Goldtransport und Stauseemord (eBook)
550 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3001-3 (ISBN)
Sven Kellerhoff, 1975 in Bad Ems geboren, lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Grevenbroich bei Düsseldorf. Seit vielen Jahren bei einer Sparkasse tätig, veröffentlicht er neben seinem Beruf Regionalkrimis. Der Roman »Zirbenholz und Alpenmord«, rund um das Allgäuer Kommissaren-Duo Anna Zähler und Leopold Geiger, ist sein Debut.
Sven Kellerhoff, 1975 in Bad Ems geboren, lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Grevenbroich bei Düsseldorf. Seit vielen Jahren bei einer Sparkasse tätig, veröffentlicht er neben seinem Beruf Regionalkrimis. Der Roman »Zirbenholz und Alpenmord«, rund um das Allgäuer Kommissaren-Duo Anna Zähler und Leopold Geiger, ist sein Debut.
13
Nachdem Paul und Vitus zurück im Tal waren, fuhren sie zur Inspektion. Die Berichte zu ihren Einsätzen mussten verfasst werden. Außerdem sollte der Finger in dem verschlossenen Asservatenbeutel möglichst schnell in Schwaz ankommen.
Ächzend ließ sich Paul auf den für ihn viel zu kleinen Schreibtischstuhl fallen, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Die Stuhllehne bog sich gefährlich weit nach hinten und quietschte so laut, dass Vitus ihn an seinem Monitor vorbei anschaute.
»Paul, du solltest deinen Stuhl nicht so malträtieren. Du schlägst gleich mit dem Kopf auf die Kaffeemaschine hinter dir.«
»Das ist stabile Wertarbeit. Der Stuhl trägt mich schon über fünfundzwanzig Jahre.«
»Das ist nicht dein Ernst. Ein Grund mehr, dem Stuhl nicht zu vertrauen. Schon mal was von Materialermüdung gehört?«
»Ja, müde bin ich schon ein wenig nach der Aufregung und der saftigen Leberkäsesemmel.« Paul schloss die Augen und entspannte seine Gesichtszüge.
Plötzlich wurde die Tür der Polizeiinspektion aufgeschlagen, und eine korpulente Dame mittleren Alters trat strammen Schrittes an den Tresen. Sie trug eine mit Blutspritzern übersäte Schürze und blickte die Beamten zornig an.
»Paul, du Zechpreller!«
Erschrocken blickte Paul sich um. »Franzi, schön, dich zu sehen. Was machst du denn hier?«
Franzi war die Mit-Inhaberin der Metzgerei Grassl. Seit vielen Jahren betrieb sie die Traditionsmetzgerei zusammen mit ihrem Mann an der Talstation der Penkenbahn.
»Ja was schon. Geld eintreiben.« Franzi stützte sich auf den Tresen und hielt die Hand auf.
»Ich wusste gar nicht, dass du für die Mafia tätig bist, Franzi. Vielleicht sollten wir den Schlachtraum der Metzgerei einmal durchsuchen, Vitus. Nicht, dass die Franzi dort Geld wäscht und Drogen umschlägt, statt Wurst zu kochen.«
»Sehr witzig, Paul. Pass auf, dass ich dich nicht gleich hier wegen Diebstahl anzeige. Schließlich hast du eben eine Leberkäsesemmel mitgehen lassen, ohne zu bezahlen.«
Mit großen Augen blickte Paul sie an.
»Mensch, Resi. Das tut mir echt leid. Ich war so in Eile, dass ich mir nur die Semmel geschnappt habe. Sonst lege ich dir doch immer die abgezählten 2,80 Euro in die Münzschale auf der Theke.« Schnell kramte er das abgezählte Kleingeld aus seiner Uniformhose und legte es Franzi hin. »Nix für ungut, gell.«
»Dass die Polizei uns einmal etwas schuldig bleibt, hätte ich auch nicht gedacht.« Franzi zwinkerte Vitus zu, als Paul ihr den Rücken zugedreht hatte, und verließ die Polizeiinspektion.
