Gespenster-Krimi 114 (eBook)

Der Fluch der Maresfield-Villa
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4449-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gespenster-Krimi 114 - Camilla Brandner
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Eintragung aus einer alten Chronik der Ortschaft Wutterholme, Indiana, USA:

Gehst du nachts über den Maresfield Hill, sei ganz still! Sei ganz still!
Denn wenn sie dich sehen, wird's dir übel ergehen.
Hörst du sie trappeln und zappeln und rappeln?
Die Hexen, die Brut aus der Unterwelt, die treiben´s dort oben, wie´s ihnen gefällt.
Sie drehen sich widdershins johlend im Tanz und küssen den Ziegenbock unter den Schwanz.
Sie schleifen das Messer, es schneid´t schon viel besser,
Sie blecken die Zähne, sie dürsten nach Blut.
Das schmeckt gut! Das schmeckt gut!


Der Fluch der
Maresfield-Villa

von Camilla Brandner

Eintragung aus einer alten Chronik der Ortschaft Wutterholme, Indiana, USA:

Gehst du nachts über den Maresfield Hill, sei ganz still! Sei ganz still!

Denn wenn sie dich sehen, wird's dir übel ergehen.

Hörst du sie trappeln und zappeln und rappeln?

Die Hexen, die Brut aus der Unterwelt, die treiben´s dort oben, wie´s ihnen gefällt.

Sie drehen sich widdershins johlend im Tanz und küssen den Ziegenbock unter den Schwanz.

Sie schleifen das Messer, es schneid't schon viel besser.

Sie blecken die Zähne, sie dürsten nach Blut.

Das schmeckt gut! Das schmeckt gut!

Widdershins (gegen den Uhrzeiger) nennt man die Art, wie die Hexen tanzen, da sie alles verkehrt herum machen, um Gott, der die Dinge rechtens geschaffen hat, damit zu verspotten.

Dieses Lied wird heute noch von betrunkenen und vorwitzigen Leuten gesungen, so oft man ihnen auch sagte, sie sollten das sein lassen, weil sie damit nur die Teufelsbrut aus der Erde hervorlocken. Und wehe denen, die auf den Gedanken kämen, es nicht nur zu singen, sondern dazu auch noch zu tanzen!

Dass auf dem Maresfield Hill oben, lange bevor dort ein Haus erbaut wurde, in gewissen Nächten des Teufels Jünger tanzten und ihre gräulichen Zeremonien vollführten, das war vor langer Zeit, und keiner von den heute Lebenden hat es mit eigenen Augen gesehen. Es gibt aber viele Hinweise darauf, dass dies nicht nur ein leeres Geschwätz ist.

Ganz gewiss ist, dass dort oben kein Vieh weiden will, mag das Gras auch noch so hoch und saftig sein, und dass es auch den Menschen nicht geheuer ist. Man hat nämlich jedes Mal, wenn einer dort zu ackern oder einen Garten anzulegen versuchte, viele Knochen in der Erde gefunden, die meisten von Kindern im Alter unter fünf Jahren, und an allen waren Scharten zu sehen, als hätte einer das Fleisch mit einem Messer von den Knochen gekratzt, und zackige Löcher in ihren Köpfen, als hätte man ihnen das Gehirn aus den Schädeln gelöffelt.

Der Pfarrer von Wutterholme hat einst einen Traum gehabt, wie dieses Treiben ausgesehen haben mag, und da es ihm schien, dass der Traum vom Himmel gesandt war zur Warnung für die leichtsinnigen Leute, ließ er einen Maler kommen und hieß ihn ein Bild malen von dem, was er geträumt hatte.

Als es nun fertig war, war das Gemälde aber so unsäglich gräulich, dass niemand es ansehen wollte. Darauf sah man nämlich Gruppen krummrückiger Schreckgespenster, von Kopf bis Fuß in wallendes Schwarz gekleidet. Manche trugen Kapuzen, andere hohe, gehörnte Hauben mit ausgestopften Zipfeln, auf denen Eulen und Fledermäuse hockten, und darunter blickten Gesichter hervor, wie man sie abseits eines Albtraums glücklicherweise nur selten zu sehen bekommt: gelbe Fratzen mit löchrigen Zähnen, vorquellenden, schielenden Augen und wie Schwefel glühenden Pupillen.

