht vollzählig bereit im Hangar. Der Offiziersstab befindet sich im Vorraum und wartet auf Sie. Die Unterkunft für Generalmajor von Harthausen ist vorbereitet. Die Piloten der Starwatch …“

„Schon gut, ich glaube Ihnen, dass Sie an alles gedacht haben.“ Van Heel zeichnete dafür verantwortlich, dass alles perfekt vorbereitet war. Er kannte die Pingeligkeit seines Vorgesetzten. Weishaupt konnte sehr ungnädig reagieren, wenn auch nur eine Kleinigkeit nicht korrekt war. Er hoffte also selbst, nichts übersehen zu haben.

„Wie lange noch?“, fragte der Generaloberst.

„Die Stellar Maris dockt in siebzehn Minuten an, Sir.“

„Dann sollten wir uns auf den Weg machen.“

Van Heel riss zuvorkommend die nächste Tür auf. Sechs Offiziere sprangen auf und salutierten.

„Stehen Sie bequem, meine Herren.“ Automatisch glitt der Blick des Befehlshabers über die Uniformen, aber er fand nichts zu bemängeln. Natürlich war jedes Mitglied der Schwarzen Division mit den Eigenheiten des „Alten“ vertraut, aber ebenso legte jedes Mitglied dieser Elitetruppe persönlichen Wert auf Perfektion.

Weishaupt ging voran, die anderen folgten. S 7 war eine Raumstation von beeindruckender Größe, sie maß immerhin 1,7 km im Durchmesser und glich einer Radnabe, deren Mittelpunkt in vier Ebenen alles bot, was Menschen und Außerirdische für nötig hielten. Künstliche Schwerkraft wurde durch gegenläufige Rotation der Hüllen erzeugt, im äußeren Rand des Rades waren neben Unterkünften insgesamt 12 Dockstationen mit entsprechenden Hangars installiert und boten für jeden Raumschiffstyp...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-8072-5 / 3738980725
ISBN-13 978-3-7389-8072-1 / 9783738980721
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