»So, jetzt erst mal einen Kaffee auf den Schreck.« Paul versuchte alles, um dem Schreiben des Berichts zu entgehen. Oft zögerte er die Aufgabe mit Blumen-Gießen und Bleistifte-Spitzen so lange hinaus, bis Vitus ihm irgendwann das fertige Schriftstück zur Unterschrift vorlegte.
Das Telefon klingelte.
»Ich geh schon ran«, rief Paul hastig.
Vitus sah aus dem Augenwinkel, wie Paul mit ungewohntem Elan zum Telefonapparat sprintete. Er dachte sich schon, dass es sich hierbei wieder um einen Anflug von Antiberichteritis handelte.
Nachdem Paul abgenommen, dem Anrufer einige Sekunden zugehört und einige Rückfragen gestellt hatte, legte er wieder auf. Fassungslos blickte er zu Vitus.
»Wir haben vermutlich eine weitere Leiche.«
Zum Wasserkraftwerk am Ortsrand von Mayrhofen waren es nur wenige Fahrminuten. Die Kollegen der Spurensicherung aus Schwaz erreichten zeitgleich mit Paul und Vitus den Parkplatz. Sie hatten gerade erst in Ramsau am Seilbahnparkplatz ihr Material zusammengeräumt, als Pauls Anruf sie erreichte.
»So langsam wird es aber anstrengend mit euch, Paul.« Max Freiberg stieß Paul mit dem Ellenbogen an.
»Was will man machen. Gehen wir rein?«
»Ja. Ich habe auch Eva Brandner von der Gerichtsmedizin informiert. Sie macht sich direkt auf den Weg.«
Sie betraten die Werkhalle. Ein Herr im Blaumann am Ende des lang gezogenen Gebäudes winkte aufgeregt zu ihnen herüber.
»Gut, dass Sie da sind. Eduard Gartner ist mein Name. Ich leite die Schicht heute.«
»Haben wir eben telefoniert?« Paul blickte sich um und suchte erfolglos nach einem leblosen Körper.
»Ja. Wir haben ein menschliches Lebewesen in unserem System.«
»In Ihrem was?«
Eduard Gartner trommelte mit seinen Fingerknöcheln auf ein großes blau lackiertes Rohr mit mindestens einem Meter Durchmesser. Es verlief auf Augenhöhe und mündete einige Meter weiter in ein schneckenförmiges Gehäuse. Das metallische Klopfgeräusch hallte durch den ganzen Raum.
»Hier drin. In der Zuleitung zur Turbine.«
»Woher wollen Sie denn wissen, dass sich dort drin ein Lebewesen befindet?« Paul tastete die massive Metallröhre ab.
»Ganz einfach. Das Rohr beginnt oben am Wasserspeicher unterhalb von Finkenberg. Es verläuft bis ins Kraftwerk, bevor es hier unten mit hohem Druck die Turbine antreibt. Damit uns keine großen Steine oder Tiere die Turbine beschädigen, haben wir an mehreren Stellen Sensoren und eine Bildüberwachung, die den Zufluss stoppen und das System runterfahren, sobald ein solches Objekt erkannt wird.«
»Und wenn Sie jetzt wirklich recht haben, und ein Mensch ist in diesem Rohr, wie können wir uns dann vergewissern, dass dem wirklich so ist?« Paul wurde ein wenig nervös. Es könnte sein, dass ein Leben gerettet werden konnte, wenn sie jetzt schnell handelten.
»Hier, über den Revisionsschacht.«
Pauls Blick fiel auf einen runden Deckel, der mit einigen Schrauben verschlossen war.
»Bitte lassen Sie sofort den Deckel öffnen. Schnell!«
»Ich glaube nicht, dass wir uns beeilen müssen. Das, was wir auf den Bildern gesehen haben, sah nicht mehr sehr lebendig aus.« Eduard Gartner gab seinen Leuten verschiedene Anweisungen. Eine Minute später hatten die Werksmitarbeiter den Deckel geöffnet. Ein Schwall Wasser lief auf den glatten Betonboden der Halle. Einer der Arbeiter leuchtete mit einer Taschenlampe in das Rohr hinein.