Andere waren wie graue Nonnen gekleidet und trugen auch deren ihre Schleier, aber sie hatten die blinden Augen und käsigen Gesichter von Kadavern. Sie trugen widerliche braune Flecken wie Muttermale im Gesicht, und ihre Münder boten den Anblick schwarzer Höhlen, in denen einzelne Zahnstummel blinkten. Eine dieser Teufelsnonnen trug in einem Korb ein paar jämmerlich schreiende nackte Säuglinge. Eine andere las aus einem Buch vor, aus dem brandige Schwaden aufstiegen.

Deshalb gab der Pfarrer rasch und heimlich dem Maler das vereinbarte Geld und hieß ihn das Dorf verlassen, ehe die Sache noch mehr böses Blut machte. Das Bild ward von da an von niemand mehr gesehen, und man sagt – Genaues weiß aber niemand – der Pfarrer habe es heimlich oben auf der Kuppe des Maresfield-Hügels eingegraben, da es an einem verfluchten Ort am besten aufgehoben sei.

Wie das auch gewesen sein mag, es herrschte große Verwunderung in Wutterholme, als der reiche Bauer Adam Leversham im Jahre 1860 sich dort ein Haus erbauen ließ und mit seiner ganzen Familie drin wohnte. Gebe Gott, dass sie kein Unheil ereile.

Aufgezeichnet im Jahre des Herrn 1861.

Es gab Leute, die behaupteten, Adam Leversham müsse selbst mit dem Teufel im Bunde gewesen sein, dass der ihn so unbehelligt gewähren ließ, als er auf der Hügelkuppe sein hölzernes Haus im damals modernen »American Queen Style« baute, aber geschickten und erfolgreichen Leuten sagt man bekanntlich viel Böses nach, das nicht unbedingt stimmen muss.

Jedenfalls wohnte Adam mit seiner Frau und seinen Kindern und Enkeln unbehelligt in dem Haus, das die Maresfield-Villa genannt wurde, nur sein Vieh musste er im Tal unten auf die Weide treiben, denn oben auf dem Hügel hätten sie keinen Grashalm gefressen.

Das Gerede, dass es mit der Familie Leversham noch ein böses Ende nehmen würde, war schon fast verstummt, als im Jahre 1912 der seit Langem erwartete Blitz einschlug – mit einer Wucht, dass ganz Wutterholme bis in die Grundfesten erschüttert wurde. Im Herbst dieses Jahres, zu Halloween, ereignete sich nämlich in der Maresfield-Villa ein so grausiges Verbrechen, dass sogar noch die Zeitungen in der fernen Hauptstadt Indiana davon berichteten.

Man kann in ihren längst vergilbten Ausgaben nachlesen, dass ein Hausmädchen, Trudy Penwick mit Namen, dort an einem einzigen Abend elf Kinder ermordete, die sich zu einem Fest mit Kürbiskuchen und Apfelmost zusammengefunden hatten, und dass sie nach der Tat sich selbst in ihrer Kammer erhängte.

Die Untat rief so große Wut und Verzweiflung unter den ihrer Kinder beraubten Eltern hervor, dass sie den Leichnam der Penwick aus dem Haus auf die Straße schleiften, dort mit Petroleum übergossen und anzündeten, und die verbrannten Überreste an einem namenlosen Ort verscharrten. Die ermordeten Kinder wurden im Friedhof von Wutterholme in weißen Särgen begraben. Dort erinnert heute noch eine Marmorplakette an die unglücklichen Opfer einer rasenden Wahnsinnigen.

Danach dachten viele Leute, die Familie Leversham würde das Haus verlassen, aber sie blieben dort und verschlossen nur die Zimmer im mittleren Teil des Gebäudes, in dem das Verbrechen geschehen war. Wenn man ihnen das vorhielt, so antworteten sie mürrisch, in jedem Haus in Wutterholme seien schon Menschen gestorben, und sie dächten nicht daran, ihre mit so viel Mühe erbaute Heimstätte zu verlassen und obdachlos in die Welt zu ziehen, nur weil einmal ein Unheil geschehen sei.

Noch bis ins Jahr 1980 wohnten einige Levershams dort, zuletzt zwei alte Schwestern, die bei ihren Nachbarn verhasst waren und viel Gerede verursachten. Sie waren nämlich an die neunzig Jahre alt, krumm und kraftlos, und hatten keine andere Dienerschaft als einen seltsam hässlichen, ortsfremden Jungen von acht oder neun Jahren, der zu nichts anderem zu brauchen war als zum Einkaufen und Gras schneiden – und dennoch war das Haus in allen seinen Teilen auf eine ganz wunderbare Weise sauber und ordentlich, als sei jeden Tag eine Schar von Mägden mit Scheuersand, Essig und Reisbürsten darin unterwegs.

Man wusste auch nicht, woher die Schwestern ihr vieles Geld hatten, denn sie hielten kein Vieh mehr, nicht einmal Hühner oder Hasen. Sie verkauften auch nichts, aber der Junge bezahlte immer mit guten amerikanischen Dollars. Als sie endlich starben, verschwand er, und mit ihm das Geld. Deshalb sagten einige Nachbarn, er sei ein Vagabund und Dieb gewesen, aber andere Nachbarn dachten an etwas viel Schlimmeres, nämlich dass er mit seinen haarigen Bocksbeinen und vorstehenden Zähnen ein Familiare gewesen sei, ein böser Geist, der den Leversham-Schwestern zu Diensten war.

Da die Familie ausgestorben war und das Haus in einem so guten Zustand, übernahm es im Jahr 1980 der National Heritage Trust, der für die Erhaltung historischer amerikanischer Gebäude zuständig ist. Es wurde ein Verwalter eingesetzt und mehrere Fremdenführerinnen angestellt, die Touristen durch das Haus geleiteten und ihnen dessen Geschichte erzählten, wobei natürlich die Mordzimmer das meiste Interesse erregten. Immer öfter kamen auch Okkultforscher, einzeln oder in Teams, die nächtelange Sitzungen abhielten, und da sie viel besser bezahlten als die Touristen, waren sie den Historikern sehr willkommen.

Professor Albertin vom National Trust protestierte zwar heftig gegen den Vorwurf, dass er »eine Tragödie ausschlachtete« und »Mordopfer als Gruselpuppen« missbrauchte, aber es waren immer noch genug Leute der Meinung, dass er genau das tat.

Die alten Unken in Wutterholme hörten nicht auf mit düsteren Prophezeiungen, dass das Böse im Haus immer noch sehr lebendig sei, und sie führten genau Buch über die vielen, teilweise recht ungewöhnlichen, Unglücksfälle, die sich darin abspielten. Sie notierten auch genau, was im Mai 2020 einem jungen Mädchen mit Namen Greta Macaulay widerfuhr, das vor Kurzem als Fremdenführerin im Haus zu arbeiten begonnen hatte.

In der Maresfield-Villa bei Wutterholme, Indiana, im Mai 2020

»Mach auf, du Idiot! Mach sofort die Tür auf! Ich bin verletzt – das ist kein Spaß mehr, lass mich raus!«

Die letzten Worte wurden zu einem krampfhaften Husten, als der allgegenwärtige Staub in Greta Macaulays Lungen drang. Sie war wütend und...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2023
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4449-5 / 3751744495
ISBN-13 978-3-7517-4449-2 / 9783751744492
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,3 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die übernatürlichen Phänomene Schottlands

von Lachlan Sinclair

eBook Download (2024)
tredition (Verlag)
9,99
Eine fesselnde Liebesgeschichte zwischen Jess & Ana

von Anna L. Jaensch

eBook Download (2024)
epubli (Verlag)
7,99