»Können Sie etwas erkennen?«, rief Paul aufgeregt.
Der Arbeiter stieg mit betretener Miene von der Leiter und zeigte auf eine Stelle am Rohr unweit der Revisionsöffnung.
»Es ist vermutlich eine männliche Person«, gab er schließlich bekannt. »Er rührt sich nicht.«
»Los! Steigen Sie hinein und holen ihn raus. Vielleicht lebt er doch noch. Vitus ruf die Rettung an.« Paul trat an das Rohr und sah hinein.
Die Arbeiter blickten betreten zu Boden. Es riss sich keiner darum, diese Aufgabe zu übernehmen.
»Kommt schon, Jungs, wer macht es?«, rief der Schichtleiter in die Runde.
Zwei der Arbeiter traten hervor, stiegen in hohe gelbe Gummistiefel und krochen in die Röhre. Wenig später hievten sie einen leblosen männlichen Körper aus der Dunkelheit und legten ihn auf den Hallenboden.
Max Freiberg beugte sich über den Leichnam.
»Da ist nix mehr zu machen.«
Für diese Erkenntnis braucht es nicht die Erfahrung der Spurensicherung, dachte Paul, der das Einschussloch auf der Stirn entdeckt hatte. »Könnte es Suizid gewesen sein?« Paul hoffte, dass Vitus und er sich nicht mit einem weiteren Fall beschäftigen mussten, da sie keiner aus dem Kriminalkommissariat in Schwaz unterstützen konnte.
»Eher unwahrscheinlich«, antwortete Max Freiberg. »Zumindest ist mir noch nie untergekommen, dass sich jemand den Finger abschneidet und sich anschließend selbst ein Loch in den Kopf schießt. Zumal man den Zeigefinger zum Abdrücken braucht, es sei denn, man ist Linkshänder.«
Jetzt sah Paul es auch. Der völlig durchnässte und blutgetränkte Verband hatte sich gelöst und gab den Blick auf die leichenblasse rechte Hand des Mannes frei, an der ein Zeigefinger fehlte.
»Tatsächlich tot, was?«
Eva Brandner stand in ihrem weißen Kittel und mit einem übergroßen Aluminiumkoffer hinter Max, Paul und Vitus.
»Ich dachte schon, dass sich die Fahrt hierher nicht lohnt. Max hat mir eben zu oft die Worte vielleicht und möglicherweise benutzt, als er mich herbestellt hat.«
Eva war erst seit Kurzem bei der Gerichtsmedizin in Schwaz. Direkt nach dem Studium hatte sie sich auf die freie Stelle beworben und konnte die Professoren der Universitätsklinik und die Leiterin des Tiroler Landeskriminalamtes sofort überzeugen. Eva Brandner war groß, schlank, hatte pechschwarze lange Haare und wohnte in Fügen im Zillertal. Eigentlich hatte sie heute frei. Da sie nah am Tatort wohnte, sagte sie Max Freiberg zu und machte sich umgehend auf den Weg nach Mayrhofen.
»So, dann lassen Sie mich mal meine Arbeit machen, meine Herren.«
Eva Brandner zwängte sich an Max Freiberg und Paul Scheffler vorbei, kniete sich auf den Hallenboden und öffnete ihren Koffer.
»Vitus«, rief Paul. »Ruf bitte mal bei der Werttransportfirma Edelrausch an und frag nach, ob die uns die Fahrernamen schicken können und bestenfalls auch Bilder von den beiden aus der Personalakte, und...
Erscheint lt. Verlag | 1.5.2023 |
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Reihe/Serie | Geiger-Zähler-Alpenkrimis | Geiger-Zähler-Alpenkrimis |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Alpenkrimi • Bayern • Berge • Cosy Crime • Ermittlerduo • Humor • Kommissar • Mayrhofen • Österreich • Regiokrimi • Stausee • Tirol • Urlaub • Wandern • Yoga • Zillertal |
ISBN-10 | 3-8437-3001-6 / 3843730016 |
ISBN-13 | 978-3-8437-3001-3 / 9783843730013 |
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